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Heute Nacht ist es also soweit. Zum 43. mal wird der Gewinner des Super Bowls und damit der Meister der NFL ermittelt. Im Finale stehen sich dieses mal die Pittsburgh Steelers als Champion der American Football Conference und die Arizona Cardinals als Champion der National Football Conference gegenüber und der Weg beider Teams könnte nicht unterschiedlicher sein.
Auf der einen Seite haben wir die Franchise um den zweimaligen MVP Kurt Warner aus Arizona, die zu den drei Franchises mit der längsten Zeitspanne zwischen zwei Titeln gehört. Auf der anderen Seite mit den Pittsburgh Steelers die Mannschaft, die mit einem Triumph heute Nacht zur erfolgreichsten Mannschaft der Super Bowl-Ära werden könnte und als einzige Mannschaft einen sechsten Super Bowl-Sieg ihr eigen nennen könnte. Momentan teilt man sich noch den obersten Podestplatz mit den San Francisco 49ers und den Dallas Cowboys.
Aber nun zur aktuellen Saison und auch da gibt es zwischen beiden Teams doch einige Unterschiede. Während Pittsburgh traditionell auf eine starke Defense setzt und die Offensive regelmäßig einen Tag frei nimmt, ging es in Arizona in der Regular Season zumindest fast ausschließlich um die Offense, die nahezu komplett über QB Kurt Warner und die beiden Top-Receiver Larry Fitzgerald und Anquain Boldin lief, während das eigene Laufspiel fast komplett vernachlässigt wurde. Trotz allem schafften die Cardinals nur deshalb die Playoffs, weil die anderen Teams der Division so schwach waren und Arizona somit mit gerade einmal 9 Siegen und 7 Niederlagen den Heimvorteil in der ersten Playoffrunde gegen die Atlanta Falcons bekam. In den Playoffs passierte allerdings etwas unvorhergesehens, die Cardinals konnten plötzlich verteidigen und entdeckten das Laufspiel für sich. In allen drei Playoff-Begegnungen bisher konnte man mehr Yards erlaufen als der Gegner und die Defense konnte erst Matt Ryan und die Falcons und anschließend Jake Delhomme mitsamt seinen Panthers in die Knie zwingen und sich ein Conference Championship Game gegen die Eagles erspielen, in welchem dann Wide Receiver Fitzgerald einen Sahnetag erlebte und mit drei Touchdowns den Grundstein für die Teilnahme am Super Bowl legen konnte.
Für Pittsburgh lief die Saison besser als erwartet. Schon früh konnte man seine Favoritenstellung in der AFC North festigen und vor allem der Passrush durch die beiden Outside Linebacker James Harrison und Lamar Woodley sowie Safety Troy Polamalu konnten sich als Anker des neuen Steel Curtain in den Fokus der Medien spielen. Da fiel es dann irgendwann auch nicht mehr auf, dass die Offensive Line der Steelers immer noch zu den wackligsten der Liga gehört. Niederlagen musste man sich nur gegen die wiedererstarkten Colts, die harten Eagles und gegen das damalige Top Team, die Giants abholen, wobei in diesem Spiel verletzungsbedingt vieles schief lief und sich sogar der Longsnapper, der im Normalfall bei den Special Teams den Ball an den Punter/Kicker spielt, verletzte, sodass ein missglückter Snap statt in den Händen des Punters in der der eigenen Endzone landete, was zu automatischem Punktgewinn für den Gegner inklusive Ballgewinn für die Giants führte, aber gut.
Zum Ende der Regular Season hin konnte sich auch die Offense immer besser entfalten und auch Running Back Willie Parker zeigte gegen Ende immer öfter sein Können. Nachdem man aufgrund der guten 13-3 Bilanz ein Freilos für die erste Runde erhielt, konnte man anschließend die Chargers über weite Strecken des Spiels kontrollieren, bevor man vor zwei Wochen den Baltimore Ravens nicht den Hauch einer Chance ließ und ungefährdet in den Super Bowl einzog.
-Matchups:
->Cardinals Offense Vs. Steelers Defense:
Wie so viele andere Mannschaften werden auch die Cardinals nicht gegen die Steelers zum Laufen kommen, das ist aber auch nicht so schlimm, schließlich hat man den besten Pass-Angriff der Liga und mit Fitzgerald und boldin zwei starke Receiver. Höchstwahrscheinlich wird Fitzgerald ständige Doppeldeckung genommen werden, sodass heute die Stunde des Anquain Boldin schlagen könnte. Zudem wird man Polamalu wohl weniger oft blitzen lassen um eine stärkere Absicherung gegen Big Plays zu gewährleisten. Währenddessen muss die O-Line der Cards natürlich versuchen, Warner genügend Zeit zu erkaufen gegen die immer wiederkehrenden Blitz-Systeme von Steelers-Defensive Coordinator Dick LeBeau. Warner sollte als einer der erfahrensten Spieler eigentlich die Ruhe weg haben hinter seine Offensive Line, aber wie ist es da um seine jungen Kollegen bestellt? Können die den Druck aushalten? Auf der anderen Seite hingegen haben wir eine Defense, die bis auf vier Positionen genau gleich ist mit der Defense, die vor drei Jahren gegen Seattle im Super Bowl stand.
->Steelers Offense Vs. Cardinals Defense:
Die Steelers haben sich im Laufe der letzten Jahre auch etwas vom Laufspiel abgewandt und ihren Fokus auf den Passangriff durch Quarterback Ben Roethlisberger gerichtet. Allerdings sollte man das Laufspiel um Willie Parker, Mewelde Moore und Goal Line Back Gary Russell nicht unterschätzen, kommt man einmal ins Laufen, kann es schnell vorbei sein für den Gegner. Die Offensive hängt momentan neben Roethlisberger und seiner O-Line wohl am meisten vom angeschlagenen Receiver Hines Ward ab. Der Super Bowl-MVP von 2006 ist nicht nur ein guter Passfänger, er ist auch einer der besten Blocker unter den receiver und geht auch gerne dahin, wo es (vor allem für den Gegner) weh tut. Sollte Ward heute Nacht fehlen oder nur eingschränkt spielen, könnte sich das vor allem negativ für Receiver #2, Santonio Holmes bemerkbar machen, der es dann hauptsächlich mit dem jungen Cornerback Dominique Rodgers-Cromartie zu tun bekommt, der schon einige Receiver ausschalten konnte. Die Steelers-O-Line sollte eigentlich nur darauf bedacht sein, die Blitze aufnehmen zu können, mit dem normalen Pass-Rush dürfte man fertig werden, aber wenn bspw. Adrian Wilson oder Karlos Dansby aus dem Backfield blitzen, könnte es ganz schön gefährlich für Roethlisberger werden, auch wenn er in den letzten Monaten seine Fähigkeit, aus einem sogenannten "broken play" noch Raumgewinn zu erzielen, auf ein sehr hohes Niveau gehoben hat und außerhalb der Pocket immer wieder für ein First Down gut ist, sei es zu Fuß oder mit dem Arm. Zudem hat er noch etwas gut zu machen, da er beim letzten Auftritt im Super Bowl seine Mannschaft fast den Titel kostete und immer wieder auf seine früheren schlechten Playoff-Leistungen angesprochen wird. Heute könnte er sich reinwaschen.
Fazit:
Die Steelers sind der Favorit in diesem Spiel, aber die Cardinals sind ein schlechtes Matchup für die Jungs aus der Stahlstadt. Normalerweise konnte man sich immer wieder auf ein Big Play der Defense einstellen, heute wird man sich das wohl abschminken müssen, dafür ist die Gefahr eines Cardinals-Touchdowns zu groß, um ein Risiko einzugehen. Und sollten die Cardinals erst einmal vorne liegen, muss die Steelers-Offense erst einmal nachziehen, was schwer genug werden dürfte.
Ein weiterer Faktor, der hier mitspielt: Cardinals Head Coach Ken Whisenhunt und Offensive Coordinator Russ Grimm kommen aus der Steelers-Organisation, Whisenhunt war beim letzten Titelgewinn Offensive Coordinator auf der anderen Seite, Russ Grimm war Offensive Line Coach. Beide wurden für den Head Coach-Posten in Erwägung gezogen nachdem Coach Bill Cowher zurücktrat, allerdings holte man sich stattdessen einen auswärtigen Coach in Mike Tomlin, während Whisenhunt und Grimm im Doppelpack nach Arizona gingen. Whisenhunt und Grimm dürften die Stärken und Schwächen der kompletten Offensive Line kennen, schließlich hat man jahrelang zusammengearbeitet, genauso wie mit Ben Roethlisberger und Willie Parker oder Hines Ward. Da dürfte der Cardinals-DC Clancy Pendergarst einen Vorteil haben, da er besser informiert ist als der Gegner.
Mein Tipp für den Super Bowl: Pittsburgh Steelers 27 - 24 Arizona Cardinals