26.01.2011, 10:17
Statistik: Zuschauerzahlen zum W4E Turnierarchiv (Hannover)
Der deutsche Großveranstalter von Berufsringkampf-Turnieren in Mitteleuropa, Rudolf Zurth, prophezeite 1959 in der Münchner Illustrierten das baldige Ende des Catchens, und damit auch des deutschen Wrestlings. Die Veranlassung dazu gab ihm seine eigene Erfahrung, die er Mitte der 50er Jahre, als sich der Boom des Catchens in Deutschland abschwächte, selbst miterlebte. Noch während der späten 40er Jahre etablierten sich Turniere in den Besatzungszonen, die immer mehr Freistilringkämpfe beinhalteten. Eine Umstellung vom lange vorherrschenden gr.-röm. Stil, was Europa betrifft, auf den catch-as-catch-can Style ergo Catchen. Ab 1950 war ein spürbarer Boom dieser Freistilturniere zu bemerken und griechisch-römisch zog nicht mehr die Masse der Zuschauer an. Letzterer hatte das deutsche Wrestling seit der Pionierära des 19. Jahrhunderts bestimmt. Die Umstellung auf Catchen brachte internationale Topstars nach Mitteleuropa, wie man sie heute noch bei den Tourneen der WWE findet. Auch die Zuschauerzahlen erreichten in einigen deutschen Städten neue Rekordmarken von über 100.000. Der erste Boom des Catchens war in der Tat ein Knall aus Show, Sport und einem nicht enden wollenden Unterhaltungsdrang. Kurzlebigkeit war die logische Folge und 1955 musste Zurth, dem mangelnden Interesse folgend, dicht machen. Hinzu kam noch das 1953 eingeführte Jugend-Verbot durch das Verwaltungsgericht Bremen, dass den Besuch der Turniere von Personen unter 18 Jahren untersagte. Es war die Folge von Krawallen und Ausschreitungen, aber auch die Behörden betrachteten das Catchen sehr negativ und es sei eine Gefahr für die Jugend.
Einzelne Veranstalter, wie Zurth, gaben auf, was allerdings nicht das Ende des deutschen Wrestlings bedeutete. Es gab ein zweites Lager im Berufsringkampf, wo man nach 1945 zwar auf Showaspekte setzte, den Großteil der Turniere aber unter sportlichen Gesichtspunkten abhielt – die Freistil-Berufsringkämpfer. Dahinter stand der 1947 in Hamburg formierte Internationale-Berufsringkämpfer-Verband (IBV) mit Gustl Kaiser als Veranstalter an der Spitze. Er überstand so ziemlich alle Krisen, auch im Lager der schon damals vielfach kritisierten Catcher. Mit Catchen an sich hätten die Turniere des IBV nicht viel zu tun, wie Kaiser und andere Verbandsfunktionäre oftmals postulierten. Dennoch blieb es nicht aus, dass die Presse die Skandale aus „Zurths Lager“ auf den IBV überführte. Mit harten Kritiken musste sich das Catchen, auch bis zum Ende der CWA, immer befassen. Aber die Prophezeiung von Zurth 1959 erfüllte sich nicht, denn die 70er und 80er Jahre waren die erfolgreichste Zeitspanne des Catchens mit den großen Zeltturnieren. Viele deutsche Großstädte der ehemaligen BRD hatten sich mittlerweile zu echten Wrestling-Hochburgen entwickelt. Hamburg bot große Turniere auf dem Heiligengeistfeld, die Bremer Stadthalle war Anziehungspunkt für 10.000tausende Fans oder die Dortmunder Westfalenhalle platzte aus allen Nähten.
Ein Merkmal der Zeltturniere war ihre Dauer, die manchmal sogar zwei Monate überstieg. Der zentrale Punkt des deutschen Wrestlings bildete allerdings nur ein Turnier, das in puncto Dauer und Erfolg weit über seinem Veranstaltungsort bekannt war – das Hannover Welt-Cup Turnier. 1972 wurde es erstmals ausgetragen. Schon fünf Jahre später, zum Welt-Cup 1977, schrieb ein Bericht, dass Hannover die „Ringkampfstadt Nummer eins in Deutschland“ ist. Großturniere mit Europa- und Weltmeisterschaften kennzeichneten das Bild des Schützenplatzes in Hannover seit 1964. Dort wo auch der jährliche Welt-Cup ausgetragen wurde. Es war das längste Ringkampf-Turnier der Welt. Hinter dem Erfolg stand ein Veranstalter namens Edmund Schober. Durch internationale Kontakte, wie u.a. zu Stu Hart, ermöglichte er die Auftritte vieler Topstars auch in Deutschland. 1978 wrestlete Bruce Hart beim Welt-Cup und im Oktober 1981 dann sah man auch Bret Hart in Hannover kämpfen. In Zusammenarbeit mit dem Verband-Deutscher-Berufsringer / Verband der Berufsringer (VDB; Berlin) gelang Schober der Durchbruch. Diese Tradition auf dem Schützenplatz setzte sich noch lange Jahre fort, bis schließlich ein stetiger Zuschauerrückgang das Ende brachte.
Nachfolgend die höchsten Zuschauerzahlen für Hannover:
Gesamtzuschauerzahl nach allen Turniertagen
Deutsche Meisterschaft 1949
- über 100.000 / Sieger: Gedeon Gida
Internationales Catch-Turnier 1964
- 105.000 / Sieger: Hans-Richard Behrens
Qualifikation Catch-Weltmeisterschaft 1965 (Hannover und Braunschweig)
- 140.000 / Sieger: Jimmy Dula
- 60.000 nach 30 Turniertagen in Hannover
Europameisterschaft 1969
- 99.000 / Sieger: Kiyomigawa & Rene Lasartesse
Catch-Weltmeisterschaft 1970
- 162.000 / Sieger: Rene Lasartesse
Erdteil Vergleichskampf – Vorolympiade der Berufsringer 1971
- 150.000 / Sieger: Axel Dieter Sr.
Welt-Cup 1972
- 150.000 / Sieger: Hans-Richard Behrens
Europameisterschaft 1973
- 106.000 / Sieger: Kiyomigawa
Welt-Cup 1974
- 150.000 / Sieger: Axel Dieter Sr. & Ricki Starr
Welt-Cup 1975
- 120.000 / Sieger: Axel Dieter Sr.
Welt-Cup 1977
- 100.000 / Sieger: Axel Dieter Sr.
Welt-Cup 1978
- 150.000 / Sieger: Moose Morowski
Welt-Cup 1979
- 140.000 / Sieger: Pat Roach
Welt-Cup 1980
- 140.000 / Sieger: Axel Dieter Sr.
Welt Cup – Grand Prix 1981
- 160.000 / Sieger: Klaus Kauroff
Welt Cup – Grand Prix 1985
- 150.000 / Sieger: Otto Wanz
Welt-Cup 1988
- 160.000 / Sieger: Otto Wanz
Welt-Cup 1989
- über 100.000 / Sieger: Otto Wanz
Welt-Cup 1990
- ca. 100.000 / Sieger: Rambo
Welt-Cup 1991
- 60.000 / Sieger: Tony St. Clair
Der deutsche Großveranstalter von Berufsringkampf-Turnieren in Mitteleuropa, Rudolf Zurth, prophezeite 1959 in der Münchner Illustrierten das baldige Ende des Catchens, und damit auch des deutschen Wrestlings. Die Veranlassung dazu gab ihm seine eigene Erfahrung, die er Mitte der 50er Jahre, als sich der Boom des Catchens in Deutschland abschwächte, selbst miterlebte. Noch während der späten 40er Jahre etablierten sich Turniere in den Besatzungszonen, die immer mehr Freistilringkämpfe beinhalteten. Eine Umstellung vom lange vorherrschenden gr.-röm. Stil, was Europa betrifft, auf den catch-as-catch-can Style ergo Catchen. Ab 1950 war ein spürbarer Boom dieser Freistilturniere zu bemerken und griechisch-römisch zog nicht mehr die Masse der Zuschauer an. Letzterer hatte das deutsche Wrestling seit der Pionierära des 19. Jahrhunderts bestimmt. Die Umstellung auf Catchen brachte internationale Topstars nach Mitteleuropa, wie man sie heute noch bei den Tourneen der WWE findet. Auch die Zuschauerzahlen erreichten in einigen deutschen Städten neue Rekordmarken von über 100.000. Der erste Boom des Catchens war in der Tat ein Knall aus Show, Sport und einem nicht enden wollenden Unterhaltungsdrang. Kurzlebigkeit war die logische Folge und 1955 musste Zurth, dem mangelnden Interesse folgend, dicht machen. Hinzu kam noch das 1953 eingeführte Jugend-Verbot durch das Verwaltungsgericht Bremen, dass den Besuch der Turniere von Personen unter 18 Jahren untersagte. Es war die Folge von Krawallen und Ausschreitungen, aber auch die Behörden betrachteten das Catchen sehr negativ und es sei eine Gefahr für die Jugend.
Einzelne Veranstalter, wie Zurth, gaben auf, was allerdings nicht das Ende des deutschen Wrestlings bedeutete. Es gab ein zweites Lager im Berufsringkampf, wo man nach 1945 zwar auf Showaspekte setzte, den Großteil der Turniere aber unter sportlichen Gesichtspunkten abhielt – die Freistil-Berufsringkämpfer. Dahinter stand der 1947 in Hamburg formierte Internationale-Berufsringkämpfer-Verband (IBV) mit Gustl Kaiser als Veranstalter an der Spitze. Er überstand so ziemlich alle Krisen, auch im Lager der schon damals vielfach kritisierten Catcher. Mit Catchen an sich hätten die Turniere des IBV nicht viel zu tun, wie Kaiser und andere Verbandsfunktionäre oftmals postulierten. Dennoch blieb es nicht aus, dass die Presse die Skandale aus „Zurths Lager“ auf den IBV überführte. Mit harten Kritiken musste sich das Catchen, auch bis zum Ende der CWA, immer befassen. Aber die Prophezeiung von Zurth 1959 erfüllte sich nicht, denn die 70er und 80er Jahre waren die erfolgreichste Zeitspanne des Catchens mit den großen Zeltturnieren. Viele deutsche Großstädte der ehemaligen BRD hatten sich mittlerweile zu echten Wrestling-Hochburgen entwickelt. Hamburg bot große Turniere auf dem Heiligengeistfeld, die Bremer Stadthalle war Anziehungspunkt für 10.000tausende Fans oder die Dortmunder Westfalenhalle platzte aus allen Nähten.
Ein Merkmal der Zeltturniere war ihre Dauer, die manchmal sogar zwei Monate überstieg. Der zentrale Punkt des deutschen Wrestlings bildete allerdings nur ein Turnier, das in puncto Dauer und Erfolg weit über seinem Veranstaltungsort bekannt war – das Hannover Welt-Cup Turnier. 1972 wurde es erstmals ausgetragen. Schon fünf Jahre später, zum Welt-Cup 1977, schrieb ein Bericht, dass Hannover die „Ringkampfstadt Nummer eins in Deutschland“ ist. Großturniere mit Europa- und Weltmeisterschaften kennzeichneten das Bild des Schützenplatzes in Hannover seit 1964. Dort wo auch der jährliche Welt-Cup ausgetragen wurde. Es war das längste Ringkampf-Turnier der Welt. Hinter dem Erfolg stand ein Veranstalter namens Edmund Schober. Durch internationale Kontakte, wie u.a. zu Stu Hart, ermöglichte er die Auftritte vieler Topstars auch in Deutschland. 1978 wrestlete Bruce Hart beim Welt-Cup und im Oktober 1981 dann sah man auch Bret Hart in Hannover kämpfen. In Zusammenarbeit mit dem Verband-Deutscher-Berufsringer / Verband der Berufsringer (VDB; Berlin) gelang Schober der Durchbruch. Diese Tradition auf dem Schützenplatz setzte sich noch lange Jahre fort, bis schließlich ein stetiger Zuschauerrückgang das Ende brachte.
Nachfolgend die höchsten Zuschauerzahlen für Hannover:
Gesamtzuschauerzahl nach allen Turniertagen
Deutsche Meisterschaft 1949
- über 100.000 / Sieger: Gedeon Gida
Internationales Catch-Turnier 1964
- 105.000 / Sieger: Hans-Richard Behrens
Qualifikation Catch-Weltmeisterschaft 1965 (Hannover und Braunschweig)
- 140.000 / Sieger: Jimmy Dula
- 60.000 nach 30 Turniertagen in Hannover
Europameisterschaft 1969
- 99.000 / Sieger: Kiyomigawa & Rene Lasartesse
Catch-Weltmeisterschaft 1970
- 162.000 / Sieger: Rene Lasartesse
Erdteil Vergleichskampf – Vorolympiade der Berufsringer 1971
- 150.000 / Sieger: Axel Dieter Sr.
Welt-Cup 1972
- 150.000 / Sieger: Hans-Richard Behrens
Europameisterschaft 1973
- 106.000 / Sieger: Kiyomigawa
Welt-Cup 1974
- 150.000 / Sieger: Axel Dieter Sr. & Ricki Starr
Welt-Cup 1975
- 120.000 / Sieger: Axel Dieter Sr.
Welt-Cup 1977
- 100.000 / Sieger: Axel Dieter Sr.
Welt-Cup 1978
- 150.000 / Sieger: Moose Morowski
Welt-Cup 1979
- 140.000 / Sieger: Pat Roach
Welt-Cup 1980
- 140.000 / Sieger: Axel Dieter Sr.
Welt Cup – Grand Prix 1981
- 160.000 / Sieger: Klaus Kauroff
Welt Cup – Grand Prix 1985
- 150.000 / Sieger: Otto Wanz
Welt-Cup 1988
- 160.000 / Sieger: Otto Wanz
Welt-Cup 1989
- über 100.000 / Sieger: Otto Wanz
Welt-Cup 1990
- ca. 100.000 / Sieger: Rambo
Welt-Cup 1991
- 60.000 / Sieger: Tony St. Clair
