08.11.2010, 13:35
Zitat:Hast du noch mehr Infos zu dieser "Welt-Union" bzw. diesem "Ehrengericht"?
Zur Welt-Union:
Also die richtige Bezeichnung ist „Welt-Union für Berufsringen“, womit wohl der dritte deutsche Verband „Ringer-Union“ in Berlin gemeint sein könnte. Die Welt-Union hatte ihren Hauptsitz ebenfalls in Berlin. Werner Glasenapp wird 1935 in einem Zeitungsartikel als „Führer der Welt-Union“ betitelt. Durch die Gleichschaltung der Nazis entstand im August 1933 der Dachverband „Verband – Deutscher – Berufsringer (VDB)“, in dem die drei bisherigen Verbände IRV, DRV und Ringer-Union aufgingen. Den eigentlichen Machthabern, wie Reichssportführer von Tschammer und Osten, kam es besonders auf „Deutsch“ an, was den Namen betraf.
Ich kann nicht viel zur Welt-Union sagen, da ich mich damit bisher nicht groß befasst habe. Sie erscheint häufig als „Dachverband“, aber handelt dann, wie bei Siegfried, mit Zustimmung des VDB. Was ich für mich bisher zusammenfassen kann ist, dass 1935 die zweite Neuorganisation kam. Erst die Gleichschaltung zum VDB 1933 und dann die Umbenennung dieses Verbandes 1935 in „Deutscher – Ringkämpfer – Verband (DRV)“. Dahinter stand das Reichsfachamt für Schwerathletik unter dem Vorsitz von Kurt Frey. Frey war einer der Hauptpersonen, die während der NS-Zeit den Berufsringkampf im Deutschen Reich kontrollierten. Als übergeordnete Stelle aller Sportverbände fungierte der „Reichssportbund für Leibesübungen“. Mit der Neuorganisation 1935 wurden auch verschärfte Regeln klar formuliert ("Beseitigung ungesunder Auswüchse").
Werner Glasenapp schrieb 1935 einen Artikel in der „Münchener Neueste Nachrichten“ zur Welt-Union. Hier ein Zitat:
„1933 wurde dann versucht, die Länder der Welt, soweit sie Ringkampf im gr.-röm. oder Freistil betreiben, in einer Welt-Union für Berufsringen zusammenzuschließen. Heute haben sich sämtliche Länder Europas dieser Welt-Union für Berufsringen eingefügt. Die Gliederung der Welt-Union sieht eine Unterteilung in Landesverbände und Landesgruppen vor. Für ihre Verwaltung hat die Welt-Union Zweigstellen eingerichtet, von denen in Europa sich je eine in Berlin, Warschau, Wien und Basel befindet.“
Schlusssatz:
„Die Landesgruppen und Landesverbände Europas haben schriftlich den Satzungen, den Ehrengerichten sowie dem Präsidium zugestimmt, das nunmehr aus dem Präsidenten Werner Glasenapp (Deutschland), dem Schatzmeister Paul Favre (Schweiz) und dem Organisationsleiter SS-Brigadeführer Max Henze.“
Die Welt-Union hatte eine Prüfungskommission, die für „sämtliche Tätigkeiten“ (Zitat), außerhalb der Landesgruppen, verantwortlich war. Die Kommission setzte sich aus drei Leuten zusammen: Max Henze, Walter Sandow und Rechtsanwalt Spreehe. Sandow war Präsident vom Berufsverband deutscher Artisten. Wann sich die Welt-Union auflöste, weiß ich nicht. Spätestens dann, als auch der DRV mit Kriegsende 1945 Geschichte war.
Zitat:Wie ist Feodor Tornows Geschichte bis Kriegsende weitergegangen?
Weiß ich jetzt nicht.
Zitat:Worum drehte es sich denn bei diesen Schriften? Was für einen Standpunkt vertrat Ernst Siegfried?
Weiß ich nicht.
