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Biografie: Rikidozan
#2
Teil 2

Sakata war im Übrigen der erste Pro-Wrestler, der ihm überhaupt begegnete. Auch war das das erste Match im Wrestling, was er live miterlebte. So sollte es dann nur noch knapp vier Wochen dauern, bis er das erste Match im Professional Wrestling bestritt. Damit begann wohl die spannendste Zeit in seinem kurzen Leben, in positiver und negativer Hinsicht. Dass japanische Wrestling jedenfalls sollte durch dieses Treffen grundlegend verändert werden. Sakata schien die vorschnelle Entscheidung von Riki aber etwas zu weit zu gehen. Er gab ihm zunächst noch Bedenkzeit, bot aber dennoch schon ein Training an. Sakata wusste aus eigener Erfahrung, wie schwierig es ist ein Wrestler zu werden. Und dazu noch ein guter. Doch der Koreaner war von seinem Entschluss nicht mehr abzubringen.

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Sakata dämpfte jedoch den Enthusiasmus und machte klar, dass mit dem Einstieg ins Pro-Wrestling ein hartes Training bevorstehe. Viele wären an den Anforderungen gescheitert oder hätten unter der Last des Drucks aufgegeben. Sakata verblieb noch im Rahmen einer Tour bis Ende Oktober 1951 in Japan. Die erste Bewährungsprobe als Pro-Wrestler stand am 28.10.1951 an. Rikis erster Gegner hieß Bobby Bruns. Bruns, ein amerikanischer Wrestler, lernte Riki bei einer Tour durch Japan kennen. Er wollte unbedingt das Können dieses ehemaligen Sumoringers persönlich testen. In breiter Öffentlichkeit hatte sich schon längst herumgesprochen, dass da jemand war, in dem vielleicht ein großes Talent schlummerte. Riki trainierte ausgiebig an jedem Tag bis zum Match gegen Bruns. Sein erster Kampf dauerte nur 10 Minuten. Er war zwar von der Kraft her sehr gut, doch bei der Technik bestand noch Trainingsbedarf. Der Kampf entwickelte sich rasch zu einem Duell. Bruns war sichtlich überrascht, dass Riki viele Aktionen aushebelte. Nach 10 Minuten endete das Match im Unentschieden.

Experten waren hiernach überzeugt davon, dass war die Geburtsstunde des japanischen Pro-Wrestlings, begründet durch Rikidozan. Nach dem Match stellte sich die Frage, ob nun die Karriere in Japan oder in Amerika weitergeht. 1951 war die Situation in Japan aber noch sehr schwierig, da es praktisch keine Pro-Wrestling Liga gab. So blieb nur der Weg in die USA. Auch Sakata konnte in Amerika erst international durchstarten. Der Entschluss Japan zu verlassen, kam nach einer Niederlage. Riki unterlag in einem Bar-Fight. Jedoch machten Sakata und Bruns ebenfalls Druck. Man durfte im Wrestling nicht erst lange warten. Schnell durchstarten hieß es, um möglichst auf die oberste Stufe der langen Treppe zum Champion zu gelangen. Für die Karriere in der Ferne musste leider auch die Ehe herhalten. Seine geliebte Aya musste gut 1 Jahr ohne Riki auskommen.

Bruns hatte maßgeblichen Anteil daran, dass Riki nach Amerika übersiedelte, da er ihn auf der Tour durch Japan mitnahm und ihn so unterstützte. Im Hintergrund zog auch Promoter Alexander Karasick aus Hawaii die Fäden zur Übersiedlung in den Westen. Die politische Situation zwischen Japan und Amerika entspannte sich 1952, als der Friedensvertrag von San Francisco geschlossen wurde. Damit wurden die Einreisebestimmungen gelockert und das Einreiseverbot für Japaner aufgehoben. Das Wrestling in Japan begann sich nach 1945 erst richtig zu entwickeln. Ein Großteil der Menschen interessierte sich stärker für die muskulösen Athleten. Sie waren auf der Suche nach neuen Helden und Idealen im Sport, brachte doch die Niederlage im Zweiten Weltkrieg gegen die Amerikaner eine gewisse Depression mit sich. Vielleicht liegt hier auch das anfängliche Misstrauen gegenüber Rikis Person drin begründet.

Die ersten Bausteine, die Matsada Sorakichi vor über 60 Jahren in den USA geschaffen hatte, konnten nun durch Rikidozan wiederbelebt werden. Und das sollte nun stärker geschehen, als viele zuerst gar nicht vermutet hätten. Sein Weg führte ihn im Februar 1952 nach Hawaii. Auf Hawaii und dann wenig später in Kalifornien erfolgte das eigentliche Training. Im Hintergrund wirkte Sakata helfend mit, sowie ein anderer international bekannter Wrestler, Oki Shikina. Sakata erklärte Riki in einem Telegramm die grundlegenden Regeln und verwies noch einmal darauf, dass das Wrestling schwieriger ist als es aussieht:

"Pro-Wrestling is by no means an easy job. The pro-wrestler must shed more, sweat and blood than any other professional Sports players. He may be killed in the ring. Some say that pro-wrestlers are shadowed by death. If you insist for all this, I´ll try my best to help you."

Sakata verständigte in einem Telefonat Oki Shikina, dass Riki nach Hawaii kommen würde. Shikina, der Direktor des Sportsmen Club auf Hawaii, war davon wenig angetan. Er schien nicht sonderlich überzeugt zu sein von einem ehemaligen Sumoringer. Riki begab sich auf den Weg nach Hawaii, um dort weitere Matches zu sehen und zu bestreiten.

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Shikina, dessen Karriere als Pro-Wrestler im Dezember 1929 begann, kämpfte in den Jahren 1937 und 1938 gegen den damaligen World Champion Jim Londos. Es kam zum Treffen zwischen den dreien: Sakata, Shikina und Riki. Sakata erzählte Shikina von dem Match gegen Bobby Bruns. Obwohl das Match im Unentschieden endete, zeigte Riki gute Aktionen und konterte viele Kicks aus. Riki hatte vorher gerade einmal zwei Wochen intensiv trainiert. Shikina war sichtlich erstaunt, doch nicht beeindruckt. Er setzte ein Match für den 17.02.1952 gegen "Wolf Chief" Ulch Zich an. Es folgte schließlich das Training mit Shikina. Vor diesem Kampf sollte Riki aber noch für Pressemeldungen sorgen. An einem Abend nach dem Training pöbelten ihn 6 Männer an, die allesamt größer waren als er selbst. Der Streit eskalierte und es kam zur Prügelei. Die sechs Hooligans von den Straßen Honolulus mussten aber alle schmerzlich feststellen, dass Riki nicht irgendwer war. Er verprügelte sie nach Strich und Faden. Erst die herbeigerufene Polizei konnte dem Treiben ein Ende setzen.

Am 17. Februar kam dann das Match gegen Ulch Zich im Civic Auditorium in Honolulu vor über 6000 Zuschauern. Im Training vorher perfektionierte er den Karate Chop. Dass sollte ihm in diesem Kampf zu Gute kommen. Der Karate Chop blieb sein Markenzeichen während der ganzen Karriere. In den USA nannte man diese Aktion "Judo Chop". Dieser Schlag geht auf japanisch-amerikanische Wrestler zurück, die weit vor dem Zweiten Weltkrieg international kämpften. Die amerikanischen Wrestler übernahmen diese Aktion und nannten sie "tomahawk". Benutzten Japaner diese Aktion wurde sie "Judo Chop" genannt. Dass war auch bei Wrestlern der Fall, die nach Amerika einwanderten oder japanische Wurzeln hatten. Ulch Zich, sein Gegner, ging ziemlich selbstbewußt in dieses Match und deutete sogar an Riki zu killen. Als Zich jedoch den Karate Chop abbekam war allerdings Schluss mit lustig. Riki setzte mit dem Pin nach. Shikina war jetzt überzeugt von seiner Leistung. Andere Wrestler, die ihm auf Hawaii in Matches begegneten, waren: "Czechoslovakian Tiger", "Fierce Bull of Texas", "Ghoul" Karl Devius und "Russian Woods" Iwan Kamerov.

Riki überstand hier so einige Konfrontationen siegreich. Sowohl im als auch außerhalb des Rings . Die Hawaiischen Zeitschriften füllten so manche Titelseite über ihn. Nach dem er den "Wolf Chief" besiegt hatte, kam der nächste Gegner, Asering. Im nächsten Kampf im Civic Auditorium von Honolulu musste Riki mit Handbandagen antreten. Im sehr harten Training zuvor, hatte er den Karate Chop wohl so oft ausgeführt, dass dabei seine rechte Hand ernsthaft verletzt wurde. Trotzdem stellte er sich dem Kampf. Nach 14 Minuten endete die Auseinandersetzung zu Gunsten von Riki. Asering setzte auf die geschwächte Hand. Der Kampf verlief äußerst blutig und am Ende waren auch die Spuren an Rikis Hand deutlich sichtbar geworden. Shikina griff ebenfalls ins Geschehen ein, um so seinem Schützling zu helfen. Asering wollte eigentlich Revanche für die vorangegangene Niederlage von Ulch Zich.

Der nächste Gegner auf Hawaii hieß "California Bear" Pilo Pilasen. Der musste allerdings den kürzeren ziehen, so dass der Koreaner auch hier siegreich blieb. Im Kampf gegen Iwan Kamerov knockte Riki diesen nach 27 Minuten und 30 Sekunden regelrecht aus. Riki sprach eine Herausforderung an die Pacific double Champions Bobby Bruns und Simonovich aus. Es folgte ein Match zwischen den dreien. Riki siegte mit einem 2 zu 1 Punktestand und gewann den Pacific doubles pro-wrestling championship. Das war der allererste Titelgewinn für Riki im Pro-Wrestling.

Shikina verständigte den Organisator Markovich. Der plante bereits etliche Matches im Wrestling. Im Hintergrund arbeitete Markovich stark mit, um den Koreaner in den USA und Japan groß raus kommen zu lassen. Es fehlte aber noch an wirklichen Titeln, um einen Namen im Wrestling zu bekommen. So führte der Weg schließlich nach Kalifornien, wo er am 12.06.1952 im "Cow Palace" von San Francisco den ersten Wrestling Kampf auf amerikanischen Boden bestritt. Sein Gegner war ein Gewisser Ike Aikens. Aikens, dessen Spitzname "Shell of Kentucky" war, kommandierte im Zweiten Weltkrieg eine US-Tanker Einheit. Aikens musste ziemlich viele Karate Chops einstecken. Nach einem Hin und Her siegte Riki schließlich. Die USA Tour konnte nun endlich durchstarten. Es standen sehr viele Matches an. Den größten Teil der insgesamt 260 Kämpfe entschied er für sich. Nur drei Niederlagen musste er verzeichnen. Was vorerst verdeckt blieb und viele auch gar nicht wussten, war sein eigentliches Gimmick als Bösewicht.

Die Japaner schauten den Entwicklungen in den USA aufmerksam zu. Vor allem weil er sich bereits bei den Amerikanern profiliert hatte. Er besiegte nahezu jeden USA Wrestler, der sich gegen ihn stellte. Es war also schon eine Art der überkommenden Freude unter den Fans, besonders in Asien. Da war jemand, der den Amerikanern im Wrestling ein starkes Gewicht entgegensetzte. Doch Riki werte sich dagegen, als Bösewicht dargestellt zu werden. Nur äußerst selten trat er wirklich als Heel an. Er dachte dabei offenbar immer an die Fans in Japan. Die Befürchtungen hinsichtlich des Gimmicks waren durchaus gerechtfertigt. Wenn nun der Heel Rikidozan plötzlich zu populär würde, dürfte es später in Japan umso schwieriger sein, ihn als Face durchkommen zu lassen. Der Pacific Coast Tag Team Title sollte in greifbare Nähe rücken, als am 30.09.1952 in San Francisco ein wichtiges Tag Team Match bevorstand. Sein Partner war Dennis Clary. Zusammen bildeten sie ein gutes Team und besiegten die Champions Enrique Torres und Gino Garibaldi. Riki und Dennis Clary wurden neue Pacific Coast Tag Team Champions. Geht man von der Bedeutung des Pacific double Championship aus, so war nun dieser Titel mit Clary zusammen, der erste richtige Titel in seiner Wrestlerkarriere.

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Bei den amerikanischen Fans war er nie so populär wie bei den japanischen. Dennoch wurde Riki mit der Zeit in den USA ein Held. Die meisten seiner Gegner waren in gewisser Hinsicht überlegen, was Größe und Kraft anbelangte. Er war nun kein Modellathlet eines USA Wrestlers. Seinen Kampfstil nannten die Amerikaner häufig "Kamikaze" oder "Pearl Habor Attack". Das war auch nicht unbegründet, da selbst sein Auftreten als Wrestler etwas ungewöhnlich erschien. Er betrat den Ring Barfuß und mit schwarzen Shorts. Später bekam er sogar den Spitznamen "Cement Player" von einigen amerikanischen "Kollegen" verpasst. Die Erfolge bei den Matches machten ihn stärker und riefen ein höheres Selbstbewusstsein hervor. Auch unter den "Kollegen" und sogar weltweit hatte sein Auftritt Eindruck hinterlassen.

Mit den Monaten in Amerika wurden die Kämpfe sogar zu den Main Events der Shows. Die amerikanischen Fans sahen in ihm nun weniger den Bösewicht als den Guten. Riki provozierte seine Gegner oft und behauptete die über gewichtigen Amerikaner seien nur Schummler und keinesfalls so hart wie Japaner. Die USA Tour war ein voller Erfolg und machte Rikidozan reich und berühmt. Doch ein wenig Glück war immer dabei. Die amerikanischen Wrestler unterstützten ihn stärker, als er vielleicht erwartet hätte. Viele legten sich für ihn auf die Matte und eröffneten somit die Tür für den Erfolg. Sie ließen ihn auch überraschend gewinnen, obwohl die meisten Gegner um einiges überlegen waren.

Die USA Tour endete im März 1953 und am 06.03.1953 landete das Flugzeug auf japanischen Boden. Japan hatte seinen Helden wieder. Doch er war für die Fans, ach für ganz Japan schon längst zum Nationalhelden aufgestiegen. Ein regelrechter Kult entstand um seine Person. Das Wrestling in Japan sollte ab diesem Zeitpunkt zu einer ernsthaften Konkurrenz für die Amerikaner werden. Auch wirtschaftlich und gesellschaftlich ging es mit Japan wieder bergauf. Viele Historiker und Experten meinten, das Rikidozan hieran maßgeblichen Anteil hatte. Für sein Leben konnte das ja nur positiv sein. Die Kasse sollte die nächsten Jahre kräftig klingeln. Er wurde zu einem der reichsten Bürger des Inselstaates. Er ist durch diese Tour zwar nicht zum Nationalhelden der Amerikaner geworden, dennoch hinterließ sein Erscheinen unauslöschliche Spuren.

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Die Behauptung japanische Wrestler seien härter als amerikanische, machte ihn sicherlich nie so populär in den USA, wie in Japan. Die Fans in der Heimat sahen es gerne, dass da jemand war, der einen Amerikaner nach dem anderen besiegte. Doch es sollte schließlich ein Amerikaner werden, der Rikidozan zur japanischen Legende machte. Rikis Kontakte zu Amerikanern reichten schon etwas länger zurück. Bereits als Sumoringer baute er einige Verbindungen zu Promotern und Wrestlern auf. Diese sollten ihm dann später weiterhelfen.
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