25.04.2002, 17:53
Liga-Verband sorgt sich ums Geld
Drohung: Samstag ohne Fußball im TV
Gucken Fußballfans beim Bezahl-Sender Premiere am Samstag auf einen schwarzen Bildschirm? Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat dem Sender aus der angeschlagenen Kirch-Gruppe jedenfalls mit einem Boykott am zweitletzten Spieltag der Bundesliga gedroht. Und dann bekämen auch Sat 1, ARD und ZDF keine Bilder.
Sicherheit für Rate verlangt
"Das ist ein Denkmodell", hat DFL-Geschäftsführer Michael Pfad gesagt. Hintergrund der Boykott-Drohung ist die am 15. Mai fällige Ratenzahlung aus dem Fernsehvertrag mit der insolventen Firma Kirch-Media. Die Bundesligisten haben den Insolvenzverwalter von Kirch-Media aufgefordert, "bis Freitag zu erklären, ob die Zahlung der vierten TV-Rate oder zumindest eine Sicherheit für sie geleistet wird". So heißt es in einer Presseerklärung. Es geht um die Summe von 100 Millionen Euro. Auf das Vorgehen hat sich die DFL in Frankfurt geeinigt.
Möglicherweise nirgendwo Bilder
Da Premiere für die Produktion des Sendesignals zuständig ist, hätten dann auch Sat 1 und die Nachverwerter von ARD und ZDF keine Bilder. Die gesamte technische Abwicklung läuft im Auftrag von Premiere über die zur Kirch-Gruppe gehörende Firma Plazamedia. Die DFL hat aber angekündigt, nach einer Lösung "im Interesse der Fußballfans in Deutschland, die dem Saisonfinale entgegenfiebern", zu suchen. Wie diese konkret aussehen könnte, wurde nicht gesagt.
"Viele Möglichkeiten haben wir ja nicht"
"Dann bleiben die Bildschirme halt schwarz", sagte Rolf Rüssmann, Manager des VfB Stuttgart, zu der Boykott-Drohung: "Die Deutsche Fußball-Liga braucht verlässliche Aussagen, sonst können wir überhaupt nicht planen. Man muss die Saison absichern. Dazu gehört die Erfüllung der vertraglichen Absprachen." HSV-Manager Holger Hieronymus fügte hinzu: "Viele Möglichkeiten haben wir ja nicht. Die Vereine sollten sich im Moment zurückhalten und das Lenkrad komplett in die Hände der DFL legen." Rüssmann geht jedoch davon aus, dass die fällige Rate in Höhe von 100 Millionen Euro pünktlich gezahlt wird.
Rüssmann: Ärger über Sat 1
Verärgert zeigte sich VfB-Manager Rüssmann über die Anfang der Woche geäußerten Sparpläne des Fernsehsenders Sat 1, der nicht mehr so viel Geld für die Bundesliga-Rechte bezahlen will. "Ich habe mich über Äußerungen aus dem Hause Sat 1 etwas geärgert. Die wollen weniger zahlen. Aber ohne Fußball würde denen außer Harald Schmidt nicht mehr viel bleiben."
------------------------------------------------------------------------
Dokumentation
Die Liga-Drohung im Wortlaut
Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat zu der Drohung, den Sender Premiere möglicherweise nicht in die Stadien zu lassen, folgende Pressemitteilung herausgegeben:
"Entgegen des bisherigen Kenntnisstandes der Vereine und Kapitalgesellschaften der Bundesliga und der 2. Bundesliga scheint die Zahlung der vierten TV-Rate von KirchMedia an die Liga nicht mehr gewährleistet zu sein. Dieses lässt sich aus den Äußerungen des vorläufigen Insolvenzverwalters von KirchMedia, Michael Jaffé, der die Zahlung in Frage gestellt hat, ableiten.
Mit der vierten Rate werden die Vereine der Bundesliga und der 2. Bundesliga für eine Leistung entlohnt, die bis auf den 33. und 34. Spieltag bereits erbracht worden ist. Zum Schutz der Interessen der Vereine und Kapitalgesellschaften wurden nach Absprache zwischen der Geschäftsführung der DFL und dem Aufsichtsratsvorsitzenden des Ligaverbands, Werner Hackmann, sowie seines Stellvertreters Harald Strutz, der Insolvenzverwalter aufgefordert, bis Freitag zu erklären, ob die Zahlung der vierten TV-Rate oder zumindest eine Sicherheit für sie gewährleistet wird.
Bleibt eine solche Erklärung aus, erwägt die Liga ernsthaft, von ihrem Leistungsverweigerungsrecht Gebrauch zu machen, mit der Folge, dem Lizenznehmer KirchMedia die Übertragung des 33. und 34. Spieltages zu untersagen. Des Weiteren wird die Möglichkeit der außerordentlichen Kündigung seitens der Liga in Betracht gezogen.
Im Interesse aller Fußballfans in Deutschland, die dem Saisonfinale entgegenfiebern, lässt die DFL nichts unversucht, um zu einer Lösung zu kommen, die letztendlich nicht den Fußballfan zum Leidtragenden dieser Auseinandersetzung macht. Es bleibt in diesem Zusammenhang festzuhalten, dass die Existenz einer Reihe von Vereinen der 2. Bundesliga, aber auch der Bundesliga für den Fall der Nichtzahlung der vierten Rate von KirchMedia erheblich bedroht wäre.
Frankfurt/Main, den 25.04.02
gez. Michael Pfad, Geschäftsführer und PR"
Drohung: Samstag ohne Fußball im TV
Gucken Fußballfans beim Bezahl-Sender Premiere am Samstag auf einen schwarzen Bildschirm? Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat dem Sender aus der angeschlagenen Kirch-Gruppe jedenfalls mit einem Boykott am zweitletzten Spieltag der Bundesliga gedroht. Und dann bekämen auch Sat 1, ARD und ZDF keine Bilder.
Sicherheit für Rate verlangt
"Das ist ein Denkmodell", hat DFL-Geschäftsführer Michael Pfad gesagt. Hintergrund der Boykott-Drohung ist die am 15. Mai fällige Ratenzahlung aus dem Fernsehvertrag mit der insolventen Firma Kirch-Media. Die Bundesligisten haben den Insolvenzverwalter von Kirch-Media aufgefordert, "bis Freitag zu erklären, ob die Zahlung der vierten TV-Rate oder zumindest eine Sicherheit für sie geleistet wird". So heißt es in einer Presseerklärung. Es geht um die Summe von 100 Millionen Euro. Auf das Vorgehen hat sich die DFL in Frankfurt geeinigt.
Möglicherweise nirgendwo Bilder
Da Premiere für die Produktion des Sendesignals zuständig ist, hätten dann auch Sat 1 und die Nachverwerter von ARD und ZDF keine Bilder. Die gesamte technische Abwicklung läuft im Auftrag von Premiere über die zur Kirch-Gruppe gehörende Firma Plazamedia. Die DFL hat aber angekündigt, nach einer Lösung "im Interesse der Fußballfans in Deutschland, die dem Saisonfinale entgegenfiebern", zu suchen. Wie diese konkret aussehen könnte, wurde nicht gesagt.
"Viele Möglichkeiten haben wir ja nicht"
"Dann bleiben die Bildschirme halt schwarz", sagte Rolf Rüssmann, Manager des VfB Stuttgart, zu der Boykott-Drohung: "Die Deutsche Fußball-Liga braucht verlässliche Aussagen, sonst können wir überhaupt nicht planen. Man muss die Saison absichern. Dazu gehört die Erfüllung der vertraglichen Absprachen." HSV-Manager Holger Hieronymus fügte hinzu: "Viele Möglichkeiten haben wir ja nicht. Die Vereine sollten sich im Moment zurückhalten und das Lenkrad komplett in die Hände der DFL legen." Rüssmann geht jedoch davon aus, dass die fällige Rate in Höhe von 100 Millionen Euro pünktlich gezahlt wird.
Rüssmann: Ärger über Sat 1
Verärgert zeigte sich VfB-Manager Rüssmann über die Anfang der Woche geäußerten Sparpläne des Fernsehsenders Sat 1, der nicht mehr so viel Geld für die Bundesliga-Rechte bezahlen will. "Ich habe mich über Äußerungen aus dem Hause Sat 1 etwas geärgert. Die wollen weniger zahlen. Aber ohne Fußball würde denen außer Harald Schmidt nicht mehr viel bleiben."
------------------------------------------------------------------------
Dokumentation
Die Liga-Drohung im Wortlaut
Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat zu der Drohung, den Sender Premiere möglicherweise nicht in die Stadien zu lassen, folgende Pressemitteilung herausgegeben:
"Entgegen des bisherigen Kenntnisstandes der Vereine und Kapitalgesellschaften der Bundesliga und der 2. Bundesliga scheint die Zahlung der vierten TV-Rate von KirchMedia an die Liga nicht mehr gewährleistet zu sein. Dieses lässt sich aus den Äußerungen des vorläufigen Insolvenzverwalters von KirchMedia, Michael Jaffé, der die Zahlung in Frage gestellt hat, ableiten.
Mit der vierten Rate werden die Vereine der Bundesliga und der 2. Bundesliga für eine Leistung entlohnt, die bis auf den 33. und 34. Spieltag bereits erbracht worden ist. Zum Schutz der Interessen der Vereine und Kapitalgesellschaften wurden nach Absprache zwischen der Geschäftsführung der DFL und dem Aufsichtsratsvorsitzenden des Ligaverbands, Werner Hackmann, sowie seines Stellvertreters Harald Strutz, der Insolvenzverwalter aufgefordert, bis Freitag zu erklären, ob die Zahlung der vierten TV-Rate oder zumindest eine Sicherheit für sie gewährleistet wird.
Bleibt eine solche Erklärung aus, erwägt die Liga ernsthaft, von ihrem Leistungsverweigerungsrecht Gebrauch zu machen, mit der Folge, dem Lizenznehmer KirchMedia die Übertragung des 33. und 34. Spieltages zu untersagen. Des Weiteren wird die Möglichkeit der außerordentlichen Kündigung seitens der Liga in Betracht gezogen.
Im Interesse aller Fußballfans in Deutschland, die dem Saisonfinale entgegenfiebern, lässt die DFL nichts unversucht, um zu einer Lösung zu kommen, die letztendlich nicht den Fußballfan zum Leidtragenden dieser Auseinandersetzung macht. Es bleibt in diesem Zusammenhang festzuhalten, dass die Existenz einer Reihe von Vereinen der 2. Bundesliga, aber auch der Bundesliga für den Fall der Nichtzahlung der vierten Rate von KirchMedia erheblich bedroht wäre.
Frankfurt/Main, den 25.04.02
gez. Michael Pfad, Geschäftsführer und PR"