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Geschichte des Amerikanischen Wrestlings - 1950er/60er Jahre
#31
Zitat:Am 30.04.1957 befand sich Japans Nationalheld Rikidozan in St. Louis, um den Vertrag für den Titelkampf gegen Thesz zu unterzeichnen. Thesz signierte und stellte seinen NWA International Title zur Disposition. Die Japan Tournee startete im Oktober 1957. Vorher erlebte Amerikas Wrestlingszene aber das kontroverseste Match seit Kriegsende.


Ich hatte bisher immer gedacht, Thesz hätte den International Title von der NWA erst nach seinem NWA-World Title-Verlust gegen Hutton verliehen bekommen, um ihn in Japan und anderswo verteidigen zu können. Da du aber so ausdrücklich schreibst, dass der Vertrag zwischen Thesz und Rikidozan eindeutig den International Title zum Gegenstand hatte, würde mich mal interessieren, wie und wann Thesz denn eigentlich an diesen Titel gekommen ist? Einem amtierenden World Champion einen International Title zu verleihen wirkt ein wenig unnötig auf mich.

Zbyszko


P.S.: Mir ist nur die Schreibweise "Pat O'Connor" bekannt, du nennst ihn aber meistens "Pad". Ist das ein Versehen oder hast du einen speziellen Grund für die Benennung?
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#32
Ja, da scheint sich wohl ein Rechtschreibfehler eingeschlichen zu haben. Es heißt natürlich Pat O'Connor.

Zur Sache mit der Unbestrittenheit und dem NWA International Title schrieb Nef in seiner Lou Thesz Biografie:

"Am 15 Maerz 1956 kam es dann zu einem denkwuerdigen Match in Toronto,Ontario Canada. Lou Thesz traf auf Whipper Billy Whatson ,Referee war uebrigens Boxlegende Jack Dempsey. Und der Maple Leafs Garden explodierte als Whatson gewann und somit denn grossen Lou Thesz nach 8 Jahren den NWA World Heavyweight Title abnahm. Lou Thesz war seit 1948 der umbestrittene World Heavyweight Champion und verteidigte denn Title innerhalb der Zeit 936 mal siegreich. Whatson allerdings hatte weniger Glueck seine Titleregentschaft hielt nicht allzulange. Am 9 November 1956 gab es das Rematch in St Louis, Missouri. Diesesmal gewann wiederrum der Homeboy, Lou Thesz. Nachdem erneuten Titlegewinn und nachdem er in Nord Amerika so ziemlich jeden besiegte traf es sich am 4 April 1957 in St Louis, Missouri mit Rikidozan, beide unterzeichneten einen Vertrag das Lou Thesz denn Title in Japan gegen Rikidozan verteidigen sollte."

Mittlerweile konnte ich durch eigene Recherchen feststellen, dass sich Rikidozan und Lou Thesz am 30.04.1957 trafen und nicht, wie genannt, am 04.04.1957. Eine Titelliste zum International Title ist mir zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt. Hätte man Thesz den International Title erst nach dem 14.11.1957 verliehen, dann wäre er in Japan nicht als solcher Titelträger angekündigt worden. Obwohl Carpentier seit dem 14.06.1957 offizieller NWA World Champion für einige Promoter war, heiß das nicht, dass man Thesz den International Title aberkannte. Offensichtlich wurde der NWA World Title zeitweise mit dem International Title gleichgesetzt. Ein direkter Hinweis darauf, das Thesz den Titel erst später verliehen bekommen haben soll, ist mir unbekannt.
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#33
@zbyszko:
Ich habe deinen Hinweis wegen dem NWA International Title gestern noch mal aufgenommen. Usprünglich bestand der Artikel Ende der 90er Jahre aus 2 Teilen. Damals war jedoch nicht so viel über die NWA Geschichte bekannt als heute. Das japanische Programm, was ich habe, zeichnet das World Title Match zw. Rikidozan und Theaz am 07.10.1957 als Kampf um den International Title aus. Ein paar ältere Quellen machen jedoch keinen weiteren Angaben. Lediglich Hornbaker macht in dem Abschnitt über Thesz die Bemerkung, dass er sich nach seiner Niederlage gegen Hutton als International Champion bezeichnete. Eine explizite Verleihung wird nicht erwähnt. Weiterhin gibt es noch eine Geschichte des Japanischen Pro-Wrestling im damaligen Catch-Magazin. Dort wird jedoch nur auf Rikidozan Bezug genommen.

Wahrscheinlich habe ich diese Sache übersehen und werde sie daher ändern. Es wird dann also aus dem International Title wieder der NWA World Title. Dies gilt insofern für alle Ereignisse, die vor dem 14.11.1957 passierten.
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#34
Zitat:Original von The Russian Zar
Alles was ich bisher über den Kampf gehört habe, spricht sicher nicht für den Kampf...Ali hat wohl vor dem Kampf noch viele Regeln ändern lassen, die es Inoki schwerer machten. Inoki wäre so wie ich das sehe bei einem Kampf unter jetzigen UFC-Regeln bspw. haushoher Favorit gewesen. Es gibt auch Menschen die sagen, das nach dem Kampf Ali nie wieder so beweglich war wie vorher und das kann wirklich so sein. Inoki hat später halt auch selbst MMA Events aufgezogen, wie das Inoki Bom Ba Yae (so oder ähnlich geschrieben) und ist damit sicher einer der namhaftesten Personen wenn es ums MMA geht, ansonsten muss man natürlich in Verbindung mit der UFC die Gracie Familie nennen...

Sorry daß ich hier störe aber ich hab den Kampf mal auf einem bekannten Videoportal gesehen und ihr solltet froh sein daß ihr es nicht ertragen musstet Nee nee

Inoki ist die ganze Zeit auf dem Boden gelegen und hat Alis Knie mit Kicks soweit geschädigt daß dieser eine Entzündung davon trug welche ihn eben stark bei seinen nachfolgenden Kämpfen beeinflusste und was er auch als Krund für sein Karriereende angab.
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#35
Zitat:Zur Sache mit der Unbestrittenheit und dem NWA International Title schrieb Nef in seiner Lou Thesz Biografie:
"[...] Lou Thesz war seit 1948 der umbestrittene World Heavyweight Champion und verteidigte denn Title innerhalb der Zeit 936 mal siegreich."


Nefercheperurs Aussage über die Unbestrittenheit seit 1948 kann ich nicht wirklich ernst nehmen, da, wie du es ja bereits geschrieben hast, Thesz bis 1952 einige Gegenchampions (Boston und L.A.) hatte. Außerdem war Thesz ja erst seit 49 NWAlliance Champion, 48 hielt den Titel noch Orville Brown. Und als damaliger NWAssociation Champion war Thesz logischerweise ja auch nicht unumstritten.

Zitat:Eine Titelliste zum International Title ist mir zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt.


Da kenn ich auch nur die Hisa-Seite: http://www.wrestling-titles.com/japan/al...int-h.html . Hisa schreibt, dass der Titel ursprünglich nach Texas gehörte und 1949 unter Morris Sigel zwischen Thesz und Rocca erstmals ausgekämpft wurde. Merkwürdig, dass der Titel aber erst im November 1957, also nach der Niederlage gegen Hutton wirklich in Erscheinung tritt. Ich habe das Gefühl, dass man in den USA mit Hutton jemand neuen an der Spitze haben wollte, die Japaner aber Thesz als Champion gegen Riki begehrten, weswegen man sich für Lou einen neuen Titel ausdachte. Außerdem machte sich der neue Titel auf Thesz' Euro-Tour ja auch gut.

Da der Name "International Heavyweight Title" und "World Heavyweight Title" ja im Prinzip das selbe ausdrücken, wundert es mich auch nicht, wenn der NWA World Title besonders im Ausland auch mal als International Title bezeichnet wurde. Aber ich glaube ein wirklich eigenständiger Titel wurde er erst 1957.
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#36
Teil 7: Vincent James McMahon - Aufstieg von Capitol Wrestling

Die 50er Jahre neigten sich dem Ende zu. Sie waren durchweg eine Spanne des Aufstiegs und Falls. Sensationslust, Spannungsmomente, Nervenkitzel und die Gier nach Geld bestimmten das Profigeschäft. Doch Mitte des 20. Jh. lies sich das weit besser vermarkten, als noch 50 Jahre zuvor. Die 60er Jahre brachen an. Eine Zeit wo die WWWF entstand und mit ihr ein Superstar, der lange an der Spitze stehen sollte, Bruno Sammartino.

In den 60er Jahren verstärken sich die Probleme zwischen den Ost- und Midwestpromotern. An der Westküste bricht ein Promotionkrieg aus und im Osten wird die WWWF gegründet. Muchnick versuchte die Ausbreitung dieser Promotion zu verhindern. Doch Muchnicks Allianz bröckelte seit dem Chicago Desaster. Als McMahon auch noch den Champion der Alliance, Buddy Rogers, auf seine Seite zog, beginnt eine neue Ära im Wrestling. Aus dem Nordosten wird nach und nach das stärkste Territorium. Die NWA konnte noch entgegensteuern. Zwar verlor sie einige Mitglieder, brach aber nicht komplett auseinander. Vielmehr stellte sich ab 1963 das Szenario der "Big Three" (NWA, WWWF, AWA) ein. Thesz, O'Connor und Rogers dominierten die Szene noch bis in die erste Hälfte der 60er Jahre. Im Verlauf dieser Dekade glänzten Bruno Sammartino, Verne Gagne, Bobo Brazil, Spiros Arion, Killer Kowalski, Gorilla Monsoon und der 600 Pfund schwere Haystacks Calhoun als Superstars. All diese Superstars kamen vor allem durch Vincent James McMahon ins Fernsehen und begründeten so ihren Ruhm. Teil 7 erzählt von den Anfängen des McMahon Imperiums.

Im Sommer 1947 reiste ein junger, schlanker und groß gewachsener Mann namens Vincent James McMahon von New York nach Washington D.C.. Er war Konzertpromoter und seit den 30er Jahren in Wrestling-Shows seines Vaters Jess McMahon involviert. Washington D.C. erlebte seit 1928 eine wöchentliche Wrestling-Show im alten Auditorium. 1936 öffnete hier Promoter William "Joe" Turner, ein ehemaliger World Middleweight Champion, die nach ihm benannte Turner Arena. Am 18.02.1947 starb Joe Turner. Die Promoterrechte gingen an seine Frau Florence Turner und Matchmaker Gabe Menendez über. Das Menendez-Territorium schien für McMahon interessant zu sein. Vorerst blieb er jedoch Konzertpromoter. Einen ersten Schritt, hin zum erfolgreichen Wrestlingpromoter, legte McMahon am 03.12.1948 als er Manager in Turners Arena wurde. Die bisherigen Shows brachten für Menendez eine relativ gute wöchentliche Einnahme. Neben Konzerten sah McMahon offenbar auch im Wrestling Verdienstmöglichkeiten. Eine weitere wichtige Entwicklung bahnte sich 1952 an: Zusammen mit New York Promoter Joseph Mondt gründete Vincent die "Capitol Wrestling Corporation (CWC)". Aller Anfang ist schwer und so dauerte es noch mehrere Jahre, ehe McMahon zum landesweit stärksten Promoter aufstieg. Mondt knüpfte Kontakte zu anderen Promotern. Daraufhin traten William Gilzenberg, Philip Zacko und Johnny Doyle der CWC bei. Dieses Triumvirat war entscheidend am Erfolg von McMahon beteiligt. Zuerst musste Vincent aber den Markt in Washington D.C. erobern.

Am 18.12.1952 schließlich kaufte er die Promoterrechte der Turner Arena für 60.000 Dollar und stürzte damit das Menendez-Territorium Washington D.C.. Eine erste Wrestling-Show am 07.01.1953 wurde mit den Wrestlern Primo Carnera, Lu Kim, the Golden Terror und the Zebra Kid veranstaltet. Bald vergrößerte sich McMahons Kader. Die Promoter Joseph Mondt, Jack Pfefer und Fred Kohler schickten: Antonino Rocca, Killer Kowalski, Gorgeous George, Gene Stanlee, Hans Schmidt und Verne Gagne. Was 1953 startete konnte man dann ab 1955 im Washingtoner Lokal-Fernsehsender bewundern. McMahons wöchentliche Show hatte erstmals einen lokalen Sendeplatz. Eine Fernsehrevolution begann, als Chicago Promoter Fred Kohler seine Shows aus der Marigold Arena im DuMont-Network ausstrahlte. Kohlers Sendung erreichte 65 Städte. Bisher war McMahon nur in Washington zu sehen. Aber nachdem die Turner Arena im Dezember 1955 in Capitol Arena umbenannt wurde, kam eine erste DuMont Network Ausstrahlung am 05.01.1956. Gunther Brewery sponserte die Veranstaltung. Ab jetzt hielten McMahons Sendungen schrittweise in Boston, Buffalo, St. Louis, Chicago und New York Einzug. Das erste Zugpferd hatte er bereits auch schon gefunden - Antonino Rocca. Mondt, McMahon, Gilzenberg, Zacko und Doyle bildeten das Team der Capitol Board Directors. Sie hielten fest zusammen. Es war ihre starke Präsenz an Amerikas Ostküste, welche den Aufstieg der CWC verursachte.

1957 öffnete das CWC Booking Office Washington D.C. unter McMahon, Zacko und Doyle. Letzterer wurde zum CWC Vize-Präsidenten gewählt. Aber schon Ende 1957 (nachdem kontroversen Thesz-Carpentier Match) brach die Verbindung mit Doyle auseinander. Doyle wechselte von Washington nach Boston und nahm Edouard Carpentier unter sein Management. Doyle arbeitete jetzt mit rivalisierenden Promotern zusammen. Passte also nicht mehr ins CWC Schemata. 1953 trat die CWC der NWA bei. In den kommenden Jahren, bis zur Formierung der WWWF 1963, konnte sich McMahon im Nordosten immer weiter ausbreiten. Begünstigt wurde dies durch seine Fernsehpräsenz. Der Markt in Washington war aber zu klein. Schrittweise erfolgte nun der Ausbau Richtung New York. Die New Yorker Box- und Wrestlingszene befand sich im stetigen Auf- und Abwärtstrend. Zwar gelang es Mondt mit Rudy Miller und Henry Steinborn ein Manhattan Booking Office zu steuern, den Madison Square Garden hatte man aber noch nicht erobern können. Mondt, Miller und Steinborn verkauften das Manhattan Booking Office 1952 an Promoter Ignacio Martinez für rund 100.000 Dollar.

[Bild: http://www.wwf4ever.de/team/ronald/Anton...ca%202.jpg]
Antonino Rocca

Nach Kriegsende herrschte im MSG immer noch das 1939 eingeführte Verbot von Wrestlingveranstaltungen jeglicher Art. Mondt und Lizenzinhaber William „Bill“ Johnston initierten eine Rückkehr: Am 22.02.1949 waren dann Gorgeous George und Ernie Dusek die Teilnehmer der ersten Wrestling-Show im MSG seit März 1938. Mondts erster Versuch scheiterte in punkto Einnahmen, da nur 4197 Zuschauer kamen. Zu wenig für den riesigen MSG, wo annähernd 20000 Menschen Platz fanden. Er unternahm einen zweiten Versuch am 12.12.1949. Diesmal schickte Mondt zwei seiner etlichen Schützling, Antonino Rocca und Primo Carnera, ins Rennen. Und prompt erschienen ganze 17854 zuschauer. Rocca wurde ohnehin allmählich zum beliebtesten Wrestler in New York. Rund 50.000 Dollar spielte die Show ein. Rocca besiegte Gene Stanlee und Carnera bezwang the Green Hornet. Rückschläge gab es aber weiterhin. Erst McMahon erreichte größere Erfolge im MSG. Auch konnte er einige Zuschauerrekorde brechen. Mondt bemerkte McMahons Erfolge in Washington und orderte ihn zusehends zurück nach New York. Die Washingtoner Shows brachten noch nicht den erhofften Durchbruch. Man wollte nahezu im gesamten Nordosten zu sehen sein. Das MSG Booking Office steuerten bislang Charley Johnston, Walter Smallshaw („Walter Johnston“) und Kola Kwariani.

Am 21.06.1956 erschienen McMahons Shows aus Washington erstmals in New York auf der Fernsehbildfläche. Mondt und McMahon rückten noch enger aneinander. Beide promoteten ihre ersten gemeinsamen Veranstaltungen. Bald verbuchte der MSG hohe Zuschauerkulissen. Im MSG sind in den 50er Jahren die unterschiedlichsten Gruppen gegeneinander angetreten. Viele haben versucht eine eigene Show auf die Beine zu stellen. Den weitaus größten Erfolg hatte aber McMahon. Am 26.11.1956 war es dann soweit: McMahon und Mondt veranstalteten ihre erste gemeinsame Show im MSG mit dem Main Event Antonino Rocca gegen Dick "the Bruiser" Afflis. Damit stürzte McMahon das wichtige New Yorker Territorium von jeglicher Konkurrenz. Eine zweite Show am 04.02.1957 brach schon einen Zuschauerrekord. 19300 Menschen sahen das Tag Team Match Rocca/Gagne vs. Karl Von Hess/Hans Schmidt. Das Team Rocca/Gagne siegte. Seit 25 Jahren hatte der MSG nicht mehr so viele Zuschauer gesehen. Den Hauptkampf Rocca-Schmidt am 11.03. sahen 19995 Zuschauer. Mit 20125 Zuschauern wurde schließlich am 30.03.1957 erneut ein Rekord gebrochen. Rocca und Miguel Perez besiegten Don Stevens und Wildman Fargo. Das Spiel Gut (Rocca/Perez) gegen Böse (Schmidt/Von Hess) begeisterte die Massen. Rocca ist der beliebteste Mann in New York - und das noch weit vor NWA World Champion Lou Thesz. Thesz versuchte zwar mit einigen wenigen Auftritten zu punkten, aber Rocca hatte eindeutig die Mehrzahl der Fans hinter sich.

Das CWC Territorium (Washington D.C.-New York-New Yersey) konnte sich in den 60er Jahren bis nach Boston, Pittsburgh, Philadelphia und Baltimore ausbreiten. Boston war ein durchaus wichtiges Revier, da Promoter Paul Bowser hier bisher jegliche Konkurrenz verdrängte. An Bowsers Macht ließ sich erst nach dessen Tod rütteln. Die CWC eroberte Schritt für Schritt Pennsylvania und Maryland. Eine Schlüsselfigur war Philip "Phil" Zacko. Er hatte beste Kontakte in diese beiden Bundesstaaten. Mondt schien seine ehemaligen Mitstreiter alle zu "überleben". Es war Mondt der 1960 erreichte, dass die CWC Shows in Pittsburgh Einzug hielten. McMahon und Zacko steuerten das CWC Booking Office Washington D.C.. Bis Ende 1957 war noch Matchmaker Johnny Doyle involviert. Von hier aus griff man auf die benachbarten Territorien zu. Den WWWF Hauptsitz verlagerte man später in Gilzenbergs Revier nach Newark (New Yersey).

Antonino Rocca war noch zu Beginn der 60er Jahre der beliebteste Wrestler im MSG. McMahon setzte große Stücke auf ihn. Das konnte kaum verwundern, zumal Rocca der erste Superstar war, den McMahon oft unterstützte. Als Heel hätte man Rocca nie richtig einsetzen können. Die Zuschauer in New York wollten sehen, wie die Heels besiegt wurden. Gegen die Popularität der Tag Team Champions Rocca und Miguel Perez waren die Wrestler aus Muchnicks Lager chancenlos. Zudem sind sie längst als gute Wrestler verkauft worden. Was Thesz nie erreichte, schaffte dann Rogers. Im MSG zogen McMahons Shows mit Rogers in Scharen die Zuschauer an. In St. Louis registrierte man das. Muchnick witterte die Chance, den Markt in New York zu übernehmen. Davon war die NWA aber meilenweit entfernt. Auch die CWC erkannte rechtzeitig, wie gut sich Rogers verkaufen lies. Er war bereits zum stärksten Zugpferd des Landes angewachsen. Und das - man höre und staune - als Topheel. Auch der amtierende NWA World Champion Pat O'Connor konnte dem nicht entgegensteuern.

Rogers übte so einen starken Einfluss aus, dass er Rocca von der Superstar Position verdrängte. Die NWA unternahm mittlerweile den Versuch, ihn als Aushängeschild des Pro-Wrestlings zu etablieren. Muchnick und McMahon zogen quasi an einem Strang: Derjenige mit dem längeren Hebel würde kurzum die Szene der USA beherrschen. McMahon hatte den längeren Hebel, obwohl er das Machtpotenzial der alten NWA Zentrale offensichtlich unterschätzte. Er war zudem schon der stärkste Promoter des Landes geworden. Das Geschehen verlagerte sich von New York nach Chicago. Am 30.06.1961 kam es zum berühmten Showdown, bei dem O´Connor den NWA World Title an Rogers verlor. Dieses Match im Comiskey Park in Chicago bestaunten 38622 Zuschauer. O'Connor war schlichtweg zum falschen Zeitpunkt auf dem Thron des Champions. Die Massen zog längst Rogers. Da die Allianz seit dem Bruch mit der AWA zunehmend Mitglieder verlor, versuchte Muchnick den drohenden Machtverlust zu verhindern. Und ein neuer zugkräftiger World Champion schien da hoffnungsvoller zu sein, vor allem für den so wichtigen Markt in New York.

[Bild: http://www.wwf4ever.de/team/ronald/Vince...cMahon.jpg]
Vincent James McMahon

O'Connors Titelwechsel war jedoch enorm umstritten. Selbst Thesz kritisierte diese Entscheidung des NWA Präsidenten Muchnick. McMahon kontrollierte fast alle Auftritte von Rogers. Damit schien klar zu sein, dass der neue Champion der Alliance ausschließlich für Capitol Wrestling arbeiten sollte. Das ist auch die große Befürchtung der verbliebenen NWA Promoter gewesen. Die Kritik gegen Muchnick wurde stärker. Dieser hoffte noch immer darauf, dass der Allianz Champion in New York aufstieg. Das geschah auch, jedoch nur zu Gunsten der CWC. Die NWA hatte im MSG bekanntermaßen Probleme mit den Zuschauerzahlen. Ein vermehrter Einsatz des NWA Champions in New York schien lukrativ zu sein. Die Befürchtungen der NWA Promoter erwiesen sich als begründet. McMahon zog Rogers mehr und mehr auf seine Seite. Die CWC wurde dadurch noch stärker. Rogers war längst zum festen Aushängeschild für McMahon angewachsen. Zwar versuchte St. Louis diese Entwicklung zu bremsen, verhindern konnte man diesen Zustand nicht mehr. Alle Promoter des Landes bekamen erhebliche Probleme mit dem Einsatzort des Champions. Der proppe Terminplan Rogers’ sah die meisten Shows für McMahons Revier vor. Aufgrund von verstärkten Herzproblemen, konnte man ihn aber nicht mal mehr für kurze Auftritte in anderen Promotions einsetzen.

Das leidige Problem mit den Einsatzorten des Champions stinkte McMahon gewaltig. Kurzerhand beschloss er Rogers nur noch für sich antreten zu lassen. Muchnick spielte nicht mit und sah in Capitol Wrestling nur noch eine Konkurrenzliga, die keine Zukunft mehr in der NWA hatte. O'Connor könnte das Gegengewicht zu Rogers bilden. Ja er könnte es, aber O'Connor wurde schon von Fred Kohler in Chicago eingenommen. Somit konnte die NWA auf ihn nicht zurückgreifen. Muchnick wollte das Zepter keinesfalls aus der Hand geben. Und so kam er auf Thesz, der aber im Ruhestand war. Der einstige Erzrivale von Rogers sollte es richten. Muchnick holte Thesz aus dem Ruhestand zurück, um sich dem wachsenden Widerstand von McMahon und Mondt entgegenzustellen. Ohne Zugeständnisse wollte Thesz keinen großen Titelkampf mehr bestreiten. Muchnick versprach ihm den Titel und den Sieg über Rogers. Für McMahon sollte Thesz' Rückkehr weiteren Zündstoff mit der NWA bedeuten. Im Hinblick auf Rogers’ weitere Karriere, war das Auftreten von Thesz nicht gerade von Vorteil. Die alte Fehde aus den 50er Jahren flammte wieder auf. Damals ging es um den Nachfolger, als Thesz die NWA verließ.

1957 entschied sich die Kommission für Rogers und nicht für Hutton. McMahon hatte dort noch keine Kontrolle über ihn, jetzt aber umso mehr. Die Fehde zwischen Thesz und Rogers wurde eher im Hintergrund ausgetragen. Thesz hasste Rogers regelrecht. Aber 1963 verlagerte man die Feindseligkeiten in den Ring. Die Auswirkungen für die Wrestlingszene hätten nicht größer sein können. Insider hatten Recht, als sie von der heißen und verrückten Phase der 60er Jahre sprachen. Der Titelwechsel zu Thesz schien so gut wie sicher zu sein. Doch es kam - wie immer im Wrestling - anders als man denkt: Kurz vor dem ersten Kampf geriet Rogers in Columbus (Ohio) in eine verhängnisvolle Backstage-Konfrontation. Es entbrannte ein Streit mit Karl Gotch, der eine Chance auf den Titel verlangte. Der Champion lehnte vehement ab. Er wusste was für ein harter Brocken Gotch war. Rogers sah den Ausweg nur darin zu flüchten. Die nachfolgenden Ereignisse bleiben größtenteils ungeklärt. Eine Geschichte erzählt, das Gotchs Partner Bill Miller, die Tür der Umkleidekabine zuschlug. Und mittendrin war Rogers Handgelenk, dass dabei brach. Diesen Titelkampf konnte Thesz vergessen, den nächsten allerdings auch. Plötzlich erschien Killer Kowalski und verlangte seine Chance.

Am 21.11.1962 war Rogers wieder genesen. Aber den Kampf gegen Kowalski in Montreal verlor er. Rogers erlitt nach nur 2 Minuten eine Knöchelverletzung. Der für Houston angekündigte Titelkampf Rogers-Thesz musste ebenfalls abgesagt werden. Kowalski machte seinen Titelanspruch geltend. Er habe den Champion schließlich besiegt. St. Louis war da anderer Meinung. Die NWA ließ verlauten, das Kowalski nur einen Pin erreichte. Titelkämpfe wurden aber als Best of three Falls durchgeführt. Ein Pin reiche deshalb nicht aus. Die erlittene Verletzung setzte Rogers bis zum Januar 1963 außer Gefecht. In der Zwischenzeit trat Kowalski trotzdem als NWA World Champion auf. Während der Verletzungspause des richtigen Champions übernahm Kowalski alle Shows von Rogers. Lange konnte diese Situation nicht anhalten. Obwohl man eigentlich sagen müsste, dass Kowalski wahrscheinlich ein noch besserer Heel war, als Rogers. Im MSG von New York wurde die Unklarheit am 21.01.1963 beseitigt. Rogers kehrte zurück und besiegte Kowalski vor ausverkauftem Hause. 72 Stunden später wird der Maple Leaf Gardens in Toronto Austragungsort des Jahrhundertkampfes Thesz-Rogers. NWA Promoter Frank Tunney war hier der starke Mann im Hintergrund. Schließlich krachten die beiden größten Wrestler dieser Zeitspanne in seinem Revier zusammen. Das Ungewöhnliche war schon, dass die NWA den Kampf als One Fall Match festsetzte. Man wollte noch größeren Problemen aus dem Weg gehen. Die Sache quasi so schnell wie möglich über die Bühne bringen. Doch der Kampf schaffte mehr Probleme, als er löste.
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#37
Zitat:@zbyszko:
Die Quellenangabe von wrestling-title ist in Bezug auf amerik. Titel sicher sehr hilfreich. Diese Liste kenne ich noch nicht. Ich lese öfters einen Verweis auf dieses Portal, habe aber auch schon Fehler dort festgestellt. So ist z.B. die Titelliste zum European Greco-Roman Title - wie der Großteil aller anderen Listen im Internet - falsch. Wrestling-title benutzt als Quellen die Listen von Gary Wills "Wrestling Title Histories", die Anfang der 90er Jahre erstmals erschienen. Ich kenne diese Quellen und im Detail auch wie sie zustande kamen. Gerhard Schaefer arbeitete damals noch an der 2. Auflage mit, die im Februar 1993 erschien.

Die Seite befindet sich dennoch immer im Wandel. Die Title History des originalen World Heavyweight Title und die des American Heavyweight Title sind mittlerweile stark korrigiert worden (Americus als World Champion und die Unterscheidung zwischen American Heavyweight und Mixed Style Champion). Du hast recht, man muss immer dabei sagen, dass viele dieser Listen einfach nur von fehlerhaften Listen kopiert wurden und man vorsichtig sein muss, deswegen halte ich auch nichts von der Herkunft des International Title aus dem Sigel-Territorium, bevor das nicht irgendwo mal ausführlicher erläutert wird.

Bezüglich des Euro-Greco Roman (und auch des European World Heavyweight) Titels hat Hisa unter anderem die Macke, dass er verschiedene Titel zusammenschmeißt, nur weil sie den selben Namen haben. Natürlich ist Cannons Titel nicht derselbe wie der von Abs oder der von Bech-Olson. Eigentlich müsste man diese Liste in mehrere Listen aufspalten. Genauso müsste er eigene Listen für die verschiedenen konkurrierenden Titel aus der Zeit der Olin-Line einfügen, er scheint es aber so für übersichtlicher zu halten, auch wenn es so faktisch falsch ist. Trotzdem möchte ich diese phantastische Seite nicht missen, bei der man mithilfe hunderter Listen und einigen Verlinkungen durch die Wrestlinggeschichte "wandern" kann. Die paar Fehlerchen stören mich nicht so.
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#38
Wie weit geht dein Interesse eigentlich, da du hier noch Tom Cannon und Magnus Bech-Olsen erwähntest? Durch die Mithilfe von Herrn Bonini aus Italien gelang es mir im letzten Jahr, die Sachverhalte zum European Greco-Roman Title aufzuschlüsseln. Ich muss diese Sache nur noch zu Papier bringen, was mir derzeit noch Kopfzerbrechen bereitet.
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#39
Zitat:Original von Ronald
Wie weit geht dein Interesse eigentlich, da du hier noch Tom Cannon und Magnus Bech-Olsen erwähntest? Durch die Mithilfe von Herrn Bonini aus Italien gelang es mir im letzten Jahr, die Sachverhalte zum European Greco-Roman Title aufzuschlüsseln. Ich muss diese Sache nur noch zu Papier bringen, was mir derzeit noch Kopfzerbrechen bereitet.

Ich hab deine Beiträge zu den Europäischen Titeln damals im Cageboard verfolgt. Wenn du hier etwas veröffentlichen magst les ich es gerne.
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#40
Teil 8: Bruno Sammartino - Rekordchampion und Publikumsliebling

Die Folgen vom Chicago-Desaster weiteten sich aus am 24.01.1963 beim Rückkampf zwischen Thesz und Rogers. Da Muchnick in Rogers den möglichen Risikofaktor für das Scheitern der NWA sah, drohte er diesem finanzielle Konsequenzen an. Seine 25.000 Dollar Kaution sollte im Falle eines Sieges für einen guten Zweck gespendet werden. Thesz dominierte wie erwartet den Kampf und besiegte Rogers. Der neue NWA World Champion hieß Thesz. McMahon und Mondt widerriefen diesen Sieg aufs Schärfste . Eine Anerkennung des neuen Champions wurde wehement abgelehnt. Thesz konnte in McMahons Revier nie überzeugen, Rogers hingegen schon. Der Kampf zeigte, dass man die NWA noch nicht abschreiben durfte. Muchnick hatte einen Notfallplan in der Tasche: Die Ostpromoter hielten an Rogers fest, Muchnick pochte auf Thesz. McMahon und Mondt fühlten sich von der NWA überrumpelt. Die beiden stärksten Kritikpunkte von Capitol Wrestling waren: Der Sieg von Thesz und die umstrittende One Fall Regelung. Der Titelkampf hätte vielmehr durch ein Best of three Falls entschieden werden müssen. Nunmehr begann ein Bruch zwischen beiden Lagern. Er dauerte bis zum April 1963. In der Zwischenzeit gab es keine Entspannung. Im Gegenteil, die nächsten Kämpfe sorgten für weiteren Zündstoff.

McMahon versuchte das Match in Toronto klammheimlich unter den Tisch zu kehren. Als hätte es diesen Kampf nie gegeben. Da das Fernsehen noch relativ in den Kinderschuhen steckte, blieben nur die Wrestlingmagazine. Der Versuch scheiterte daran, weil die Presseleute wie Stanley Weston den Kampf trotz Abmachung veröffentlichten. McMahon musste auf ein anderes Argument ausweichen. Es kam der Vorwurf, dass ein Pinfall von Thesz kaum für einen Sieg ausreiche. Der Titelwechsel könne so nicht anerkannt werden. Dieser Vorwurf war praktisch null und nichtig. Die meisten Matches wurden kurz danach umgeändert. Es reichte nun ein Pinfall, um zu gewinnen. Die Ostpromoter wollten unbedingt Rogers als World Champion sehen. Sie bauten so einen starken Widerstand auf, dass St. Louis schließlich nachgab. McMahon krönte Rogers zum WWWF Champion. Doch vorher kam der Rückkampf gegen Thesz in Toronto am 07.02.1963.

Die NWA Spitze war noch immer der Meinung, dass ihr Titel am wichtigsten sei. Um das zu beweisen unterstützte Muchnick in Toronto 2 Kämpfe zwischen Thesz, Rogers und Bruno Sammartino. Der Rückkampf verlief wie erwartet kontrovers. Das Best of three Falls Match gewann Thesz. Aber den ersten Fall erreichte er nur durch Disqualifikation. Am 14.03 kam der Kampf gegen Sammartino, den Thesz ebenfalls gewann. Behauptungen sagen, das Sammartino meinte, dass letzte Wort sei noch nicht gesprochen. Er sollte Recht behalten. Intern gab es schon heiße Diskussionen um den neuen World Title von McMahon. Das Geschehen verlagerte sich am 01.04.1963 nach Rio de Janeiro, wo es angeblich ein Turnier um den WWWF World Title gab.

[Bild: http://www.wwf4ever.de/team/ronald/Toots Mondt.jpg]
Joe "Toots" Mondt, New Yorks Wrestling Impresario

Im April 1963 waren im Nordosten die Würfel für ein neues Promotionformat gefallen. Unter McMahons Führung wurde die "World Wide Wrestling Federation (WWWF)" gegründet. Der Nordosten brach praktisch aus der NWA heraus. Um die briekäre Situation zu beenden, führte McMahon einen eigenen World Title ein. Rogers wurde zum ersten Champion ernannt. Die merkwürdige Situation war nur, dass Rogers aufgrund der Niederlage gegen Thesz zum Champion gekrönt wurde. Schon bald konnte auch den Insidern klar werden, dass diese Situation nicht lange Bestand haben könnte. Und so tauchte der Name Bruno Sammartino auf, der zu einer weiteren Trenntwende im Wrestling führen sollte. Im Zuge der Formierung der WWWF spalteten sich gleich mehrere Promoter von der NWA ab. Mondts Einfluss in New York schwindete 1969. Sein Partner McMahon übernahm das Zepter. Offiziell war jedoch Capitol Wrestling nicht aufgelöst worden. Die Gesellschaft fungierte im Hintergrund des Formats WWWF bis zum Rechteverkauf an Vincent Kennedy McMahon (Titan Sports, Inc.) am 06.06.1982. Anteilseigener waren neben McMahon noch Zacko, Gilzenberg, Arnold Skaaland und Gorilla Monsoon.

Rogers Fall als Champion kam rasch. Die bloße Ernennung reichte McMahon nicht. Aufgrund dieses fiktiven Turniers in Rio de Janeiro, wo Rogers angeblich gegen Antonino Rocca siegte, war der "Nature Boy" nun plötzlich WWWF Champion. Ein richtiger Titelkampf musste her. Rogers Herzprobleme führten zu einer Verschlechterung seines Gesundheitszustandes und er musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Als Favorit auf den Titel kam Sammartino in Betracht. Die NWA erhoffte mit Thesz ihren World Title besser darstehen zu lassen.

Die erhoffte Wirkung zerplatzte, da Sammartino einen entscheidenden Sieg verbuchen konnte. Im ausverkauften MSG besiegte er am 17.05.1963 den WWWF World Champion Rogers in einer Rekordzeit von 48 Sekunden (nicht 45 Sekunden). Sammartino startete mit diesem Sieg seine lange Regentschaft als WWWF Champion. Sie sollte bis 1971 dauern. Im Hintergrund dieses Kampfes geschahen jedoch noch merkwürdige Szenen: So sei Rogers nur aus dem Krankenhaus geholt worden, um Sammartino in ein besseres Rampenlicht zu stellen. Überrascht hat der Sieg sicher nicht, da Rogers bereits vor dem Kampf mit Herzproblemen im Krankenhaus lag. Zu allem Irrsinn war der Kampf ein One Fall Match. Hier wurde also genau die Regelung angewendet, die man vor Monaten noch kritisierte und als Grund vorschob, sich von der NWA zu trennen. In Wahrheit hatten die Ostpromoter längst realisiert, dass ein eigener World Title mehr Geld einbringen konnte.

Mittlerweile hatte sich Sammartino als Champion bewiesen, und stieg zum populärsten und bekanntesten Wrestler dieser Zeit auf. Das lag vor allem daran, weil der MSG ständig ausverkauft war, wenn er antrat. Und weil er nahezu in den gesamten Vereinigten Staaten von Amerika kämpfte. Sammartino blieb lange Zeit das Aushängeschild der WWWF. Er baute den Status des WWWF World Title weiter aus, indem er weniger bedeutsame Titel mit dem eigenen verbindete. Rogers hingegen verschwand nach und nach in der Versenkung. Nur noch selten arbeitete er für die Wrestling-Szene. Sammartinos Aufgabe nach Rogers Fall den Titel zu verteidigen, sollte allerdings kein leichtes Unterfangen werden. So stellten sich die größten Wrestler in seinen Weg - und das waren: Gorilla Monsoon, Freddie Blassie, Haystacks Calhoun, Georg "The Animal" Steele, Ivan Koloff und der selbsternannte "größte Athlet Kanadas" Gene Kiniski. Einen Rückkampf zwischen Rogers und Sammartino wollte man trotzdem in Angriff nehmen. Der Jahrhundertkampf sollte in New Yersey ausgetragen werden. Als Vorbereitung diente das wichtige Tag Team Match vom 02.08.1963. Rogers und "Handsome" Johnny Barend besiegten Sammartino und Bobo Brazil. Das "Roosevelt Stadium" in New Yersey blieb trotzdem leer. Der Rückkampf musste abgesagt werden, da Rogers kurz vorher seinen Rücktritt vom Wrestling bekanntgab. Als Ersatz fand man Gorilla Monsoon. Dieser musste sich aber, wie viele andere Wrestler, gegen Sammartino geschlagen geben. Rogers kehrte Jahre später als Manager von Jimmy Snuka zurück. Er erlitt 1992 einen Herzinfarkt und starb im Alter von 70 Jahren. Damit ging ein Jahrhundertwrestler von der Welt.

McMahon und Mondt versuchten den WWWF World Title weiter aufzuwerten. Das gelang in einem hohe Maße, da Sammartino ausschließlich gegen Bösewichte kämpfte. Doch der Hauptgrund lag wohl in den Auftrittsorten selbst. So veranstaltete McMahon in großen Städten. Das alleine brachte schon eine riesen Wirkung mit sich. In der NWA unternahm man mittlerweile den nächsten Versuch, die Ausbreitung der WWWF zu stoppen. Muchnick und McMahon verhandelten über einen Zusammenschluss des NWA World Title mit dem WWWF World Title. Muchnick erhoffte sich so die Rückkehr des Nordostens in die auseinanderfallende Allianz. Es folgte eine Inszenierung für einen großen Kampf zwischen Thesz und Sammartino. Man wollte den Kampf sogar landesweit ankündigen. Der Versuch der NWA scheiterte jedoch kläglich am Widerstand des amtierenden NWA Champions. Thesz war nicht bereit für weniger als 100.000 Dollar gegen Sammartino zu verlieren. Eine gigantische Summe in dieser Zeit. Noch mehr wiegte wohl die Feindschaft zu New York Promoter Mondt, den Thesz nicht ausstehen konnte. Hinter den Kulissen ging dieser Hass schon Jahrzehnte. Mondt wirkte damals in den 20er Jahren im mächtigen "Gold Dust Trio" (Mondt, Ed Lewis und Promoter Billy Sandow). Zu McMahon bestand zwar keine Feindschaft, aber Thesz nahm eher eine ablehnende Haltung zu ihm ein. Der andere Grund für das Scheitern des Kampfes war die Ablehnung von Sammartino, als Champion den proppen Terminplan zu erfüllen. Der Monat sah in diesem Falle nur zwei freie Tage vor.

Nachdem Tom Packs 1948 seine letzte Wrestling-Show in St. Louis promotete, endet nach 38 Jahren auch die Ära Paul Bowser. Bowser stirbt am 17.07.1960 im Boston Massachusetts General Hospital an den Folgen eines Herzinfarkts, den er fünf Tage zuvor erlitten hatte. Die letzte Show unter Bowser im Boston Garden wurde am 11. März 1960 ausgetragen. Bowser war seit 1922 der "Wrestling-König" von Neuengland und mit Tom Packs der mächtigste Promoter in den 40er Jahren. Er formierte 1928 die originale "American Wrestling Association (AWA)", die seit 1931 auch einen eigenen World Title besaß. Im Boston Revier traten über Jahrzehnte die besten Wrestler des Landes an. Das seit Jahrzehnten starke Revier brach nach Bowsers Tod auseinander. Eine Konkurrenz zur WWWF ließ sich nicht mehr aufbauen. Boston Promoter Abraham Ford, ein ehemaliger Verbündeter der Bowser-Quinn Gruppe, stieg 1965 schließlich in die WWWF ein. Ford wollte somit Bruno Sammartino unterstützen. Ihn quasi bei den aus Italien stammenden Fans fest integrieren.

Die Wrestling-Szene zu dieser Zeit stieg vor allem in Boston, Philadelphia und Pittsburgh auf. Hier konnte der WWWF Champion gewaltig punkten. Doch der Markt in New York schwindete bereits schleichend. Sammartino bekam ein lukratives Angebot aus Japan gegen Giant Baba anzutreten. Obwohl er der Champion der WWWF war, konnte er nur als Herausforderer antreten. Japan erkannte lediglich den NWA World Title an. Zu einem Unentschieden führte ein Kampf am 27.03.1967 zwischen Sammartino und Monsoon. Gegen Ray Stevens konnte Sammartino am 15.06.1967 in San Francisco bestehen, da Stevens den dritten Pinfall nur durch Auszählen erreichte. In New York bekam die WWWF 1969 mittlerweile Probleme mit den Finanzen. Die Zuschauer blieben aus. Während McMahons Kassen in anderen Orten klingelten, wurde der Markt in New York zu teuer. Die Einnahmen im MSG rutschten in den Keller, als die wöchentlichen Sendungen plötzlich aus dem Fernsehen verschwanden. McMahon schloss damals eine Vertrag ab. Es sollte pro Monat mindestens eine Show im MSG laufen, die eine spannende und anziehende Geschichte lieferte. Sammartinos voller Terminplan lies aber noch mehr Auftritte in New York nicht zu. Zudem war da das Problem mit der Fernsehübertragung. Eines Tages erschienen McMahons Sendungen wieder zur Nachtstunde auf einem Fernsehsender, der aus New Yersey sendete. Mit dem neuen Übertragungskanal konnten die Shows im MSG fortgeführt werden.

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Bruno Sammartino

Ende Januar 1969 erzielte man mit 5527 Zuschauern einen Minusrekord. Normalerweise waren bei Sammartinos Auftritten sonst immer 20000 Zuschauer anwesend. Der MSG blieb Gott sei Dank erhalten. Nicht auszudenken gewesen, was passiert wäre, wenn der MSG als Austragungsort nicht mehr in Betracht käme. Schließlich kam es hier am 04.05.1905 zu einem Jahrhundertkampf mit Georg Hackenschmidt als ersten "World Heavyweight Champion". Durch den weltweiten Einsatz von Sammartino stieg die WWWF zum nunmehr größten Konkurrenten der NWA auf. Diese Situation konnte selbst St. Louis nicht mehr stoppen. Doch die Geschichte machte auch vor Sammartino nicht halt. So tauchte ein weiterer ernstzunehmender Gegner auf. Der russische Bär Ivan Koloff stellte sich Sammartino in den Weg. Der ehemalige Gewichtheber brachte 135kg auf die Waage. Sein Manager war der legendäre Captain Lou Albano. Unter seinem Management besiegte Koloff etliche WWWF Superstars . Als neuen Titelträger sah man ihn aber weniger. Für die WWWF brach ein neues Jahrzehnt an. An der Beliebtheit von Sammartino änderte sich lange nichts. Nur der Kampf gegen Koloff am 18.01.1971 wirbelte eine riesige Menge Staub auf.

Im MSG verlor Sammartino den WWWF Title vor ausverkauftem Hause. Koloff war nun der neue Champion. Das Ende des Kampfes schockierte und es war minutenlang kein Ton in der Halle zu hören. Sollte die Person Sammartino hier etwa fallen? Das dachten zumindestens viele. In Wahrheit schickte McMahon ihn in eine kurze Erholungspause. Sammartino bekam aufkommende Probleme mit der Gesundheit, wegen der ständigen Präsenz im Ring. Man wollte ihn als Aushängeschild der WWWF nicht verlieren. Die Wrestling Insider gaben Koloff keine Chance lange als Champion zu "überleben". Sie sollten Recht behalten. Koloff wurde als Bösewicht dazu benutzt, um einen weiteren populären Wrestler an die Spitze der WWWF zu holen.

Vielfach sind diese Titelwechsel zu Heels benutzt worden, um zugkräftigere Wrestler besser zu etablieren. Der zweitpopulärste Wrestler nach Sammartino in dieser Phase war die Legende aus Puerto Rico, Pedro Morales. Er wurde sogleich gegen Koloff gestellt. Morales besiegte den russischen Bären nur kurz nach Sammartinos Niederlage am 08.02.1971 im MSG. Kurz zuvor gewann Morales angeblich in einem Turnier und wurde als "United States Heavyweight Champion" in den Medien vorgestellt. Die Austragung dieses Turniers bleibt aufgrund von fehlenden Aufzeichung fraglich. Die Schockwelle um Koloffs Sieg gegen Sammartino verstummte und Morales rückte als WWWF Champion in den Vordergrund. Allerdings nur solange bis Sammartino wieder voll einsetzbar war. Koloff verschwand danach zur AWA, um gegen Verne Gagne anzutreten. Die Promoter sahen den Zeitpunkt gekommen, neue Herausforderer auf den WWWF World Title aufzubauen. Glanzfiguren der 70er Jahre für McMahon waren neben Sammartino noch Billy Graham und Bob Backlund. Thesz verlor den NWA World Title am 07.01.1966 in St. Louis an Gene Kiniski. Der neue Champion gehörte zu den besten Wrestlern der 60er Jahre. Für die NWA war Kiniski ein durchaus ebengewichtiger Champion in Konkurrenz zu Sammartino. Aber in der Wirklichkeit sah das anders aus. Später betrachtete man Thesz und Kiniski als die wahren World Champions. Aber diese Konfusion zwischen der NWA und der WWWF lies sicher mehrere Ansichten zu. Kiniski verlor den NWA Title am 11.02.1969 in Tampa an Dory Funk Jr.. Funk hielt ihn bis zum 24.05.1973. An diesem Tage wurde die Legende Harley Race in Kansas City NWA World Champion.

Die wichtigsten Partner von McMahon waren Philip Zacko und William "Willie" Gilzenberg. Zacko war maßgeblich am Erfolg der WWF außerhalb von New York beteiligt. Er hatte Promoterlizenen für Pennsylvania und Maryland, organisierte die WWWF/WWF-Shows in Philadephia, Pittsburgh, Hamburg, Allentown und war Mitbegründer des zentralen CWC-Booking Office in Washington D.C.. Bis 1982 fungierte er als McMahons Sekretär. Philip Zacko starb 1993 im Alter von 87 Jahren. Gilzenberg, von 1963 bis 1978 WWWF Präsident, steuerte das New Yersey Territorium. Hier befand sich auch das WWWF Hauptquartier. Er hatte gute Kontakte zur New Yersey State Athletic Commission. Es gab ohnehin eine weitreichende Zusammenarbeit zwischen den Athletic Commissions in New York, New Yersey und Pennsylvania. Das machte diese drei Kommissionen auch so stark. 1978 starb Gilzenberg nach rund 50 Jahren als Promoter. Danach wurde das Amt des WWWF Präsidenten eingestellt. Erst Jack Tunney bekam, nach dem Rechteverkauf 1982, diesen Posten. McMahon wurde seit den 50er Jahren in Washington noch durch Herbert Freeman und James Dudley unterstützt. Freeman war Matchmaker unter Zacko, während Dudley zeitweise die Capitol Arena managte.

Wrestler aus unterschiedlichen Ländern bestimmten zum großen Teil die Amerikanische Nachkriegsgeschichte. Wie es dazu kommen konnte, erzählt uns der 9. Teil.
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