18.02.2011, 00:22
18.02.1895
Todestag von Carl Abs
Am 18.02.2010, zum 115. Todestag, hab ich bereits ein paar Infos zu Carl Abs in diesem Thread veröffentlicht. Abs starb am 18.02.1895 um 4 Uhr nachmittags in seiner Wohnung in Hamburg Uhlenhorst.
Wie bei Facebook schon im Dezember 2010 angekündigt, steht das Großprojekt Carl Abs vor seiner endgültigen Fertigstellung. Bisher umfasst die Word Datei 30 Seiten Text und es kommt wohl noch was dazu. Diese bald erscheinende Bio umfasst ausführlich die gesamte Geschichte des frühen deutschen Berufsringkampfes. Dank der Mithilfe zweier Fachexperten ist es die größte Bio über den wichtigsten deutschen Pionier und größten deutschen Ringer des 19. Jahrhunderts.
Kampfrekord Carl Abs
http://wwf4ever.de/forum/thread.php?threadid=23255&sid=
Hier noch Zeitungsartikel zu zwei seiner größten Matches:
18.05.1885
Carl Abs vs. William Muldoon
25.07.1891
Carl Abs vs. Tom Cannon
„Der Ringkampf zwischen Carl Abs und William Muldoon in Irving Hall zu New York am 18. Mai 1885 um die Meisterschaft der Welt“
"Wer immer nach einem römischen Bade Verlangen trug, der fand gestern Abend in Irving Hall reichliche Gelegenheit dazu, seines Herzens Sehnsucht Genüge zu leisten, und bekam außerdem noch ein klassisches römisch-griechisches Schauspiel in den Kauf, welchem leider der dramatische Schluß fehlte. Die plattdeutsche Eiche Carl Abs und der bekannte Wrestler, Expolizist William Muldoon, sollten vor der versammelten kolossalen Menschenmenge den Beweis ablegen, wer der "bessere" Mann von Beiden. Die "Show" begann natürlich nicht um 8, wie programmmäßig festgesetzt, sondern stark post festum. Immerhin wurde den Schaulustigen vermöge dieses durch die Usance geheiligten Umstandes das Vergnügen zu theil, eine gute Stunde durch Trampelexercitien und virtuoses Pfeifen todtzuschlagen. Fünf Minuten nach 9 Uhr erschien Carl Abs, von Professor Hoeffler gefolgt, und nahm bescheidentlich seinen Sitz auf der rechten Seite der Bühne ein. Zwei Minuten später tauchte William Muldoons nahezu überschlanke Gestalt auf, und gleich darauf erschien das hübsche sympathische Gesicht ihres Besitzers auf dem Podium. Muldoon benutzte die Gelegenheit, einen Speech loszulassen, Paddy Ryan, den in Ausicht genommenen Referee, ersuchend, seinen Sitz auf hohem Balkon zu verlassen und der "niederen Menschheit" den Anblick seines gefärbten Schnurrbartes zu geben. Paddy machte eine majestätische Handbewegung und lehnte ziemlich impertinent ab, worauf schließlich der Wrestler McMahon die Ehre annahm. 17 Minuten nach 9 Uhr ging der Tanz los. Ebenbürtigere Gegner haben sich nie in einem derartigen Match gegenüber gestanden, und prächtigere Arme als diese vier, welche an zwei Stunden in zuckender, zappelnder Bewegung waren, sind noch niemals ineinander verschlungen gewesen. Beide Kämpen mühten sich mit todesverachtender Bravour ab, einander zu Fall zu bringen; sie ließen keine "Nuance" des "Griechisch-Römisch" außer acht; Muldoons leuchtende Augen flackerten unstät umher, an des Gegners kolossalen Gliedmaßen eine "sterbliche Stelle" zu erspähen, doch Carl Abs fester Blick hielt zu gute Wacht, um dem "Gegen-Champion" eine Chance zu lassen. Nach einstündigem Ringen trat eine Pause von 15 Minuten ein, und dann begann der Kampf von neuem, um nach weiteren ca. 3/4 Stunden von Muldoon aufgegeben zu werden. Als Referee McMahon mit einem Blick voll Mitleid für die Schaulustigen das Ende ankündigte, verstieg sich die unangenehm überraschte und enttäuschte Menge zu einer bescheidenen Zischdemonstration. Jerry Hartigan zeigte in widerlichem Grinsen seine vergoldeten Zähne, Matsada Sorakichi kniff die kleinen Augen zu, die Lichter wurden herabgedreht und die Menschen enteilten der Kongotemperatur des Saales. Die "Field and Farm", eine in New York erscheinende Sportzeitung, bemerkte hierzu, daß Abs, dieser germanische Herkules, wohl der beste Ringkämpfer der Welt im griechisch-römischen Stile zur Jetztzeit sei, und daß Keiner, der amerikanische Champion Clarence Whistler nicht ausgenommen, den Deutschen auf den Rücken legen könne."
1. Bericht
Auszug aus dem „Banques Pauvres Saltim“ von Signor Saltarino
„Die Entscheidung fiel in Berlin, am 25. Juli, unter einem ungeheuren Andrang des Publikums. Das Signal ertönte, die Kämpfer erschienen von rechts nach links auf der Bühne. Die beiden Hünen, breitschultrig, mit hoher, gewölbter Brust, kurzem, festem Nacken, Arme und Beine muskulös und sehnig, reichten sich die Hand und musterten einander mit kurzem, kritischem Blicke. Seinem Naturell entsprechend und als Ringer von Beruf wohl mehr dazu geeignet, ging der Amerikaner sofort zum Angriff über. Der kaltblütige Hamburger empfing ihn mit eisiger Ruhe, scharfen Auges, den Kopf etwas gesenkt. Cannon sucht aus den Augen des Gegners dessen Absichten abzulesen, Abs ersieht sie schon aus dem geringsten Zucken einer Muskel des gegnerischen Armes oder Beines. Jeder hat seine eigene Positur zur Vertheidigung im Augenblicke der höchsten Gefahr. Der Hamburger legt sich mit weitgespreizten Beinen der ganzen Länge nach auf den Boden, Brust, Ellenbogen und zuweilen auch den Kopf fest aufgesetzt; der Amerikaner sitzt oder nimmt eine halb sitzende, halb knieende Stellung an. In dieser Positur fühlen Beide sich sicher. So sehr auch Cannon drei oder vier Mal sich abmühte, den Gegner auf den Rücken umzuwenden, er vermochte ihn um keines Zolles Breite von der Stelle zu rücken. Auch für Abs war es vergebliches Mühen, den Amerikaner rückwärts niederzudrücken. So liess man ab von der erfolglosen Arbeit sprang auf und stand sich wieder gegenüber. Einige Male gelang es Abs, Cannon mit festem Griffe am Leibe zu umspannen und hochzuheben; jeder andere Gegner ist bis jetzt diesem Griffe des Hamburgers erlegen; Cannon wusste sich zu entwinden, oder hielt aus. Zwanzig Minuten hatte der Kampf hin- und hergewogt und doch war die Entscheidung noch nicht gefallen. Die Spannung des Publikums, das stellenweise in wahrhaft tosenden Beifall ausbrach, war auf das Höchste gestiegen. Der Vorhang fiel, um sich nach fünf Minuten wieder zu erheben. Von Neuem erschienen die Riesen auf dem Kampfplatze. Der Kampf war von vorne herein hitziger. Nach zwei Minuten lag Abs wieder in seiner Vertheidigungsstellung. Wie eine Katze sprang Cannon hin und her über ihn hinweg, um ihn zu überraschen. Ohne dass Abs nur den Kopf verdrehte, verfolgte sein scharfes Auge jede Bewegung des Gegners. Die erste Blösse, die er sich gab, wurde Cannon zur Niederlage. Selbst etwas zur Seite geneigt, suchte er Abs mit aller Gewalt umzuwenden. Den Augenblick, wo er locker liess, benutzte Abs. Mit unglaublicher Behendigkeit wandte er seinen Riesenkörper um, gegen die Brust Cannon´s, und warf diesen auf den Rücken. Sofort fasste er ihn mit eisernem Griff und drückte beide Schulter an den Boden. Der Hamburger hatte den Amerikaner nach drei Minuten besiegt, nicht durch die Kraft seines Körpers, sondern in erster Linie durch seine Kaltblütigkeit, seine Geistesgegenwart und die Entschlossenheit im gegebenen Momente die ganze Kraft einzusetzen.“
2. Bericht
Kampf um die Weltmeisterschaft zwischen Carl Abs und Tom Cannon am 25. Juli 1891 in Berlin
„Es war in der elften Nachstunde des Sonnabends. Eine Kavalkade von berittenen Schutzleuten sprengte die Belle-Alliance-Straße hinab, dem Halleschen Tore zu. Inmitten derselben fuhr eine offene Equipage, in der zwei Männer saßen. Zu beiden Seiten, voraus und hinterdrein lief eine nach Tausenden zählende Menge, brüllend, Hüte schwenkend und nach dem Wagen hindrängend, von dem sie die Sicherheitswächter mit Mühe und Not abwehrten. Es war Carl Abs, der „Sieger von Berlin“, der so im Triumph von der Wahlstatt, dem Berliner „Bock“, zur Stadt zurückkehrte, nunmehr der „stärkste Mann der Welt“. Auf der Sommerbühne des American Theater, im Angesichte von tout Berlin, vor unzählbaren Tausenden, welche von nah und fern, aus dem In- und Auslande, herbeigeströmt waren, um Zeuge dieses aufregenden Kampfes zu sein, hatte er sich als letzter dem einzigen Ringer gestellt, welcher gleich ihm bisher noch unbezwungen war: Tom Cannon, den englisch-amerikanischen Meisterschaftsringer und ehemaligen Polizisten. Wohl noch niemals hatte der für seine Massenversammlungen bekannte „Bock“ eine so große Menge in solcher Gährung gesehen, noch keinmal eine solche Mischung aus allen Gesellschaftskreisen, vom Höchsten bis zum Niedrigsten; jeder Nerv gespannt, jeder Puls dem einen Augenblick entgegenschlagend, wo die Bühnenspiele ihr Ende erreichen und die Ringkämpfer vor der Rampe erscheinen würden. Nicht nur die gesamte Berliner Presse, auch die Presse des Auslandes hatte ihre Vertreter entsendet, voran der „New York Herald“; am Sonntag Früh wußte man in den Vereinigten Staaten so gut wie in Berlin alle Einzelheiten und den Verlauf des Ringens. Endlich war der entscheidende Moment gekommen. Unter ganz unbeschreiblicher Aufregung und einem wahren Höllenlärm erschienen die Ringkämpfer auf der Matte: Abs den Cannon faßt um Haupteslänge überragend, jener dagegen breiter im Kreuz und durch eine kräftigere Konstruktur der Beine ausgezeichnet. Im ersten Gang, welcher 20 Minuten dauerte, kamen beide wiederholt in die Lage, sich mit dem Gesichte zur Erde werfen zu müssen, um vom Gegner nicht auf den Rücken gelegt zu werden. Dort aber konnte einer dem anderen nichts anhaben. Selbst Cannons bekannter Trick mit dem „Genickfang“ des Gegners, wodurch er jenen zu betäuben sucht, verfing nicht, trug dem Amerikaner aber von mehreren Seiten ein lautes „Pfui“ ein. Im zweiten Gang trat der ganze furchtbare Ernst der Situation hervor. Bange 9 Minuten gingen so dahin. Abs lag wieder mit dem Gesichte zur Erde, Cannon mühte sich, ihn halb von dieser, halb von jener Seite zu fassen und umzuwenden – vergebens. Plötzlich, schneller als es sich sehen und sagen läßt, brachte Abs die Entscheidung herbei, schlug dem auf den Rücken zu liegen gebrachten Cannon die Linke katzenartig auf die Brust, ihn niederhaltend. Dann erst warf er sich mit seinem ganzen Gewicht auf demselben. Cannon versuchte noch eine halbe Wendung zu machen, um nur eine Schulter in Berührung mit dem Boden zu bringen. Aber das gelang ihm so wenig mehr, wie durch Zurückbiegen des Kopfes das Verhängnis abzuwenden. Beide Schultern berührten den Boden! Was jetzt folgte, spottet jeder Beschreibung! Die Menge verfiel förmlich in Raserei und erschöpfte ihre Kraft in Schreien nach Abs, nach „Tusch“, der nicht kam und in Hochrufen ohne Ende. Abs mußte wiederholt auf der Bühne erscheinen. Alle die kleinen Rosenbouquetts, welche die Damen auf der Brust getragen, flogen ihm zu Füßen als erste Huldigung von zarter Hand. Die gestauten Massen hatten sich schon etwas gelichtet, ein ganzer Fuhrpark setzte sich in Bewegung, als Abs rechts von der Bühne aus dem verbotenen Eingang hervortrat, um möglichst unbemerkt seine mitanwesende Frau aufzusuchen. Sofort erkannt, wurde sein Vorhaben vereitelt; eine wahre Menschenflut umtoste ihn und drängte ihn unter betäubendem Geschrei zur Treppe. Mit einer starken Seitenbewegung entkam Abs nach der dunklen Halle, um von dort unbemerkt die Straße und den draußen harrenden Wagen zu gewinnen. Aber die Menge schob sich ihm nach in den Saal, und klirrend brachen die Scheiben der Glaswände und Fenster auf allen Seiten. Er entwich noch einmal in den Garten und hart umdrängt nach dem Wagen. Ein Freund folgte mit Kopfsprung nach und fort ging es, wie im Anfang beschrieben. Am Belle-Alliance-Platz hatte man die Verfolger überholt. Abs flüchtete in ein Restaurant und schickte den Wagen nach dem „Bock“ zurück, um seine Frau nachholen zu lassen. Nach der ersten eingenommenen Stärkung fuhr er zum „Klausner“ in der Krausenstraße, seiner Berliner Stammkneipe. Auch hier mit Hurra empfangen, fanden sich alle Abs Freunde an dem Abs Tische zusammen, an welchem auch Direktor Reiff seinen bestimmten Platz hatte. Nachts um 2 Uhr wurden in den Straßen Berlins noch Extrablätter, welche Abs als „Meisterschaftsringer der Welt“ verkündeten, ausgerufen und reißend an den Mann gebracht.“
3. Bericht
„Ein Berliner Blatt schreibt über diesen ereignisvollen Kampf folgendes: Das Haus war an diesem Abend von geradezu beängstigender Fülle, und um dasselbe drängte und stieß sich eine nach vielen Tausenden zählende Menge, die keinen Einlaß mehr erlangen konnte. Die Zwischenhändler machten brillante Geschäfte, da Logenbillete bis zu fünfzig Mark gezahlt wurden. Mit fieberhafter Spannung saß das Kopf an Kopf dicht gedrängte Publikum dem Beginn des Entscheidungskampfes entgegen. Endlich ertönte das mit äußerster Ungeduld erwartete Zeichen; die beiden Ringer erschienen von verschiedenen Seiten. Abs trug einen röthlichen Brust- und Bein Tricot, eine schwarz sammtne „Badehose“ und schwarze Schnürschuhe ohne Hacken. Cannon hatte einen weißen Tricot und ebenfalls eine schwarz sammtne „Badehose“ angelegt. Er ging ohne Schuhwerk, also sozusagen auf Strümpfen. Einen Hüftgürtel trugen beide Ringer nicht. Als das Signal zum Beginn gegeben war, rieb sich Tom Cannon nach seiner Gewohnheit die Hände. Dann schritten beide Ringer, sich nach altem Brauch versöhnlich die Hand reichend, aneinander vorüber, und der Kampf begann. Es waren verschiedene „Gänge“ von je 20 Minuten Zeitdauer, unterbrochen durch Fünfminutenpausen, bis zur endgültigen Entscheidung vereinbart worden. Nachdem beide Ringer eine Zeit lang Kopf an Kopf, Schulter gegen Schulter gestemmt, versucht hatten, den günstigen Händegriff zu erhaschen, ging Cannon gleich sehr scharf zum Angriff über. Mit eisernem Griff umklammerte er den Hals von Abs, doch der Hamburger hielt Stand, und der echt amerikanische Nackenschlag erschütterte ihn kaum. Binnen kurzem gelang es Cannon, Carl Abs so zu umschlingen, daß er ihn auf die Knie brachte und ihn von hinten mit den Armen umspannt hielt. Mit tigerkatzenartiger Gewandtheit schwang sich Cannon, immer den Obergriff bewahrend, über den Körper des Hamburger Hünen hinweg, bald zur linken, bald zur rechten Seite, um die günstigste Lage zu bekommen. Alle Anstrengungen des Amerikaners aber, den Hamburger, der sich nun flach mit der Brust auf den Boden legte, umzukehren, scheiterten an der unerschütterlichen Riesenkraft dieses Herkuleskörpers, der wie ein mächtiger Granitblock dalag. Cannon mußte schließlich die Arme lösen, beide Ringer sprangen auf und stellten sich wieder in Positur. Langanhaltender frenetischer Jubel im Publikum. Als bald darauf die Situation wechselte und Cannon, von Abs umspannt, mit den Knien die Erde berührte, konnte man so recht die wunderbare Kunst und Geschicklichkeit des Amerikaners beobachten. Mit dem Ausstrecken eines Armes, mit einer einzigen Beinstellung wußte er, eigenthümlich lächelnd und seine prächtigen Zähne zeigend, alle Versuche Abs´, ihn umzudrehen, völlig zu vereiteln. Ja, Cannon setzte sich schließlich ganz gemütlich, etwa wie ein Baby, auf den Teppich, streckte nur nach beiden Seiten mit einer eigenthümlichen Haltung die Arme aus und – Abs vermochte nichts zu machen, mußte einfach die überlegene Situation aufgeben. Und wieder begann der Kampf. Einmal hob Abs Tom Cannon hoch in die Luft, aber der Amerikaner faßte, trotz dieser gefährlichen Situation, schnell wieder festen Fuß. Ueberhaupt war ohne Zweifel Cannon der weitaus bessere und kunstfertigere Ringer. Er kämpfte mit einer Geschmeidigkeit, ja, wir möchten sagen, mit einer Grazie, die Kennern die höchste Bewunderung abringen mußte. Er hatte geradezu geniale Trics, und dabei sorgte er noch für die Erheiterung des Publikums, z.B. wenn er seinen schweißtriefenden Kopf in höchst drolliger Weise an der Hose von Abs abtrocknete. Wiederholt noch brachte Tom Cannon Carl Abs auf die Knie, aber immer wieder mühte er sich vergeblich, diesen Koloß zu wenden und auf die Schultern zu legen. Schließlich waren die 20 Minuten vorüber – Abs blutete am linken Arm und der Tricot von Cannon wurde von dem Blute leicht getränkt – der erste Gang war beendet. Eine Pause von fünf Minuten trat ein. Es war klar, daß Abs, der sich im ersten Gange mehr in der Defensive gehalten hatte, im zweiten Gange, wo Cannon schon etwas ermüdet sein mußte, seine volle Kraft und Wucht einsetzen würde. Dieser zweite Gang ereichte ein unerwartet frühzeitiges Ende, ganz augenscheinlich durch eine geradezu unbegreifliche Achtlosigkeit Tom Cannons, der, seiner meisterlichen Geschicklichkeit vertrauend, sich zu sicher fühlte und das im nächsten Augenblicke büßen mußte. Cannon hatte Abs wieder auf die Knie geworfen, auf der linken Seite der Bühne, dicht an den Coulissen, und lag, den Hamburger mit den Armen umspannend, hinter resp. neben ihm. Tom Cannon vermuthete ebensowenig, wie irgend eine Seele im Publikum, daß Carl Abs in dieser Lage zum Angriff übergehen werde. Da plötzlich wälzte sich Abs mit großer Gewandtheit derart herum, daß er mit dem Rücken auf die Brust Tom Cannons zu liegen kam und drückte nun den völlig überrumpelten Amerikaner langsam, aber sicher auf den Boden nieder. Eine Zeit lang hielt sich Cannon noch, auf den Kopf gestützt, in der Schwebe, dann aber mußte er nachgeben – das furchtbare Gewicht des herkulischen Gegners drückte ihn nieder – und er berührte mit beiden Schultern den Boden. Das Publikum war zuerst starr und brach dann in ein förmliches Jubelgeschrei aus. Cannon machte dann noch eine merkwürdige Bewegung, halb ruhend – es schien, als ob er demonstrieren wollte, auf welche Weise er zu Falle gekommen war. Schließlich reichten sich die beiden Ringer die Hände. Während der beiden „Gänge“ ertönten aus der Menge anfeuernde Rufe: „Bravo, Abs!“ „Goo on, Tom Cannon!“ Immer wieder mußte der Sieger sich zeigen, und im Garten spielte die Kapelle “Deutschland, Deutschland über alles!” Ein Theil des Publikums sang begeistert mit. Zu stürmischen Scenen kam es später noch, als Abs das Etablissement verlassen wollte. Die Menge geberdete sich in ihrer Begeisterung wie wahnsinnig, versperrte ihm den Weg und zertrümmerte schließlich, ihm nachdrängend, sämtliche Scheiben des großen Konzertsaales. Es dauerte noch eine gute halbe Stunde, ehe die Tausende von Zuschauern das Etablissement verlassen hatten; draußen hielt eine dichtgedrängte Menschenmenge die Straßen besetzt und harrte die Heimfahrt des „Meisterringers der Welt“. Nach vieler Mühe gelang es Herrn Abs, sich den um ihn drängenden und mit Fragen bestürmenden Menschen zu entziehen und unter starker polizeilicher Bedeckung die für ihn bestimmte Droschke zu erreichen. Nachdem er endlich eingestiegen, jagte die Droschke, eskortiert von vier berittenen Schutzleuten, unter brausenden Hochrufen die Belle – Alliancestraße hinab, dem Halleschen Thore zu. Lange noch liefen Hunderte von Leuten dem dahinrollenden Wagen nach. So endete dieser denkwürdige Abend, an welchem Abs sich nicht nur thatsächlich als stärkster Mann, sondern auch als Meisterringer der Welt bewährt, die außerordentlichsten Beifallsbezeugungen geerntet und seinen Namen in noch weit höherem Grade als bisher weit über die Grenzen des Landes, ja Europas hinaus berühmt gemach hatte.“
4. Bericht
„Der Würfel ist gefallen, die Meisterschaft der Welt ruht auf dem deutschen Ringkämpfer Carl Abs. Eine Massenwanderung fand gestern, Sonnabend Abend, nach dem Sommer-American-Theater statt, es mochten an acht- bis zehntausend Personen erschienen sein, um dem aufregenden Schauspiele des Ringens um die Meisterschaft der Welt beizuwohnen. Und es war in der That ein aufregendes Schauspiel, in Erwartung dessen die vorhergehenden Nummern des Programms fast wirkungslos verliefen. Endlich gab die Glocke das Zeichen zum Beginn des Kampfes. Tausendfacher Jubel ertönte, als die beiden Ringer die Bühne betraten. Hier Cannon, zuversichtlich, siegesbewußt, fast zu sicher. Dort Abs, fest, ruhig, spähend, jede Blöße des Gegners benutzend und meist in der Defensive. Beide erschienen gleich kräftig, keiner ließ dem anderen einen Vortheil, und wo das Zünglein an der Wage zu Ungunsten des Einen sich neigte, legte sich dieser platt auf die Erde, und alle Mühe des Gegners, ihn auf den Rücken zu wenden, blieb vergeblich. So ging der Kampf zwanzig Minuten. Dann trat eine Pause von fünf Minuten ein. Im zweiten Gange wiederholte sich dasselbe Schauspiel, und es schien, als ob der Vorgang unentschieden bleiben würde: Abs hatte wieder einmal seinen mehrfach erprobten Kniff angewendet und lag auf dem Boden, das Gesicht zur Erde. Cannon mühte sich von allen Seiten, um den Gegner zu wenden, er stieg über Abs weg, von rechts nach links und umgedreht, da, bei einem solchen Übersteigen, mußte Cannon, dessen Sicherheit ihm hier verderblich wurde, ausgeglitten sein, im Nu hatte Abs sich erhoben und legte Cannon unter einem tosenden Beifallsgeschrei des Publikums mit den Schultern zur Erde. Herr Direktor Reiff trat bald darauf hervor und verkündete das von dem Oberschiedsrichter Herrn Kraftturner Wohlig abgegebene Urtheil: Herr Cannon ist im zweiten Gange nach zwei Minuten von Herrn Abs regelrecht geworfen worden. Damit dürfte die Serie der Ringkämpfe beendet sein. Abs darf sich seines Sieges freuen, aber dem Herrn Cannon darf man die Theilnahme nicht versagen; er ist zwar um die Meisterschaft der Welt gekommen, dagegen läßt sich nichts einwenden, nach dem alten Grundsatz: „Verstehen ist verspiel,“ doch ihre Achtung müssen ihm Alle zollen, die Zeugen des Ringkampfes waren; seine allzugroße Sicherheit wurde sein Verderben, seine Eigenschaft als außerordentlicher Ringer bleibt dadurch unberührt. Die Beifallsbezeugungen für den Sieger im großen Zweikampfe kannten keine Grenzen und nahmen beim Verlassen des Gartens einen fast beängstigenden Charakter an. Man versperrte ihm den Weg, und des gelang Herrn Abs erst nach geraumer Zeit, bis zum Bier-Buffet vorzudringen. Hierselbst stärkte er sich nachdem erst durch ein Glas Moselwein und wollte dem Ausgang sich nähern, er passierte den Theatersaal, und rücksichtslos folgte ihm trotz eines verstärkten Aufgebots unserer Schutzmannschaft die Menge, wobei einige fünfzig Glasscheiben zertrümmert wurden. – Als Abs die Thür verschlossen fand, näherte er sich der großen Freitreppe und gelangte so mit vieler Mühe nach dem Ausgang der Fidicinstraße zu. Herr Direktor Schaurté hatte für einen Wagen gesorgt, und einer Einladung Folge leistend fuhr Abs in Begleitung seiner Freunde nach dem Monopol Hotel, um dort ein eigens angerichtetes Mahl einzunehmen. Die Wetten, welche auf die Wettringer abgeschlossen wurden, gingen hoch in die Tausende. Die bekannten Berliner Buchmacher waren eigens aus Hamburg herübergekommen, um noch „am Start selbst“ Wetten anzunehmen, dieselben notirten: 2:1 gegen Cannon und 11/2 :1 gegen Abs. – Ein hiesiger Sportsmann wettete allein 3000 Mark und gewann die Wette. – Für Montag Nachmittag haben mehrere Kavallerie Offiziere Herrn Abs zu einem Festmahl eingeladen, das in den Sälen des Monopol Theaters gefeiert werden soll. – Das beste Geschäft bei dem Ringkampf hat aller Voraussicht nach Herr Direktor Reiff gemacht. – An zahlende Personen sollen allein 9000 Entreebillets abgesetzt sein, reservirte Plätze waren nur mit großem Kostenaufwand erhältlich, so wurden für einzelne Logensitze fünfzig Mark an der Börse bereitwilligst gezahlt.“
Todestag von Carl Abs
Am 18.02.2010, zum 115. Todestag, hab ich bereits ein paar Infos zu Carl Abs in diesem Thread veröffentlicht. Abs starb am 18.02.1895 um 4 Uhr nachmittags in seiner Wohnung in Hamburg Uhlenhorst.
Zitat:18. Februar 1895 - Hamburg
In Hamburg stirbt der Patriarch aller deutschen Amateurringer, Berufsringer, Catcher, Kraftakrobaten und Gewichtheber Carl Abs im Alter von 43 Jahren. Er erlag einem Nieren- und Leberleiden in seiner Wohnung in Hamburg-Uhlenhorst. Als Sohn eines Zimmermanns wurde Abs 1851 im heutigen Mecklenburg-Vorpommern geboren. Er diente im 2. Hanseatischen Infanterie Regiment Nr. 76. Nachdem frühen Tod des Vaters erwirkte jedoch seine Mutter die baldige Rückkehr des Sohnes ins heimische Groß-Godems bei Parchim. 1879, nach den Angaben des Artistikexperten Hermann Waldemar Otto ("Signor Saltarino"), kam Abs nach Hamburg. Im Frühjahr 1882 begann er seine Ringerkarriere und reiste per Schiff am 10. März 1885 nach New York. Er kämpfte gegen viele Größen der Zeit wie Matsada Sorakichi und Edwin Bibby. Am 03. April 1885 traf er erstmals auf den American Greco-Roman Champion William Muldoon. Die Zeitung Police Gazette schrieb eine Meisterschaft aus, die Abs, mit dem Sieg über Muldoon am 18. Mai 1885, gewann. Nach seiner Ankunft in Hamburg wurde er gefeiert wie ein Weltmeister. Abs hatte als erster Deutscher eine wichtige Meisterschaft in den USA gewonnen. Ab 1886 trainierte der Franzose Jean Doublier viele Ringer im Bodenringkampf. Auch Abs reiste nach Paris, um von diesem hochgeachteten Lehrer zu lernen. Das Training zeigte Wirkung, da Abs seinen Lehrer im Pariser “Cirque d’Hiver” bezwingen konnte. Die Karriere von Carl Abs fand aufgrund von Schiebungen, Krankheit und Alkoholsucht ein baldiges Ende. Eine Matchserie gegen den großen Engländer Tom Cannon 1891 zählte zu seinen letzten großen Auftritten. Auf dem Gelände der Berliner Bockbrauerei besiegte er Cannon am 25. Juli 1891. Als schwerkranker Mann trat er 1894 dem jüngeren Ernst Roeber gegenüber. Abs verlor den Kampf und unternahm noch eine Tour mit seinem Schüler John Pohl, den alle nur “Abs II” nannten. Allerdings konnte Carl keine Kämpfe mehr bestreiten. Ein weiterer Schüler von Abs war Heinrich Eberle. Abs’ Freund und Trainingspartner, Carl Jänecke, war einer der ersten Biografen nach seinem Tod. Jänecke und Prof. Dr. Ferdinand Hueppe färbten jedoch manche Ereignisse. Abs löste in Deutschland die Amateurringerbewegung des späten 19.Jh. aus, galt als Vorbild bei der Gründung von Schwerathletikvereinen und ist der bedeutendste Pionier des deutschen Berufsringkampfes.
Wie bei Facebook schon im Dezember 2010 angekündigt, steht das Großprojekt Carl Abs vor seiner endgültigen Fertigstellung. Bisher umfasst die Word Datei 30 Seiten Text und es kommt wohl noch was dazu. Diese bald erscheinende Bio umfasst ausführlich die gesamte Geschichte des frühen deutschen Berufsringkampfes. Dank der Mithilfe zweier Fachexperten ist es die größte Bio über den wichtigsten deutschen Pionier und größten deutschen Ringer des 19. Jahrhunderts.
Kampfrekord Carl Abs
http://wwf4ever.de/forum/thread.php?threadid=23255&sid=
Hier noch Zeitungsartikel zu zwei seiner größten Matches:
18.05.1885
Carl Abs vs. William Muldoon
25.07.1891
Carl Abs vs. Tom Cannon
„Der Ringkampf zwischen Carl Abs und William Muldoon in Irving Hall zu New York am 18. Mai 1885 um die Meisterschaft der Welt“
"Wer immer nach einem römischen Bade Verlangen trug, der fand gestern Abend in Irving Hall reichliche Gelegenheit dazu, seines Herzens Sehnsucht Genüge zu leisten, und bekam außerdem noch ein klassisches römisch-griechisches Schauspiel in den Kauf, welchem leider der dramatische Schluß fehlte. Die plattdeutsche Eiche Carl Abs und der bekannte Wrestler, Expolizist William Muldoon, sollten vor der versammelten kolossalen Menschenmenge den Beweis ablegen, wer der "bessere" Mann von Beiden. Die "Show" begann natürlich nicht um 8, wie programmmäßig festgesetzt, sondern stark post festum. Immerhin wurde den Schaulustigen vermöge dieses durch die Usance geheiligten Umstandes das Vergnügen zu theil, eine gute Stunde durch Trampelexercitien und virtuoses Pfeifen todtzuschlagen. Fünf Minuten nach 9 Uhr erschien Carl Abs, von Professor Hoeffler gefolgt, und nahm bescheidentlich seinen Sitz auf der rechten Seite der Bühne ein. Zwei Minuten später tauchte William Muldoons nahezu überschlanke Gestalt auf, und gleich darauf erschien das hübsche sympathische Gesicht ihres Besitzers auf dem Podium. Muldoon benutzte die Gelegenheit, einen Speech loszulassen, Paddy Ryan, den in Ausicht genommenen Referee, ersuchend, seinen Sitz auf hohem Balkon zu verlassen und der "niederen Menschheit" den Anblick seines gefärbten Schnurrbartes zu geben. Paddy machte eine majestätische Handbewegung und lehnte ziemlich impertinent ab, worauf schließlich der Wrestler McMahon die Ehre annahm. 17 Minuten nach 9 Uhr ging der Tanz los. Ebenbürtigere Gegner haben sich nie in einem derartigen Match gegenüber gestanden, und prächtigere Arme als diese vier, welche an zwei Stunden in zuckender, zappelnder Bewegung waren, sind noch niemals ineinander verschlungen gewesen. Beide Kämpen mühten sich mit todesverachtender Bravour ab, einander zu Fall zu bringen; sie ließen keine "Nuance" des "Griechisch-Römisch" außer acht; Muldoons leuchtende Augen flackerten unstät umher, an des Gegners kolossalen Gliedmaßen eine "sterbliche Stelle" zu erspähen, doch Carl Abs fester Blick hielt zu gute Wacht, um dem "Gegen-Champion" eine Chance zu lassen. Nach einstündigem Ringen trat eine Pause von 15 Minuten ein, und dann begann der Kampf von neuem, um nach weiteren ca. 3/4 Stunden von Muldoon aufgegeben zu werden. Als Referee McMahon mit einem Blick voll Mitleid für die Schaulustigen das Ende ankündigte, verstieg sich die unangenehm überraschte und enttäuschte Menge zu einer bescheidenen Zischdemonstration. Jerry Hartigan zeigte in widerlichem Grinsen seine vergoldeten Zähne, Matsada Sorakichi kniff die kleinen Augen zu, die Lichter wurden herabgedreht und die Menschen enteilten der Kongotemperatur des Saales. Die "Field and Farm", eine in New York erscheinende Sportzeitung, bemerkte hierzu, daß Abs, dieser germanische Herkules, wohl der beste Ringkämpfer der Welt im griechisch-römischen Stile zur Jetztzeit sei, und daß Keiner, der amerikanische Champion Clarence Whistler nicht ausgenommen, den Deutschen auf den Rücken legen könne."
1. Bericht
Auszug aus dem „Banques Pauvres Saltim“ von Signor Saltarino
„Die Entscheidung fiel in Berlin, am 25. Juli, unter einem ungeheuren Andrang des Publikums. Das Signal ertönte, die Kämpfer erschienen von rechts nach links auf der Bühne. Die beiden Hünen, breitschultrig, mit hoher, gewölbter Brust, kurzem, festem Nacken, Arme und Beine muskulös und sehnig, reichten sich die Hand und musterten einander mit kurzem, kritischem Blicke. Seinem Naturell entsprechend und als Ringer von Beruf wohl mehr dazu geeignet, ging der Amerikaner sofort zum Angriff über. Der kaltblütige Hamburger empfing ihn mit eisiger Ruhe, scharfen Auges, den Kopf etwas gesenkt. Cannon sucht aus den Augen des Gegners dessen Absichten abzulesen, Abs ersieht sie schon aus dem geringsten Zucken einer Muskel des gegnerischen Armes oder Beines. Jeder hat seine eigene Positur zur Vertheidigung im Augenblicke der höchsten Gefahr. Der Hamburger legt sich mit weitgespreizten Beinen der ganzen Länge nach auf den Boden, Brust, Ellenbogen und zuweilen auch den Kopf fest aufgesetzt; der Amerikaner sitzt oder nimmt eine halb sitzende, halb knieende Stellung an. In dieser Positur fühlen Beide sich sicher. So sehr auch Cannon drei oder vier Mal sich abmühte, den Gegner auf den Rücken umzuwenden, er vermochte ihn um keines Zolles Breite von der Stelle zu rücken. Auch für Abs war es vergebliches Mühen, den Amerikaner rückwärts niederzudrücken. So liess man ab von der erfolglosen Arbeit sprang auf und stand sich wieder gegenüber. Einige Male gelang es Abs, Cannon mit festem Griffe am Leibe zu umspannen und hochzuheben; jeder andere Gegner ist bis jetzt diesem Griffe des Hamburgers erlegen; Cannon wusste sich zu entwinden, oder hielt aus. Zwanzig Minuten hatte der Kampf hin- und hergewogt und doch war die Entscheidung noch nicht gefallen. Die Spannung des Publikums, das stellenweise in wahrhaft tosenden Beifall ausbrach, war auf das Höchste gestiegen. Der Vorhang fiel, um sich nach fünf Minuten wieder zu erheben. Von Neuem erschienen die Riesen auf dem Kampfplatze. Der Kampf war von vorne herein hitziger. Nach zwei Minuten lag Abs wieder in seiner Vertheidigungsstellung. Wie eine Katze sprang Cannon hin und her über ihn hinweg, um ihn zu überraschen. Ohne dass Abs nur den Kopf verdrehte, verfolgte sein scharfes Auge jede Bewegung des Gegners. Die erste Blösse, die er sich gab, wurde Cannon zur Niederlage. Selbst etwas zur Seite geneigt, suchte er Abs mit aller Gewalt umzuwenden. Den Augenblick, wo er locker liess, benutzte Abs. Mit unglaublicher Behendigkeit wandte er seinen Riesenkörper um, gegen die Brust Cannon´s, und warf diesen auf den Rücken. Sofort fasste er ihn mit eisernem Griff und drückte beide Schulter an den Boden. Der Hamburger hatte den Amerikaner nach drei Minuten besiegt, nicht durch die Kraft seines Körpers, sondern in erster Linie durch seine Kaltblütigkeit, seine Geistesgegenwart und die Entschlossenheit im gegebenen Momente die ganze Kraft einzusetzen.“
2. Bericht
Kampf um die Weltmeisterschaft zwischen Carl Abs und Tom Cannon am 25. Juli 1891 in Berlin
„Es war in der elften Nachstunde des Sonnabends. Eine Kavalkade von berittenen Schutzleuten sprengte die Belle-Alliance-Straße hinab, dem Halleschen Tore zu. Inmitten derselben fuhr eine offene Equipage, in der zwei Männer saßen. Zu beiden Seiten, voraus und hinterdrein lief eine nach Tausenden zählende Menge, brüllend, Hüte schwenkend und nach dem Wagen hindrängend, von dem sie die Sicherheitswächter mit Mühe und Not abwehrten. Es war Carl Abs, der „Sieger von Berlin“, der so im Triumph von der Wahlstatt, dem Berliner „Bock“, zur Stadt zurückkehrte, nunmehr der „stärkste Mann der Welt“. Auf der Sommerbühne des American Theater, im Angesichte von tout Berlin, vor unzählbaren Tausenden, welche von nah und fern, aus dem In- und Auslande, herbeigeströmt waren, um Zeuge dieses aufregenden Kampfes zu sein, hatte er sich als letzter dem einzigen Ringer gestellt, welcher gleich ihm bisher noch unbezwungen war: Tom Cannon, den englisch-amerikanischen Meisterschaftsringer und ehemaligen Polizisten. Wohl noch niemals hatte der für seine Massenversammlungen bekannte „Bock“ eine so große Menge in solcher Gährung gesehen, noch keinmal eine solche Mischung aus allen Gesellschaftskreisen, vom Höchsten bis zum Niedrigsten; jeder Nerv gespannt, jeder Puls dem einen Augenblick entgegenschlagend, wo die Bühnenspiele ihr Ende erreichen und die Ringkämpfer vor der Rampe erscheinen würden. Nicht nur die gesamte Berliner Presse, auch die Presse des Auslandes hatte ihre Vertreter entsendet, voran der „New York Herald“; am Sonntag Früh wußte man in den Vereinigten Staaten so gut wie in Berlin alle Einzelheiten und den Verlauf des Ringens. Endlich war der entscheidende Moment gekommen. Unter ganz unbeschreiblicher Aufregung und einem wahren Höllenlärm erschienen die Ringkämpfer auf der Matte: Abs den Cannon faßt um Haupteslänge überragend, jener dagegen breiter im Kreuz und durch eine kräftigere Konstruktur der Beine ausgezeichnet. Im ersten Gang, welcher 20 Minuten dauerte, kamen beide wiederholt in die Lage, sich mit dem Gesichte zur Erde werfen zu müssen, um vom Gegner nicht auf den Rücken gelegt zu werden. Dort aber konnte einer dem anderen nichts anhaben. Selbst Cannons bekannter Trick mit dem „Genickfang“ des Gegners, wodurch er jenen zu betäuben sucht, verfing nicht, trug dem Amerikaner aber von mehreren Seiten ein lautes „Pfui“ ein. Im zweiten Gang trat der ganze furchtbare Ernst der Situation hervor. Bange 9 Minuten gingen so dahin. Abs lag wieder mit dem Gesichte zur Erde, Cannon mühte sich, ihn halb von dieser, halb von jener Seite zu fassen und umzuwenden – vergebens. Plötzlich, schneller als es sich sehen und sagen läßt, brachte Abs die Entscheidung herbei, schlug dem auf den Rücken zu liegen gebrachten Cannon die Linke katzenartig auf die Brust, ihn niederhaltend. Dann erst warf er sich mit seinem ganzen Gewicht auf demselben. Cannon versuchte noch eine halbe Wendung zu machen, um nur eine Schulter in Berührung mit dem Boden zu bringen. Aber das gelang ihm so wenig mehr, wie durch Zurückbiegen des Kopfes das Verhängnis abzuwenden. Beide Schultern berührten den Boden! Was jetzt folgte, spottet jeder Beschreibung! Die Menge verfiel förmlich in Raserei und erschöpfte ihre Kraft in Schreien nach Abs, nach „Tusch“, der nicht kam und in Hochrufen ohne Ende. Abs mußte wiederholt auf der Bühne erscheinen. Alle die kleinen Rosenbouquetts, welche die Damen auf der Brust getragen, flogen ihm zu Füßen als erste Huldigung von zarter Hand. Die gestauten Massen hatten sich schon etwas gelichtet, ein ganzer Fuhrpark setzte sich in Bewegung, als Abs rechts von der Bühne aus dem verbotenen Eingang hervortrat, um möglichst unbemerkt seine mitanwesende Frau aufzusuchen. Sofort erkannt, wurde sein Vorhaben vereitelt; eine wahre Menschenflut umtoste ihn und drängte ihn unter betäubendem Geschrei zur Treppe. Mit einer starken Seitenbewegung entkam Abs nach der dunklen Halle, um von dort unbemerkt die Straße und den draußen harrenden Wagen zu gewinnen. Aber die Menge schob sich ihm nach in den Saal, und klirrend brachen die Scheiben der Glaswände und Fenster auf allen Seiten. Er entwich noch einmal in den Garten und hart umdrängt nach dem Wagen. Ein Freund folgte mit Kopfsprung nach und fort ging es, wie im Anfang beschrieben. Am Belle-Alliance-Platz hatte man die Verfolger überholt. Abs flüchtete in ein Restaurant und schickte den Wagen nach dem „Bock“ zurück, um seine Frau nachholen zu lassen. Nach der ersten eingenommenen Stärkung fuhr er zum „Klausner“ in der Krausenstraße, seiner Berliner Stammkneipe. Auch hier mit Hurra empfangen, fanden sich alle Abs Freunde an dem Abs Tische zusammen, an welchem auch Direktor Reiff seinen bestimmten Platz hatte. Nachts um 2 Uhr wurden in den Straßen Berlins noch Extrablätter, welche Abs als „Meisterschaftsringer der Welt“ verkündeten, ausgerufen und reißend an den Mann gebracht.“
3. Bericht
„Ein Berliner Blatt schreibt über diesen ereignisvollen Kampf folgendes: Das Haus war an diesem Abend von geradezu beängstigender Fülle, und um dasselbe drängte und stieß sich eine nach vielen Tausenden zählende Menge, die keinen Einlaß mehr erlangen konnte. Die Zwischenhändler machten brillante Geschäfte, da Logenbillete bis zu fünfzig Mark gezahlt wurden. Mit fieberhafter Spannung saß das Kopf an Kopf dicht gedrängte Publikum dem Beginn des Entscheidungskampfes entgegen. Endlich ertönte das mit äußerster Ungeduld erwartete Zeichen; die beiden Ringer erschienen von verschiedenen Seiten. Abs trug einen röthlichen Brust- und Bein Tricot, eine schwarz sammtne „Badehose“ und schwarze Schnürschuhe ohne Hacken. Cannon hatte einen weißen Tricot und ebenfalls eine schwarz sammtne „Badehose“ angelegt. Er ging ohne Schuhwerk, also sozusagen auf Strümpfen. Einen Hüftgürtel trugen beide Ringer nicht. Als das Signal zum Beginn gegeben war, rieb sich Tom Cannon nach seiner Gewohnheit die Hände. Dann schritten beide Ringer, sich nach altem Brauch versöhnlich die Hand reichend, aneinander vorüber, und der Kampf begann. Es waren verschiedene „Gänge“ von je 20 Minuten Zeitdauer, unterbrochen durch Fünfminutenpausen, bis zur endgültigen Entscheidung vereinbart worden. Nachdem beide Ringer eine Zeit lang Kopf an Kopf, Schulter gegen Schulter gestemmt, versucht hatten, den günstigen Händegriff zu erhaschen, ging Cannon gleich sehr scharf zum Angriff über. Mit eisernem Griff umklammerte er den Hals von Abs, doch der Hamburger hielt Stand, und der echt amerikanische Nackenschlag erschütterte ihn kaum. Binnen kurzem gelang es Cannon, Carl Abs so zu umschlingen, daß er ihn auf die Knie brachte und ihn von hinten mit den Armen umspannt hielt. Mit tigerkatzenartiger Gewandtheit schwang sich Cannon, immer den Obergriff bewahrend, über den Körper des Hamburger Hünen hinweg, bald zur linken, bald zur rechten Seite, um die günstigste Lage zu bekommen. Alle Anstrengungen des Amerikaners aber, den Hamburger, der sich nun flach mit der Brust auf den Boden legte, umzukehren, scheiterten an der unerschütterlichen Riesenkraft dieses Herkuleskörpers, der wie ein mächtiger Granitblock dalag. Cannon mußte schließlich die Arme lösen, beide Ringer sprangen auf und stellten sich wieder in Positur. Langanhaltender frenetischer Jubel im Publikum. Als bald darauf die Situation wechselte und Cannon, von Abs umspannt, mit den Knien die Erde berührte, konnte man so recht die wunderbare Kunst und Geschicklichkeit des Amerikaners beobachten. Mit dem Ausstrecken eines Armes, mit einer einzigen Beinstellung wußte er, eigenthümlich lächelnd und seine prächtigen Zähne zeigend, alle Versuche Abs´, ihn umzudrehen, völlig zu vereiteln. Ja, Cannon setzte sich schließlich ganz gemütlich, etwa wie ein Baby, auf den Teppich, streckte nur nach beiden Seiten mit einer eigenthümlichen Haltung die Arme aus und – Abs vermochte nichts zu machen, mußte einfach die überlegene Situation aufgeben. Und wieder begann der Kampf. Einmal hob Abs Tom Cannon hoch in die Luft, aber der Amerikaner faßte, trotz dieser gefährlichen Situation, schnell wieder festen Fuß. Ueberhaupt war ohne Zweifel Cannon der weitaus bessere und kunstfertigere Ringer. Er kämpfte mit einer Geschmeidigkeit, ja, wir möchten sagen, mit einer Grazie, die Kennern die höchste Bewunderung abringen mußte. Er hatte geradezu geniale Trics, und dabei sorgte er noch für die Erheiterung des Publikums, z.B. wenn er seinen schweißtriefenden Kopf in höchst drolliger Weise an der Hose von Abs abtrocknete. Wiederholt noch brachte Tom Cannon Carl Abs auf die Knie, aber immer wieder mühte er sich vergeblich, diesen Koloß zu wenden und auf die Schultern zu legen. Schließlich waren die 20 Minuten vorüber – Abs blutete am linken Arm und der Tricot von Cannon wurde von dem Blute leicht getränkt – der erste Gang war beendet. Eine Pause von fünf Minuten trat ein. Es war klar, daß Abs, der sich im ersten Gange mehr in der Defensive gehalten hatte, im zweiten Gange, wo Cannon schon etwas ermüdet sein mußte, seine volle Kraft und Wucht einsetzen würde. Dieser zweite Gang ereichte ein unerwartet frühzeitiges Ende, ganz augenscheinlich durch eine geradezu unbegreifliche Achtlosigkeit Tom Cannons, der, seiner meisterlichen Geschicklichkeit vertrauend, sich zu sicher fühlte und das im nächsten Augenblicke büßen mußte. Cannon hatte Abs wieder auf die Knie geworfen, auf der linken Seite der Bühne, dicht an den Coulissen, und lag, den Hamburger mit den Armen umspannend, hinter resp. neben ihm. Tom Cannon vermuthete ebensowenig, wie irgend eine Seele im Publikum, daß Carl Abs in dieser Lage zum Angriff übergehen werde. Da plötzlich wälzte sich Abs mit großer Gewandtheit derart herum, daß er mit dem Rücken auf die Brust Tom Cannons zu liegen kam und drückte nun den völlig überrumpelten Amerikaner langsam, aber sicher auf den Boden nieder. Eine Zeit lang hielt sich Cannon noch, auf den Kopf gestützt, in der Schwebe, dann aber mußte er nachgeben – das furchtbare Gewicht des herkulischen Gegners drückte ihn nieder – und er berührte mit beiden Schultern den Boden. Das Publikum war zuerst starr und brach dann in ein förmliches Jubelgeschrei aus. Cannon machte dann noch eine merkwürdige Bewegung, halb ruhend – es schien, als ob er demonstrieren wollte, auf welche Weise er zu Falle gekommen war. Schließlich reichten sich die beiden Ringer die Hände. Während der beiden „Gänge“ ertönten aus der Menge anfeuernde Rufe: „Bravo, Abs!“ „Goo on, Tom Cannon!“ Immer wieder mußte der Sieger sich zeigen, und im Garten spielte die Kapelle “Deutschland, Deutschland über alles!” Ein Theil des Publikums sang begeistert mit. Zu stürmischen Scenen kam es später noch, als Abs das Etablissement verlassen wollte. Die Menge geberdete sich in ihrer Begeisterung wie wahnsinnig, versperrte ihm den Weg und zertrümmerte schließlich, ihm nachdrängend, sämtliche Scheiben des großen Konzertsaales. Es dauerte noch eine gute halbe Stunde, ehe die Tausende von Zuschauern das Etablissement verlassen hatten; draußen hielt eine dichtgedrängte Menschenmenge die Straßen besetzt und harrte die Heimfahrt des „Meisterringers der Welt“. Nach vieler Mühe gelang es Herrn Abs, sich den um ihn drängenden und mit Fragen bestürmenden Menschen zu entziehen und unter starker polizeilicher Bedeckung die für ihn bestimmte Droschke zu erreichen. Nachdem er endlich eingestiegen, jagte die Droschke, eskortiert von vier berittenen Schutzleuten, unter brausenden Hochrufen die Belle – Alliancestraße hinab, dem Halleschen Thore zu. Lange noch liefen Hunderte von Leuten dem dahinrollenden Wagen nach. So endete dieser denkwürdige Abend, an welchem Abs sich nicht nur thatsächlich als stärkster Mann, sondern auch als Meisterringer der Welt bewährt, die außerordentlichsten Beifallsbezeugungen geerntet und seinen Namen in noch weit höherem Grade als bisher weit über die Grenzen des Landes, ja Europas hinaus berühmt gemach hatte.“
4. Bericht
„Der Würfel ist gefallen, die Meisterschaft der Welt ruht auf dem deutschen Ringkämpfer Carl Abs. Eine Massenwanderung fand gestern, Sonnabend Abend, nach dem Sommer-American-Theater statt, es mochten an acht- bis zehntausend Personen erschienen sein, um dem aufregenden Schauspiele des Ringens um die Meisterschaft der Welt beizuwohnen. Und es war in der That ein aufregendes Schauspiel, in Erwartung dessen die vorhergehenden Nummern des Programms fast wirkungslos verliefen. Endlich gab die Glocke das Zeichen zum Beginn des Kampfes. Tausendfacher Jubel ertönte, als die beiden Ringer die Bühne betraten. Hier Cannon, zuversichtlich, siegesbewußt, fast zu sicher. Dort Abs, fest, ruhig, spähend, jede Blöße des Gegners benutzend und meist in der Defensive. Beide erschienen gleich kräftig, keiner ließ dem anderen einen Vortheil, und wo das Zünglein an der Wage zu Ungunsten des Einen sich neigte, legte sich dieser platt auf die Erde, und alle Mühe des Gegners, ihn auf den Rücken zu wenden, blieb vergeblich. So ging der Kampf zwanzig Minuten. Dann trat eine Pause von fünf Minuten ein. Im zweiten Gange wiederholte sich dasselbe Schauspiel, und es schien, als ob der Vorgang unentschieden bleiben würde: Abs hatte wieder einmal seinen mehrfach erprobten Kniff angewendet und lag auf dem Boden, das Gesicht zur Erde. Cannon mühte sich von allen Seiten, um den Gegner zu wenden, er stieg über Abs weg, von rechts nach links und umgedreht, da, bei einem solchen Übersteigen, mußte Cannon, dessen Sicherheit ihm hier verderblich wurde, ausgeglitten sein, im Nu hatte Abs sich erhoben und legte Cannon unter einem tosenden Beifallsgeschrei des Publikums mit den Schultern zur Erde. Herr Direktor Reiff trat bald darauf hervor und verkündete das von dem Oberschiedsrichter Herrn Kraftturner Wohlig abgegebene Urtheil: Herr Cannon ist im zweiten Gange nach zwei Minuten von Herrn Abs regelrecht geworfen worden. Damit dürfte die Serie der Ringkämpfe beendet sein. Abs darf sich seines Sieges freuen, aber dem Herrn Cannon darf man die Theilnahme nicht versagen; er ist zwar um die Meisterschaft der Welt gekommen, dagegen läßt sich nichts einwenden, nach dem alten Grundsatz: „Verstehen ist verspiel,“ doch ihre Achtung müssen ihm Alle zollen, die Zeugen des Ringkampfes waren; seine allzugroße Sicherheit wurde sein Verderben, seine Eigenschaft als außerordentlicher Ringer bleibt dadurch unberührt. Die Beifallsbezeugungen für den Sieger im großen Zweikampfe kannten keine Grenzen und nahmen beim Verlassen des Gartens einen fast beängstigenden Charakter an. Man versperrte ihm den Weg, und des gelang Herrn Abs erst nach geraumer Zeit, bis zum Bier-Buffet vorzudringen. Hierselbst stärkte er sich nachdem erst durch ein Glas Moselwein und wollte dem Ausgang sich nähern, er passierte den Theatersaal, und rücksichtslos folgte ihm trotz eines verstärkten Aufgebots unserer Schutzmannschaft die Menge, wobei einige fünfzig Glasscheiben zertrümmert wurden. – Als Abs die Thür verschlossen fand, näherte er sich der großen Freitreppe und gelangte so mit vieler Mühe nach dem Ausgang der Fidicinstraße zu. Herr Direktor Schaurté hatte für einen Wagen gesorgt, und einer Einladung Folge leistend fuhr Abs in Begleitung seiner Freunde nach dem Monopol Hotel, um dort ein eigens angerichtetes Mahl einzunehmen. Die Wetten, welche auf die Wettringer abgeschlossen wurden, gingen hoch in die Tausende. Die bekannten Berliner Buchmacher waren eigens aus Hamburg herübergekommen, um noch „am Start selbst“ Wetten anzunehmen, dieselben notirten: 2:1 gegen Cannon und 11/2 :1 gegen Abs. – Ein hiesiger Sportsmann wettete allein 3000 Mark und gewann die Wette. – Für Montag Nachmittag haben mehrere Kavallerie Offiziere Herrn Abs zu einem Festmahl eingeladen, das in den Sälen des Monopol Theaters gefeiert werden soll. – Das beste Geschäft bei dem Ringkampf hat aller Voraussicht nach Herr Direktor Reiff gemacht. – An zahlende Personen sollen allein 9000 Entreebillets abgesetzt sein, reservirte Plätze waren nur mit großem Kostenaufwand erhältlich, so wurden für einzelne Logensitze fünfzig Mark an der Börse bereitwilligst gezahlt.“

