Nachdem ihr ja schon alle wichtigen Hintergrundinformationen über die Fights auf der Undercard
hier habt nachlesen können, geht es jetzt mit den fünf Fights weiter, die man als PPV-Zuschauer auf jeden Fall zu sehen bekommt.
-Welterweight Fight:
Marcus Davis (15-4-0) vs. Chris Lytle (26-16-5)
Los gehts im Welterweight zwischen Marcus Davis und Chris Lytle. Davis gehört mittlerweile zum Stamm der europäischen PPVs, was nicht zuletzt auf seinen Spitznamen "The Irish Hand Grenade" zurückzuführen ist, dem er seine erste Teilnahme in Europa zu verdanken hatte. Genau wie sein Gegenüber Lytle trat Davis zuletzt bei UFC 89 an und gewann seinen Kampf gegen Paul Kelly durch eine Submission in Runde 2. Lytle konnte zwar seinen Gegner nicht vorzeitig beenden, stattdessen konnte Lytle eine glückliche Decision gegen Paul Taylor feiern um im Nachhinein Marcus Davis in gewisser Weise herauszufordern, da Lytle angab, Davis Stil zu mögen.
Sowohl Lytle als auch Davis sind ehemalige Boxer, die den Quereinstieg ins MMA mittlerweile mehr als nur geschafft haben, allerdings haben beide auch ein gewisses Grundverständnis an Grappling, wobei in diesem Falle Marcus Davis kleinere Vorteile haben sollte, auch wenn Lytle der bessere Wrestler ist.
Allerdings darf man sich hierbei keinen Illusionen hingeben, dieser Kampf wird im Stehen und zwar nur im Stehen ausgetragen. Beide fühlen sich sehr sicher im Stand und beide haben die Fäuste, um den anderen jeweils vorzeitig ins Land der Träume zu schicken. Allerdings glaube ich nicht, dass es einen der beiden frühzeitig erwischt. Dafür sind beide einfach zu erfahren. Im Endeffekt denke ich, dass hier wieder das Gesetz der Serie zum Leidwesen von Lytle zuschlagen wird, da auf jeden Erfolg eine Niederlage folgen wird. Das variablere Striking von Davis wird dafür sorgen, dass Lytle engültig zum Gatekeeper wird, allerdings könnte ihm ein Fight Of The Night-Bonus schlussendlich den Abend noch versüßen.
Tipp: Marcus Davis via Unanimous Decision
-Middleweight Fight:
Jeremy Horn (80-18-5) vs. Rousimar Palhares (8-2-0)
Im zweiten Kampf der Main Card wird es zum Duell zwischen dem einstigen Ausnahmegrappler Jeremy Horn und dem heutigen Ausnahmegrappler Rousimar Palhares kommen.
Jedes mal, wenn man denkt, es sei vorbei, kommt Jeremy Horn doch wieder mit einem neuen Fight um die Ecke. Warum das heutzutage allerdings noch so ist? Ich weiß es nicht. Die sportliche Leistung, um in der Top-MMA-Promotion der Welt zu bestehen, stimmt dahingehend leider schon etwas länger nicht mehr, selbst in der dünnen Middleweight Division. Man merkt einfach, dass Vater Zeit Jeremy Horn eingeholt hat und Horn mit der neuen Generation an Grapplern einfach nicht mehr mithalten kann. In seinen beiden letzten UFC-Kämpfen musste Horn sich jeweils vorzeitig in einer Guillotine geschlagen geben, erst gegen Nate Marquardt und anschließend gegen Dean Lister. Aber auch wenn der Körper noch so schwach zu sein scheint, der Kopf funktioniert immer noch wie am ersten Tag und es gibt wohl kaum einen Fighter, der auf hohem Niveau soviel Erfahrung gesammelt hat wie Horn. Jetzt heißt es nur, diese auch gegen Palhares zu nutzen und die Matte am besten nur mit den Fußsohlen zu berühren.
Genau das wird Rousimar Palhares versuchen zu verhindern. Der 28jährige Brasilianer, der seinen dritten UFC-Fight absolvieren wird, dürfte wie schon gegen Dan Henderson ständig auf der Jagd nach dem Takedown sein und auch das ein oder andere mal versuchen, Horn in seine Guard zu ziehen, um dem Standup so früh wie möglich zu entgehen. Sollte der Kampf erst einmal auf der Matte stattfinden, kann man Palhares eigentlich schon gratulieren, denn dort macht dem BJJ Black Belt unter Murilo Bustamante so schnell keiner was vor. Die Frage wird sein, ob und wann Palhares den Takedown schafft, oder ob Horn den Fight im Stand halten kann um Palhares Takedown-Versuche mit Strikes zu bestrafen. Ich glaube, dass der Kampf nun endgültig der letzte von Jeremy Horn in der UFC sein wird, da Palhares ihn vorzeitig besiegen wird.
Tipp: Rousimar Palhares via Submission in Runde 2
-Middleweight Fight:
Denis Kang (31-10-1) vs. Alan Belcher (13-5-0)
Wir bleiben gleich im Middleweight und können am Samstag Abend das UFC-Debut des langjährigen PRIDE-Veteranen Denis Kang gegen Alan Belcher verfolgen. Kang, der zwischenzeitlich von 2003 bis 2006 in 23 Kämpfen unbesiegt blieb, büßte seinen Status als Top 3 Middleweight hinter Anderson Silva und Paulo Filho mittlerweile ein, nachdem er seit seinem letzten PRIDE-Fight (einer Niederlage gegen Kazuo Misaki) in den fünf folgenden Fights zweimal vorzeitig durch Yoshihiro Akiyama und Gagard Mousasi eine Niederlage beigebracht bekam. Im letzten halben Jahr konnte sich Kang allerdings wieder auf die Siegerstraße bringen, indem er in insgesamt nicht einmal drei Minuten erst Jae Young Kim und zwei Monate später Marvin Eastman bezwingen konnte. Kang ist sowohl auf den Beinen als auch auf der Matte vom Potenzial her ein sehr starker Fighter, allerdings scheint er wieder in ganz alte Muster zurückzufallen, die Konstanz zu einem Fremdwort macht. Sollte er alle Sinne beisammen haben und sich auf seine Aufgabe im Käfig konzentrieren, dann dürfte die UFC noch viel Freude mit ihm haben.
Mit Alan Belcher hat er auf jeden Fall einen nicht zu schwachen Gegner für sein Debut bekommen. Belcher, der vier Siege in sieben UFC-Fights feiern konnte, musste sich bei UFC 83 Jason Day per TKO geschlagen geben, bevor er sich mit einer Split Decision über Ed Herman wieder zurückmeldete. Gegen Kang sollte sich Belcher auf sein gutes Standup verlassen und versuchen, seine Größen- und Reichweitenvorteile zu seinem Vorteil auszunutzen, um Takedowns von Kang zu verhindern und den Kanadier auf Distanz zu halten, da das Grappling gar nicht seins ist. Im Stand kann Belcher mit Kang mehr als nur mithalten und mit seiner guten Kondition dürfte er auch kein Problem damit haben, über die drei Runden zu gehen. Die Frage wird sein, wie sich Kang an das größere Octagon gewöhnt hat, da er den Großteil seiner Karriere im Ring verbracht hat. So etwas hat schon einigen Japan-Koryphäen Kopfzerbrechen bereitet. Sollte Kang nicht zu sehr auf sein Standup vertrauen, sondern jede sich bietende Gelegenheit zum Takedown nutzen, so wird er Belcher am Boden mit seinem Grappling beisegen können. Ansonsten dürfte das ein langer Abend für Kang werden.
Tipp: Alan Belcher via TKO in Runde 2
-Light Heavyweight Fight:
Mauricio Rua (16-3-0) vs. Mark Coleman (15-8-0)
Wir gehen eine Gewichtsklasse höher und zu einem Rückkampf von PRIDE 31. Damals besiegte Mark Coleman Mauricio Rua unter ungewöhnlichen Umständen, als Rua nach einem Takedown von Coleman so unglücklich auf der Matte aufkam, dass er sich dabei den Arm brach. Seitdem hätten die Karrieren nicht unterschiedlicher verlaufen können, denn während Coleman seit diesem Kampf nur noch einmal im Ring stand, um beim amerikanischen PRIDE-Debut von Fedor Emelianenko nach allen Regeln der Kunst auseinandergenommen zu werden, startete Shogun Rua einen weiteren Siegeszug durch die PRIDE-Middleweight Division, um am Ende als einer der Top-Light Heavyweights weltweit in die UFC zu gehen, wo er allerdings in seinem Debut dem späteren Champion Forrest Griffin durch Submission unterlag.
Coleman, zweimaliger UFC-Tournament-Sieger und allererster Heavyweight-Champion wurde schon früh durch sein starkes Wrestling und sein brutales Ground And Pound berüchtigt. Der Hammer glitt durch das frühe UFC-Teilnehmer-Feld wie ein heißes Messer durch die Butter. Erst die aufkommende Welle von überdurchschnittlichen Strikern setzte seiner Regentschaft ein Ende, wodurch er nach Niederlagen gegen Maurice Smith, Pete Williams und Pedro Rizzo die Promotion verließ um nach Japan zu gehen, wo er im Jahre 2000 seinen letzten Höhepunkt feiern konnte, als er Igor Vovchanchyn im Finale um den Openweight Grand Prix Titel bezwang.
Für Mark Coleman ist es der erste Kampf seit über zweieinhalb Jahren und mit mittlerweile 44 Jahren dürfte der GroundandPound-Pionier und UFC Hall of Famer schon langsam aber sicher Richtung Sonnenuntergang reiten. Immer noch ein guter Wrestler kann sich Coleman heutzutage kaum noch auf seine physischen Vorteile verlassen, wodurch er seiner gefährlichsten Waffe beraubt ist. Die einzige Möglichkeit, die ich hier für Coleman sehe, sind ständige Takedowns und immer wieder Ground And Pound, um entweder mit harten Treffern Rua so zuzusetzen, dass irgendwann der Ringrichter einschreiten muss, oder um zumindest Punkte auf den Scorecards zu sammeln.
Der 17 Jahre jüngere Shogun Rua galt und gilt nicht zu Unrecht als einer der besten seiner Art. Gesegnet mit Unmengen an Talent konnte sich Rua schon mit 22 einen Namen bei PRIDE machen und vor allem in der Phase vor seiner Verletzung mit Rampage Jackson, Antonio Rogerio Nogueira, Ricardo Arona und Alistair Overeem einige namhafte Gegner unschädlich machen. Rua bevorzugt das Standup, ist allerdings auch ein guter Grappler und dürfte damit die technischen Vorteile auf seiner Seite haben. Shogun dürfte von den Voraussetzungen weit über Coleman angesiedelt sein, aber das war er auch schon beim ersten Kampf.
Beide haben allerdings Schwächen in der Kondition offenbart. Coleman ging schon früher öfter mal die Puste während des Kampfes aus und mit seinem Alter bleibt es fraglich, wie sein Körper den Cut auf die 205 Pfund veträgt. Shogun, der mittlerweile schon die ein oder andere Knieoperation hinter sich hat, dürfte ebenso mit einigem Rost in den Käfig steigen und den meisten dürfte noch in Erinnerung sein, in welch schlechter Verfassung er zu Beginn der dritten Runde gegen Forrest Griffin war. Sollte der Kampf in die zweite oder sogar dritte Runde gehen, ist es ein eher offenes Rennen. Zwar werden dann die Takedowns immer schwerer zu schaffen sein, aber hat man seinen Gegner erst einmal auf der Matte, dürfte es noch schwerer sein, ohne Luft wieder herauszukommen.
Meiner Meinung nach hat Rua die Tools um Coleman auf jede erdenkliche Weise zu schlagen, während es Coleman vorbehalten bleibt, seine Art der Niederlage zu wählen.
Tipp: Mauricio Rua via Submission in Runde 1
-Light Heavyweight Fight:
Dan Henderson (23-7-0) vs. Rich Franklin (24-3-0)
Wir kommen nun zum Main Event der Veranstaltung und damit zum Duell zweier herausragernder Mittelgewichtler, die aber am Samstag zumindest im Light Heavyweight gegeneinander antreten.
Franklin wird den Fans wohl auf ewig durch die beiden brutalen Niederlagen gegen Middleweight-Gott Anderson Silva in Erinnerung bleiben. Das ist eigentlich ziemlich schade, denn abseits dieser beiden desaströs verlaufenden Kämpfe ist Rich Franklin immer noch einer der besten Fighter im Kader der UFC. Nur leider nimmt kaum ein Mensch davon Notiz, selbst wenn er gestandene Veteranen wie Yushin Okami, Matt Hamill oder Travis Lutter besiegt, das Bild von Franklins Phobie vor einem Thay Clinch wird immer im Hinterkopf bleiben. Deshalb wird sich Franklin wohl zu einer Rückkehr ins Light Heavyweight entschieden haben, da dort kein Übermensch thront wie in der Klasse bis 185 Pfund. Durch einen Sieg im Kampf gegen den ehemaligen PRIDE-Champion zweier Gewichtsklassen in Dan "Hollywood" Henderson könnte Franklin ganz schnell einen Titelkampf gegen den Champion bekommen. Für Henderson gilt es ebenso, sich wieder in Titelregionen vorzukämpfen, nachdem er mit beiden Gürteln im Gepäck erst Rampage Jackson nach fünf Runden gratulieren musste nur um anschließend in einer Submission von Anderson Silva aufzugeben. Zuletzt konnte Henderson einen Punktsieg über Rousimar Palhares feiern, wobei er dabei allerdings wieder in die bei Fans ungeliebten Decision-Dan-Muster verfiel. Ein Sieg über Franklin könnte seinen Ansprüchen nach einem UFC-Gürtel neue Flügel verleihen. Vorher darf sich der Sieger hier allerdings noch einmal mit Michael Bisping rumschlagen, denn der Gewinner dieses Kampfes wird automatisch zum neuen Coach der mittlerweile neunten Staffel von The Ultimate Fighter. Ein eher zweifelhaftes Vergnügen,wenn ich das mal so bemerken darf.
Aber kommen wir nun zum eigentlichen Kampf. Henderson ist einer der besten Wrestler, die jemals den Brückenschlag zum MMA gemacht haben und er verfügt überdies auch noch über Knockoutpower pur, vor allem in der rechten Faust. Wanderlei Silva kann davon noch ein Liedchen singen. Zudem ist Henderson hart im Nehmen und verfügt über ein sehr hartes Kinn, was einen frühzeitigen Triumph des Gegners deutlich erschwert. Zudem verfügt Henderson, genau wie sein Gegenüber über gute Kondition, weshalb die drei Runden kein Problem darstellen sollten.
Auf der anderen Seite haben wir mit Rich Franklin einen sehr versierten Kämpfer, dessen Stärken aber eindeutig das Standup sind. Sollte es aber doch einmal auf die Matte gehen, so kann Franklin auch dort überzeugen und Henderson in Schwierigkeiten bringen. Franklins Stärke ist aber auch mit seiner Achillesferse gekoppelt, die hierbei mitten im Gesicht liegt. Franklin hat ein sehr zweifelhaftes Kinn und wurde in den letzten ahren eigentlich auch nur von Silva im Standup vor Probleme gestellt, die dann umso größer waren.
Der Vorteil im Stand ist aufgrund des variableren Strikings klar bei Franklin, allerdings muss sich Ace immer in Acht vor der rechten Pranke Hendersons nehmen, sonst ist der Kampf schneller vorbei, als es ihm lieb ist. Über lange Sicht sollte Franklins Standup ihm zumindest so viele Punkte bescheren, dass ace einen Punktsieg einfahren dürfte.
Tipp: Rich Franklin via Unanimous Decision
Alles in allem beschert uns die UFC einen ordentlichen Beginn in das MMA-Jahr 2009. Wie schon in der Eingangserläuterung mitgeteilt, sollte der PPV auf jeden Fall für deutsche Fans interessant werden, da wohl einige der hier im Käfig stehenden Fighter auch im Juni in Köln antreten werden, sodass man davon ausgehen kann, dass nach Möglichkeit zumindest die Kämpfe von Siver und Drwal im Hauptprogramm gezeigt werden dürften, wenn die Zeit es zulässt. Ansonsten stimme ich mit der Meinung mancher Blogger überhaupt nicht überein, dass sich der Event nicht lohnt. Sicher, man hatte schon einmal mehr Star Power bei einem europäischen Event und einige der Kämpfe sind gar nicht dafür ausgelegt, spannend bis zur letzten Minute zu sein, aber in den meisten Fällen wird es für die Fans trotz allem ein guter Event werden und ich denke, dass bei diesem PPV zumindest die Freunde des vorzeitigen Endes voll auf ihre Kosten kommen werden, was ja auch nicht ganz so schlecht ist.
Christian und Can Shamrock bedanken sich für eure Aufmerksamkeit und wünschen einen tollen PPV.
Wenn ihr Lust habt, es wird während des Events selbstverständlich wieder die Live Results und auch wieder den Live Chat geben, sowie natürlich das obligatorische Tippspiel, dessen Pforten morgen ab 17 Uhr geschlossen sind.