Zitat:Original von The dangerous Dave
Langsam find ichs auch ein bisschen überspitzt. Aber wir Deutschen neigen Großteils leider nunmal sehr schnell zur Heldenverehrung ;) ^^
Eigentlich ja gerade nicht ^^
In der Stunde des Sieges sind wir Deutschen immer die größten Arschkriecher, aber wenn es bergab geht trampeln wir auch sehr schnell auf solchen Leuten rum.
Für mich trifft das vielleicht manchmal auch zu, aber zum Glück nicht immer.
Als Beispiel fällt mir immer wieder Jan Ullrich ein. Nur in Deutschland wird ein ehemaliges Radsport-Idol so sehr zerissen, obwohl jeder weiß, dass alle anderen auch gedopt haben. In Belgien gilt ein Merckx wohl immer noch als größter Sportler aller Zeiten. Ein Pantani ist in Italien ein Idol trotz so vieler Skandale ... Kann man endlos fortführen. Aber naja, soll ja nicht das Thema sein.
Der Hype ist definitiv übertrieben, aber einem depressiven Menschen Feigheit unterstellen? Gehts noch? Damit greift ihr mich persönlich an, denn ich hab im Verwandschaftskreis 2 Fälle von denen einer auch mit Suizid geendet hat. Bevor man sowas sagt sollte man doch mal in sich gehen und nachdenken. Das ist eine verdammt schwere Krankheit. Dadurch, dass sie in Deutschland so tabuisiert wird wahrscheinlich schwerwiegender als viele andere Krankheiten. Menschen, die Depressiven gegenüberstehen sind bei diesem Thema oft nicht sensibel genug, wissen nicht wie sich richtig verhalten soll. Das kann im schlimmsten Fall mit Mobbing enden oder dass jemand als Weichei tituliert wird. Vor sowas hatte Enke sicherlich auch Angst. Gut, er ist ein Mann, der in den Medien steht und allein dadurch hätte er wohl eine andere Behandlung erfahren, aber die bekommen ganz normale Mitbürger bei weitem nicht. Bei denen wird die Aufmerksamkeit nicht darauf gelenkt, dass Depressionen eine schwere Krankheit darstellen, nein da wird vielleicht noch mit dem Knüppel drauf gehauen, warum denn Schwäche gezeigt wird. Und das, obwohl man garnichts dafür kann, absolut garnichts. Man empfindet vollkommen anders, sieht alles negativer, als es für einen gesunden Menschen wär. Eigentliche Kleinigkeiten können Auslöser für schlimme Dinge sein. Dauerhafte Traurigkeit ... Das können sich manche garnicht vorstellen, insofern man es nicht im eigenen Verwandtenkreis erlebt hat.
Feigheit ... Das zeigt mir wieder, dass auch jetzt Leute noch nicht kapieren um was es dabei geht. Das ist ein verdammt sensibles Thema. Die Erkrankten denken in absolut dunklen Momenten, wie Enke ihn wohl auch hatte, nicht mehr klar. Rationales Denken? Familie im Stich lassen etc. ... Das wird in so einem Moment völlig unbedeutent. Aber das hat nichts mit Feigheit zu tun, denn das geschieht durch die Krankheit.
Wenn jemand gegen den Krebs ankämpft und den Kampf verliert sagt ja auch keiner: Boah, was bist du denn fürn Weichei, hättest dich mal mehr angestrengt ...
Die einzige Sache, die man Robert Enke vielleicht vorwerfen kann ist, dass er in seinen Freitod den Lokführer mit reingezogen hat, für den das sicherlich auch nicht leicht ist.
Aber wie gesagt, in solchen Momenten denkt diese Person nicht klar. Wäre es durch irgendeine Gegebenheit nicht zum Freitod gekommen hätte es durchaus sein können, dass Enke kurzzeitig aus dem Loch rausgekommen wäre und den Kopf über den Versuch geschüttelt hätte. Da der Selbstmord wohl lange geplant war muss das letzte Loch wohl ziemlich lang und tief gewesen sein.
Da hilft dann teilweise nichtmal mehr medikamentöse Behandlung ... Der nächste Schub, wie Teresa Enke es auch nannte, wäre wohl nur eine Frage der Zeit gewesen. So kann man sagen, dass er sich selber erlöst hat. Ist wie z.B. bei nem Krebs-Patienten, der die Schmerzen nicht mehr ertragen will ...
Aber dieser Hype geht dann doch etwas zu weit, besonders der Hype durch die Medien. Dass man den Fans, Nahestehenden, Verwandten, vielleicht auch allgemein Fans des Fußballs die Trauer lässt ist okay, aber irgendwann ist dann auch genug.