09.09.2009, 16:11
Charavet - der erste Maskenringer
Am 12.06.1967 gewann Mil Mascaras mit dem Mexican National Light Heavyweight Title seinen ersten Titel. Mascaras ging als maskierter Wrestler in die Geschichte ein. Aufgrund ihrer Traditionen würde man zuerst in Mexiko den Ursprung der Maskenringer vermuten. Doch fast genau 100 Jahre vor Mascaras Titelgewinn waren franz. Ringer im Jahre 1867 die Begründer einer noch primitiven Masken-Tradition. Das es auch ohne Masken ging, bewiesen freilich Wrestler wie: Gorilla Ramos, Alberto Campos, Juan Humberto, Miguel und Enrique Torres, Javier Francisco Guzman oder der noch beliebtere Miguel "Black" Guzman.
Anziehungspunkte waren Maskenringer fast immer. El Santo lieferte dafür ein gutes Beispiel. Santos Popularität erreichten damalige Wrestler im 19.Jh. nicht mal Ansatzweise. Eine Maske zu tragen war nicht selbstverständlich und manche Kritiker sahen die alten Ringer-Traditionen gefährdet. Umso stärker ist natürlich das Misstrauen gewesen, als plötzlich vermehrt der "Mann mit der Maske" auftauchte. Diese schlichte aber einfache Bezeichnung wählten findige Veranstalter in Paris, die somit auf mehr Umsatz hofften. Frankreich war ohnehin ein Traditionsland. Die Vorgeschichte des ersten maskierten Ringers beginnt schon Anfang des 19.Jh. in Südfrankreich. Das damalige Wrestling bekam seine größten Impulse nicht aus Nordamerika, sondern aus Frankreich und England. Diese, in manchen Kreisen unwillige Erkenntnis, zieht sich nahtlos bis zur Jahrhundertwende 19./20.Jh.. Frankreich war berufen den Ringkampf zu revolutionieren. In Toulouse und Bordeaux wurden bereits Ringerschulen eingerichtet, welche ihre Schüler im gr.-röm. Stil ausbildeten. Eine Verbindung aus Stand- und Bodenringkampf, die im späten 19.Jh. zur bestimmenden Kampfrichtung in Europa aufstieg.
In Südfrankreich gab es Familien, die das Ringen über mehrere Generationen hinweg ausübten. Bis dato war jedoch kein Interesse im größeren Maßstab zu verzeichnen. 1848 schließlich eröffnete der franz. Schauspieler und Veranstalter Rossignol-Rollin in der Pariser Rue de Montesquieu eine Ringkampfarena. Aus allen Regionen des Landes zogen Ringer Richtung Paris. Doch schon 1851 musste Rollin seine Arena wieder schließen. Danach wurde es still bis zur Pariser Weltausstellung im Jahre 1867. Die weitere Entwicklung des Ringkampfes war kaum abzuschätzen. Die Weltausstellung lockte Besucher aus vielen Teilen Europas an. Um das auszunutzen, eröffnete Rollin erneut eine Arena. Diesmal in der Rue le Pelletier. Rollin zog die mittlerweile zweite Generation von Ringern in seine Arena, die ihre Vorgänger wie Charles Arpin oder Ambroise de Savoyard ablösten. Ein Traditionsbruch wurde unternommen, als plötzlich der "Mann mit der Maske (L´homme Masque)" erschien. Die Veranstalter verpflichteten einen Herrn namens Charavet, der vorher so gut wie unbekannt war. Das Auftreten eines Maskenringers erzeugte eine heftige Kritik unter alten Veteranen. 1895 schrieb Hermann Waldemar Otto von einem "gewöhnlichen Verbrecher". Otto leitete seit Ende der 1880er Jahre den Düsseldorfer "Artist". Eine Zeitschrift, die sich als Organ der bis dahin völlig rechtlosen Artisten verstand. Otto arbeitete die Geschichte der Artistik auf und stellte sie 1895 mit dem Buch "Fahrend Volk" einem interessierten Publikum zur Schau.
Generell war jetzt das Interesse höher und Rollin verzeichnete gute Gewinne. Am Ende der Weltausstellung blieb die Arena bestehen. Weitere Treffpunkte in Paris wie das Theater "Folies Bergére" oder der "Cirque d´Hiver", trugen danach größere Ringer-Turniere aus. Maskenringer sind anfangs belächelt worden. Heute sind sie kaum noch wegzudenken. Manchmal konnte man die Identität über Jahre verbergen. Amerikaner überlieferten das Erscheinen des ersten Maskenringers für das Jahr 1873. Ein Irrtum, wie bei manchen anderen Dingen auch. Alte Literatur über den ersten Maskenringer ist kaum oder gar nicht mehr verfügbar. Lediglich der Auftritt zur Weltausstellung 1867 ist dokumentiert.
Literatur:
"Fahrend Volk - Abnormitäten, Kuriositäten und interessante Vertreter der wandernden Künstlerwelt"
Hermann Waldemar Otto ("Signor Saltarino")
Verlagsbuchhandlung J.J.Weber, Leipzig 1895
Am 12.06.1967 gewann Mil Mascaras mit dem Mexican National Light Heavyweight Title seinen ersten Titel. Mascaras ging als maskierter Wrestler in die Geschichte ein. Aufgrund ihrer Traditionen würde man zuerst in Mexiko den Ursprung der Maskenringer vermuten. Doch fast genau 100 Jahre vor Mascaras Titelgewinn waren franz. Ringer im Jahre 1867 die Begründer einer noch primitiven Masken-Tradition. Das es auch ohne Masken ging, bewiesen freilich Wrestler wie: Gorilla Ramos, Alberto Campos, Juan Humberto, Miguel und Enrique Torres, Javier Francisco Guzman oder der noch beliebtere Miguel "Black" Guzman.
Anziehungspunkte waren Maskenringer fast immer. El Santo lieferte dafür ein gutes Beispiel. Santos Popularität erreichten damalige Wrestler im 19.Jh. nicht mal Ansatzweise. Eine Maske zu tragen war nicht selbstverständlich und manche Kritiker sahen die alten Ringer-Traditionen gefährdet. Umso stärker ist natürlich das Misstrauen gewesen, als plötzlich vermehrt der "Mann mit der Maske" auftauchte. Diese schlichte aber einfache Bezeichnung wählten findige Veranstalter in Paris, die somit auf mehr Umsatz hofften. Frankreich war ohnehin ein Traditionsland. Die Vorgeschichte des ersten maskierten Ringers beginnt schon Anfang des 19.Jh. in Südfrankreich. Das damalige Wrestling bekam seine größten Impulse nicht aus Nordamerika, sondern aus Frankreich und England. Diese, in manchen Kreisen unwillige Erkenntnis, zieht sich nahtlos bis zur Jahrhundertwende 19./20.Jh.. Frankreich war berufen den Ringkampf zu revolutionieren. In Toulouse und Bordeaux wurden bereits Ringerschulen eingerichtet, welche ihre Schüler im gr.-röm. Stil ausbildeten. Eine Verbindung aus Stand- und Bodenringkampf, die im späten 19.Jh. zur bestimmenden Kampfrichtung in Europa aufstieg.
In Südfrankreich gab es Familien, die das Ringen über mehrere Generationen hinweg ausübten. Bis dato war jedoch kein Interesse im größeren Maßstab zu verzeichnen. 1848 schließlich eröffnete der franz. Schauspieler und Veranstalter Rossignol-Rollin in der Pariser Rue de Montesquieu eine Ringkampfarena. Aus allen Regionen des Landes zogen Ringer Richtung Paris. Doch schon 1851 musste Rollin seine Arena wieder schließen. Danach wurde es still bis zur Pariser Weltausstellung im Jahre 1867. Die weitere Entwicklung des Ringkampfes war kaum abzuschätzen. Die Weltausstellung lockte Besucher aus vielen Teilen Europas an. Um das auszunutzen, eröffnete Rollin erneut eine Arena. Diesmal in der Rue le Pelletier. Rollin zog die mittlerweile zweite Generation von Ringern in seine Arena, die ihre Vorgänger wie Charles Arpin oder Ambroise de Savoyard ablösten. Ein Traditionsbruch wurde unternommen, als plötzlich der "Mann mit der Maske (L´homme Masque)" erschien. Die Veranstalter verpflichteten einen Herrn namens Charavet, der vorher so gut wie unbekannt war. Das Auftreten eines Maskenringers erzeugte eine heftige Kritik unter alten Veteranen. 1895 schrieb Hermann Waldemar Otto von einem "gewöhnlichen Verbrecher". Otto leitete seit Ende der 1880er Jahre den Düsseldorfer "Artist". Eine Zeitschrift, die sich als Organ der bis dahin völlig rechtlosen Artisten verstand. Otto arbeitete die Geschichte der Artistik auf und stellte sie 1895 mit dem Buch "Fahrend Volk" einem interessierten Publikum zur Schau.
Generell war jetzt das Interesse höher und Rollin verzeichnete gute Gewinne. Am Ende der Weltausstellung blieb die Arena bestehen. Weitere Treffpunkte in Paris wie das Theater "Folies Bergére" oder der "Cirque d´Hiver", trugen danach größere Ringer-Turniere aus. Maskenringer sind anfangs belächelt worden. Heute sind sie kaum noch wegzudenken. Manchmal konnte man die Identität über Jahre verbergen. Amerikaner überlieferten das Erscheinen des ersten Maskenringers für das Jahr 1873. Ein Irrtum, wie bei manchen anderen Dingen auch. Alte Literatur über den ersten Maskenringer ist kaum oder gar nicht mehr verfügbar. Lediglich der Auftritt zur Weltausstellung 1867 ist dokumentiert.
Literatur:
"Fahrend Volk - Abnormitäten, Kuriositäten und interessante Vertreter der wandernden Künstlerwelt"
Hermann Waldemar Otto ("Signor Saltarino")
Verlagsbuchhandlung J.J.Weber, Leipzig 1895
