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Top Ten Wrestling Cities des 20 Jahrhunderts
#11
Was Showresults anbelangt ist es heute, was ich schon mal im Inside Forum angesprochen habe, keine Kunst mehr, ein Showarchiv zu erstellen. Das Eintragen kann jeder User machen, der dafür auch Zeit investieren will und kann. Der Zeitfaktor ist hier enorm aufhaltend, was ich ja aus mindestens 100.000 Daten bei mir selbst weiß. Aber ein großes Kunststück ist es heute nicht mehr, ein Showarchiv aufzubauen. Das war vor über 21 Jahren der Fall, als ich grad zum Wrestling kam.

New York muss man, wenn man den Gesamtkontext ansieht, als große Hochburg betrachten. Der Eindruck von wöchentlichen Shows ist soweit korrekt, was sich besonders an Hand der Masse der New Yorker Promoter darstellen lässt:

Jack Curley
Alfred Mayer
Toots Mondt
Jess McMahon
Vince Senior
Burt Chadwick
Rudy Miller
Jack Pfefer
Rudy Dusek
Walter Smallshaw
Tex Rickard
Jimmy Johnston
Edward Johnston (Ned Irish)
William Johnston
Bill Johnston Jr.
Jimmy Johnston Jr.
Edward McMahon
Mike Jacobs......mehr fallen mir jetzt nicht ein!

Die Kriterien können sich schlecht nur auf Zuschauerzahlen beziehen.
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#12
Wanz kommt aus Nestelbach!!
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#13
Zitat:Original von Crusher Kane
Wanz kommt aus Nestelbach!!

ToucheSmile
Aber in Nestelbach konnte er wohl schlecht veranstalten. Die Turniere in Graz profitierten sehr wohl vom starken "Lokalmatator". Obwohl im Vergleich zu Wien Graz mehr der Provinz glich. Die Massen die nach dem 2. Weltkrieg zu Veranstaltungen am Wiener Heumarkt (und nur dort) strömten sind heute unvorstelbar und suchten ihresgleichen. Jeder Versuch Ringen in Wien ausserhalb des Heumarktes zu veranstalten scheiterten kläglich. Jeden Tag mussten Unmengen an Fans wieder nach Hause geschickt werden und das über drei Monate lang. Zu dieser Zeit brauchte unsere Bundeshauptstadt keinen Vergleich auf der ganzen Welt fürchten. Ob sie das zu einer der Wichtigsten Wrestling Hochburgen auf der ganzen Welt machte sei mal dahingestellt.

D.S.K.
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#14
Habe den Thread gerade wieder entdeckt. Freut mich sehr das so eine Diskussion entstanden ist, so habe ich mir das frueher auf dem PB immer vorgestellt bei historischen Themen. Smile

Zur Diskussion und dem Satz: “Keine Europaeische Stadt ist auch nur annaehrend in den Top 50 normalerweisse“ wuerde ich gerne noch was sagen. Ich wollte damit keinesfalls das Europaeische Wrestling oder die Bedeutung/Vergangenheit schlecht machen. Zwei Dinge muss ich am anfang nochmal betonen, erstens war die Liste lediglich die Liste der Staedte aus dem 20 Jahrhundert, einige der Argumente/oder Staedte die hier angefuehrt wurden betreffen das 19 Jahrhundert. Die Liste sollte auch nur die Zuschauerzahlen betreffen, nicht den Einfluss, Stil etc.

Ansonsten lasse ich mich gerne ueberzeugen das es in Europa Staedte gab im 20 Jahrhundert die regelmaessig ueber mehrere Jahrzehnte einen grossen Zuschauerzuspruch hatte. Persoenlich mag mir das egal sein ob in einer Liste nun London oder Miami steht. Nur von dem was ich weiss wuerde ich auch heute noch sagen das es keine europaeische Stadt gibt im 20 Jahrhundert die solange ein grosses Zuschauerzuspruch gehabt hat wie etwa es in Japan, Nord Amerika und Mexico der Fall war. Zu gewissen Zeitpunkten, vielleicht auch mal ueber 10-15 Jahre mag eine Europaeische Stadt auch viele Zuschauer gehabt haben, aber nicht in der laenge wie es in den anderen genannten Laendern der Fall gewessen ist, und das genau macht den Unterschied in einem Zeitraum von 100 Jahren. Das man nicht nur 10 oder 20 Jahre mal gute Zuschauerzahlen hat, sondern ueber einen laengeren Zeitraum.

Extrem Beispiel ist hier sicherlich Mexico City, eine Stadt die ueber 70 Jahre lang gute Zuschauerzahlen produzierte, und damit schonmal einen riesen Vorteil hat in so einer Liste. Das trifft nicht nur auf die groessten Wrestling Staedte zu, selbst kleinere Staedte in Nord Amerika haben im 20 Jahrhundert oft laenger als 30-40 Jahre gute Zuschauerzahlen gehabt. Ein Faktor ist sicherlich das Europa im 20 Jahrhundert 2 Weltkriege hatte und dadurch einen Standortnachteil. Auch einen wirtschaftlichen Nachteil gegenueber den USA koennte man als Grund anfuehren. Ein weiterer Grund ist mitsicherheit auch das sich das Wrestling vom 19 ins 20 Jahrhundert nach Nordamerika, Japan und Mexico verlagerte aus Europa heraus.

Nehmen wir mal Hannover als Beispiel, wenn also eine Stadt wie Hannover pro Jahr 100,000 Zuschauer gezogen hat wie es Ronald sagt, dann frage ich mich in wievielen Jahren im 20 Jahrhundert das gelang? Ich habe keine Ahnung, aber um mein Beispiel zu verdeutlichen sage ich jetzt mal 10 Jahre, 20 Jahre? Wenn das stimmen wuerde, dann waeren es aber nur 10 oder 20 Jahre von 100 Jahren im 20 Jahrhundert. Das waere beeindruckend, aber es ist im Vergleich zu anderen Staedten eben nicht viel.

Auch gebe ich zu bedenken das 100,000 Zuschauer pro Jahr sich viel anhoert, aber nicht soviel ist. Ohne nachzuschauen wuerde ich behaupten das ein normale Stadt in den USA alleine in den 50 bis 70er Jahre diese Zuschauerzahl weit uebertroffen haette im Jahr, und das ueber einen Zeitraum von mehr als 30 Jahren oder laenger. Wenn man davon ausgeht das eine Stadt pro Jahr eine Show pro Woche abhielt, wuerde man schon bei 2000 Zuschauern pro Show die 100,000 Zuschauermarke im Jahr erreichen. Zu den Territory Zeiten der 50er bis 70er Jahre erreichten das unzaehlige Staedte in den USA, und hatten einen Zuschauerschnitt der weit ueber 2000 Zuschauer lag.

Ein Beispiel das mir sofort einfaellt ist Vancouver, eine nicht gerade grosse Wrestling Stadt. Vancouver hatte meistens 2 Shows woechentlich zwischen ende 50er bis ende 70 Jahre. Die Zuschauerzahlen schwanken dabei zwischen 2,000 und 16,000 Zuschauern je nach Zeit und Card, wobei die Hauptshow am Freitag Abend regelmaessig im Schnitt so 6,000 bis 7,000 Zuschauer hatte. Damit ist Vancouver im Durchschnitt in Nord Amerika, wobei Vancouver natuerlich vor und nach diesem genannten Zeitraum auch noch gute Zuschauerzahlen hatte, Vancouver war da bestaendiger wie andere Staedte.

Meine Frage waere welche Europaeische Stadt im 20 Jahrhundert an Vancouver herankommt oder ueberbietet? London wuerde ich tippen war die erfolgreichste Europaeische Stadt. Aber wieviele Shows hat London pro Jahr veranstaltet? Welche Zuschauerzahlen hatte man im Schnitt, und ueber welchen Zeitraum? Ich waere ueberrascht wenn London etwa mehr Zuschauer gezogen haette als Vancouver im 20 Jahrhundert. Aber wie gesagt, lasse mich gerne vom Gegenteil ueberzeugen. Smile
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#15
Zitat:Original von Nefercheperur
Auch einen wirtschaftlichen Nachteil gegenueber den USA koennte man als Grund anfuehren.

Die Nachkriegszeit war im Wrestling (Catchen) in Mitteleuropa weitaus erfolgreicher, als man vielleicht heute glauben mag. Natürlich brachte der 2. Weltkrieg einen Stillstand mit sich, auch wenn dieser nach 1939 gar nicht 100% betrug. Vereinzelte Turniere hielt man trotzdem noch ab. Nachdem 20.06.1948 (Währungsreform) stieg das Interesse sprunghaft, und bis Mitte der 50iger Jahre verzeichnete man einen regelrechten Boom an Catch-Shows. Freilich auch im Zusammenhang mit dem Ende des gr.-röm. Stils im deutschen Berufsringkampf.

Zitat:Ein weiterer Grund ist mitsicherheit auch das sich das Wrestling vom 19 ins 20 Jahrhundert nach Nordamerika, Japan und Mexico verlagerte aus Europa heraus.

Eine sehr pauschale und teils unstimmige Aussage! Verlagerung heraus würde bedeuten, dass Europa im 20. Jahrhundert an Bedeutung im Wrestling verloren hätte, was allerdings nicht zutreffend ist. Die amerikanische Szene kann ich nicht immer automatisch als Maßstab setzen, und daraus Vergleiche ziehen. Wrestling hat meiner Ansicht nach so eine komplexe Geschichte, dass man diese nur schwer mit der anderer Kontinente direkt in Vergleich stellen kann.

Die Zuschauerzahlen von St. Louis oder anderer Städte in Nordamerika hat keine europäische Stadt in der Gesamtbetrachtung je erreicht. Aber daraus lässt sich nicht nur der Einfluss begründen. Ein wichtiger Faktor war damals schon die nicht sonderlich große Akzeptanz vom Catchen in Mitteleuropa. Die Turniere der 50iger Jahre verzeichneten durchaus hohe Zuschauerzahlen, aber im Gesamten hatte man hier doch eine andere Meinung vom Wrestling, als etwa in den USA. Amateur-Verbände, Boxszene und staatliche Behörden konnten sich mit dem Catchen damals nie wirklich anfreunden.

Im Grunde ist es in der Masse heute nicht viel besser, denn Wrestling hat in Deutschland nie die Akzeptanz gefunden, die es eigentlich verdient hätte.

Der eigentliche Grund liegt weniger in einer Verlagerung aus Europa heraus, als vielmehr deshalb, dass sich die Szene in den USA weitaus stärker hatte etablieren können. Es gab vielmehr Leute und - was noch wichtiger war - Menschen, die sich dieser Herausforderung stellten und ihr Kapital in Wrestlingshows investierten. Davon gab es in Deutschland auch einige, aber es war immer eine Zeitspanne zwischen Erfolg und Niedergang.

Europa hatte durchgehend eine gute Wrestlingszene im 20. Jahrhundert, die zwar nicht an den Zuschauerzahlen in Nordamerika herankam, aber deshalb nicht minder an Bedeutung verlor. Beispiele dafür waren Wien und Hannover. Es muss nicht über 70 Jahre eine konstante Zuschauerzahl erreicht werden, nur damit man so einen Erfolg begründen könnte. Der Erfolg in Wien und Hannover dauerte keine 70 Jahre, aber diese beiden Städte hatten trotzdem die größten Turniere, die es jemals im gesamten Wrestling gab. Es gibt weltweit keine einzige Stadt, die die Dauer und die Konstanz solcher Turniere, wie in Wien, überbieten kann. Es war nicht wichtig, ob ein Lou Thesz auf dem Wiener Heumarkt kämpfte, sondern lokal etablierte Topstars wie Georg Blemenschütz oder Otto Wanz.

Wrestling kann nicht nur auf Nordamerika fokussiert werden, da Europa ebenfalls eine bedeutsame Geschichte hat. Diese ist allerdings nicht so bekannt, wie die amerikanische Szene und es gibt längst nicht so viele Bücher über sie, trotzdem kamen sehr viele Pioniere aus Europa. Man könnte nun viele Aufzählen wie Jean Doublier oder Felix Bernard, die erst das Training in Sachen Bodenringkampf revolutionierten. Hackenschmidt hatte seine ersten Erfolge in Europa usw...
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#16
Zitat:Original von The Crusher
Eine sehr pauschale und teils unstimmige Aussage! Verlagerung heraus würde bedeuten, dass Europa im 20. Jahrhundert an Bedeutung im Wrestling verloren hätte, was allerdings nicht zutreffend ist.
Das sehen wir eben unterschiedlich, weil ich denke das schon. Ich bin der Meinung das Europa auf das gesamte Professional Wrestling im 19 Jahrhundert und anfang des 20 Jahrhunderts einen grossen Einfluss und eine grosse Bedeutung hatte, diese nahm aber im 20 Jahrhundert immer mehr ab. Ein Grund fuer mich hast du selbst gesagt Zitat: “Der eigentliche Grund liegt weniger in einer Verlagerung aus Europa heraus, als vielmehr deshalb, dass sich die Szene in den USA weitaus stärker hatte etablieren können.“ Das stimmt, ebenso in Mexico, Canada und Japan. Dadurch das sich das Wrestling viel staerker etabliert hat in diesen Laendern, waren sie erfolgreicher, hatten mehr Zuschauer, produzierten viel mehr Shows, demzufolge gab es mehr Wrestler, mehr Aufmerksamkeit, die wiederum das Wrestling mehr beeinflussten. Das alles haengt zusammen. Erfolg und gute Zuschauerzahlen sind nicht die einzigen Argumente die man anfuehren kann wenn es um Einfluss geht, aber es ist ein dennoch ein Argument.



Zitat:Original von The Crusher
Beispiele dafür waren Wien und Hannover. Es muss nicht über 70 Jahre eine konstante Zuschauerzahl erreicht werden, nur damit man so einen Erfolg begründen könnte. Der Erfolg in Wien und Hannover dauerte keine 70 Jahre, aber diese beiden Städte hatten trotzdem die größten Turniere, die es jemals im gesamten Wrestling gab. Es gibt weltweit keine einzige Stadt, die die Dauer und die Konstanz solcher Turniere, wie in Wien, überbieten kann. Es war nicht wichtig, ob ein Lou Thesz auf dem Wiener Heumarkt kämpfte, sondern lokal etablierte Topstars wie Georg Blemenschütz oder Otto Wanz.
Die Bedeutung solcher Turniere sind doch eher regional/national ohne sie abwerten zu wollen. Selbst wenn es die groessten Turniere der Welt waren, so sagt das wie ich finde wenig aus. Es gab etwa in Europa noch die Turnierform, die es in den USA garnichtmehr gab. Um es anders zusagen, das ist nur eine andere Art eine Wrestling Show zu booken/promoten. Die eine Promotion veranstaltet eben “das groesste Turnier der Welt“, eine andere Promotion hat einen “World Heavyweight Champion“ die naechste Promotion veranstaltet Tourneen. Im Endeffekt geht es darum Tickets zu verkaufen, egal mit welchem Bookingkonzept, ein grosses Turnier zu veranstalten ist eine Art davon.

Ich will damit auch nicht den Erfolg solcher Turniere in Wien oder Hannover in Frage stellen, wenn sie erfolgreich damit waren, waren sie erfolgreich. Aber um auf das Topic zurueck zu kommen, im Vergleich waren die Zuschauerzahlen in den USA, Mexico, und Japan im 20 Jahrhundert groesser. Weshalb das so war, darueber kann man reden, genauso ob solche Vergleiche Sinn machen oder Fair sind.


Zitat:Original von The Crusher
Wrestling kann nicht nur auf Nordamerika fokussiert werden, da Europa ebenfalls eine bedeutsame Geschichte hat.
Das macht denke ich niemand. Nur weil man sagt das Europaeische Wrestling war im 20 Jahrhundert nicht so erfolgreich wie das Amerikanische, Japanische oder Mexicanische (oder eben deren Staedte) verleugnet man ja nicht Europa, sondern man erwaehnt ja nur eine Tatsache.
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#17
Zitat:Original von Nefercheperur
Das sehen wir eben unterschiedlich, weil ich denke das schon. Ich bin der Meinung das Europa auf das gesamte Professional Wrestling im 19 Jahrhundert und anfang des 20 Jahrhunderts einen grossen Einfluss und eine grosse Bedeutung hatte, diese nahm aber im 20 Jahrhundert immer mehr ab.

Prozentual in Sachen Zuschauerzahlen nahm dieser Einfluss, aus den schon genannten Gründen, ab. Sei es das Amateurlager, die Presse oder die überwiegende Ansicht in Deutschland, dass Catchen "nur" Show ist. Dabei bin ich heute eigentlich der Meinung, dass die Turniere in Deutschland und Österreich einen weitaus höheren sportlichen Charakter hatten, als etwa eine amerikanische Wrestlingshow.

Die Zeitungsartikel, Bücher und sonstigen Quellen, aus vielen Zeitspannen des 20. Jahrhunderts, wiederlegen die These, dass Europa an Einfluss verlor oder die Wrestlingszene hier schlicht für nicht mehr existent gehalten wurde. Der maßgebliche Grund für diese Unwissenheit war (und ist vielleicht noch), dass über das frühe deutsche Wrestling so gut wie gar nicht in den USA berichtet wurde. Ich glaube, dass viele Leute gar nicht wissen, dass das deutsche Wrestling vor dem 2. Weltkrieg, vor dem 1. Weltkrieg und in den 30iger Jahren schon einen wahren Boom an Turnieren erlebte. Was in Amerika nicht mehr funktionierte, war hier noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts prägend - der griechisch-römische Stil.

So ganz fremd war der Freistil damals in Mitteleuropa aber nicht, denn vereinzelte Turniere im klassischen Ringkampf wurden durch Kämpfe im Freistil ergänzt. Freilich war der Drang nach mehr Unterhaltung ab 1950 hier deutlich spürbarer geworden, denn die Masse wollte keinen klassischen Ringkampf mehr sehen. Dieser Stil hatte jedoch, seit der Pionierära des 19. Jahrhunderts, in Deutschland einen großen Erfolg gehabt. Natürlich brachten zwei Weltkriege einen Stillstand und große Umbrüche mit sich, die aber, was den deutschen Ringkampf betrifft, teilweise falsch eingeschätzt werden. Es gab keine langanhaltende Phase des Stillstands und bereits vor 1914 hatte sich in Mitteleuropa eine starke Szene etabliert. Dafür stehen die etlichen Turniere, die verstärkt nach 1900 einsetzen. Die Ära von Carl Abs hat praktisch das Interesse geweckt und seine Schüler machten daraus erst so richtig eine Profession. Michael Hitzler, Josef Haupt und Sebastian Miller bauten etwa in München eine Szene auf, Carl Jänecke in Hamburg, Jakob Koch im westlichen Raum.

Große Turniere in Paris, Mittel-und Osteuropa sprechen für eine gute, starke und durchgehend erfolgreiche Szene. Vielen ist die Existenz dieser Turniere und auch die Namen, die dort auftraten, nicht bekannt und man meint dann zu sagen, dass Europa keine große Bedeutung mehr hatte. Erfolg ist relativ und kann sich nicht nur an Zuschauerzahlen messen lassen. In den 30iger Jahren zog eine Weltmeisterschaft in Dresden rund 150.000 Zuschauer an. Die Europameisterschaften und Weltmeisterschaften im gr.-röm. Stil haben Europa in dieser Hinsicht stark gemacht.

Der große Unterschied zu den USA waren eben die Kampfrichtungen: Freistil (USA) und gr.-röm. (Europa). England dabei nicht einbezogen...

Die Annahme, dass sich nur der Freistil damals im Wrestling durchsetzen konnte, widerspricht dem, was sich in Europa wirklich über Jahrzehnte hatte durchsetzen können. Und das war der klassische Ringkampf, bis in den späten 40iger Jahren das Catchen zu uns kam. Aber diese Umstellung von klassisch auf Freistil dauerte nicht so lange, denn die ersten Zeltturniere im Catchen waren bereits ein voller Erfolg. Durchschnittlich 2000 bis 3000 Zuschauer - und das war später nicht anders. Als erfolgreichste Zeitspanne des Catchens kann man heute die 70iger und 80iger Jahre ansehen.

Das Argument, dass die beiden Weltkriege einen Standortnachteil begründen würden, ist eher nicht zutreffend. Bezogen auf die eigentlichen Kriegsjahre, wo man ja schlecht veranstalten konnte, trifft das zu, aber die Promoter verlagerten die Turniere kurzerhand in Zelte und das brachte den Durchbruch mit sich. Viele Veranstaltungshallen waren ja zerstört worden. Die Catch Shows in Zelten wurden von vielen Zeitzeugen als besser empfunden, als etwa eine Hallenshow.

Catcher/Wrestler und Promoter, die einen durchgehenden Erfolg in Mitteleuropa begründeten, gab es viele. Jakob Koch etwa, der den WM Titel 1902 und 1904 gewann und für sehr viele ein Vorbild war. Heinrich Eberle, Michael Hitzler, Georg Strenge, Paul Westergaard-Schmidt - die Reihe der bedeutenden Personen ist lang. Gustl Kaiser als Promoter etwa, der sehr viele große Turniere in Deutschland über mehr als 30 Jahre abhielt, und dabei sogar noch die internationale Elite booken konnte (Dick Beyer, Karl Gotch, Harold Sakata, Eduard Carpentier und etliche mehr....). Deutsche Veranstalter konnten den Erfolg des amerikanischen Wrestlings nicht überbieten, aber sie etablierten ihre lokale Szene, die sehr erfolgreich war. Das Business in Amerika konnte man auch schlecht überbieten. Alleine schon wegen der Anzahl der Promotions.
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#18
Man muss hier auch beachten, dass sich in den USA und Kanada die Wrestling-Hochburgen aufgrund ihrer Vielzahl gegenseitig überschatteten. Mag sein, dass es dort viele Städte gab, die insgesamt im Jahr mehr Zuschauer hatten als Wien oder Hannover, aber sie standen trotzdem im Schatten noch größerer Wrestling-Städte wie New York, Chicago, St. Louis, weswegen man sie nie als wirkliche Wrestlingschwergewichte in Betracht ziehen würde. In Europa waren diese großen Städte in den USA jedoch fern und spielten für die Szene hier wohl keine große Rolle (außer, dass man vielleicht insgesamt als Catcher von einer Karriere in den Staaten träumte). Stattdessen wurden hier eben Wien und Hannover die Schwergewichte unter den Catch-Städten, weswegen man sie (je nach Bewertung) vielleicht eher einbeziehen sollte in eine solche Liste, als manch größere Stadt in den USA.
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#19
Zitat:Original von The Crusher
Prozentual in Sachen Zuschauerzahlen nahm dieser Einfluss, aus den schon genannten Gründen, ab.
Darum geht es mir ja, mehr wollte ich ja auch garnicht sagen. Smile


Zitat:Original von The Crusher
Das Argument, dass die beiden Weltkriege einen Standortnachteil begründen würden, ist eher nicht zutreffend. Bezogen auf die eigentlichen Kriegsjahre, wo man ja schlecht veranstalten konnte, trifft das zu
Auch hier, mehr wollte ich garnicht sagen mit meiner Aussage. Wenn man jetzt animmt das nur waehrend der Zeit des Krieges keine grossen Shows stattfanden, dann sind das immerhin im 1 & 2 Weltkrieg zusammen gezaehlt 10 Jahre, und damit 1/10 vom 20 Jahrhundert! Das ist ein enormer Nachteil der alleine in diesen 10 Jahren entstanden ist.


Zitat:Original von The Crusher
Deutsche Veranstalter konnten den Erfolg des amerikanischen Wrestlings nicht überbieten, aber sie etablierten ihre lokale Szene, die sehr erfolgreich war. Das Business in Amerika konnte man auch schlecht überbieten. Alleine schon wegen der Anzahl der Promotions.
Man koennte doch auch sagen, wenn das Wrestling in Deutschland und Europa erfolgreicher gewessen waere, dann haette es auch mehr Promotions gegeben.



@Zbyszko: Da wuerde ich dir absolut zustimmen. Das ist ein Punkt den muss man beachten wenn es um Einfluss geht.
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#20
Du bestehst halt auf dieser Erfolgsbilanz gerechnet nach Jahren. Und wenn nun 10 Jahre von 100 Jahren fehlen, begründe dies keinen durchgehenden Erfolg. Das ist aber ein total falscher Standpunkt.

Zitat:Original von Nefercheperur
Auch hier, mehr wollte ich garnicht sagen mit meiner Aussage. Wenn man jetzt animmt das nur waehrend der Zeit des Krieges keine grossen Shows stattfanden, dann sind das immerhin im 1 & 2 Weltkrieg zusammen gezaehlt 10 Jahre, und damit 1/10 vom 20 Jahrhundert! Das ist ein enormer Nachteil der alleine in diesen 10 Jahren entstanden ist.

Es gab eine kontinuierlich gute und erfolgreiche Wrestlingszene in Europa. Durchgehend - das ist ein Fakt und auch die beiden Weltkriege ändern daran nichts. Während der Kriegsjahre gab es sogar noch Turniere bis nach 1942. Und in Frankreich war der Neubeginn sogar noch schneller nach Kriegsende gekommen, als hier in den zerstörten Besatzungszonen. Ende 1945 organisierten sich die Boxer neu und ab 1946 war das auch im Lager der Berufsringer der Fall.

Du definierst den Erfolg in Deutschland nur nach der Maßgabe, ob eine Stadt hier den größten Teil des 20. Jahrhunderts durchgehend riesige Zuschauerzahlen hatte. Den Vergleich zwischen Vancouver, St. Louis oder New York kann man nicht automatisch auf eine deutsche Großstadt übertragen. Alleine schon die damals unterschiedlichen Kampfstile lassen das nicht zu. Der Freistil konnte sich in den USA schneller etablieren und hier blieb an eben bis zur Jahrhundertmitte noch beim gr.-röm. Stil. Aber selbst der klassische Stil war in der Gesamtbetrachtung ein großer Erfolg. Gründe, warum ich die Szene Deutschland und USA nicht direkt vergleichen kann, gibt es viele. Neben den damals unterschiedlichen Stilen wäre ein weiterer Grund das Turniersystem, das es so in den USA nicht gab.

Die erfolgreichste Zeitspanne in Mitteleuropa waren die 70er und 80er Jahre. Man könnte annehmen, dass aufgrund der wirtschaftlich schwierigen Zeit nach dem 1. Weltkrieg ein Einbruch zu verzeichnen gewesen wäre. Das es nicht so war, beschrieb der deutsche Historiker Gerhard Schäfer 1982 so:

"Es gab nach dem Ersten Weltkrieg, in der Blütezeit der Zwanziger Jahre, große bedeutende Ringkampf-Konkurrenzen."

"So blieb es nicht aus, daß die dreißiger Jahre erneut zu einer Blütezeit des Berufsringkampfes wurden."

Der nächste Grund wäre, dass die Szene, etwa in St. Louis, damals keinen Einfluss auf die Shows in Deutschland oder Österreich hatte. Man muss das europäische Catchen vom amerikanischen Pro-Wrestling getrennt betrachten. Gründe wurden schon viele genannt.

Zitat:Man koennte doch auch sagen, wenn das Wrestling in Deutschland und Europa erfolgreicher gewessen waere, dann haette es auch mehr Promotions gegeben.

Es ist letztlich eine Frage der Auslegung und persönlichen Ansicht, ob ich den Fokus auf Nordamerika oder Europa lege. "Wäre" trifft nicht zu, denn es gab, wie schon mehrfach geschrieben, einen durchgehend guten Erfolg. Dass das von vielen Leuten in Nordamerika nicht realisiert wird, hängt maßgeblich von der Unwissenheit über die deutsche und österreichische Szene ab. Ich glaube nicht, dass der große Erfolg der Turniere groß in den USA bekannt ist. Man kennt wahrscheinlich nicht mal solche Namen wie Gustl Kaiser, Georg Blemenschütz, Rudolf Zurth oder Paul Berger, die das Catchen in Mitteleuropa maßgeblich geprägt haben. Ich weiß, dass die Kenntnisse über die amerik. Szene auch in Deutschland weit besser sind, als über die eigene Geschichte. Es ist der meiste Teil des Catchens in der Masse nicht bekannt und so lässt sich natürlich auch leicht sagen, dass Europa keinen durchgehenden Erfolg gehabt hätte. Die Maßgabe 1/10 weniger von 100 Jahren ist kein vernünftiger Grund dafür.

Letztlich ist es ein Fakt, dass das Catchen in Deutschland erfolgreich war und auch der klassische Stil. Letzterer hat ja hier immerhin gut 70 Jahre existiert im Profiringkampf.
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