14.11.2002, 18:22
Wie angedroht gibt es hier nun nach und nach einige Reviews zu einigen Unheilichen Filmen. Für wie unheimlich ihr die Filme selber haltet, sei euch selber überlassen. Auf jeden Fall werden einige höchst interessante Filme dabei sein. Ende des Geschwafels.
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Ihr werdet euch bestimmt fragen, warum ich diesen Film mit "Das Unheimliche" tituliere. Darauf gebracht hat mich mein Studium, denn in diesem werde ich dieses Semester ein Seminar mit ebendiesem Titel besuchen. Und den ersten Film den wir guckten war eben Blue Velvet. Und diesem Film werden in den nächsten Wochen und Monaten noch einige Folgen, die auch das Unheimlich zum Thema haben.
Das unheimliche bedeutet auf jeden Fall nicht unbedingt Horror. Das Unheimlich ist viel subtiler. Man sollte sich zum Beispiel einmal Gedanken machen wovor man als Kind Angst hatte. Viele dieser Motive findet man in unheimlichen Filmen.
Eine Frage das Unheimliche betreffend ist jedoch besonders entscheidend: Hat man eher Angst vor dem Bekannten oder dem Unbekannten, also dem Heimlichen oder dem Unheimlichen. Und was kann einen mehr erschrecken oder Angst einjagen?
Bei Blue Velvet ist dies in meinen Augen eher das Unbekannte, dass Angst macht, jedoch eine so starke Anziehungskraft hat, dass man ihm nicht entsagen kann. So könnte man "Blue Velvet" sehr komprimiert umschreiben. Doch erstmal zum eigentlichen Inhalt.
Jeffrey Beaumont lebt in Lumberton, einer idyllischen Kleinstadt irgendwann zwischen den 50ern und 80ern. Sein Leben scheint in Ordnung zu sein, doch dies ändert sich, als sein Opa im Garten zusammenbricht und ins Krankenhaus muß. Nach einem Besuch bei ihm findet Jeffrey im Feld ein abgeschnittenes Menschenohr. Jeffrey bringt das Ohr zur Polizei und Detective Williams übernimmt den Fall. Doch die Polizei findet keine genauen Hinweise, woher das Ohr stammen könnte. Neugierig besucht Jeffrey Inspector Williams zu Hause, um mehr Details zu erfahren. Dies darf Williams verständlicherweise nicht. Doch seine Tochter Sandy hilft ihm und erzählt von einer gewissen Dorothy Valance, die irgendwie in den fall involviert zu sein scheint. Jeffrey überredet Sandy mit ihm auf eigene Faust Untersuchungen anzustellen.
So verschafft sich Jeffrey Zugang zu Dorothys Appartment, indem er einen Kammerjäger mimt und ein paar Schlüssel mitgehen lässt. Abends bricht er so in die Wohnung ein, wird jedoch von Dorothy überrascht. Er kann gerade noch in den Wandschrank flüchten.
Dorothy scheint nervös und erschöpft, zieht sich aus und kniet mitten im Zimmer hin. So nimmt sie ein mysteriöses Telefongespräch entgegen, dem man entnehmen kann, dass ihr Mann und Kind entführt wurden. Jeffrey verrät sich jedoch mit einem Geräusch und Dorothy zwingt ihn mit einem Messer bewaffnet, sich auszuziehen. Anstatt ihn jedoch irgendwie zu verletzten, umarmt sie ihn. Daraufhin klopft es an der Tür und Jeffrey muß wieder im Schrank verschwinden.
Der Besucher Frank Booth ist ein Rüpel, der Dorothys Mann und Kind in seiner Gewalt zu haben scheint. Frank vergewaltigt Dorothy und verläßt daraufhin wieder die Wohnung. Jeffrey, der alles gesehen hat, bringt Dorothy noch ins Bett udn verschwindet.
Doch Dorothy und das Mysterium des perversen Franks hat ihn in seinen Bann gezogen und Jeffrey rutscht immer tiefer in eine Welt des Sex und der Gewalt.
Lynch liefert in "Blue Velvet" eine recht ungewöhnliche Geschichte mit recht vielseitigen Motiven und Characßktern, verpackt in einer ungewöhnlichen Inszenierung.
Da wäre zum einen Jeffrey Beaumont, eigentlich ein schüchterner junger Mann, der jedoch von seiner Neugier vor dem Unbekannten gepackt wird und so tief in einen Strudel aus Sex und Gewalt gerät. Gespielt wird Jeffrey vom jungen Kyle MacLachlan, der vollkommen zu überzeugen weiß. Vor allem sein Zwiespalt zischen den beiden Frauen, Dorothy und Sandy, kommt dabei gut zur Geltung. Auch gelingt es ihm die Neugier Jeffreys überzeugend rüberzubringen.
Neben ihm agiert Laura Dern als Sandy Williams, die den Gegenpool zu Jeffrey darstellt. Während Jeffrey von seiner Neugierde gepackt ist, versucht Sandy ihn zurückzuhalten, eben aus Angst vor dem Unbekannten. So hat Lynch diesen beiden Charakteren das Gegenstück Neugeirde vor dem Unbekannten und Angst vor dem Unbekannten gegeben. Auch Laura Dern weiß zu überzeugen, wie eigentlich alle Darsteller.
Dorothy Valance wird von Isabella Rosselini gespielt. Dabei handelt es sich um eine äusserst komplizierte Rolle, da Dorothy sehr häufig von einer auf die andere Sekunde, ihre Gesinnung und ihre Stimmung ändert. Dorothy ist das Opfer von Frank und der Mißbrauch und der (vorrübergehende?) Verlust von Mann und Kind hat sie psychisch krank gemacht. Dies gelingt ihr jedoch vorzüglich darzustellen.
Die beste Leistung zeigt jedoch Dennis Hopper ind der Rolle des Frank Booth. Dabei darf er fluchen was das Zeug hält und sich nach Herzenslust austoben. Booth ist ein extrovertierter, perverser Verbrecher, der seine Macht über Dorothy gnadenlos ausnutzt. Dies bringt Hopper in jeder Szene äusserst glaubhaft rüber.
Während alle Rollen ein recht vernünftiges Vokabulr benutzen, besteht Franks Vookabular jedoch zu 50% aus derbsten Flüchen. Dies hebt ihn besonders von den anderen Figuren ab, die man eher der idylischen Kleinstadt zuordnen kann.
Wäre dies alles, wäre "Blue Velvet" wohl kein wahrer Lynch. Und so sorgt Lynch für eine besondere Inszenierung, vor allem was die Farben angeht. Besonders hervor sticht dabei Dorothy Valance und ihr Appartement. Besonders gut sichtbar ist dies bei Dorothys Auftritten in der Bar, wo sie das Lies "Blue Velvet" vorträgt. Dabei trägt sie ein Kleid in kräftigem blau und wird auch so angeleuchtet. Dazu kommt ihr kanllroter Lippenstift.
Ähnlich kräftige Farben wurden für ihr Appartement verwendet.
Zu den auffälligen Farben kommt noch die Musik, die fast durchgängig ruhig gehalten ist. So hat man immer wieder diesen Kleinstad Flair. Dazu gibt es noch ein paar wiederkehrende Lieder, wie das bereits eben erwänhte "Blue Velvet". Ein ähnlich ruhiges Stück wird auch zweimal gespielt, als Frank seine perversen Spässe mit den Hauptcharkteren macht.
Dazu kommt, dass der Film aus unterschiedlichsten Gründen nie langweilig wird. Dazu tragen Darsteller, Story und Inszenierung bei. Eine sehr gelungene Mischung.
Insgesamt ist Lynch mit "Blue Velvet" ein grandioses Werk gelungen, von dem ich nicht behaupten will, dass ich es bereits vollkommen verstanden habe. (Dann wäre es wohl auch kein Lynch.) Besonders wird dabei das Motiv der Neugierde und der Angst behandelt, wobei die Neugierde eindeutig im Vordergrund steht.
Neben den von Lynch behandelten Themen kommen noch eine sehr gute schauspielerische Leistungen und eine sehr gelungene Inszenierung.
Nach längerem nachdenken und angeregter Diskussion könnte man "Blue Velvet" sogar als legitimen Vorläufer von "Fight Club" bezeichnen. Auch wenn es natürlich nicht so offensichtlich ist wie bei Finchers Werk, kann man doch sagen, dass Jeffrey und Frank mehr oder weniger die gleiche Person sind. Am Tage ist Jeffrey der liebe junge von Nebenan während er in der Nacht zum Verbrecher wird, sich zwei Frauen hält und sogar einen Mord begeht. Parallelen zu "Fight Club" sind schon gegeben.
Auch setzt Lynch die Zeit und den Kontrast von tag und nacht sehr geschickt ein, der zu vielen Interpretationen führen kann. Wobei bei Lynch auch immer die Frage ist, was er wirklich bezwecken wollte und wie weit er sich wirklich Gedanken gemacht hat.
Anzumerken sei jedoch noch, dass der Film eigentlich nur für Lynch Fans zu empfehlen ist, halt wie bei jedem seiner Filme. Also gelten meine 9 von 10 Punkten auch hauptsächlich für diese Zielgruppe, zu der ich mich auch zähle. Alle anderen werden wohl ihre Probleme mit dem Film haben, auf die eine oder andere Art. Dessen bin ich mir (fast) sicher.
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Ihr werdet euch bestimmt fragen, warum ich diesen Film mit "Das Unheimliche" tituliere. Darauf gebracht hat mich mein Studium, denn in diesem werde ich dieses Semester ein Seminar mit ebendiesem Titel besuchen. Und den ersten Film den wir guckten war eben Blue Velvet. Und diesem Film werden in den nächsten Wochen und Monaten noch einige Folgen, die auch das Unheimlich zum Thema haben.
Das unheimliche bedeutet auf jeden Fall nicht unbedingt Horror. Das Unheimlich ist viel subtiler. Man sollte sich zum Beispiel einmal Gedanken machen wovor man als Kind Angst hatte. Viele dieser Motive findet man in unheimlichen Filmen.
Eine Frage das Unheimliche betreffend ist jedoch besonders entscheidend: Hat man eher Angst vor dem Bekannten oder dem Unbekannten, also dem Heimlichen oder dem Unheimlichen. Und was kann einen mehr erschrecken oder Angst einjagen?
Bei Blue Velvet ist dies in meinen Augen eher das Unbekannte, dass Angst macht, jedoch eine so starke Anziehungskraft hat, dass man ihm nicht entsagen kann. So könnte man "Blue Velvet" sehr komprimiert umschreiben. Doch erstmal zum eigentlichen Inhalt.
Jeffrey Beaumont lebt in Lumberton, einer idyllischen Kleinstadt irgendwann zwischen den 50ern und 80ern. Sein Leben scheint in Ordnung zu sein, doch dies ändert sich, als sein Opa im Garten zusammenbricht und ins Krankenhaus muß. Nach einem Besuch bei ihm findet Jeffrey im Feld ein abgeschnittenes Menschenohr. Jeffrey bringt das Ohr zur Polizei und Detective Williams übernimmt den Fall. Doch die Polizei findet keine genauen Hinweise, woher das Ohr stammen könnte. Neugierig besucht Jeffrey Inspector Williams zu Hause, um mehr Details zu erfahren. Dies darf Williams verständlicherweise nicht. Doch seine Tochter Sandy hilft ihm und erzählt von einer gewissen Dorothy Valance, die irgendwie in den fall involviert zu sein scheint. Jeffrey überredet Sandy mit ihm auf eigene Faust Untersuchungen anzustellen.
So verschafft sich Jeffrey Zugang zu Dorothys Appartment, indem er einen Kammerjäger mimt und ein paar Schlüssel mitgehen lässt. Abends bricht er so in die Wohnung ein, wird jedoch von Dorothy überrascht. Er kann gerade noch in den Wandschrank flüchten.
Dorothy scheint nervös und erschöpft, zieht sich aus und kniet mitten im Zimmer hin. So nimmt sie ein mysteriöses Telefongespräch entgegen, dem man entnehmen kann, dass ihr Mann und Kind entführt wurden. Jeffrey verrät sich jedoch mit einem Geräusch und Dorothy zwingt ihn mit einem Messer bewaffnet, sich auszuziehen. Anstatt ihn jedoch irgendwie zu verletzten, umarmt sie ihn. Daraufhin klopft es an der Tür und Jeffrey muß wieder im Schrank verschwinden.
Der Besucher Frank Booth ist ein Rüpel, der Dorothys Mann und Kind in seiner Gewalt zu haben scheint. Frank vergewaltigt Dorothy und verläßt daraufhin wieder die Wohnung. Jeffrey, der alles gesehen hat, bringt Dorothy noch ins Bett udn verschwindet.
Doch Dorothy und das Mysterium des perversen Franks hat ihn in seinen Bann gezogen und Jeffrey rutscht immer tiefer in eine Welt des Sex und der Gewalt.
Lynch liefert in "Blue Velvet" eine recht ungewöhnliche Geschichte mit recht vielseitigen Motiven und Characßktern, verpackt in einer ungewöhnlichen Inszenierung.
Da wäre zum einen Jeffrey Beaumont, eigentlich ein schüchterner junger Mann, der jedoch von seiner Neugier vor dem Unbekannten gepackt wird und so tief in einen Strudel aus Sex und Gewalt gerät. Gespielt wird Jeffrey vom jungen Kyle MacLachlan, der vollkommen zu überzeugen weiß. Vor allem sein Zwiespalt zischen den beiden Frauen, Dorothy und Sandy, kommt dabei gut zur Geltung. Auch gelingt es ihm die Neugier Jeffreys überzeugend rüberzubringen.
Neben ihm agiert Laura Dern als Sandy Williams, die den Gegenpool zu Jeffrey darstellt. Während Jeffrey von seiner Neugierde gepackt ist, versucht Sandy ihn zurückzuhalten, eben aus Angst vor dem Unbekannten. So hat Lynch diesen beiden Charakteren das Gegenstück Neugeirde vor dem Unbekannten und Angst vor dem Unbekannten gegeben. Auch Laura Dern weiß zu überzeugen, wie eigentlich alle Darsteller.
Dorothy Valance wird von Isabella Rosselini gespielt. Dabei handelt es sich um eine äusserst komplizierte Rolle, da Dorothy sehr häufig von einer auf die andere Sekunde, ihre Gesinnung und ihre Stimmung ändert. Dorothy ist das Opfer von Frank und der Mißbrauch und der (vorrübergehende?) Verlust von Mann und Kind hat sie psychisch krank gemacht. Dies gelingt ihr jedoch vorzüglich darzustellen.
Die beste Leistung zeigt jedoch Dennis Hopper ind der Rolle des Frank Booth. Dabei darf er fluchen was das Zeug hält und sich nach Herzenslust austoben. Booth ist ein extrovertierter, perverser Verbrecher, der seine Macht über Dorothy gnadenlos ausnutzt. Dies bringt Hopper in jeder Szene äusserst glaubhaft rüber.
Während alle Rollen ein recht vernünftiges Vokabulr benutzen, besteht Franks Vookabular jedoch zu 50% aus derbsten Flüchen. Dies hebt ihn besonders von den anderen Figuren ab, die man eher der idylischen Kleinstadt zuordnen kann.
Wäre dies alles, wäre "Blue Velvet" wohl kein wahrer Lynch. Und so sorgt Lynch für eine besondere Inszenierung, vor allem was die Farben angeht. Besonders hervor sticht dabei Dorothy Valance und ihr Appartement. Besonders gut sichtbar ist dies bei Dorothys Auftritten in der Bar, wo sie das Lies "Blue Velvet" vorträgt. Dabei trägt sie ein Kleid in kräftigem blau und wird auch so angeleuchtet. Dazu kommt ihr kanllroter Lippenstift.
Ähnlich kräftige Farben wurden für ihr Appartement verwendet.
Zu den auffälligen Farben kommt noch die Musik, die fast durchgängig ruhig gehalten ist. So hat man immer wieder diesen Kleinstad Flair. Dazu gibt es noch ein paar wiederkehrende Lieder, wie das bereits eben erwänhte "Blue Velvet". Ein ähnlich ruhiges Stück wird auch zweimal gespielt, als Frank seine perversen Spässe mit den Hauptcharkteren macht.
Dazu kommt, dass der Film aus unterschiedlichsten Gründen nie langweilig wird. Dazu tragen Darsteller, Story und Inszenierung bei. Eine sehr gelungene Mischung.
Insgesamt ist Lynch mit "Blue Velvet" ein grandioses Werk gelungen, von dem ich nicht behaupten will, dass ich es bereits vollkommen verstanden habe. (Dann wäre es wohl auch kein Lynch.) Besonders wird dabei das Motiv der Neugierde und der Angst behandelt, wobei die Neugierde eindeutig im Vordergrund steht.
Neben den von Lynch behandelten Themen kommen noch eine sehr gute schauspielerische Leistungen und eine sehr gelungene Inszenierung.
Nach längerem nachdenken und angeregter Diskussion könnte man "Blue Velvet" sogar als legitimen Vorläufer von "Fight Club" bezeichnen. Auch wenn es natürlich nicht so offensichtlich ist wie bei Finchers Werk, kann man doch sagen, dass Jeffrey und Frank mehr oder weniger die gleiche Person sind. Am Tage ist Jeffrey der liebe junge von Nebenan während er in der Nacht zum Verbrecher wird, sich zwei Frauen hält und sogar einen Mord begeht. Parallelen zu "Fight Club" sind schon gegeben.
Auch setzt Lynch die Zeit und den Kontrast von tag und nacht sehr geschickt ein, der zu vielen Interpretationen führen kann. Wobei bei Lynch auch immer die Frage ist, was er wirklich bezwecken wollte und wie weit er sich wirklich Gedanken gemacht hat.
Anzumerken sei jedoch noch, dass der Film eigentlich nur für Lynch Fans zu empfehlen ist, halt wie bei jedem seiner Filme. Also gelten meine 9 von 10 Punkten auch hauptsächlich für diese Zielgruppe, zu der ich mich auch zähle. Alle anderen werden wohl ihre Probleme mit dem Film haben, auf die eine oder andere Art. Dessen bin ich mir (fast) sicher.