12.01.2010, 22:27
Kurzbiographie: Paul Berger - Zum 18. Todestag (13.01.1992)
Nachdem der Veranstalter Rudolf Zurth im Jahr 1955 seine Turniere einstellte, war es zum großen Teil Gustl Kaiser zu verdanken, dass der deutsche Berufsringkampf eine neue Blütezeit erlebte. Es gab daneben noch zwei weitere Veranstalter, die sich mit Kaiser messen konnten: Nicola Selenkowitsch und Paul Berger. Als Berger 1969 vom aktiven Catcher zum Turnierleiter wechselte, begann für den Verband Deutscher Berufsringer (VDB) in Berlin eine neue Ära.
Paul Berger wurde am 11. Februar 1923 in Zürich geboren. Die sportliche Karriere des jungen Schweizers beginnt schon im ersten Schuljahr, als er mit dem Turnen anfing. Nach seinem Schulabschluss folgte der Eintritt in einen Schwing-und Ringclub. Berger war ein ausgesprochen fleißiger Sportler, dessen Laufbahn zahlreiche Preise kennzeichnete. Bis zum Karrierestart als Catcher holte er viele Auszeichnungen, Meistertitel und Pokale, wie im schweizerischen Nationalsport Schwingen. Er war Meister im Freistilringen und Nationalturnen, einem landesüblichen Zehnkampf, der u.a. aus den Disziplinen Ringen, Lauf, Steinstoßen, Steinheben und Weitsprung bestand. Paul arbeitete zunächst beim Bau, fand aber aufgrund seiner sportlichen Fähigkeiten schnell Zugang zur Eidgenössischen Sportschule. Hier absolvierte er eine Ausbildung zum Sportlehrer und übte diesen Beruf auch an verschiedenen Kurorten aus.
Bergers zahlreiche “Kopfkränze”, jener Höchstpreis beim Schwingen, signalisierten allerdings nur einen Bruchteil dessen, was er in rund 45 Jahren im Catcher-Lager wirklich erreichen konnte. Nach Kriegsende organisierte sich der mitteleuropäische Berufsringkampf relativ schnell. Schon 1947 holte Kaiser viele Berufsringer nach Hamburg, wo sich dann der IBV gründete. Die Schweizer kannten noch ihre drei berühmten Ringkampfveteranen: Rudolf und Gottfried Grüneisen sowie Paul Favré. Zu Altmeister Gottfried Grüneisen hatte Berger Briefkontakt. 1946 schließlich überzeugte er den Manager Paul Favré während eines Turniers in Zürich. Dieser überredete ihn fortan als Catcher zu kämpfen. Paul war so praktisch von Anfang an dabei. Für die nächsten vier Jahrzehnte ist der Ring, ob draußen oder drinnen, ein Teil seines Lebens gewesen. Am Anfang kämpfte Berger in der Schweiz, danach in Österreich und Frankreich. Sein eigentlicher Durchbruch in Deutschland kam 1950, als ihn der Veranstalter Erich Kowalski nach Berlin holte. Kowalski startete im Februar 1950 das erste internationale Catcher-Turnier in der Funkturmhalle am Langen Lulatsch, dem Berliner Funkturm. Paul traf hier auf den wesentlich beliebteren Hans Schwarz Jr.. Für das Publikum stand schon längst fest, dass nur dieser gewinnen konnte. Aber Schwarz holte zum Tiefschlag aus, was zur DQ führte. Den “Goldpokal von Berlin” hatte Berger kurz in seinen Händen, bis Kowalski etwas anderes plante. Die Berliner liebten ihren Hans und eine Niederlage war schon fast geschäftsschädigend. Paul nahm den Preis an, gab ihn auf Drängen Kowalskis jedoch zurück. Ab jetzt gewann Berger zahlreiche Turniere und Europameisterschaften.
1951 gründete sich in Berlin der VDB neu, als Nachfolger des 1912 formierten und 1933 gleichgeschalteten Deutschen Ringer Verbandes (DRV). Somit hatte das deutsche Berufsringerlager wieder zwei große Verbände (IBV und VDB), wie bereits vor 1933. Berger machte auch unter Gustl Kaiser Karriere: 1954 wurde er Zweiter beim “Großen Preis der Nationen” in Bielefeld. Ein Höhepunkt in Bergers Laufbahn war wohl sein Kampf gegen Antonino Rocca im Dezember 1957. Rocca, Träger des Golden Belt seit April 1956, nahm die Herausforderung des Schweizers an. Im ausverkauften Madison Square Garden unterlag Rocca innerhalb von 55 Minuten. Paul nahm diesen, als Wanderpokal deklarierten Gürtel, nach Hause. Etwas Ähnliches hatte damals der Hamburger Veranstalter Paul Westergaard-Schmit kreiert. Sein Wanderpokal ging auch durch zahlreiche Hände.
Es dauerte dann bis 1958, als ihn ein US-Amerikaner namens Frank Pino herausforderte. Berger konnte den schmerzhaften Beinhebel nicht mehr abwenden und verlor seinen Titel im Berliner Rundbau. Zwei Mal sollte Paul jedoch noch Titelträger werden: 1961 beim Golden Belt Turnier in Berlin. Nach geschlagenen 45 Turniertagen standen sich Berger und Rene Lasartesse in der Berliner “Neuen Welt” gegenüber. Lasartesse verlor nach gut 50 Minuten. Den dritten Golden Belt holte Berger im März 1964, als er Michael Nador in einem Rückkampf bezwingen konnte. Somit hatte er diesen Titel drei Mal gewonnen und durfte ihn schließlich auch behalten. Der Gürtel hing später an der Wand seines Lokals an der Brandenburgischen Straße. Im Spätjahr 1969 fand die Karriere des aktiven Catchers ein plötzliches Ende: Beim Kampf gegen Rene Lasartesse stürzte dieser so unglücklich auf Bergers Kehlkopf, dass er seine Laufbahn hiernach beendete. Paul eröffnete 1960 in Berlin das Lokal “Kerzenstüberl”. Hier traf sich die Prominenz des Catchens, um ordentlich zu feiern.
Pauls wesentlicher Verdienst wurde jedoch dadurch geprägt, als er begann als Turnierleiter für den VDB zu arbeiten. Unter Berger erlebte das Catchen eine wahre Glanzepoche. Er holte zahlreiche Catcher nach Berlin, organisierte im VDB fast alles - von der Promotion über Verträge bis ins Matchmaking - er war die treibende Kraft des Catchens neben Selenkowitsch. Dank seiner weitläufigen ausländischen Kontakte, konnte der VDB auf internationale Superstars zurückgreifen. Bergers Epoche war gleichzeitig die erfolgreichste Zeitspanne des VDB. 1991 erlitt Paul im Urlaub einen Zusammenbruch und musste längere Zeit pausieren. Enge Freunde, wie Lasartesse, wussten allerdings, dass es um ihn nicht gut stand. Die Feierlichkeiten zum 80. Bestehen des VDB am 29. Februar 1992 erlebte Paul nicht mehr. Er starb am 13. Januar 1992 im Alter von fast 69 Jahren. Mit Berger starb auch der VDB, obwohl dieser Verband 2012 seinen 100. Geburtstag feiert. Es gab danach nicht ansatzweise mehr solche Erfolge, wie in den gut 20 Jahren davor. 1999 wurde auch das alljährliche große Turnier in Hannover zum letzten Mal ausgetragen.
Berger stand seit ca. 1969 in Kontakt zu dem Ringkampfhistoriker und Funktionär Gerhard Schäfer aus Salzgitter-Lebenstedt. Dieser veröffentlichte über ihn eine Schrift mit dem Titel: “Wrestling Archives Nr. 28 - Kampfrekord Paul Berger”.
Als Zeichen ihrer Anerkennung nahmen einige Freunde und Weggefährten am 24. Januar 1992 in Bargteheide bei Hamburg Abschied von Paul Berger, darunter: Ulf Herman, Rene Lasartesse, Otto Wanz, Peter William, Manuel Lopez, Axel Dieter, Klaus Kauroff, Karl Dauberger, Angel Grey, Tony Kosik, Rudi Marko, Horst Heinrich, Teddy Semke, Didier Gapp, Indio Guajaro und Bergers Nachfolger als VDB-Geschäftsführer, René Jerzy.
Nachdem der Veranstalter Rudolf Zurth im Jahr 1955 seine Turniere einstellte, war es zum großen Teil Gustl Kaiser zu verdanken, dass der deutsche Berufsringkampf eine neue Blütezeit erlebte. Es gab daneben noch zwei weitere Veranstalter, die sich mit Kaiser messen konnten: Nicola Selenkowitsch und Paul Berger. Als Berger 1969 vom aktiven Catcher zum Turnierleiter wechselte, begann für den Verband Deutscher Berufsringer (VDB) in Berlin eine neue Ära.
Paul Berger wurde am 11. Februar 1923 in Zürich geboren. Die sportliche Karriere des jungen Schweizers beginnt schon im ersten Schuljahr, als er mit dem Turnen anfing. Nach seinem Schulabschluss folgte der Eintritt in einen Schwing-und Ringclub. Berger war ein ausgesprochen fleißiger Sportler, dessen Laufbahn zahlreiche Preise kennzeichnete. Bis zum Karrierestart als Catcher holte er viele Auszeichnungen, Meistertitel und Pokale, wie im schweizerischen Nationalsport Schwingen. Er war Meister im Freistilringen und Nationalturnen, einem landesüblichen Zehnkampf, der u.a. aus den Disziplinen Ringen, Lauf, Steinstoßen, Steinheben und Weitsprung bestand. Paul arbeitete zunächst beim Bau, fand aber aufgrund seiner sportlichen Fähigkeiten schnell Zugang zur Eidgenössischen Sportschule. Hier absolvierte er eine Ausbildung zum Sportlehrer und übte diesen Beruf auch an verschiedenen Kurorten aus.
Bergers zahlreiche “Kopfkränze”, jener Höchstpreis beim Schwingen, signalisierten allerdings nur einen Bruchteil dessen, was er in rund 45 Jahren im Catcher-Lager wirklich erreichen konnte. Nach Kriegsende organisierte sich der mitteleuropäische Berufsringkampf relativ schnell. Schon 1947 holte Kaiser viele Berufsringer nach Hamburg, wo sich dann der IBV gründete. Die Schweizer kannten noch ihre drei berühmten Ringkampfveteranen: Rudolf und Gottfried Grüneisen sowie Paul Favré. Zu Altmeister Gottfried Grüneisen hatte Berger Briefkontakt. 1946 schließlich überzeugte er den Manager Paul Favré während eines Turniers in Zürich. Dieser überredete ihn fortan als Catcher zu kämpfen. Paul war so praktisch von Anfang an dabei. Für die nächsten vier Jahrzehnte ist der Ring, ob draußen oder drinnen, ein Teil seines Lebens gewesen. Am Anfang kämpfte Berger in der Schweiz, danach in Österreich und Frankreich. Sein eigentlicher Durchbruch in Deutschland kam 1950, als ihn der Veranstalter Erich Kowalski nach Berlin holte. Kowalski startete im Februar 1950 das erste internationale Catcher-Turnier in der Funkturmhalle am Langen Lulatsch, dem Berliner Funkturm. Paul traf hier auf den wesentlich beliebteren Hans Schwarz Jr.. Für das Publikum stand schon längst fest, dass nur dieser gewinnen konnte. Aber Schwarz holte zum Tiefschlag aus, was zur DQ führte. Den “Goldpokal von Berlin” hatte Berger kurz in seinen Händen, bis Kowalski etwas anderes plante. Die Berliner liebten ihren Hans und eine Niederlage war schon fast geschäftsschädigend. Paul nahm den Preis an, gab ihn auf Drängen Kowalskis jedoch zurück. Ab jetzt gewann Berger zahlreiche Turniere und Europameisterschaften.
1951 gründete sich in Berlin der VDB neu, als Nachfolger des 1912 formierten und 1933 gleichgeschalteten Deutschen Ringer Verbandes (DRV). Somit hatte das deutsche Berufsringerlager wieder zwei große Verbände (IBV und VDB), wie bereits vor 1933. Berger machte auch unter Gustl Kaiser Karriere: 1954 wurde er Zweiter beim “Großen Preis der Nationen” in Bielefeld. Ein Höhepunkt in Bergers Laufbahn war wohl sein Kampf gegen Antonino Rocca im Dezember 1957. Rocca, Träger des Golden Belt seit April 1956, nahm die Herausforderung des Schweizers an. Im ausverkauften Madison Square Garden unterlag Rocca innerhalb von 55 Minuten. Paul nahm diesen, als Wanderpokal deklarierten Gürtel, nach Hause. Etwas Ähnliches hatte damals der Hamburger Veranstalter Paul Westergaard-Schmit kreiert. Sein Wanderpokal ging auch durch zahlreiche Hände.
Es dauerte dann bis 1958, als ihn ein US-Amerikaner namens Frank Pino herausforderte. Berger konnte den schmerzhaften Beinhebel nicht mehr abwenden und verlor seinen Titel im Berliner Rundbau. Zwei Mal sollte Paul jedoch noch Titelträger werden: 1961 beim Golden Belt Turnier in Berlin. Nach geschlagenen 45 Turniertagen standen sich Berger und Rene Lasartesse in der Berliner “Neuen Welt” gegenüber. Lasartesse verlor nach gut 50 Minuten. Den dritten Golden Belt holte Berger im März 1964, als er Michael Nador in einem Rückkampf bezwingen konnte. Somit hatte er diesen Titel drei Mal gewonnen und durfte ihn schließlich auch behalten. Der Gürtel hing später an der Wand seines Lokals an der Brandenburgischen Straße. Im Spätjahr 1969 fand die Karriere des aktiven Catchers ein plötzliches Ende: Beim Kampf gegen Rene Lasartesse stürzte dieser so unglücklich auf Bergers Kehlkopf, dass er seine Laufbahn hiernach beendete. Paul eröffnete 1960 in Berlin das Lokal “Kerzenstüberl”. Hier traf sich die Prominenz des Catchens, um ordentlich zu feiern.
Pauls wesentlicher Verdienst wurde jedoch dadurch geprägt, als er begann als Turnierleiter für den VDB zu arbeiten. Unter Berger erlebte das Catchen eine wahre Glanzepoche. Er holte zahlreiche Catcher nach Berlin, organisierte im VDB fast alles - von der Promotion über Verträge bis ins Matchmaking - er war die treibende Kraft des Catchens neben Selenkowitsch. Dank seiner weitläufigen ausländischen Kontakte, konnte der VDB auf internationale Superstars zurückgreifen. Bergers Epoche war gleichzeitig die erfolgreichste Zeitspanne des VDB. 1991 erlitt Paul im Urlaub einen Zusammenbruch und musste längere Zeit pausieren. Enge Freunde, wie Lasartesse, wussten allerdings, dass es um ihn nicht gut stand. Die Feierlichkeiten zum 80. Bestehen des VDB am 29. Februar 1992 erlebte Paul nicht mehr. Er starb am 13. Januar 1992 im Alter von fast 69 Jahren. Mit Berger starb auch der VDB, obwohl dieser Verband 2012 seinen 100. Geburtstag feiert. Es gab danach nicht ansatzweise mehr solche Erfolge, wie in den gut 20 Jahren davor. 1999 wurde auch das alljährliche große Turnier in Hannover zum letzten Mal ausgetragen.
Berger stand seit ca. 1969 in Kontakt zu dem Ringkampfhistoriker und Funktionär Gerhard Schäfer aus Salzgitter-Lebenstedt. Dieser veröffentlichte über ihn eine Schrift mit dem Titel: “Wrestling Archives Nr. 28 - Kampfrekord Paul Berger”.
Als Zeichen ihrer Anerkennung nahmen einige Freunde und Weggefährten am 24. Januar 1992 in Bargteheide bei Hamburg Abschied von Paul Berger, darunter: Ulf Herman, Rene Lasartesse, Otto Wanz, Peter William, Manuel Lopez, Axel Dieter, Klaus Kauroff, Karl Dauberger, Angel Grey, Tony Kosik, Rudi Marko, Horst Heinrich, Teddy Semke, Didier Gapp, Indio Guajaro und Bergers Nachfolger als VDB-Geschäftsführer, René Jerzy.

Der erste Artikel war der über die Turnerbewegung, den ich 1998 für ein historisches Projekt schrieb. Er hat jedoch nie wirklich jemanden interessiert, bis ich ihn dann ins Netz stellte. Da war das Projekt schon längst vergessen und in den Schubladen. Viel Arbeit machte der gute Jess McMahon. Ich glaube an dem Artikel habe ich so zwei Jahre recherchiert. 2002 entschloss ich mich dann, die Nachkriegsgeschichte des Amerikanischen Wrestlings aufzuschreiben. Der Artikel bestand ursprünglich nur aus zwei Teilen: Teil 1 - 50er Jahre und Teil 2 - 60er Jahre. Mit der Zeit habe ich ihn dann immer mehr erweitert, so dass Ende 2008 schließlich der 10. Teil entstand.