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LEGENDEN
#1
LEGENDEN

Legenden – Antonino Rocca

[Bild: http://www.wwf4ever.de/team/ronald/Antonino_Rocca 2.jpg]

Antonino Rocca war der Mann, der ein Millionenpublikum in den 1950er und 60er Jahren begeistern konnte. Im Tag Team mit Miguel Perez hat er sich vor allem in New York bleibenden Ruhm erkämpft. Ausverkauft - dieses Schild hing an vielen Kassen, wenn Rocca auftrat. Er avancierte zum Großverdiener und etablierte sich international. Seine Manager verdienten Unsummen. Zu Spitzenzeiten gab es nur wenige Wrestler, die sich mit seiner Popularität messen konnten. Im Nordosten der USA übertrumphte er gar die gesamte Konkurrenz und blieb mehr als 10 Jahre der Megastar des Wrestlings. Nach dem "Rücktritt" dann das perfekte Comeback als Kommentator bei der WWWF. Ehre wem Ehre gebührt: 1977 gab es für ihn die "Rocca Night". Doch nur kurze Zeit später brach er zusammen, sein Körper wollte nicht mehr, die Kräfte schwanden. Er stirbt überraschend und bleibt doch für immer eine Legende.

"Argentina" Rocca - so kannte man McMahons Superstar, der jedoch ursprünglich aus Italien kam. Am 13.04.1921 wurde Antonino Biasetton als Sohn von Antonio und Angela Basso Biasetton in Treviso bei Venedig geboren. Nach der Emigration nach Argentinien um 1939 begann er seine sportliche Laufbahn als Schwimmer, Fußballer und Rugbyspieler. Heute gibt es darüber eine ganze Reihe an Berichten, die sich vom Inhalt her teils widersprechen. Wahrscheinlich verließ Rocca aber seine Heimat Italien zusammen mit seinen Brüdern noch vor Ausbruch des 2. Weltkriegs. Dass der Kraft- und Leistungssport ihn mal ein Leben lang begleiten sollte, schien sich bereits früh herauszustellen. Im Alter von 16 Jahren maß er schon 6 Fuß und brachte über 200 Pfund auf die Waage. Sein athletischer Körperbau war eine wichtige Voraussetzung, um als Professional Wrestler zu bestehen. Doch noch kannte ihn in diesem Milieu niemand. Geschweige denn stand er selbst vor anderen Entscheidungen, als ausgerechnet im Ring zu performen. Das Studium der Elektrotechnik an der University of Rosario in Santa Fe schloss Rocca zwar ab, aber seine berufliche Zukunft ging dann doch in eine vollkommen andere Richtung. Anfangs wurde Antonino belächelt, wie er später selbst im gebrochenem Englisch sagte, als er am Turnier der Wrestler im Luna Park in Buenos Aires teilnahm: "Everybody think like joke I want to wrestle. The best wrestlers all over the world go to the tournament. But I take chance to compete with them. My first opponent was Kwariani. After eight minutes he gave up and I win my first match. After that Kwariani and I become friends and he help me make contacts." Tatsächlich sollte sich dieser Kontakt mit Kola Kwariani, seinem späteren Manager, noch als sehr wichtig erweisen.

Rocca hatte damals in Buenos Aires nicht die große Auswahl, da die Profi-Szene hier weitaus kleiner war, als etwa in Amerika, wo etliche Promoter konkurrierten. Dennoch bekam er trotzdem den ersehnten Push zum Wrestler durch Karol Nowina, Stanislaus und Wladek Zbyszko. Ab Mitte der 1930er Jahre bestimmten sie den Aufbau des Wrestlings in Süd Amerika. Der Turn vom exzellenten Schwimmer, vom meisterhaften Rugbyspieler ins Pro-Wrestling kam für Antonino, damals noch namentlich Biasetton, im Jahr 1940 unter Nowinas Management. Sein grundlegendes Training erhielt er von Kwariani und den Zbyszko Brüdern, die ihm so ziemlich alles vermittelten, was ein Profi mitbringen musste. Nowina prägte die ersten Jahre seiner Karriere entscheidend mit, bevor es ins Big Business nach Amerika ging. Als lokaler Promoter von Buenos Aires übernahm er sein [lexicon]Booking[/lexicon]. Im Mai 1941 dann siegte Rocca beim Tournament im Luna Park. Ein erster Triumph, ein erster kleiner Schritt zum großen Megastar. Bald war klar, dass Professional Wrestling nicht nur Sport sondern auch Performance bedeutete. Aber wer konnte das damals besser als Rocca selbst? Die Manager rissen sich um ihn, um jenen Superstar, der, wie kein anderer vor ihm, die Massen mit Highflying-Moves und Entertainment begeisterte.

1948 bot sich die Chance auch in Amerika aufzutreten: Ex-Wrestler Nick Elitch tourte nach Süd Amerika und war von Roccas Potenzial mehr als begeistert. Er kontaktierte den findigen Matchmaker Karl Sarpolis in Dallas (Texas). Dieser sah die Schlagzeilen schon vor sich: "Rocca die Geldmaschine!" Sarpolis hatte ein Gespür für talentierte Wrestler. Auch bei Rocca ist er sich sicher gewesen, dass hier ein neuer Stern aufging. Was folgte war nur noch eine Frage der Zeit: Sarpolis drängte darauf ihn so schnell wie möglich nach Texas zu holen. Am 29.07.1948 schließlich gab Rocca sein USA-Debüt in Galveston. Er besiegte mit zwei Falls Gorilla Macias, einer von Sarpolis' zahlreichen Schützlingen. Nur kurz danach, am 06.08.1948, besiegte er in Houston Dizzy Davis um den Texas State Heavyweight Title. Das war nicht nur sein erster Titel in Amerika, es war auch gleich eine der bedeutendsten Trophäen des Pro-Wrestlings. Rocca überzeugte das Management rund um Morris Sigel, dem stärksten Promoter im Südwesten zu dieser Zeit. Man gab ihm die Chance sich als Champion zu beweisen. Es folgten Matches im Texas-Revier, bis Rocca Mitte September 1948 plötzlich im Fernsehen auftauchte. Promoterriese Fred Kohler organisierte eine Ausstrahlung aus Chicago, als er gerade gegen die Legende Lou Thesz kämpfte. Die Elite aller Manager und Promoter sahen Kohlers Sendungen, womit letztlich der Startschuss für Roccas dauerhafte Karriere gefallen war. Rocca verblieb bis Anfang 1949 in Amerika und kehrte dann nach Argentinien zurück. Aber lange war er nicht weg: Sarpolis hatte alle Türen geöffnet, bis New Yorks Wrestling Impresario Joe "Toots" Mondt sie kurze Zeit später noch weiter aufstieß. Mondt machte sich gerade unabhängig von New York Promoter Alfred Mayer. Er und Roccas früherer Trainer Kola Kwariani teamten, um das Management von Antonino zu übernehmen. In den 50er Jahren zog dieser Wrestler eine ganze Armada an Offiziellen hinter sich her. Vincent James McMahon aus Washington D.C. eingeschlossen. Jeder wollte mit dem neuen Topstar das große Geld verdienen.

Im Februar 1949 organisierten Mondt und William "Bill" Johnston die Rückkehr des Wrestlings in den Madison Square Garden, wo die vorerst letzte Show am 30.03.1938 lief. Der erste Anlauf scheiterte, da sich das Wrestling in New York erst wieder etablieren musste. Eine pulsierende Metropole war dort schon Chicago. Mondts Zugpferd ist bis dato Ex-Boxweltmeister Primo Carnera gewesen. Er und Rocca waren Teil der 2. MSG-Show am 12.12.1949. Vor 17.854 Zuschauern bezwang Rocca "Mr. America" Gene Stanlee. Es war der Beginn seiner langen Rolle als Favorit in New York. Erst Bruno Sammartino konnte ihn nach 1962 von der Superstarposition verdrängen. Nach Chicago boomte das Wrestling damals auch in Süd Kalifornien. Promoter Johnny Doyle und dessen Businesspartner Cal Eaton öffneten das Los Angeles Olympic Auditorium für ein Match von Rocca gegen "Baron" Michele Leone, Doyles Kassenschlager schlechthin. Am 08.03.1950 siegte Rocca vor 10.400 Zuschauern. Das Olympic platzte mal wieder aus allen Nähten. Auch den Rückkampf am 16.08.1950 sahen 10.000 Fans. Rocca und Leone trennten sich im Unentschieden.

Doch weder Los Angeles noch Chicago waren es, wo Antonino Rocca zum Megastar aufstieg. Es war der New Yorker Madison Square Garden. Das Territorium brauchte einen Aufwind, neue Gesichter, neue Sensationen, die den Garden auf lange Sicht hin füllen konnten. Bald kam mit Vincent James McMahon ein neuer Veranstalter ins Wrestling. Nach seiner ersten Show im Januar 1953 in Washington D.C., stand auch Rocca auf seiner Matchcard. Er war der erste Superstar seiner Liga, NWA Capitol Wrestling. Am 26.11.1956 debütierten Mondt und McMahon als Team mit einer Show im MSG. An Roccas Seite setzten sie den aus Puerto Rico stammenden Miguel Perez. Sie wurden als Face aufgebaut. Größer hätte ihr Erfolg als Tag Team danach nicht ausfallen können. Sie brachen schlichtweg alle Rekorde. Rocca war besonders bei italienisch stämmigen Fans beliebt. Ausländische [lexicon]Stars[/lexicon] waren damals allgemein enorm populär. Die Saison 1956-57 bewies das eindeutig. Am 04.02.1957 kamen 19.300 Zuschauer in den MSG, um das Tag Team Rocca/Perez zu sehen. Beide wrestleten gegen die Heels Karl Von Hess und Hans Schmidt. Besonders Schmidt fungierte in jenen Jahren als Top-Heel. Natürlich siegten die Publikumslieblinge. Gut gegen Böse hieß es dann auch im März 1957, als man mit 19.995 Fans den nächsten Rekord brach. Rocca traf auf Schmidt. Einen riesigen Erfolg erreichten er und Perez schließlich am 30.03.1957 mit 20.125 Zuschauern. So viele Menschen hatte der MSG beim Wrestling seit 25 Jahren nicht mehr gesehen. Sie besiegten Don Stevens und Wildman Fargo um den US (World) Tag Team Title, den Capitol Wrestling kontrollierte. Die Bombe beim Publikum platzte, als am 26.01.1959 21.240 Fans zur berühmtesten Sportarena der Welt stürmten. Es war so voll, dass viele nur noch stehen konnten. McMahon setzte wieder auf Gut gegen Böse: Rocca und Perez besiegten die Grahams, Eddie und Jerry. Die Halle bebte am Ende vor Jubel. Alle vier gehörten zur Weltspitze der Tag Teams im Wrestling. Nur die Populärität der Faces war im Nordosten der USA noch stärker gewesen. Sowohl als Tag Team Wrestler wie auch als Single ist Rocca weltklasse gewesen. 1960 stand er auf Platz 3 hinter Pat O'Connor und Killer Kowalski.

Im November 1957 gab es ein Tag Team Match mit Rocca, das in New York für einen handfesten Skandal sorgte. Er und Edouard Carpentier kämpften gegen die Heels Dick "The Bruiser" Afflis und Dr. Jerry Graham. Als Rocca plötzlich nach einer Aktion von Graham anfing zu bluten, machte der Ringrichter Ernst und disqualifizierte das Team Graham/Bruiser. Das Publikum tobte, buhte, Stühle kamen geflogen - ja selbst Prügeleien unter Fans begannen. Bruiser und Graham wurden kräftig ausgebuht. Alle vier Wrestler mussten dann noch zur New York State Athletic Commission. Fiktion ist jedoch, dass die Kommission Afflis lebenslang als Wrestler sperrte. Als Folge daraus ging die Zahl der Zuschauer im MSG kurzzeitig kräftig zurück. Am 09.12.1957 ist mit rund 9000 ein Tiefpunkt erreicht worden. Doch Rocca sicherte weiterhin McMahons Einnahmen. Er blieb auch später der Garant für gute Unterhaltung, trotzdem er seine Erfolge aus den 50er Jahren nicht mehr toppen konnte.

Mehr als zehn erfolgreiche Jahre, charakterisiert durch eine unglaubliche Präsenz im Nordosten, hatten irgendwann ihr Ende erreicht. McMahon und Mondt formierten ihre Liga um: Neue Wrestler, wie Bruno Sammartino, performten jetzt als Superstars, gegen die Rocca nicht mehr ankam. 1963, mit Gründung der WWWF, splittete er sich auch von McMahon ab, und kehrte sogar als dessen Konkurrent nach New York zurück. Er teamte mit Manny Heicklen und eröffnete eine eigene Liga mit TV Shows aus dem Sunnyside Garden auf Long Island. Die Show hieß "All-Star Wrestling with Antonino Rocca" und sollte dem neuen WWWF Format Konkurrenz bieten. Allerdings ohne lange anhaltenden Erfolg, trotzdem sie durch Mid-Atlantic Promoter Jim Crockett Sr. unterstützt wurden. Damals einer der Großen im Wrestling-Business. Rocca bookte viele unbekannte Wrestler, die vorher noch niemand so richtig gesehen hatte. Bald musste er einsehen, dass seine Shows mit McMahons Formaten nicht wirklich standhalten konnten. Als Wrestler war er sensationell, doch als Promoter umso weniger.

1968 trat Rocca vom aktiven Geschehen "zurück". Es war jedoch nur ein zeitweiliger Rückzug, denn Jahre später war er wieder auf der Ringbühne zu sehen, die ihm einst so viel Ruhm und Ehre verleihte. Im Team mit Vincent Kennedy McMahon etablierte sich Rocca 1975 bei der WWWF auch als hervorragender Kommentator. Die Fans erlebten viele lustige Momente. Antonino wrestlete Mitte der 70er Jahre noch in Los Angeles und in der Karibik. Highlights aus seiner Karriere sind ferner: AWA Champion (Cleveland Version) 1953, Montreal World Champion bei Promoter Eddie Quinn im Mai 1954 und North American Tag Team Champion mit Perez im September 1976. Am 17.02.1977 ehrten ihn die New Yorker Promoter mit einer "Rocca Night". Er trat im Mainevent als Ringrichter auf. Das letzte Mal, dass ihn seine Fans sehen konnten. Nur zwei Tage später verschlechterte sich plötzlich sein Gesundheitszustand und er musste ins Roosevelt Hospital in New York eingeliefert werden. Knapp einen Monat später, am 15.03.1977, starb Antonino Rocca im Alter von 55 Jahren. Sein Tod kam für viele unerwartet. Was in Erinnerung blieb, war die faszinierende Ringpräsenz aus Highflying-Style und Face, aus italienischer Herkunft und auch als Comic-Star 1962 in "The Downfall of Superman". Bekanntheit erlangte auch sein Drop-Kick. Rocca verstand es immer, wie man das Publikum mit Wrestling begeisterte. Seine Markenzeichen waren ferner Headscissors, Airplane Spins, spektakuläre Top-Rope Aktionen und ein schillerndes Spiel mit dem Gegenpart im Ring, mit den Heels. Das ist das große Erfolgskonzept von McMahon Sr. gewesen. In Rocca hat er den Superstar gefunden, der ihm und seiner Liga damals solche großen Erfolge ermöglichte. Am 24.06.1995 wurde Antonino Rocca in die [lexicon]WWE Hall of Fame[/lexicon] aufgenommen. Eine Ehrung seiner Verdienste um diese Liga, die er während der Nachkriegszeit entscheidend geprägt hatte.
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#2
Natürlich vielen Dank für den Einsatz, aber ganz verstehen kann ich es nicht, da Nefercheperur ja schon ein sehr ähnliches Projekt hatte wo auch viele der Namen, die du in deiner Staffel 1 erwähnst, schon eine Biografie + Aufnahme in der W4E Hall Of Fame haben.
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#3
So, soeben habe ich mir die Biografie von Rocca durchgelesen und muss dich wirklich loben. Du schreibst deine Texte fantastisch und deine Wortwahl und der Sprachfluss sorgt dafür, dass man sich auch wirklich sehr viele Daten und Informationen auf Anhieb merken kann. Es wirkt nicht so, als würden einfach Informationen heruntergeleiert werden. Zwei Fragen zum Inhalt haben sich auch noch bei mir aufgedrängt:

Was ist eigentlich mit Miguel Perez 1957 passiert? Warum teamte Antonino Rocca plötzlich mit Edouard Carpentier?

Und was geschah nach dem blutigen Matchausgang mit Edouard Carpentier, Dick Afflis und Dr. Jerry Graham? Du schreibst ja, dass man vermutet hat dass Afflis von der New York Commission lebenslang gesperrt wurde. Heisst dass auch, dass er nach diesem Match nie mehr in New York wrestlete?
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#4
Das mit Carpentier war eigentlich ein normales Tag Team Match. So außerhalb der Reihe. Damals hat man noch angenommen, das Afflis Rocca diese Verletzung zugefügt hatte. Aber aus Fanberichten und Zeitungsartikeln weiß man heute mehr, das es Graham war. Am besten ist ja heute, das viele Fans von damals, die selbst bei den Matches waren, ihre Berichte dazu schreiben. Das ist für Historiker wie Gold. An sich war das mit Carpentier nicht so groß gepusht worden. Perez blieb natürlich sein Partner Nr.1.

Ob man Afflis für New York sperrte kann ich nicht so genau sagen. Jedenfalls hat man ihn nicht für immer gesperrt, da er mit seinem besten Freund, Snyder, noch etliche Matches bestritt. Afflis gewann danach noch diverse Titel. Ich kann sagen, dass es halt diese Diskussion vor dem Board der NYSAC gab. Meltzer schrieb mal, das dieser Skandal dafür sorgte, das Kinder eine ganze Zeit nicht ohne Erwachsene in den MSG duften. Jedenfalls was das Wrestling betraf. Nun Carpentier war danach ja noch aktiv. Vor allem in Kanada.
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#5
Zitat:Original von Adrian Adonis
Natürlich vielen Dank für den Einsatz, aber ganz verstehen kann ich es nicht, da Nefercheperur ja schon ein sehr ähnliches Projekt hatte wo auch viele der Namen, die du in deiner Staffel 1 erwähnst, schon eine Biografie + Aufnahme in der W4E Hall Of Fame haben.

Ich find es völlig ok, wenn Ronald Themen nochmal bearbeit, die Nefercheperur schon abgehandelt hat. Nefercheperurs Texte sind zwar lehrreich und zeugen von großem Fachwissen, die Hall of Fame sucht in der Form wirklich ihresgleichen. Doch wenn man ehrlich ist haben seine Biographien stilistische und oft inhaltliche Schwächen, teilweise sind sie nicht auf dem neuesten Stand der Forschung und enthalten hin und wieder dicke Fehler. Soll die Hall of Fame Nef zu Ehren erhalten bleiben (und vielleicht eingestellt werden), und Ronald soll sich nach Herzenslust auf der Almanach-Seite austoben. Wer sich für Wrestlinggeschichte interessiert, wird sich über beide Angebote freuen.
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#6
Legenden - Eddie Graham

[Bild: http://www.wwf4ever.de/team/ronald/Eddie Graham.jpg]

23 Jahre nachdem sich Eddie Graham dazu entschloss, selbst sein Leben zu beenden, ehrte ihn die WWE mit der Aufnahme in ihre Hall of Fame. Sie hat damit jenen herausragenden Wrestler, Promoter und Trainer gewürdigt, der Hulk Hogan den ersten Push in seiner Florida Promotion gab. Die Wahrheit versteckt sich oft hinter einem Schleier. Graham hat Hogan trainiert und so als einer der Ersten seinen Karrierestart ermöglicht. Kein Brisco, kein McMahon, kein Gagne - es war dieser gutaussehende Mann aus Tennessee, der Hogans Potenzial erkannte. Eddie Graham bestimmte über Jahrzehnte das Wrestling im "Sunshine State" Florida. Seinen Einfluss konnte er stetig ausbauen und schaffte es sogar bis zum NWA Präsidenten. Doch sein Leben war auch gekennzeichnet von bitteren Niederlagen, von einem tragischen Unfall, der ihn für immer veränderte. Am Ende, nach einer großen Karriere, hat jedoch der Zweifel am Leben gesiegt. Graham erschoss sich und die schnelle Welt des Wrestlings stand für kurze Augenblicke still.

Als Sohn von Jess and Velma Louise Gossett erblickte Edward Gossett am 15.01.1930 in Dayton, Tennessee das Licht der Welt. Mit seinem bürgerlichen Namen hat Edward sich jedoch keinen bleibenden Ruhm erkämpft. Es war das Pseudonym "Eddie Graham" was ihn zur Legende machte. Seine sportliche Laufbahn als Wrestler ist ihm anfangs nicht in die Wiege gelegt worden. Eddie folgte dem Vater und begann eine Ausbildung zum Maler. Dann zogen die Eltern nach Chattanooga, Tennessee, wo er schließlich in den örtlichen YCMA eintrat. Hier in Chattanooga hat alles angefangen: Im YMCA Trainingscenter machte er Bekanntschaft mit lokalen Wrestlinggrößen, bis Eddie 1944 auf den Mann traf, der alles in seinem Leben verändern sollte, Clarence Preston "Cowboy" Luttrall. Luttrall wurde zur engen Bezugsperson, zum Freund, Trainer, Geschäftspartner und auch zum Ringkontrahenten. Der aus Texas stammende Luttrall war schon länger im Business aktiv. Zunächst als Wrestler und dann ab den späten 40er Jahren auch als Promoter im Chattanooga Zirkel. Er erkannte rechtzeitig das Potenzial des später äußerst geschätzten Eddie Graham und arbeitete dann als sein Trainer und Manager. 1947, mit 17 Jahren, debütierte Eddie im Ring unter seinem richtigen Namen. Nach mehreren Trainingseinheiten ließ ihn Luttrall zunächst bei sich und zwei befreundeten Promotern auftreten, die in der Mid-America Region veranstalteten (Tennessee), Roy Welch (Dyersburg) und Nick Gulas (Nashville). Eddie wrestlete im Knoxville-Memphis Revier, das die Welch-Gulas Enterprises natürlich ebenfalls kontrollierte. Luttrall, als Heel aufgebaut, gehörte zu seinen ersten prominenten Gegnern.

Graham, bis 1956 als "Eddie Gossett" unterwegs, etablierte sich bald als talentierter und viel versprechender Junior Heavyweight Wrestler. 1949 verlagerte Luttrall seinen Hauptsitz nach Tampa, Florida. Für den Sunshine State begann damit eine neue Epoche des Pro-Wrestlings. Kein anderer Promoter hat diese Region vorher so stark beeinflusst, wie der Cowboy, der sich 1950 auch dazu entschloss NWA Mitglied zu werden. Ein weitreichender Schritt, der für Eddie und den Südosten von entscheidender Bedeutung war. Die NWA Konferenz im September 1950 in Dallas, Texas, bei der jährlich über offizielle Mitgliedschaften entschieden wurde, votierte für seine Aufnahme. Es begann die Luttrall-Graham Ära, die, auch nach Luttralls Rücktritt, wesentliche Entwicklungen in Florida begünstigte. Der Cowboy gründete 1961 die originale "Deep South Sports, Inc." mit dem Promotionformat "NWA Championship Wrestling from Florida (CWF)". Eine der wichtigsten und erfolgreichsten Ligen des ganzen Landes. Auch Gordon Solie, der berühmte Ringsprecher, wurde durch diese Promotion bekannt.

Eddie heiratete am 24.12.1950 Lucille genannt "Lucy", die er 1949 in Nashville kennenlernte. Die US-Army zog ihn kurz danach zum Militärdienst nach Camp Carson, Colorado ein. Lange musste der sympathische blonde Wrestler aus Tennessee nicht dienen, wegen seiner Blindheit auf einem Auge. Im September 1951 verließ er die Army, um sich jetzt voll aufs Wrestling zu konzentrieren. Eddie unternahm ab 1952 mehr Tourneen in den Südosten und kämpfte in Tampa in der Armory oder im Sportatorium. Das sind so die beliebtesten Hallen von Luttrall gewesen. Ein Junge war hier bei den Shows im Publikum dabei, sein Name Terry Bollea alias "Hulk Hogan". Er wohnte damals in Tampa und Eddie war dort der Favorit schlechthin. Graham sollte in seinem Leben noch eine bedeutende Rolle spielen. Ein Höhepunkt der Saison waren immer die jährlichen "Gasparilla Spectacular" Events, die Luttrall erstmals im Februar 1954 in der Armory startete. Bei diesen Shows sah man die größten Wrestler wie "Baron" Michele Leone, Dory Funk Jr. und Gene Kiniski. Luttrall konnte auf seinen Freund Eddie Graham nie verzichten und so arbeitete dieser auch als Matchmaker für die Promotion.

1956 dann die Wandlung zum "Rip Rogers" Pseudonym. Graham wrestlete mittlerweile vermehrt im Texas - Colorado Zirkel. Die Annahme, dass er in Florida erst in den 60er Jahren so richtig bekannt war, ist Fiktion. Eddie kämpfte im Tampa-Revier seit Anfang der 50er Jahre und auch seine Eltern wohnten dort seit 1951. West Texas setzte gerade neue Zeichen mit der grandiosen Amarillo-Promotion von Karl Sarpolis und Dory Funk Sr.. Damals wurde diese unter dem Namen NWA Western States Sports weithin bekannt. Das Funk-Sarpolis Duo holte den Heel Rip Rogers dann vermehrt ins Amarillo-Revier. Sarpolis war bekannt für allerlei Einfälle was das Wrestling betraf, so konnte man schon fast erwarten, dass sein neues Gimmick nicht zum Reinfall wurde, sondern sich über gut zwei Jahre etablierte. Als Heel war Eddie hier sogar noch härter im Ring, als sein bekannter Zeitgenosse Buddy Rogers. Die Ähnlichkeit und das Aussehen verblüffte, wonach man Rip Rogers zeitweise als Rogers' jüngeren Bruder verkaufte. Seine Performance in Kombination mit den blonden Haaren überzeugte einfach. Der Push in West Texas zahlte sich aus, da Eddie mehrmals den lokalen World Tag Team Title gewann. Er teamte mit Dory Funk Sr., Dizzy Davis und oft mit Art Nelson. Am 26.05.1958 kam es in Fort Worth, Texas zu einem loser-leaves-town match zwischen Rip Rogers und Pepper Gomez. Letzterer siegte, womit zwar das Ende von Eddies Gimmick bevorstand, jedoch ein weitaus größerer Erfolg erst noch kommen sollte.

Die entscheidende Wende und der erste riesige Push kam mit dem erneuten Wechsel des Pseudonyms in "Eddie Graham" im Juni 1958. Unter diesem Namen debütierte er an der Ostküste bei NWA Capitol Wrestling von Vincent James McMahon, einem Großveranstalter der besonderen Klasse. Schon ab der kommenden Saison war Eddie Graham für diesen großen und bedeutenden Promoter nicht mehr wegzudenken. Er war das perfekte Gegenteil zu McMahons Geldmaschine Antonino Rocca, der große Heimfavorit im „Big Apple" New York und Face Gimmick schlechthin. McMahon bookte seinen neuen Kassenschlager Eddie Graham als Bruder von Dr. Jerry Graham. Gebürtig käme er aus Arizona. Das "Bruderpaar" wurde ausgebuht, war verhasst und brachte dem Madison Square Garden doch Rekordeinnahmen. Sie waren die perfekten Heels zum Rocca-Perez Team. Am 01.09.1958 besiegten die Graham's das Team von Mark Lewin und Don Curtis um den NWA US-Tag Team Title, den Capitol Wrestling kontrollierte. Die Capitol Arena in Washington D.C. war mal wieder Anziehungspunkt für viele Fans. Mit den Grahams hatte McMahon erneut zwei Kassenschlager gefunden.

Triumph über die bösen Grahams hieß es schließlich im MSG am 26.01.1959. Antonino Rocca und Miguel Perez siegten vor einer Rekordkulisse von 21.240 Fans. Die höchste Zahl an Zuschauern, bei einem Wrestlingevent, in der berühmtesten Sportarena der Welt seit Jahrzehnten. Ein Großereignis - alles war ausverkauft, die Leute drängten in Massen herein und viele mussten stehen. Mit 63.896 Dollar Einnahmen erreichte McMahon ein Spitzenergebnis, das die verbliebenen New Yorker Promoter nicht mehr überbieten konnten. Man kam an McMahon nicht vorbei. Er ist zum stärksten Promoter an der Ostküste geworden. Zu dieser Zeit war Eddie mit Dr. Jerry Graham auch wieder mehr im Florida-Zirkel bei Promoter Cowboy Luttrall aktiv. Die Grahams tourten jetzt öfters zwischen New York und dem Südosten hin und her. 1959 waren sie wohl so bekannt, dass der New Yorker Verleger Stanley Weston, der Gründer der Pro Wrestling Illustrated, sie auf dem Cover der ersten "Wrestling Revue" abdrucken ließ. Eine beliebte und hochgeachtete Zeitschrift. Besser hätte die Werbung für Eddie Graham nicht ausfallen können. Letztmalig gewannen Eddie und Jerry den NWA US-Tag Team Title zusammen am 16.04.1960 in New Haven, Connecticut. Als sich Eddie vom Team löste, um Florida zur Spitze zu führen, war mit "Crazy" Luke Graham der perfekte Tag Team Partner für Jerry gefunden worden. Eddie gewann zwar nie die höchste Trophäe seiner Zeit, den NWA World Heavyweight Title, dafür aber etliche regionale Titel. Karriere-Highlights bei ihm waren ferner: NWA Texas Tag Team Champion mit Johnny Valentine im April-Mai 1958; Gewinn des NWA Southern Heavyweight Titles (Florida-Version) erstmals am 07.03.1961 und schließlich Florida Tag Team Champion mit seinem Sohn Mike Graham zur Jahreswende 1975/76.

Der 08.10.1968 war eigentlich ein Tag wie jeder andere im Leben von Eddie Graham. Er bereitete sich in Tampa auf ein Match vor, als in der Umkleidekabine plötzlich ein Stahlfenster auf seinen Kopf fiel. Graham wurde ins Krankenhaus eingeliefert und musste mit über 300 Stichen genäht werden. Am Schlimmsten waren jedoch die Verletzungen an beiden Augen. Man schickte ihn zur Rehabilitation nach Houston. Alle Fans hofften und warteten auf sein Comeback. Es dauerte über 12 Monate, bis sich er wieder einigermaßen gefangen hatte. Dieser Unfall hat sein Leben nachhaltig verändert. Doch er musste im September 1969 auch noch den Tod seines Vaters verkraften. Jess Gossett starb in Lutz, Florida.

Aber Eddie kam zurück und das noch grandioser, wie niemals zuvor. Neue Ideen, Gimmicks, Angles - einfach eine neue Qualität, was das Wrestling in Florida betraf. Jetzt konnte er zeigen, dass er wieder da ist. Eddie Graham als Trainer, [lexicon]Booker[/lexicon] und Promoter - dies wurde ab 1970 zur Realität und war gleichzeitig mit dem Ende einer anderen Ära verknüpft. 20 Jahre hatte sich Cowboy Luttrall um das Wrestling in Florida verdient gemacht. Das Gasparilla Spectacular in Tampa vom Februar 1969 war so eine seiner letzten großen Shows. Dort gewann Dory Funk Jr. den NWA World Heavyweight Title von Gene Kiniski. Aus gesundheitlichen Gründen musste Luttrall zurücktreten und verkaufte seine Anteile an der Deep South Sports, Inc. im September 1970 an Eddie Graham, sein bisheriger Matchmaker und Geschäftspartner im Tampa Office. "Championship Wrestling from Florida (CWF)" war jedoch längst nicht am Ende, denn unter Graham erreichte die Promotion während der 70er Jahre ihre größten Erfolge. CWF - diese drei Buchstaben wurden zum Inbegriff des Wrestlings im Südosten und auch auf landesweiter Ebene. Eddie teilte das Tampa Office in den folgenden Jahren mit vielen Leuten, die alle für ihn arbeiteten. Zu seinen wichtigsten Geschäftspartnern, die auch Anteile von CWF hatten, zählten Mike Graham, Duke Keomuka und Hiro Matsuda.

Ende 1975 kämpften er und sein Sohn Mike Graham als Tag Team. Vielleicht einer der wichtigsten Momente in Eddies Leben. Er konnte stolz auf Mike sein und auf das, was er im Wrestling leistete. Es war Mike, der den jungen Terry Bollea ansprach und ihm den Kontakt zu Hiro Matsuda ermöglichte. Nach dem Training bei Matsuda wurde er von Eddie Graham kontaktiert. Graham trainierte ihn selbst noch eine Weile. Jedoch machte er es anders, als Matsuda. Hatte Bollea zuvor vor allem hartes Wrestling erlernt, das auf Schmerzen ausgelegt war, vermittelte ihm Eddie das Handwerkszeug zum Pro-Wrestler. Das bestand darin, den Gegner nicht absichtlich zu verletzen. "So zu tun", als wenn alles echt wäre. Ab der Saison 1977 dann sah Graham die Zeit für ein Debüt im Ring gekommen. Bollea debütierte bei CWF als maskierter "Super Destroyer". Auch wenn ihre Zusammenarbeit nicht solange dauerte und Bollea in der WWE durchstartete, es war Eddie, der ihm den ersten Push gab. Bollea nannte sich, nach weiteren Gimmicks wie "Sterling Golden", dann "Hulk Hogan". Ein Pseudonym das jeder kennt und somit auch Grahams Einfluss am besten verdeutlicht.

Aber es war nicht nur Hulk Hogan, den Eddie trainierte. Viele weitere bekannte Wrestler hat er aufgebaut, unterstützt, gepusht und ihre Karrieren stark gefördert - genannt seihen: Steve Keirn, Bob [lexicon]Orton[/lexicon] Jr., Ronnie Garvin, Paul Orndorff, Bob Roop, Terry Taylor, Kevin Sullivan, Ricky Steamboat und natürlich "The American Dream" Dusty Rhodes. Bekannte Superstars in Grahams Promotion waren ferner: Frank "The Hammer" Goodish (Bruiser Brody), [lexicon]Rocky[/lexicon] Johnson und Killer Kowalski. 1979 erlebte Championship Wrestling from Florida zwei grandiose Titelkämpfe mit Dusty Rhodes. Graham holte wieder die Elite nach Tampa und ins Orlando Sports Stadium. Am 21.08.1979 gewann Rhodes den NWA World Heavyweight Title in Tampa von Harley Race. Fünf Tage später verlor er ihn in Orlando wieder an Race.

Im August 1976 war Eddie Graham auf dem Höhepunkt als Promoter angekommen. Die NWA Konferenz in Lake Tahoe ernannte ihn zum neuen NWA Präsidenten und Nachfolger von Fritz Von Erich. Unter Grahams Präsidentschaft kam es zu den beliebten NWA Title vs. WWWF Title Matches, die besonders während der Saison 1977-78 für reges Interesse sorgten. Eddie war erneut zur Stelle und organisierte alles: Am 25.01.1978 kamen 12.000 Zuschauer zum Miami Orange Bowl, um WWWF Champion "Superstar" Billy Graham und NWA World Champion Harley Race zu sehen. Ihr Fight ging als "Superbowl of Wrestling" in die Geschichte ein. Im April 1978 musste Eddie aus gesundheitlichen Gründen vom Posten des NWA Präsidenten zurücktreten. Bob Geigel übernahm die Nachfolge.

1980 trat Eddie Graham als aktiver Wrestler zurück. Wie schon in den Jahren davor, so konzentrierte er sich auch jetzt mehr um das [lexicon]Booking[/lexicon] und die geschäftlichen Belange der Promotion. 1984 war er Gründungsmitglied von Pro Wrestling USA, einem Konsortium aus mehreren Promotern, die sich gegen die WWF und Vincent Kennedy McMahon stellten. Seine letzten Lebensjahre sind von Depressionen überschattet gewesen. Es gab auch eine zunehmend stärkere Alkoholabhängigkeit. Die Depressionen vergifteten ihn förmlich. Am 21.01.1985 setzte er sich in seinem Haus in Tampa, Florida einen Revolver an die rechte Schläfe und drückte ab. Das traurige Ende einer beliebten und geschätzten Persönlichkeit.

Eddie Graham war ein faszinierender Mensch in Sport und Gesellschaft. Seine Verdienste wurden durch die Aufnahme in die WCW Hall of Fame 1993 und in die [lexicon]WWE Hall of Fame[/lexicon] 2008 gewürdigt. Für paritätische und wohltätige Zwecke setzte er sich ein, wann immer er konnte. Er unterstützte die Florida Boys Ranch, spendete für Schulen und war auch sonst ein sehr hilfsbereiter Mensch. Wahrscheinlich ist er dadurch noch beliebter in der Öffentlichkeit geworden. Nach Grahams Tod übernahmen Mike, Duke Keomuka und Hiro Matsuda Championship Wrestling from Florida, bis die Liga 1987 an die Jim Crockett Promotions verkauft wurde. Seit 2007 ist Steve Keirn, Eddies einstiger Schützling, Promoter von "Florida Championship Wrestling (FCW)". So lebt das Erbe von Eddie Graham weiter. Einer echten Legende des Pro-Wrestlings.
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#7
Die Bio von Eddie Graham hat mir wirklich sehr gut gefallen. Die gesamte Graham Family wird in meinen Augen viel zu wenig beachtet.. so quasi als Midcarder unter den Legenden. Nur Superstar Billy Graham hat eine gewisse Prominenz behalten, da er ja eine Zeitlang WWE-Champion war. Ich persönlich würde sein "Familienmitglied" Eddie und und vielleicht auch Dr. Jerry von der Bedeutung her deutlich über ihm einordnen. Eddie Graham hielt ja sogar in Georgia eine Variante des World Heavyweight Titles, auch wenn dieser Titel natürlich nur regional und kurzlebig war.

Über eine Dr. Jerry Graham Bio in einer späteren Staffel würde ich mich freuen ^^
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#8
So ich bin nun auch noch zum Lesen gekommen. Vielen Dank für diese tolle Biografie, sie ist wie immer sehr schön in einem tollen Fluss geschrieben und obwohl ich viele der Namen im Text nicht kenne wurde es mir durch deinen Schreibstil leicht gemacht dir zu folgen.

Ich kanne Luttrall nicht und Eddie Graham kaum, ich hätte nie gedacht dass diese beiden Namen so viel Einfluss, auch noch auf die heutige Wrestlingwelt, hatten.
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#9
Legenden - Killer Kowalski

[Bild: http://www.wwf4ever.de/team/ronald/Kowalski_200x280.jpg]

Aus der Talentschmiede des Mittleren Westens kam 1948 ein Kanadier mit dem Pseudonym "Tarzan Kowalski" ins Pro-Wrestling. Zwei Jahre später trat dieser Wrestler erstmals als „Killer Kowalski" auf und verkörperte mit diesem Namen den perfekten Heel schlechthin. Kowalski der große Heel und Trainer - das ist es gewesen, was ihn berühmt machte. Einerseits die unglaubliche Härte im Ring und andererseits seine großen Verdienste als Trainer. Der große Push kam schließlich, als ihn Promoter Eddie Quinn 1952 nach Montreal holte. Von da an entwickelte er sich nicht nur in Kanada zum Kassenschlager, sondern auch für die gesamte Profi-Szene in Nordamerika.

Die Geschichte unserer nächsten Legende beginnt in dem Land, wo viele bekannte Wrestler nach 1945 herkamen. Am 13.10.1926 wurde Edward Walter Spulnik in Windsor, Ontario, Kanada als Sohn polnischer Einwanderer geboren. Im Verlauf seiner 30-jährigen Karriere als Professional Wrestler trat er unter vielen Pseudonymen auf: Tarzan Kowalski, Wladek Kowalski, Killer Kowalski, Hercules Kowalski, The Polish Apollo, The Masked Executioner und The Masked Destroyer. Letztlich war es natürlich das Killer Kowalski Gimmick, was ihn in der Szene weithin bekannt machen sollte. Er ging zur Lowe High School in Windsor und hatte damals eigentlich keine großen Ambitionen ein Wrestler zu werden. Im Alter von 14 Jahren maß er bereits 1.93m, aber sein Körper war untrainiert und sah schmächtig aus. Bald kam also der Entschluss in einem lokalen YMCA zu trainieren. Von Windsor aus ging es für ihn nach Detroit, wo er an der Universität studierte und zeitweise beim Ford-Werk jobbte. Der Verdienst war allerdings schlecht und man sagte ihm, dass es beim Wrestling mehr Geld gäbe. Fürs Baseball hatte er zeitweise auch Ambitionen. An einer High School in Buffalo, New York spielte er als Teamkollege von Walter Spahn.

Begonnen hatte Kowalski damals nebenbei zu trainieren; jetzt perfektionierte der baldige Topstar sein Training im Detroiter Hamtramck YMCA, wo ihn eines Tages ein Manager namens Bert Rubi ansprach. Dieser war ein Mitarbeiter im Management des lokalen Promoters Harry Light. Er hielt stets die Augen nach neuen Talenten auf. Es war Light und sein "Harry Light Wrestling Office", wo Kowalski, als Neuling im Ringgeschehen, für die nächste Zeit unterkam. Sein erstes datiertes Match bestritt er am 06.05.1948. Im September 1948 schickte Light seinen Manager Bert Rubi zur NWA Konferenz nach Minneapolis. Ab da an war auch Michigan im gerade formierten Ligenverband vertreten. Bessere Kontakte hätte Kowalski gar nicht erwischen können. Rubi trainierte und managte ihn noch vor Lou Thesz. Ein Faktum, dass heute all zu oft vergessen wird. Gleichwohl Kowalskis erster großer Push natürlich im Mittleren Westen bzw. in Chicago einsetzte.

Doch es bedurfte eben größerer Kontakte, um zu den Hochburgen St. Louis und Kansas City vorzudringen. Dies gelang, als die Central States-Promoter ihren beliebten Champion Orville Brown nach Detroit schickten. Kowalskis erster prominenter Gegner und das Zugpferd einer pulsierenden Wrestlingregion schlechthin. Am 29.11.1948 verlor Tarzan Kowalski das Match zwar, was seinen Karriereschub aber nicht negativ beeinflusste. Der "Neue" muss sich wohl so gut im Match gegen Brown verkauft haben, dass ihn wenig später gleich mehrere Central States-Promoter kontaktierten. Als "Tarzan Kowalski" debütierte er im Herbst 1948 im Zirkel Kansas-Iowa-Missouri. Promoter Pinkie George, erster NWA Präsident, holte den Tarzan nach Des Moines, Iowa. Weitere Auftritte, am Anfang einer großen Karriere, waren in Wichita, Kansas, sowie bei George Simpson, Gust Karras und Orville Brown in Kansas City. Zu diesem Zeitpunkt 1949 hatte Brown seinen Schwager, Pearl Christy, als Promoter/[lexicon]Booker[/lexicon] für das Central States [lexicon]Booking[/lexicon] Office eingesetzt. Einen wahren Boom an Wrestlingshows gab es hier damals. Tarzan Kowalski siegte am 23.06.1949 gegen Leo Newman in der Kansas City Memorial Hall. Auch Jim Wright bezwang er eine Woche später. Bis dahin konnte Kowalski hier seinen Status als ungeschlagener Wrestler aufrechterhalten. Vermutlich nach dem Match gegen Brown in Detroit kam dann der Kontakt zu Lou Thesz in St. Louis zustande. Eine Wrestlingmetropole seit den 30er Jahren. Das hielt auch bis in die 80er Jahre an. Egal welcher Neuling kam, im Kiel Auditorium war die Hölle los, wenn Thesz, Billy Watson, Bobby Managoff oder Bill Longson auftraten. Während der 40er Jahre wirkte die Szene in New York, im Vergleich zu hier, geradezu klein. Nur Boston und Chicago konnten da wirklich mithalten. Die Bedeutung des Mittleren Westens wird oft unterschätzt. Dabei war hier "ein" Herz des Wrestlings zu finden, wie die gleichnamige "Heart of America" Promotion. Thesz trainierte Kowalski bei sich in St. Louis. Er hatte dann ab der Saison 1949 eine ganze Matchserie gegen Thesz, neben Orville Brown ein weiterer Star der Central States. Ihr erstes Match bestritten sie am 30.06.1949 in St. Louis, wo Kowalski unterlag. Es sollten noch etliche Folgen.

Aber so sehr der Mittlere Westen, eine Talentschmiede dieser Zeit, auch die Tore für Kowalski öffnete, es gab noch einen Promoter, bei dem man so richtig bekannt werden konnte - Fred Kohler. Kohler dominierte die Szene in Nordamerika durch seine Fernsehshows. Alles was Rang und Namen hatte im Wrestling stürmte seit den späten 1940er Jahren nach Chicago. Ob Rocca, Carnera, Thesz, Gagne, Valentine - sie alle erschienen durch Kohlers TV-Shows im Dumont-Network. Natürlich durfte auch ein Kowalski nicht fehlen. Er erhielt durch Fernsehauftritte in der Marigold Arena den nächsten gewaltigen Karriereschub. Kowalskis Vorteil war, dass viele wichtige Manager und Promoter bei Kohler anklopften. Sie verfolgten dessen TV-Shows, die letztlich nicht nur landesweit wie der Blitz einschlugen, sondern das gesamte Pro-Wrestling komplett revolutionierten. Ab der Saison 1949-50 interessierten sich vor allem Sam Muchnick, Frank Tunney und dann auch Eddie Quinn für den baldigen "Killer". Das war die Elite der NWA Promoter schlechthin. Ende 1949 meldete sich der stärkste Promoter des Südwestens, Morris Sigel aus Houston, und Kowalski kämpfte prompt in Texas.

Sigel veranstaltete am 05.05.1950 im Sam Houston Coliseum die große "Parade of Champions". Vor 10.000 Zuschauern verlor Kowalski erneut gegen NWA World Heavyweight Champion Lou Thesz. Es war so bis dato die größte Zuschauerkulisse in Texas. Während seiner Auftritte im Texas-Zirkel, kam im Sommer 1950 auch gleich die entscheidende Wandlung zum "Killer Kowalski" Pseudonym. Doch viel ist davon heute nicht mehr bekannt. Der legendäre Name Killer entstand nämlich nicht in Kanada, sondern in Sigels Promotion in Houston. Nach Texas ging es für Kowalski zunächst Richtung Central States zurück. Dort sollte er sich jetzt erst so richtig etablieren. Trat er in Houston erstmals unter dem Killer-Pseudonym an, so wrestlete er in Kansas City noch als Tarzan. Am 25.01.1951 bezwang Tarzan Kowalski in der Kansas City Memorial Hall den Superstar Bill Longson um den NWA Heart of America Heavyweight Title. Er war der zweite Träger dieser 1950 eingeführten Titel-Version, die die George Simpson - Orville Brown - Gust Karras Gruppe kontrollierte (NWA Heart of America - Central States). Longson gewann zwar den ersten Fall, verlor jedoch den zweiten Fall und letztlich auch die dritte Runde, nach einem Full Nelson von Kowalski. Mit Longson fehdete er oft, wie sich später noch zeigen wird.

Mit dem Gewinn seines ersten Titels stieg Kowalski auch gleich zum lokalen Superstar der NWA Heart of America Promotion auf. Er verteidigte den Titel im Februar und März 1951 erfolgreich, als dann ein Wrestler namens Ernie Dusek in Kansas City erschien und sich seinerseits als Midwestern Champion präsentierte. Dusek entstammte einer Wrestling-Familie: Vier Brüder, die alle im Ringgeschehen involviert waren. Rudy und Joe Dusek speziell noch als Promoter. Wie Historiker Tim Hornbaker recherchieren konnte, verteidigte Ernie Dusek zu dieser Zeit den NWA Omaha Heavyweight Title. Um nun Klarheit zu schaffen, wer der wirkliche Superstar für die nächste Zeit in Kansas City ist, pushten die Promoter ein NWA Title-Unification Match. Am 29.03.1951 verlor Dusek gegen Kowalski, der damit vorerst Champion blieb und seinen Status verteidigen konnte. Kowalskis Title-Run endete am 26.04.1951, als ihn Dennis Clary um den NWA Heart of America Title bezwang. Gegen Clary fehdete er noch mal am 04.12.1951, wo es jedoch nur zu einer Disqualifikation kam. Walter wrestlete am 20.03.1952 in Kansas City gegen Jim Henry. Der Kampf endete zwar im Unentschieden, aber kurz danach ging es für ihn in Richtung Kanada.

Ein übergroßer Markt war zu Beginn der 50er Jahre auch Ostkanada. Ab dem Frühjahr 1952 bekam Kowalski den Push seines Lebens von Montreal-Promoter Eddie Quinn. Ein streitbarer Zigarre rauchender Typ, dessen grandiose Promotion noch weitere Superstars wie Edouard Carpentier hervorbrachte. Quinn war bei seinen heimischen Schützlingen unglaublich beliebt. Es ist eine Familie gewesen, wo jeder zusammengehalten hat. Eddie strich das Tarzan Gimmick und ließ ihn als Heel in Form des Killers auftreten. Die Wende für Kowalskis Leben schlechthin. Hier in Montreal war er auch als "Wladek Kowalski" bekannt. Am 02.04.1952 dann der Beginn einer riesigen Karriere als Champion in Kanada. Im Montreal Forum besiegte er vor vielen begeisterten Fans Quinns Superstar Bobby Managoff um den Montreal World Heavyweight Title. Innerhalb der nächsten 10 Jahre gewann er diesen prestigeträchtigen Titel 11 Mal. Kowalski verdrängte Yvon Robert von der lokalen Superstarposition. Die neue Sensation etablierte sich als dominierender Heel im ganzen ostkanadischen Zirkel. Quinn und Frank Tunney, der NWA Promoter in Toronto, arbeiteten eng zusammen, weshalb Kowalski auch in Tunneys Promotion seinen Push bekam.

Dem erfolgreichen Start, als Montreal World Heavyweight Champion, folgte am 15.10.1952 der bittere Kampf gegen Yukon Eric. Im Forum saßen wieder viele Fans, was Standard bei Quinns Shows war, um die beiden Kassenschlager zu sehen. Kowalski stieg auf das oberste Seil und wollte einen Knee Drop auf Erics Bauch zeigen. Beim Absprung traf er jedoch unglücklicherweise dessen rechte Kopfhälfte. Der Aufprall war so stark, dass Teile von Erics Ohr abrissen und dabei eine klaffende Wunde entstand. Eric ging schnell in den Umkleideraum, wo er sich in die Hände eines Arztes von der Quebec Athletic Commission begab. Dieser ordnete die Einlieferung ins Montreal Western Hospital an. Ringrichter Sammy Mack erklärte unterdessen Kowalski zum Sieger des Matches. Erics Ohr konnte wieder angenäht werden und er kam zurück. Für Kowalski sollte damit die lange Fehde mit Yukon Eric beginnen, die erst mit Erics frühen Tod 1965 endete. Im Januar 1953 gab es dann den Rückkampf im Montreal Forum, der auch im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Nicht nur die Fehde gegen Yukon Eric setzte sich fort, auch sein langjähriger Rivale Bill Longson war noch zu Allem entschlossen. Fast genau drei Jahre nachdem er Longson um den NWA Heart of America Title besiegen konnte, war dieser am 20.01.1955 offenbar besser in Form. Das Match in Kansas City gewann Longson. Am 09.03.1955 verlor Kowalski den Montreal World Heavyweight Title an Pat O'Connor. Er erkrankte hiernach schwer, was zu einer neunmonatigen Zwangspause führte. Doch abschreiben durfte man ihn nicht. Wenn eines, dann das auf alle Fälle nicht.

Ende 1955 war der Killer wieder da und bereit für die nächste Fehde mit einem Franzosen, der es in sich hatte. Quinn hielt seine Fans ständig mit gutem Wrestling bei der Stange. Kontinuität war dabei ein wichtiges Stichwort für den ostkanadischen Markt. Bald erschienen zahlreiche neue Wrestler bei Quinn, die im gesamten Pro-Wrestling ihre Spuren hinterlassen haben. Er und Tunney entdeckten in Paris einen Wrestler namens Edouard Wieczorkwicz. Kaum fünf Monate später, im April 1956, debütierte er als "Edouard Carpentier" in Montreal. Quinn ist so eine erneute Sensation geglückt, da sich Carpentier nicht nur in Kanada zum Kassenschlager entwickelte. Eine Fehde gegen Kowalski musste kommen. Das erwarteten die Fans der explodierenden Quinn Promotion. Am 13.06.1956 ging es los: Carpentier und Kowalski trennten sich im Unentschieden. Der Killer konnte seinen Montreal World Title vorerst verteidigen. Doch dann, am 08.05.1957, unterlag Kowalski im Forum durch Countout. Da er den ersten aus drei Falls regulär durch ein Cover verlor, hieß der neue Champion Carpentier. Aber das war längst nicht das Ende ihrer Fehde. 1957 stellte sich Kowalski ein ebenfalls knallharter Heel in den Weg, Gene Kiniski. Jetzt hieß es Frankokanadier gegen Anglokanadier und Heel gegen Heel. Ihre Matches füllten die Kassen von Quinn. Über 21.000 Zuschauer kamen am 17.07.1957 ins Baseball Stadium von Montreal, um das Spektakel zweier Heels mit eigenen Augen zu sehen. Vor dieser riesigen Kulisse holte sich Kowalski am Schluss seinen geliebten Montreal World Heavyweight Title zurück. Sein letzter und elfter Title-Run bei Quinn begann mit dem Sieg über Johnny Rougeau am 23.07.1962. Bis dahin hatte er vieleTopstars um den Titel bezwungen, wie Verne Gagne, Yvon Robert, Antonino Rocca, Pat O'Connor, Don Leo Jonathan, Hard Boiled Haggerty und schließlich "Nature Boy" Buddy Rogers. Kein anderer Wrestler, außer Kowalski, konnte diese Serie an Titelgewinnen bei Quinn jemals wieder erreichen. Walter war dort der wirkliche Superstar im Ring.

Am 14.06.1957 verlor NWA Champion Lou Thesz in Chicago gegen Edouard Carpentier durch DQ. Auch der Rückkampf zwischen beiden endete in einer Disqualifikation, was danach zur Bildung von mehreren NWA Splittergruppen führte. Der DQ-Sieg über Thesz war der Anlass, dass Carpentier zum Champion gepusht wurde, gleichwohl der Titel eigentlich nur durch Pin oder Aufgabe wechseln konnte. Paul Bowser, Eddie Quinn und Johnny Doyle setzten Carpentier als Gegenchampion für Thesz in Boston ein. Weitere Splittergruppen sollten noch folgen. Zwischen Juni und August 1957 trat Carpentier als NWA World Heavyweight Champion an, während Thesz den NWA International Title in Japan gegen Rikidozan verteidigte. Quinn und Bowser pushten dann Kowalski verstärkt in Boston. Am 03.05.1958 fehdete er gegen seinen starken Kontrahenten Carpentier vor 10.267 Zuschauern im traditionsreichen Boston Garden. Kowalski besiegte ihn und erreichte damit auch einen seiner größten Erfolge. Mit diesem Sieg wurde der neue Atlantic Athletic Commission (AAC) World Heavyweight Title gepusht. Nämlich als von der NWA unabhängiger Titel, den Bowser, Quinn und Doyle sanktionierten. Keiner dieser drei Promoter gehörte 1958 noch der NWA an. Kowalski verteidigte die AAC Boston-Version knapp drei Jahre, bis ihn Bearcat Wright am 04.04.1961 besiegte.

Zwischen 1958 und 1961 gewann bzw. verlor er auch die Montreal-Version. Die Boston-Version blieb dabei im Vordergrund. Ende 1962 folgte eine Herausforderung an NWA World Heavyweight Champion Buddy Rogers. Rogers war jedoch gesundheitlich angeschlagen und mehrere geplante Titelkämpfe gegen Thesz mussten abgesagt werden. Am 21.11.1962 war die Stunde der Entscheidung angebrochen. Just zu diesem Zeitpunkt war Rogers wieder genesen. Aber den Kampf gegen Kowalski an diesem Tag in Montreal verlor er. Rogers erlitt nach nur zwei Minuten eine Knöchelverletzung. Der für Houston angekündigte Titelkampf Rogers-Thesz musste abgesagt werden. Dann machte Kowalski seinen Titelanspruch geltend: Er habe den Champion schließlich besiegt. Die NWA Zentrale in St. Louis war da anderer Meinung. Sie ließ verlauten, dass Kowalski nur einen Pin erreicht hatte. Titelkämpfe wurden aber als Best of three Falls durchgeführt. Ein Fall reiche deshalb nicht aus. New York Promoter Joe "Toots Mondt" war kurz davor Kowalskis Auftrittsrechte für ein Match gegen Bruno Sammartino am 03.12.1962 in Pittsburgh zu bekommen. Sigel machte ihm jedoch einen Strich durch die Rechnung. Sigel nahm Kowalskis Sieg gegen Rogers und ließ ihn prompt in Houston als World Heavyweight Champion antreten. Am 14.12.1962 kam es zwischen ihm und Thesz zum Unentschieden.

Aufgrund der erlittenen Verletzung musste Rogers bis zum Januar 1963 pausieren. In der Zwischenzeit kämpfte Kowalski trotzdem als NWA World Heavyweight Champion. Während der Verletzungspause des richtigen Champions übernahm er alle Shows von Rogers. Lange konnte diese Situation nicht anhalten. Am 21.01.1963 wurde die Unklarheit im Madison Square Garden beseitigt. Rogers besiegte den scheinbaren NWA World Heavyweight Champion vor ausverkauftem Hause. 72 Stunden später wurde der Maple Leaf Gardens in Toronto Austragungsort des Jahrhundertkampfes Thesz-Rogers. Nach Rogers Sieg endete auch Kowalskis Titelregentschaft in Houston, da die NWA nicht ihn sondern Thesz gegen Rogers am 24.01.1963 einsetzte. Man wollte eigentlich nicht noch mal das Titelwirrwarr von 1957 erleben. Das Match verstärkte die bekannte Auseinandersetzung zwischen McMahon und der NWA.

Quinn schloss seine Montreal-Promotion Ende 1963 und auch Kowalski war mittlerweile nach New York übergesiedelt. Im Tag Team mit Gorilla Monsoon kämpfte er bei der World Wide Wrestling Federation (WWWF) von Vincent James McMahon. Am 14.11.1963 besiegten sie das Team von Skull Murphy und Brute Bernard um den WWWF United States Tag Team Title. Die Fehde Kowalski gegen den WWWF World Heavyweight Champion Bruno Sammartino ist wohl bis heute in Erinnerung geblieben. Sammartinos Titel gewann der Killer zwar nicht, jedoch ist diese Fehde wichtig für McMahon gewesen. Sammartino stand gerade am Anfang seiner Karriere als langer Champion der Promotion und brauchte starke Herausforderer. Kowalski's Auftritte in der WWWF waren nur von kurzer Dauer. Im Oktober 1964 pushten ihn die beiden Promoter Johnny Doyle und Jim Barnett in ihrer neuen International Wrestling Association (IWA). Die Liga hatten sie gerade in Australien eröffnet. Kowalski war der erste World Heavyweight Champion dieser neuen IWA-Version. Er gewann den Titel bis 1967 noch vier Mal durch Siege über Hercules Cortez, Spiros Arion, Billy White Wolf und Bearcat Wright. Auch für Doyle und Barnett war Kowalski ein Kassenschlager schlechthin. Der Killer galt hier als absoluter Top-Heel. In der IWA hielt er auch vier Mal den lokalen World Tag Team Title zusammen mit Skull Murphy, Bill Miller und Mark Lewin. Weitere Karrierehighlights von ihm waren ferner: NWA US-Champion in Hawaii 1965 und Gewinn des NWA Southern Heavyweight Title. Letzteren Titel holte er sich als "Masked Destroyer" im November 1975 in Eddie Grahams Florida Promotion. Im Spätjahr 1972 fehdete Kowalski gegen einen alten Bekannten, Edouard Carpentier. Es ging um den Grand Prix Association Heavyweight Title und ihre Matchserie ging über Quebec, Kanada bis in das Nordost Territorium der USA. In Burlington, Vermont endete ihr Match mit einer doppelten Disqualifikation. Der Grand Prix Title war zum Zeit ihrer Fehde gerade vakant.

Nach rund drei Jahrzehnten wechselte Kowalski vermehrt vom Wrestler zum Trainer. Seine Erfahrungen, sein Können und vor allem seine Härte gab er an viele zukünftige Superstars weiter. In Malden, Massachusetts eröffnete er seine bekannte Trainingsschule und fand mit Big John Studd auch gleich einen ersten Schüler, dem noch viele folgen sollten. Kowalski trainierte ferner Triple H, Perry Saturn und Chyna. 1976 teamte er mit Studd und bildete das Tag Team "The Executioners". Mit Manager Lou Albano besiegten sie am 11.05.1976 in Philadelphia die WWWF Tag Team Champions Tony Garea und Louis Cerdan. Ihr Titel wurde jedoch am 26.10.1976 für vakant erklärt, da Nikolai Volkoff als ständiger Partner das Team unterstützte. Es folgte daher im Dezember 1976 ein Turnier um den vakanten Titel. Die WWF erfand im September 1979 eine Geschichte zwischen Kowalski und Pat Patterson. So hätte Patterson das Finale eines Turniers gegen ihn in Süd Amerika gewonnen. Aber das war natürlich Fiktion. Ferner setzte man Patterson als ersten "Intercontinental Heavyweight Champion" ein. Dieser ersetzte den wenig beachteten "North American Title".

Die aktive Karriere als Wrestler fand ihr Ende 1977 nach Kämpfen in Hawaii und Texas. Kowalski zog in den Raum Boston und war bis zum Ende seines Lebens mit vollem Herzen beim Wrestling. Seine spätere Laufbahn war natürlich durch seinen starken Einsatz als Trainer gekennzeichnet. Am 08.08.2008 erlitt er einen Herzinfarkt von dessen Folgen er sich nicht mehr erholte. Die Wrestlingwelt verlor eine ihrer größten Legenden am 30.08.2008, als Killer Kowalski mit fast 82 Jahren starb. Auf der Trauerfeier trug sein wohl bekanntester und vielleicht auch bester Schüler den Sarg, Triple H. Killer Kowalski - dieser Name war, ist und bleibt der Inbegriff einer großen Legende. Legenden nennen sich Viele - aber nur wenige Wrestler haben diese große Ehre wirklich verdient. Killer Kowalski zählt ohne Zweifel dazu.
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#10
Vielen Dank wieder für die wundervolle Arbeit.
Leider hatte ich bei diesem Text extreme Mühe mit dem Lesen. Zu viele Promotions, Promotor und Fakten, die ich vorher noch nicht wusste - deshalb geriet ich beim Lesen oft in's Stocken.
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