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Geschichte des Amerikanischen Wrestlings - 1950er/60er Jahre
#21
Teil 5: Das Desaster von Chicago

Ende 1950 hatte die NWA 26 Mitglieder. Bis 1953 waren es fast 40 und das Territorium umfasste große Teile der USA sowie Bereiche in Kanada, Mexiko und Japan. Das größte Problem waren die unterschiedlichen Interessen vieler Mitglieder und der damit verbundene Streit um den Einsatzort des Champions. Mehrere Promoter wollten Thesz am liebsten nur in ihrem Revier antreten lassen. Konflikte waren so kaum zu vermeiden.

Am 15. März 1956 verlor Thesz den NWA World Title in Toronto an "Whipper" Billy Watson. Ringrichter war die Boxlegende Jack Dempsey. Watson's Regentschaft dauerte jedoch nur bis zum 09. November 1956. Dann holte sich Thesz den Titel in St. Louis zurück. Er war hier schlechthin der Heimfavorit. Das Ergebnis dieses Kampfes provoziete manchen NWA Promoter gewaltig. Während McMahon's Truppe Einigkeit bewies, zerfiel Muchnick's Allianz allmählich in mehrere Splittergruppen. Der NWA World Title konnte nach NWA Regeln nur durch Pin oder Aufgabe wechseln. Beide Thesz-Watson Kämpfe endeten aber im Count-Out. Noch gelang es Muchnick die Allianz zusammenzuhalten. Erste Probleme gab es aber bereits mit Montreal-Promoter Eddie Quinn, Mitglied seit 1949. Die ganzen Kontroversen entzündeten sich am Einsatzort des World Titles. Thesz machte eine Tournee nach Japan. Anstatt die Allianz mit weltweiten Auftritten zu einigen, bröckelte sie. Am 30. April 1957 befand sich Japans Nationalheld Rikidozan in St. Louis, um den Vertrag für den Titelkampf gegen Thesz zu unterzeichnen. Thesz signierte und stellte seinen NWA World Title zur Disposition. Die Japan Tournee startete im Oktober 1957. Vorher erlebte Amerikas Wrestlingszene aber das kontroverseste Match seit Kriegsende.

1957 wurde zum Schicksalsjahr der NWA. Quinn präsentierte seinen Schützling Edouard Carpentier. Er entdeckte das Potenzial Carpentier's zusammen mit Promoter Frank Tunney in Paris. Quinn zog Carpentier nach Kanada und baute ihn im Montrealer Revier zum ultimativen Favoriten auf. Am 08. Mai kam eine größere Bewährungsprobe: Carpentier bezwang den eisenharten Killer Kowalski. Quinn wollte ihn als NWA World Champion in seiner eigenen Promotion aufbauen. Er konnte einen Titelkampf gegen Thesz durchsetzen. Am 14. Juni 1957 kam dann das berühmte Match in Chicago, das für erste Brüche im Wrestling sorgte. Den ersten Fall gewann Thesz, den zweiten Carpentier. Quinn's Schützling dominierte und brachte Thesz in die Defensive. Das auf 3 Runden festgesetzte Match endete im Desaster. Thesz konnte die Attacken Carpentier's kaum noch abwenden, da ihn eine starke Rückenverletzung schwächte. Ringrichter Ed Whalen brach das Match schließlich ab und ernannte Carpentier zum Sieger durch Disqualifikation. "Disqualifikation"- dieses Wort trieb einen Keil zwischen Quinn und Muchnick. Eigentlich konnte der Titel nur durch Pin oder Aufgabe wechseln.

Carpentier sollte zunächst als "Übergangs-Champion" eingesetzt werden. Zumindest solange Thesz in Japan kämpfte. Aber die Tour war erst für Oktober geplant und bereits jetzt gab es Konfusionen. Ein Teil der NWA Promoter ernannte Carpentier zum rechtmäßigen NWA World Champion. Muchnick lehnte einen Titelwechsel ab, da Thesz durch DQ verloren hatte. Er revidierte später die Entscheidung des Ringrichters und gab den Titel zurück an Thesz. Die NWA-Spitze hätte Quinns Schützling ohnehin nie wirklich anerkannt. Das war eine Provokation für Quinn, die dieser nicht auf sich sitzen lies. Ein Rückkampf in Montreal wurde festgesetzt. Insider befürchteten schon, das dieser ebenfalls im Desaster endete. Sie sollten Recht behalten. Am 24. Juli 1957 verlor Carpentier durch DQ, nachdem er Ringrichter Yvon Robert attackierte. Wieder ein unbefriedigendes Ende. Der DQ-Sieg von Thesz kam für Muchnick gerade recht. Thesz sei alleiniger NWA Champion. Quinn spielte nicht mit und kündigte im August 1957 seine NWA Mitgliedschaft. Die Anerkennung von Carpentier, seitens einiger NWA Promoter, blieb bestehen. Das Szenario zweier NWA Champions konnte nicht lange gut gehen. Nach Quinn's Austritt verschärfte sich die Lage.

Muchnick war umstritten, weil er meistens nur große Stücke auf Thesz setzte. Allerdings auch seine spätere Entscheidung Buddy Rogers gegen Pat O'Connor (30. Juni 1961) gewinnen zu lassen, brachte ihm wenig Freunde ein. Viele Promoter waren mit Muchnick's Führung nicht einverstanden. Quinns Rückzug schien unausweichlich, da die NWA zu mächtig war. Das Montrealer Territorium hätte alleine nichts ausrichten können. Muchnick weigerte sich von einer regionalen Promotion derartig stark ins Geschäft greifen zu lassen. Dazu kam noch, dass man sich herzlich wenig vorschreiben lassen wollte, wie oft und wo welcher Champion-Titel verteidigt werden sollte. Thesz reiste nach Japan um gegen Rikidozan zu kämpfen. Die NWA erkannte jedoch nicht, dass ihr International Title in Japan viel Geld einbrachte. Man sah das immer noch zu territorial und glaubte mit dem Champion im eigenen Lande mehr zu erreichen. Thesz konnte durch die Tour keine Kämpfe für die Allianz-Promoter bestreiten. Das trieb einige auf die Barrikaden. Der Repräsentant des International Title sollte den NWA World Title gefälligst vermehrt in Amerika verteidigen. Vor allem in den regionalen Promotions. Bei zeitweise über 30 Mitgliedern kaum realisierbar. Carpentier wurde deshalb zur Schlüsselfigur.

[Bild: http://www.wwf4ever.de/team/ronald/Buddy Rogers.jpg]
Buddy Rogers

Dessen Sieg in Chicago nahmen Muchnicks Gegner zum Anlass, eigene World Title Linien aufzubauen. Thesz verteidigte wie erwartet den International Title, während Carpentier als NWA World Champion in den USA kämpfte. Ohne Muchnick's Zustimmung versteht sich. Die Bostoner Splittergruppe, rund um Paul Bowser, setzte einen Titelkampf fest. Am 03. Mai 1958 verlor Carpentier gegen Killer Kowalski im Boston Garden vor 10.267 Zuschauern. Damit hatte Neuengland einen eigenen World Title. Die Omaha-Minneapolis Splittergruppe zog Carpentier am 09. August 1958 nach Omaha, wo dieser gegen Verne Gagne verlor. Gagne wurde somit erst recht zum Favoriten. 1960 folgte der Bruch mit St. Louis und die AWA entstand. Am 12.06.1961 schließlich verlor Carpentier in Los Angeles gegen Freddie Blassie. Diese Niederlage begünstigte den WWA World Title Aufbau.

Als Thesz zurückkehrte gingen die Konfusionen weiter. Am 14. November 1957 verlor er in Toronto gegen Dick Hutton. Er wurde von Muchnick wieder als NWA World Champion eingesetzt. Danach trat er aber erneut im Ausland an und verteidigte seinen International Title. Thesz verließ 1957 die NWA aus eigenen Stücken, obwohl er als Champion nie abgewählt wurde. Das brachte noch mehr Probleme. Die Allianz setzte eine Kommission ein, um den rechtmäßigen Nachfolger zu finden. Thesz wählte Dick Hutton gegen die Stimme der Kommission. Hutton sei der definitiv beste Wrestler dieser Zeit. Die Kommission weigerte sich Hutton anzuerkennen und entschied sich für Buddy Rogers. Thesz hasste aber Rogers. Keinen Finger hätte er krumm gemacht, nur um die Karriere von Rogers zu unterstützen. Rogers blieb noch im Hintergrund. Hutton zog wie erwartet nicht als NWA World Champion. Die wichtigsten Allianz Promoter in New York und Chicago brachen die Verbindung zu Hutton ab. So konnte sich dieser nicht groß behaupten. Der weitaus beliebtere Pat O´Connor rückte mit Thesz' Abgang in den Vordergrund. Am 09. Januar 1959 war Hutton's Regentschaft Geschichte. Der neue NWA World Champion in St. Louis hieß Pat O´Connor. Huttons Sieg gegen Thesz brachte erste größere Probleme mit Vincent James McMahon. Ein drohendes Pulverfass entstand, das 1963 explodieren sollte.
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#22
Einmal mehr ein weiterer Augenschmaus beim Lesen!! Bitte weiter so, denn nur so kann man wirklich was über die damalige Zeit erfahren!!!

Bin ein fleißiger Mitleser, aber da ich mich da nicht wirklich viel auskenne bleiben die Diskussionen imo noch aus!!! :winke:

Zumindest von meiner Seite...

Daumen hoch Daumen hoch Daumen hoch Daumen hoch
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#23
Ich bedanke mich für diese positive Kritik. Ich danke auch allen anderen Usern, besonders Adrian, die mir ein Lob ausgesprochen haben. Weiterhin bitte ich auch darum, wie zbyszko es machte, seine Bedenken bei manchen Sachverhalten zu äußern.

@Double F
Du kennst dich nicht mit dieser Zeitspanne aus? Nun, ich habe keine Ahnung von MMA und Ultimate Fighting. So schließt sich der Kreis wieder, da es wohl keinen Experten auf allen Gebieten geben kann. Ich werde mich daher auch mal im MMA Forum umschauen. ;)
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#24
Ne, bei mir gehts erst so in den 80ern los. Weiter zurück bin ich noch nicht gekommen...

Aber ich arbeite dran!!! :winke: Breites Grinsen
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#25
Gibt es eigentlich schon einen Frage-Thread zum Thema MMA? Ich hätte da ein oder zwei Fragen.

Was ist MMA?
Ab wann begann das Zeitalter von MMA? Vielleicht hinsichtlich einer bestimmten Person oder einem Promoter.
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#26
Ich bin nicht Double F aber MMA heisst Mixed Martial Arts :winke:
mehr weiss ich auch nicht.
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#27
Ich habe nun auch diesen Teil gelesen und ich weiss nicht wie ich meine Komplimente noch mehr umformulieren kann. Es ist einfach unglaublich, wie du dich mit diesem Thema auseinandersetzt und ich möchte dir unendlichen Dank aussprechen. Durch Nefercheperur habe ich bereits einiges an Wissen bekommen, doch du gehst ins Detail und kannst es mit deinem flüssigen Schreibstil genau so spannend beschreiben wie es wirklich ist.

Auch zbyszko möchte ich danken, für diese tolle Diskussion die ihr geführt habt.

Ich freue mich schon, Ronald, deine Berichte auf der Main Page zu veröffentlichen damit auch tausende User mehr diese einzigartigen Informationen erhalten!
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#28
Roland, erstmal kompliment für deine Arbeit...deine Fragen zum Thema MMA kannst du in den dafür vorgesehenen FAQ Thread stellen, der im Background Teil ist.

Also MMA ist wie Universe es schon sagte das Mixed Martial Arts. Hier kämpfen Sportler verschiedener Kampfsportarten gegeneinander, je nach Liga im Ring oder im Octagon (achteckiger Käfig). Der erste wirklich groß beachtete Kampf war Muhammed Ali gegen Antonio Inoki. Wobei sich die Regeln natürlich sehr verändert haben.
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#29
Alles was ich bisher über den Kampf gehört habe, spricht sicher nicht für den Kampf...Ali hat wohl vor dem Kampf noch viele Regeln ändern lassen, die es Inoki schwerer machten. Inoki wäre so wie ich das sehe bei einem Kampf unter jetzigen UFC-Regeln bspw. haushoher Favorit gewesen. Es gibt auch Menschen die sagen, das nach dem Kampf Ali nie wieder so beweglich war wie vorher und das kann wirklich so sein. Inoki hat später halt auch selbst MMA Events aufgezogen, wie das Inoki Bom Ba Yae (so oder ähnlich geschrieben) und ist damit sicher einer der namhaftesten Personen wenn es ums MMA geht, ansonsten muss man natürlich in Verbindung mit der UFC die Gracie Familie nennen...
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#30
Teil 6: Verne Gagne und die AWA

Nachdem sich St. Louis 1948/49 neu formierte, kam für Minneapolis 1952 die entscheidende Wende. Die beiden Nachbarstädte Minneapolis und St. Paul kontrollierte noch Mid-West Promoter Anton "Tony" Stecher. Stecher - damals selbst ein hervorragender Wrestler - fand sein Interesse aber mehr im Management und Promotergeschäft. 1912 debütierte sein Bruder Joe Stecher. Tony übernahm selbst dessen Management. Als Ergebnis ihrer Zusammenarbeit wurde Joe 1915 schließlich dritter World Heavyweight Champion. Beide trainierten hart und zielbewusst.

Auf dem Gebiet der einstigen MWA kam es zu folgenreichen Entwicklungen: 1931 schlossen sich die Promoter von einigen Bundesstaaten im mittleren Westen zur "Midwest Wrestling Association (MWA)" zusammen. Sie bildete das Gegenstück zur National Wrestling Association und hatte auch einen eigenen World Title. Als wichtige MWA Promoter fungierten Albert C. "Al" Haft (Ohio) und die Fraktion in Kansas City rund um George Simpson. Mit Gründung der National Wrestling Alliance 1948, schlossen sich die Midwest Promoter der neuen Organisation an. Die MWA wurde aufgelöst.

Im besten Lebensalter von Mitte 40 entschloss sich Tony Stecher ins Promotergeschäft einzusteigen. 1933 eröffnete er den "Minneapolis Boxing and Wrestling Club", welcher zur Keimzelle von Verne Gagnes AWA wurde. Stecher reagierte schnell, als in St. Louis die Ära Tom Packs ihrem Ende zuging. St. Louis war voll von Promotern und Wrestlern. Damit Minneapolis weiterhin ein Aushängeschild des mittleren Westens blieb, schloss er sich der Promotergruppe rund um Sam Muchnick an. Die konkurrierende Liga der Lou Thesz Investorengruppe. Muchnicks Gruppe gelang ein entscheidender Schachzug, da neben Stecher noch Pinkie George, Orville Brown, Max Clayton und Al Haft seiner Gruppe angehörten. Damit waren die wichtigsten Mid-West Promoter in Muchnicks Lager. Da Al Haft sich angeschlossen hatte, reichte das NWA (Alliance) Revier bis Columbus/Ohio. Die Folgen dieses Zusammenschlusses waren weitreichend: Als Reaktion auf die von Lou Thesz angeführte NWA (Association), formierte sich die Muchnick-Pinkie George Gruppe 1948 in Waterloo/Iowa zur NWA (Alliance). In den ersten Nachkriegsjahren wurde Muchnicks Allianz immer größer. Es entstand eine rege Zusammenarbeit zwischen den Wrestling-Zentren des mittleren Westens (St. Louis, Minneapolis, Des Moines, Omaha, Columbus, Chicago).

Interessen gehen bekanntlich auseinander und so kamen die ersten Probleme schon nach wenigen Jahren. Stecher war bereits ein alter Hase im Geschäft. Er kannte das Metier Wrestling genau und holte sich einen fähigen Mann namens Wally Karbo ins Team. Karbo war es auch, der Stecher beim NWA Gründungstreffen in Waterloo vertrat. Wie geschickt Karbo wirklich sein konnte, bemerkte man später. Für Stecher kam nach fast 20 Jahren schließlich das Ende. 1952 verkaufte er 1/3 des Minneapolis Boxing and Wrestling Club an Karbo und seinen Sohn Dennis Stecher. Am 10. Oktober 1954 starb Tony Stecher im Alter von 65 Jahren. Automatisch gingen so alle Rechte an Karbo und Dennis Stecher über. Es lag jetzt in den Händen von Karbo und Verne Gagne, das große Erbe Tony Stecher's fortzusetzen.

Nebraska wollte schon früh sein eigenes Süppchen kochen. In Omaha übernahm die Dusek Familie das Zepter, nach dem Tod von NWA Gründungsmitglied Max Clayton am 01. Juli 1957. Vier Brüder, die allesamt im Wrestling Karriere machten. Als stärkster Vertreter etablierte sich hier Joe Dusek. Er kontrollierte fortan Omaha und kreierte sogar einen Nebraska World Title.

[Bild: http://www.wwf4ever.de/team/ronald/Sam Muchnick.jpg]
NWA Präsident Sam Muchnick

In den späten 50er Jahren gab es dann die ersten Probleme zwischen einigen Midwest Promotern und der NWA in St. Louis. Promoter Wally Karbo versuchte seinem Schützling Gagne mehrmals eine Titelchance auf den NWA World Title zu verschaffen. Doch das scheiterte am Widerstand von Muchnick. Da dieser am längeren Hebel saß, bekamen nur die besten Wrestler der NWA Rangliste eine Chance auf den Titel. Gagne erschien allerdings zwischen 1956 und 1960 unter den ersten Zehn dieser Rangliste. Das Splitterlager in Minnesota versprach sich eine Aufwertung durch den NWA World Title. Doch St. Louis sah in Gagne keinen Wrestler, der die Massen zog. Das war aber mehr als eine Fehleinschätzung. Karbos jahrelange Versuche blieben erfolglos und ein Titelkampf für Gagne konnte nicht erwirkt werden. Die NWA Zentrale setzte ausschließlich auf Thesz, Hutton und Carpentier. Obwohl Letzterer nur als Überbrückung diente.

Am 14. Juni 1957 besiegte Herausforderer Edouard Carpentier in Chicago NWA World Champion Lou Thesz. Die ersten Probleme zwischen St. Louis und der Mid-West Region beginnen. Muchnick revidierte später die Entscheidung des Ringrichters in Chicago und gab den NWA World Title zurück an Thesz. Thesz kämpfte daraufhin international als NWA Champion weiter. Karbo, Gagne und Dusek pochten auf Carpentier und erkannten nur diesen als NWA World Champion an. Thesz nicht, weil er nicht genügend Kämpfe im eigenen Lande bestritt. Deshalb setzten sie Muchnicks Entscheidung für ihr Revier außer Kraft und ließen Carpentier den NWA World Title verteidigen. Die Mauer zwischen St. Louis und Minneapolis bröckelte immer mehr. Den Rückkampf gegen Carpentier im Juli 1957 gewann dann wiederum Thesz. St. Louis setzte schließlich Thesz endgültig auf den Stuhl des NWA World Title. Damit war Dusek überhaupt nicht einverstanden und erklärte deutlich seine Abkehr gegen NWA Boss Sam Muchnick. So brach schon mal Nebraska weg.

Am 14. November 1957 verlor Thesz den NWA Title an Hutton. Der Sieg von Hutton wurde stark kritisiert, zumal damit ein weiterer Versuch scheiterte, Gagne als Champion der NWA zu krönen. In der Midwest Region war Gagne längst der Favorit. Er wurde der "ungekrönte Champion" genannt. Am 09. August 1958 besiegte er Carpentier, den NWA World Champion der Splittergruppe. Dieser wurde vorher schon in Omaha anerkannt. Gagne gewann dadurch eine Version vom NWA World Title. 1957 verlor dieser Titel seinen einzigartigen Status. Aufgrund dieser Kontroversen zwischen Thesz, Hutton und Carpentier, entstanden gleich mehrere Versionen. Stand die Mehrzahl der Promoter vorher noch hinter Thesz, war jetzt die eigene Promotion wichtiger. Quasi der eigene World Champion vor der Haustür würde nun mehr versprechen. Gerade Carpentier nahm hier eine Schlüsselposition ein. Seine Niederlage gegen Gagne führte zum Aufbau der AWA. Carpentier war für die Midwest Region kein großes Zugpferd, so war die Niederlage gegen Gagne praktisch nur eine Frage der Zeit.

Dennis Stecher stieg 1959 aus und verkaufte seine Teilrechte an Karbo und Gagne. Im gleichen Jahr wurde Pat O´Connor NWA World Champion. Innerhalb der NWA entstand zwischen St. Louis und der Midwest Region ein Bruch. Karbo hatte endgültig die Nase voll: 1960 formierte er in Minneapolis eine Gruppe bestehend aus Gagne und den benachbarten Promotern. Der Bruch kam mit der Herausforderung an O´Connor. Hinter den Kulissen dachte man sich einen Plan aus. Es wurde mit dem NWA Austritt gedroht, sollte Gagne nicht binnen von 3 Monaten einen Titelkampf gegen O´Connor bekommen. Muchnick ignorierte die Herausforderung. Auch eine Herausforderung an Rogers blieb erfolglos. Die Splittergruppe hätte O´Connor als Champion anerkannt, wenn er gegen Gagne angetreten wäre. Muchnick lehnte ab und lies die 3 Monate verstreichen. Unter Führung von Karbo und Gagne wurde daraufhin in Minneapolis die "American Wrestling Association (AWA)" gegründet. Nicht die Erste mit diesem Namen. Die erste AWA Version entstand Ende der 20er Jahre in Boston unter Paul Bowser. Eine weitere Version kreierten Jim Barnett und Johnny Dolye, die ihre Shows Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre unter dem Dach der "AWAlliance" austrugen.

Zwischen Gagne und Killer Kowalski entbrannte eine Fehde. In der Konfrontation mit Kowalski kreierte die AWA das was man als "Angle" bezeichnete. Damals eine Sensation in einer Zeit wo es nur Heels und Babyface Geschichten gab. Heute längst gang und gebe. Gagne und seine Fans erwirkten die langersehnte Titelchance auf den AWA World Title, den Mad Dog Vachon hielt. Kowalski stürmte plötzlich bei einer AWA Show in die Halle, als Gagne eine Dankesrede hielt. Er schnappte sich einen Stuhl und schlug damit auf Gagne ein. Der viel bewusstlos zu Boden (nach der Storyline). "Here is your Champion!" - brüllte der Topheel ins Mikrofon. Er kochte vor Wut, dass gerade Gagne nun einen Titelkampf bekam. Gagne traf auf Kowalski in einem Match kurz danach. Kowalski wollte wieder mit dem Stuhl zuschlagen, da wich Gagne aus und schlug seinerseits zwei Mal mit der ganzen Stuhlreihe auf Kowalskis Kopf ein. Gagne verlor den Kampf durch DQ. Laut Storyline fiel damit auch der Titelkampf gegen Vachon ins Wasser. Gagne reiste ab Mitte der 60er Jahre durch viele Bundesstaaten. Durch Auftritte u.a. in Chicago und Denver konnte er das AWA Territorium erweitern.

Am 16. August 1960 wurde Gagne zum neuen AWA World Heavyweight Champion ernannt. Er fungierte nun als Promoter und war, neben Karbo, zu 50% Aanteilseigner vom Minneapolis Boxing and Wrestling Club. Mit Gründung der WWWF im Jahre 1963 entstand im Wrestling das Szenario der "Big Three", wie man damals sagte. NWA, AWA und WWWF dominierten die Szene. Allerdings gab es auch innerhalb der AWA Auseinandersetzungen um den neuen Champion Gagne. Omaha hatte nämlich noch einen eigenen World Title. Gagne wurde als AWA Champion deshalb nicht anerkannt.

Die entscheidende Wende kam am 16. September 1961. Nebraska World Champion Don Leo Jonathan verlor den Titel an AWA World Champion Gagne. Dusek unterstützte daraufhin eine Zusammenarbeit mit dem AWA Hauptquartier in Minneapolis. Es erfolgte ein Austausch von Wrestlern zwischen Gagne und Dusek. Die letzte Hürde überwand Gagne am 07. September 1963 in Omaha, Nebraska. Es kam zum Title Unification Match: AWA World Champion Verne Gagne besiegte Nebraska World Champion Fritz Von Erich. Verne ging als gefeierter Sieger aus diesem Kampf. Minneapolis und Omaha fusionierten ihre beiden Territorien. Der Nebraska World Title wurde eingestellt. In der Zwischenzeit, bis zum September 1963, verlor Gagne den AWA World Title auch. Größere Fehden gab es zwischen Fritz Von Erich, Don Leo Jonathan und Crusher Lisowski. Alles AWA Champions, die Gagne besiegen konnte. Hinter den Kulissen war dieser Austausch von Wrestlern ein großer Schachzug von Gagne und Dusek. Die AWA wurde zum Konkurrenten für die NWA. Wenngleich ältere Berichte von Feindschaften sprachen, so weiß man doch heute, dass es eine Zusammenarbeit mit NWA Promotern gab.

[Bild: http://www.wwf4ever.de/team/ronald/Verne%20Gagne.jpg]
Verne Gagne
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