14.12.2007, 15:39
Habe folgende Meldung grade bekommen:
Heftige Kritik an Datenplänen des StudiVZ
Die Plattform für Studenten ändert zum Jahreswechsel die Geschäftsbedingungen. Folge: Die persönlichen Daten der vier Millionen Nutzer könnten möglicherweise an andere Unternehmen verkauft werden, Werbung wird zielgerichteter. Politiker und Datenschützer raten nun dazu, aus dem Portal auszutreten.
Das Studenten-Portal StudiVZ will endlich richtig Geld machen - mit maßgeschneideter Werbung. Das bestätigte Geschäftsführer Marcus Riecke WELT ONLINE. "Wir wollen mit der Änderung der Geschäftsbedingungen einfacher auf die Daten der User zugreifen. So können wir besser personenbezogene Werbung verschicken", sagte Marcus Riecke.
Die Nutzer erhalten also in Zukunft Werbe-Mails entsprechend ihrer Vorlieben. Frauen bekommen Werbung für Kosmetik, Männer eher für Computerspiele. Auch Musikgeschmack und Hobbys der Registrierten werden berücksichtigt. Die Angaben der Nutzer und die Adressen liegen ja vor. Die [lexicon]Banner[/lexicon] auf der Website sollen individuell angepasst werden. Rieke nennt dieses Vorgehen ganz normal: "Business as usual". User wurden jüngst mit einer elfseitigen E-Mail über die Änderungen informiert, müssen diesen allerdings ausdrücklich bis zum 9. Januar zustimmen.
Weitaus dramatischer dürfte für die vier Millionen Nutzer allerdings sein, dass StudiVZ es sich möglicherweise vorbehält, ihre Daten an andere zu verkaufen. Unter Punkt 7 der neuen Datenschutzerklärung heißt es: "Ich willige ein, dass StudiVZ Bestandsdaten und/oder Nutzungsdaten von mir an Dritte weitergibt, wenn und soweit die Übermittlung der Daten aufgrund gesetzlicher Vorschriften und/oder infolge von Gerichtsentscheidungen zulässig ist." Gegenüber WELT ONLINE bestreitet StudiVZ, dass damit ein Verkauf der Daten gemeint ist. "Das ist aber angesichts dieser AGB unglaubwürdig", sagte Gisela Piltz, innenpolitische Sprecherin der FDP. Sie hält den Umfang, in der Daten weitergegeben können, für neu. "Ich kann nur allen raten, den Bedingungen nicht zuzustimmen und das StudiVZ zu verlassen", so die Politikerin.
StudiVZ-Sprecher Dirk Hensen hält dagegen: "Unsere Hausjuristin versichert uns, dass mit Punkt 7 keineswegs der Verkauf von Daten möglich ist". Vielmehr bedeute der Absatz, dass StudiVZ Daten an Behörden herausgebe, wenn es etwa eine Straftat gegeben habe.
Der Verkauf persönlicher Daten wäre ein Millionengeschäft. Spätestens dann dürfte sich der Kauf des rasant wachsenden Internet-Projekts für die Verlagsgruppe Holtzbrinck gelohnt haben. Angeblich zahlte der Stuttgarter Medienkonzern ("Die Zeit", "Handelsblatt", 2,2 Mrd. Umsatz) Anfang 2007 rund 85 Millionen Euro für StudiVZ.
Datenschützer: Unbedarftheit wird ausgenutzt
Neben der FDP schlagen auch Datenschützer Alarm, bezeichnen das Vorhaben des Portals als "bedenklich". Dietmar Müller, Sprecher des Bundesbeauftragten für den Datenschutz, zu WELT ONLINE: "Wir haben immer davor gewarnt, sein Privatleben in den Internetportalen zu sehr zu präsentieren. Man sieht, wohin das führt, wenn jetzt StudiVZ ganz offiziell nach den Daten der Nutzer greift und sie womöglich kommerziell verwertet." Müller weiter: "Hier wird die Unbedarftheit der meist jungen Mitglieder ausgenutzt. Sicher lesen sich nur wenige die elfseitigen verklausulierten Geschäftsbedingungen durch. Die Folgen der Einwilligung merkt man dann erst viel später."
Ein weiterer kritischer Punkt in den Datenschutzbestimmungen ist die sogenannte "Exmatrikulation", also die Kündigung der Mitgliedschaft. Anders als bisher ist das Profil des ausgetretenden Nutzers zwar für andere Mitglieder nicht mehr einsehbar – StudiVZ behält sich aber vor, dass seine Daten nicht gelöscht werden, sondern möglicherweise Jahrzehnte weiterverwendet und verkauft werden.
Über vier Millionen Nutzer vertrauen dem Portal
StudiVZ ist ein Social Network für Studenten. Laut Firmenangaben hat es mittlerweile über vier Millionen registrierte Nutzer in Deutschland, Österreich und der Schweiz.Das Projekt wurde Ende Oktober 2005 von den Studenten Ehssan Dariani und Dennis Bemmann gegründet. Auf StudiVZ legen Nutzer Profile an, legen sich einen Freundeskreis zu, laden Fotos hoch und chatten. Der Ableger SchülerVZ stellt eine ähnliche Plattform für Schüler dar und soll bereits zwei Millionen Nutzer haben.
Artikel vom 14. Dezember 2007
Heftige Kritik an Datenplänen des StudiVZ
Die Plattform für Studenten ändert zum Jahreswechsel die Geschäftsbedingungen. Folge: Die persönlichen Daten der vier Millionen Nutzer könnten möglicherweise an andere Unternehmen verkauft werden, Werbung wird zielgerichteter. Politiker und Datenschützer raten nun dazu, aus dem Portal auszutreten.
Das Studenten-Portal StudiVZ will endlich richtig Geld machen - mit maßgeschneideter Werbung. Das bestätigte Geschäftsführer Marcus Riecke WELT ONLINE. "Wir wollen mit der Änderung der Geschäftsbedingungen einfacher auf die Daten der User zugreifen. So können wir besser personenbezogene Werbung verschicken", sagte Marcus Riecke.
Die Nutzer erhalten also in Zukunft Werbe-Mails entsprechend ihrer Vorlieben. Frauen bekommen Werbung für Kosmetik, Männer eher für Computerspiele. Auch Musikgeschmack und Hobbys der Registrierten werden berücksichtigt. Die Angaben der Nutzer und die Adressen liegen ja vor. Die [lexicon]Banner[/lexicon] auf der Website sollen individuell angepasst werden. Rieke nennt dieses Vorgehen ganz normal: "Business as usual". User wurden jüngst mit einer elfseitigen E-Mail über die Änderungen informiert, müssen diesen allerdings ausdrücklich bis zum 9. Januar zustimmen.
Weitaus dramatischer dürfte für die vier Millionen Nutzer allerdings sein, dass StudiVZ es sich möglicherweise vorbehält, ihre Daten an andere zu verkaufen. Unter Punkt 7 der neuen Datenschutzerklärung heißt es: "Ich willige ein, dass StudiVZ Bestandsdaten und/oder Nutzungsdaten von mir an Dritte weitergibt, wenn und soweit die Übermittlung der Daten aufgrund gesetzlicher Vorschriften und/oder infolge von Gerichtsentscheidungen zulässig ist." Gegenüber WELT ONLINE bestreitet StudiVZ, dass damit ein Verkauf der Daten gemeint ist. "Das ist aber angesichts dieser AGB unglaubwürdig", sagte Gisela Piltz, innenpolitische Sprecherin der FDP. Sie hält den Umfang, in der Daten weitergegeben können, für neu. "Ich kann nur allen raten, den Bedingungen nicht zuzustimmen und das StudiVZ zu verlassen", so die Politikerin.
StudiVZ-Sprecher Dirk Hensen hält dagegen: "Unsere Hausjuristin versichert uns, dass mit Punkt 7 keineswegs der Verkauf von Daten möglich ist". Vielmehr bedeute der Absatz, dass StudiVZ Daten an Behörden herausgebe, wenn es etwa eine Straftat gegeben habe.
Der Verkauf persönlicher Daten wäre ein Millionengeschäft. Spätestens dann dürfte sich der Kauf des rasant wachsenden Internet-Projekts für die Verlagsgruppe Holtzbrinck gelohnt haben. Angeblich zahlte der Stuttgarter Medienkonzern ("Die Zeit", "Handelsblatt", 2,2 Mrd. Umsatz) Anfang 2007 rund 85 Millionen Euro für StudiVZ.
Datenschützer: Unbedarftheit wird ausgenutzt
Neben der FDP schlagen auch Datenschützer Alarm, bezeichnen das Vorhaben des Portals als "bedenklich". Dietmar Müller, Sprecher des Bundesbeauftragten für den Datenschutz, zu WELT ONLINE: "Wir haben immer davor gewarnt, sein Privatleben in den Internetportalen zu sehr zu präsentieren. Man sieht, wohin das führt, wenn jetzt StudiVZ ganz offiziell nach den Daten der Nutzer greift und sie womöglich kommerziell verwertet." Müller weiter: "Hier wird die Unbedarftheit der meist jungen Mitglieder ausgenutzt. Sicher lesen sich nur wenige die elfseitigen verklausulierten Geschäftsbedingungen durch. Die Folgen der Einwilligung merkt man dann erst viel später."
Ein weiterer kritischer Punkt in den Datenschutzbestimmungen ist die sogenannte "Exmatrikulation", also die Kündigung der Mitgliedschaft. Anders als bisher ist das Profil des ausgetretenden Nutzers zwar für andere Mitglieder nicht mehr einsehbar – StudiVZ behält sich aber vor, dass seine Daten nicht gelöscht werden, sondern möglicherweise Jahrzehnte weiterverwendet und verkauft werden.
Über vier Millionen Nutzer vertrauen dem Portal
StudiVZ ist ein Social Network für Studenten. Laut Firmenangaben hat es mittlerweile über vier Millionen registrierte Nutzer in Deutschland, Österreich und der Schweiz.Das Projekt wurde Ende Oktober 2005 von den Studenten Ehssan Dariani und Dennis Bemmann gegründet. Auf StudiVZ legen Nutzer Profile an, legen sich einen Freundeskreis zu, laden Fotos hoch und chatten. Der Ableger SchülerVZ stellt eine ähnliche Plattform für Schüler dar und soll bereits zwei Millionen Nutzer haben.
Artikel vom 14. Dezember 2007