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Das Leben des David Gale - Review
#1
„Das Leben des David Gale“ ist ein Film über die Todesstrafe. OK, davon gab es schon einige und die meisten Gesichtspunkte des Themas wurden auch schon abgehandelt. Ich erinnere nur an „Dead Man Walking“, der die letzten Tage eines zum Tode verurteilten Mörders und die Beziehung einer Nonne zu ihm behandelt. Auch „Das Leben des David Gale“ spielt großteils in den letzten Tage des Verurteilten und geht dennoch einen komplett anderen Weg.

Die Journalistin Bitsey Bloom bekommt das Angebot den zum Tode Verurteilten David Gale zu interviewen. Dieser weigerte sich bis kurz vor seiner Hinrichtung mit irgendwem über das Geschehene zu reden. So bekommt Bitsey die letzten drei Tage vor der Hinrichtung jeweils zwei Stunden pro Tag die Möglichkeit mit Gale zu sprechen.
Gale berichtet von seinem Leben als Professor und als Aktivist gegen Hinrichtungen im Staat Texas. Doch Gale hat keine weiße Weste. So wurde er von einer Studentin wegen Vergewaltigung angeklagt, die ihn als er betrunken war, verführte. Die Anklage wird zwar abgewiesen, aber Gales Leben ändert sich dramatisch. Er verliert seinen Job, seine Familie und auch bei den Aktivisten wird er nicht mehr gerne geduldet. Trotzdem hilft ihm Constance, ebenfalls eine Aktivistin und gute Freundin von Gale, ihm wo und wie sie nur kann. Eines Tages wird Constance vergewaltigt und ermordet aufgefunden. Man findet Gales Sperma und er wird verhaftet und verurteilt. Laut Gale haben sie die Nacht miteinander verbracht und am Morgen sei er gegangen. Der Täter hat die Tat scheinbar auf Video aufgenommen. Gale möchte, dass Bitsey das Video findet und somit wenigstens seinen Ruf wiederherstellt.
Der Film ist unterteilt in die letzten vier Tage des Lebens von David Gale und der Erzählung seines Lebens, welche er Bitsey in Form eines Interviews darlegt. Man muss also beachten, dass die Erzählung der Vergangenheit nur David Gales Perspektive der Geschehnisse ist. Ob man diese nun für bare Münze nimmt oder ihm nicht glaubt sei jedem selber überlassen. Diesen Konflikt haben auch Bitsey und der Praktikant Zack. Die einzige Dokumentation, die man als wahr einstufen kann, sind letztendlich die Videostücke, die mit der Zeit auftauchen.

Laut der Inhaltsangabe scheint das Thema vor allem das Beweisen der Unschuld des David Gale zu sein. Dies ist jedoch nur Mittel zum Zweck des Films. Ziel ist im Grunde zu zeigen, dass das System der Todesstrafe falsch ist. Dies war ebenso das Ziel der ermordeten Constance. Doch sie war der festen Überzeugung, dass es eine Art Märtyrer geben muss, der unschuldig hingerichtet werden muss, damit man das System der Todesstrafe überhaupt ins Wanken bringen kann. Und eben diese Message bringt der Film rüber. Man wird als Zuschauer bei diesem Thema schon automatisch zum Denken über die Todesstrafe angeregt und vor allem leidet man mit allen Beteiligten Personen. Von daher ist es recht einfach für einen der Charaktere Gefühle zu empfinden.
Ein Problem des Films ist jedoch seine Länge. Vieles wird unnötig in die Länge gezogen und manche Einstellungen und Storybögen sind einfach dramaturgiesteigernd eingesetzt worden. Dies ist vor allem in der letzten halben Stunde des Films der Fall, als es sich der Hinrichtung David Gales nähert. Ohne z.B. das Kühlerproblem von Bitseys Leihwagen hätte der Film einen gänzlich anderen Stellenwert erhalten können. So macht er allerdings an viel zu vielen Stellen zu große Kompromisse Hollywood gegenüber. Das Ende bzw. die Schlusspointe (wenn ich das so ausdrücken darf) versöhnt dann jedoch wieder einigermaßen. So funktioniert zumindest die Grundidee des Films, die ich hier nun keinesfalls verraten will.
Auch führt die letzte Wendung dazu nochmals den gesamten Film rekapitulieren zu lassen und man muss viele Szenen nochmals neu bewerten. Fast der gesamte Film und auch das gesamte Leben von sowohl David Gale als auch Constance und einigen anderen Nebendarstellern erscheint in einem völlig anderen, neuen Licht.

Ein großer Pluspunkt des Films ist natürlich, dass man als Hauptdarsteller Kevin Spacey verpflichten konnte. Spacey ist wie immer ein Meister seines Fachs, obwohl ich schon bessere Vorstellungen von ihm gesehen habe. An seine Leistungen aus „K-Pax“ oder „Schiffsmeldungen“ kommt er in diesem Film nicht ganz heran. Doch gerade in den Rückblenden zum alkoholisierten und alkoholkranken David Gale kommt sein gesamtes Können durch. Beim Intervier mit Bitsey sind es vor allem seine Blicke, die (mal wieder) vollkommen überzeugen. Jedoch fehlt der Darstellung des David Gales das gewisse Etwas.
Kate Winslet kann auch gegen einen etwas schwächeren Spacey kaum mithalten. Ihr Glück ist, dass sie Spacey nur im Gefängnis begegnet und diese gemeinsamen Szenen relativ kurz sind. Winslet kann sich zwar einigermaßen behaupten, würde auf Dauer allerdings gegenüber Spaceys Mimik untergehen. So besteht ihr Part dann eher aus den „Action“-Szenen. Die Nebendarsteller sind zwar in ihren Rollen wichtig, in der Darstellung sticht aber keiner heraus.

Mit „Action“-Szenen meine ich nicht Aktion a la Hollywood mir viel Getöse und Explosionen, sondern eher die spannungssteigernde Jagd nach der Wahrheit und der Frage ob sie die Schuld/Unschuld Gales beweisen kann. Trotzdem wirken diese Szenen zu sehr hollywoodlike und zerstören fast den gesamten Film, der eine durchaus berechtigte Message rüberbringen will. So wird die Frage: Todesstrafe ja oder nein? jedoch in den Hintergrund gedrängt und der Publikumstauglichkeit des Films geopfert. Das Ende kann den Film dann so gerade noch aus diesem Sumpf retten. Trotzdem schade, dass ein Film mit einer solchen Message so verschandelt und fast seines gesamten Inhalts beraubt wird.

Ich möchte nicht falsch verstanden werden. „Das Leben des David Gale“ ist ein durchaus gelungener und vor allem durchdachter Film, der darüber hinaus auch eine Aussage hat und zum Nachdenken anregt. Dies dürfte bei den meisten Zuschauern auch der Fall sein und somit hat der Film zumindest etwas erreicht. Doch leider hat „Das Leben des David Gale“ den Fehler der meisten modernen Filme. Er macht viel zu viele Kompromisse an Hollywood und die Massentauglichkeit. Bei einem derart heiklen Thema wie der Todesstrafe ist das insofern zu tolerieren, da vielleicht einige Leute zum Nachdenken angeregt werden. Andererseits bleibt so auch der Beigeschmack viel intensiver, dass es eben doch nur ein Film ist.

Wertung: 6 von 10 Punkten.
Die Wertung fällt trotz des eher negativen Reviews so hoch aus, da der Film mich doch ziemlich berührt hat und ich auch die Aussage des Films gegen die Todesstrafe selber begrüße. Ebenfalls ist ein etwas schwächerer Kevin Spacey immer noch besser als die meisten seiner Kollegen in Bestform.
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#2
Erstmal wieder grosses Kompliment Daumen hoch -
Du hast mich richtig neugierig gemacht auf den Film,und werde bestimmt reingehen :=: .Spacey ist immer ein Film wert,sowieso einer der besten.
Ich moechte allerdings noch was anmerken,und zwar erwaehnst du die "action" szenen,und das der Film zuviele Kompromisse macht.Ich muss denn film natuerlich erst sehen,dann kann ich mir eine bessere meinung bilden.Aber durch diese Szenen geht die Message wie du sagst nicht verloren.Und ich denke solche Szenen bewirken das mehr menschen in den Film gehen und somit der film merh menschen erreicht wie vielleicht anders.Demnach ist es vielleicht sogar positiv,aber nur wenn dabei die Story nicht in den hintergrund geraet natuerlich.
:winke:
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#3
Eben das war bzw. ist das Problem. Die Message gerät durch die Story in den Hintergrund und wird so verwässert. Das Problem haben heute leider die meisten Filme und speziell Hollywoodproduktionen.
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#4
Zitat:Original von RDLA
Eben das war bzw. ist das Problem. Die Message gerät durch die Story in den Hintergrund und wird so verwässert. Das Problem haben heute leider die meisten Filme und speziell Hollywoodproduktionen.
Du meinst sicherlich die Action szenen und nicht die story oder? :rolli:
Nun ja dann ist es was anderes.
Aber wie sagst du immer,man muss einen film auch rentabel machen.Und ich persoenlich mag auch nicht die Hollywood streifen,zummindest viele(es gibt ja auch gute,gerade in der vergangenheit).Nur die meisten menschen wollen nunmal nicht nachdenken sondern wollen ins Kino ihren spass,Action sehen.Sie wollen unterhalten werden.Okay bei so einem Film denke ich mir da gehe ich rein,um Spacey und eine Geschichte zusehen,da will ich nicht Action sehen.Nur wie denkt die Masse?
Die Masse will Action sehen,nun gut wie gesagt ich gehe in den Film rein diese oder naechste Woche :winke:
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#5
Natürlich muss man auch auf die Wirtschaftlichkeit bei Filmen achten. Allerdings denke ich, dass man unterscheiden muss zwischen Filmen, die eine Message rüberbringen wollen und solchen, die reine Unterhaltung sind. Und "Das Leben des David Gale" ist eben eine Mischung daraus. Und das gefällt mir eben weniger.

Was den Begriff "Action" für diesen Film angeht, habe ich wohl in meinem Review am besten beschrieben, was ich in diesem Film darunter verstehe.
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