16.04.2013, 18:32
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CM Punk verteidigt seinen [lexicon]WHC[/lexicon] Titel gegen [lexicon]Chris Jericho[/lexicon] via DQ
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Zitat:92. Geburtstag von Gerhard Schäfer
Es müsse wohl ein Virus gewesen sein, der seine Sammelleidenschaft für den Ringkampf ausgelöst hat, sagte Gerhard Schäfer 1987 einer lokalen Zeitung in Hannover. Dass er später mal zu einem der renommiertesten Wrestling-Experten gehörte, und er heute noch von Fachleuten erwähnt wird, ist die Anerkennung seiner jahrzehntelangen Recherchen. Am 01. Januar 1921 in Königsberg (Kaliningrad) geboren, interessierte er sich zuerst für das Hockeyspielen. Es ist die Zeit der großen Ringkampfkonkurrenzen (Turniere) in Europa, und auch Königsberg ist Anfang der Dreißiger Jahre noch ein beliebter Treffpunkt der Szene. Nach ersten Kontakten, vornehmlich durch Besuche der Shows, begann Schäfer sein Training im Amateurringkampf beim SC Sandow Königsberg. Der größte Erfolg als Amateurringer gelang ihm 1938 bei den Ostlandkämpfen in Osterode. Er gewann die Meisterschaft im Jugendschwergewicht. Kriegsausbruch und Vertreibung aus seiner Heimat Ostpreußen machten eine etwaige lange Karriere zunichte. Obwohl er danach nicht mehr aktiv im Ring stand, fokussierte er sein Leben trotzdem auf den Amateur- und Profibereich. Anfangs als Trainer, später dann als Historiker, Archivar und Verleger. Schäfer zog ins niedersächsische Salzgitter und begann mit dem Aufbau der regionalen Amateurringerszene. Später zählten die Ringer aus dieser Region zu den bundesweit Besten. Ein Freund, Karl Volmer, schildert: "Seiner Initiative und seinem Engagement war es zu verdanken, daß die Ringer und der TB Gebhardshagen in Norddeutschland und darüber hinaus bekannt und zu großen Turnieren auch im benachbarten Ausland eingeladen wurden." 1960 schließlich wurde Gerhard Schäfer die Leitung vom Schwertathletik-Bereich des Vereins übertragen. Eine Aufgabe, die er mit voller Leidenschaft erfüllte. Ebenso mit vollem Interesse wandte er sich dem Profibereich zu. Da kam 1950 eine Bekanntschaft in Braunschweig genau zur richtigen Zeit: Schäfer lernte den noch aktiven Profi und Veranstalter Gustl Kaiser kennen. Dieser brachte ihn zum Internationalen-Berufsringkämpfer-Verband (IBV), wo Schäfer lange Zeit u.a. als Archivar arbeitete. Der I.B.V. unter Kaisers Management bestimmte maßgeblich das deutsche Wrestling ergo Catchen bis in die Siebziger Jahre. Eine weitere Bekanntschaft zum anderen Profilager, der Szene des VDB (Verband-Deutscher-Berufsringer) in Westberlin, ermöglichte Schäfer einen nahezu 100%-igen Einblick hinter die Kulissen. Ein fast schon einmaliger Umstand, denn die beiden Lager verstanden sich durchaus als Konkurrenten. Es war der VDB Manager Paul Berger, der Schäfer hier her führte. Es entstand, wie zu Kaiser, auch eine lebenslange Freundschaft zu Berger. Darüber hinaus zu Ex-AWA World Champion Verne Gagne und Legende Karl Gotch.
Sammeln, Abheften, Sortieren - seit Ende der Vierziger Jahre entstand unter ihm das größte Archiv in Europa zum Wrestling. Aus seinem Fundus begann er eifrig zu berichten in Form von Newslettern, Schriftenreihen und Büchern. Seit den späten Sechzigern publizierte Schäfer den Newsletter "Wrestling / Catch in Germany". Der Erste seiner Art in Deutschland noch weit vor den WFA Magazinen 20 Jahre später. Machart und Format waren für heutige Verhältnisse sehr primitiv: mit Schreibmaschine getippt, mittels Blaupause und Matrize vervielfältigt. Schäfer verschickte seine Newsletter in alle Welt. Auch in die USA, wo die Fans so erstmals einen Einblick in die mitteleuropäische Szene dieser Zeit bekamen. Anfangs bestanden die A4 Seiten nur aus Kampfstatistiken (Matchverläufe), später kamen ganze Biografien, Fotos und Zeitungsartikel hinzu. Ein Vierteljahrhundert lang sollte dieser Newsletter aus Salzgitter erscheinen. Seit den frühen Neunziger Jahren dann auch noch der "Wrestling Report from Germany". Weitere große Projekte konnten dank weltweiter Kontakte verwirklicht werden: so die 37-teilige Reihe "Wrestling Archives", die er ab Anfang der Achtziger Jahre zusammenstellte; die Results-Listen in Zusammenarbeit mit dem Historiker Tom Gannon (A History of Wrestling) und schließlich das Buch über Gustl Kaiser zu dessen 75. Geburtstag im Jahr 1982. Eine Biografie von einem der größten europäischen Wrestler und Veranstalter. Aus Schäfers und Gannons Listen wird noch heute zitiert. Nahezu alle Arbeiten wurden nur im Privatdruck mit geringer Auflage herausgegeben. Ein Grund, warum Schäfers Werke heute fast vollkommen unbekannt sind. Doch auf den Spuren des deutschen Catchens wird man immer wieder auf seinen Namen stoßen. Er hat viel publiziert, ob in amerikanischen Magazinen oder deutschen Programmheften aus dieser Zeit. In späteren Jahren regte Schäfer ferner auch die Gründung von Fan-Clubs an, die eigene Newsletter und Magazine herausbrachten. So führte eine Zusammenarbeit mit Andreas Matlé 1979 zur Gründung des "Catch-Journals". Auch die von Uwe Fruth und Bernd Model 1987 formierte "Wrestling Fan Association (WFA)" erhielt zahlreiche Materialien aus dem Fundus in Salzgitter. Ebenso das von Betty Frank herausgegebene "Catch Magazin" in den Neunziger Jahren. Als Quellenangabe stößt man sehr oft auf den Namen Gerhard Schäfer. Bis zuletzt blieb er seinem "Hobby" Wrestling, Zeitzeugen berichten fast von einem zweiten Leben, treu. Eine kurze Zeitreise durch ein langes Fandarsein, das sicherlich ganze Bücher füllen könnte. Gerhard Schäfer stirbt 1995 im Alter von 74 Jahren.