26.06.2010, 02:31
Legenden - Verne Gagne
[Bild: http://www.wwf4ever.de/team/ronald/Verne Gagne.jpg]
Auf dem Höhepunkt seines Erfolgs, als Wrestler und Promoter, steuerte Verne Gagne eine der größten und bedeutendsten Ligen weltweit. Sein Name ist für immer verbunden mit der bekannten AWA in Minnesota, die er und Wally Karbo 1960 gründeten. Gagne hat sich darüber hinaus auch als Trainer bewährt. Viele bekannte Wrestler starteten bei der AWA ihre Karriere und sind heute noch weltweit unterwegs. In fast allen von ihnen hat Verne Gagne seine Spuren hinterlassen. 2006 betrat er zum letzten Mal die Bühne des Wrestlings, um in die [lexicon]WWE Hall of Fame[/lexicon] aufgenommen zu werden.
Karriere und Herkunft spiegeln sich im Leben von Verne Gagne sehr gut wieder. Am 26.02.1926 brachte Elsie Gagne ihren zweiten Sohn Laverne Clarence Gagne in Robbinsdale, Minnesota zur Welt. Der zweite Name entsprach dem des Vaters, der ebenfalls Clarence hieß. Schon 1938 starb die Mutter, was für den berühmten Sohn ein schwerer Schicksalsschlag war. Aus Laverne wurde schließlich die Kurzform "Verne" geprägt und es entstand der Name, dem das Wrestling doch so unendlich viel zu verdanken hatte. Noch vor seinem Pro-Wrestling Debüt war Verne bereits ein ausgezeichneter Footballspieler und Amateurwrestler. Sogar mit olympischen Qualifikationen. Die ersten Schritte im Amateurringkampf erlernte er an der Robbinsdale High School, wo er dann den Minnesota High School Wrestling Title gewann. Um den Ausgleich zum Ringen zu finden, spielte Gagne hier auch Football. Im Juni 1943 kam er zur University of Minnesota in Minneapolis und avancierte zu einem der besten Ringer, die man dort je zu Gesicht bekam. Sein sportliches Talent erkannten viele Leute, die mit ihm oder gegen ihn kämpften. Vor allem zwei College Trainer der Universität verhalfen ihm zum Durchbruch - David Bartelma und Bernie Bierman. Es gab noch einen weiteren Wrestling-Trainer von Verne, sein Name Joe Pazandak. Joe war schon etwas länger im Business aktiv und wurde von Wrestler und NWA Promoter Tony Stecher zeitweise trainiert. Er besuchte auch die University of Minnessota. Ein Jahr später zeigte sich bereits, wie gut Verne als Amateurwrestler wirklich war: 1944 gewann er das Big Ten Tournament und am 18.03.1944 stand er im Finale des National AAU Tournaments, wo ihn Dr. Northrup pinnte.
Gagne schrieb sich nach dem AAU Turnier bei der US-Marine in El Toro, Kalifornien ein und spielte hier Football im Team von Dick Hanley. Mit ihm gewannen sie die Meisterschaft, den "All Service Champion El Toro Marines". Nach gut zwei Jahren kehrte Verne nach Minnesota zurück, um seinen Universitätsabschluss zu erreichen. Dies gelang ihm im Juni 1948. Die Saison 1947-48, 48-49 war besonders erfolgreich für Verne, was den Amateurringkampf betraf. Er kämpfte mittlerweile in der Heavyweight Division und gewann am 08.03.1947 das Big Ten Heavyweight Tournament. Im März 1948 besiegte er im Endkampf des großen NCAA Tournaments Leroy Alitz und holte sich damit seinen ersten NCAA Title (191 Pfund - Gewichtsklasse). Noch im selben Jahr ging es zu den Olympischen Spielen nach London, wo sich Verne, als inaktives Teammitglied, jedoch nicht beweisen konnte. Die Amateurlaufbahn war für Gagne äußerst lehrreich. Seine Bilanz kann sich sehen lassen: 4x Big Ten Champion, 2x NCAA Champion und 1x AAU Champion.
Football oder Pro-Wrestling? - vor dieser Entscheidung stand Verne Gagne 1949. Ein kurzes Gastspiel gab es bei den Green Bay Packers, wo er jedoch nur einen Monat lang spielte. Die mögliche Karriere im Team der National Football League schlug er aus, als ihn NWA Promoter Tony Stecher doch dazu bewegen konnte, ins Pro-Wrestling einzusteigen. Stecher, Gründungsmitglied der NWA und prominenter Veranstalter in Minnesota, hatte jetzt einen Mann für seine Promotion verpflichtet, dessen Potenzial schon am Anfang riesig war, dann aber noch größer werden sollte. Am 03.05.1949 schließlich debütierte Verne im Minneapolis Auditorium mit einem DQ-Sieg über Abe Kashey. Als Ringrichter setzte Stecher seinen besten Mitarbeiter ein, der mit Gagne jahrzehntelang verbunden blieb, Wally Karbo. Zwischen Gagne und Karbo entstand eine Geschäftsbeziehung, die dem Wrestling in Minnesota noch ungeahnte Erfolge bescheren sollte.
Zunächst zog es Gagne in Richtung Südwesten, in die Central States und zur Wrestling-Hochburg Chicago, wo ihn Promoter Fred Kohler, ab der Saison 1951-52, schon fast mit offenen Armen empfing. In Texas lernte Verne so einiges von Veteran Paul Boesch, der im Team von Houston-Promoter Morris Sigel arbeitete. Ein erster durchschlagender Erfolg war das Turnier um den vakanten NWA World Junior Heavyweight Title in Tulsa, Oklahoma. Am 13.11.1950 besiegte Gagne im Endkampf einen Favoriten aus den Central States, Sonny Myers. Verne konnte sich jetzt NWA World Junior Heavyweight Champion nennen. Ist die Schwergewichtsklasse bereits undurchsichtig gewesen, was die Titel betraf, so waren die Junior-, Light Heavyweight- und Middleweight Divisions nicht weniger komplizierter. Die Vakanz, vor Gagnes Sieg in Tulsa, wurde durch den schweren Autounfall des Vorgängers Leroy McGuirk verursacht. McGuirk verunglückte am 07.02.1950 so schwer, dass er auch auf seinem gesunden Auge erblindete. Das war insgesamt ein herber Schlag für die Szene, galt McGuirk doch als das Zugpferd der unteren Gewichtsklassen schlechthin. Doch Verne Gagne stand ihm im Nichts nach und verteidigte das Titelgold bis zum 19.11.1951, als er gegen ein weiteres "Schwergewicht" der Light-Junior Heavyweight Division verlor, Danny McShain.
1951 hatte man zwar schon einige Regionen, um als Champion aufzusteigen, doch alle Wege führten, früher oder später, nach Chicago. Dies war bei vielen bekannten Wrestlern der Fall, die zu Beginn der TV-Wrestling Ära debütierten. In Chicago "regierte" der äußerst erfolgreiche NWA Promoter Fred Kohler. Fred hielt die Augen auf, vor allem nach talentierten Junior Heavyweights. Da kam Gagne sozusagen gerade zur rechten Zeit. Ihre Verbindung zueinander glorifizierte sich als das perfekte Promoter-Wrestler Duo, was Verne enorme Erfolge bescherte. 1952 kam dann eine wichtige Wandlung mit Gagnes Aufstieg in die Heavyweight Division. Die Promoter pushten ihn sofort mit einer Fehde gegen NWA World Heavyweight Champion Lou Thesz. Im Januar 1952 trennten sich beide im Chicagoer Amphitheater zwar nur im Unentschieden, aber Eindruck hinterließ der Kampf trotzdem bei den rund 11.000 Zuschauern. Thesz empfand großen Respekt für Gagne. Die Fehde setzte sich fort und erlebte ihren nächsten Höhepunkt am 07.04.1953 in Boston, wo beide vor 8.000 Zuschauern ebenfalls nur ein Unentschieden erreichten. Nach diesem Match ging Gagnes Karriere steil nach oben. Kohler sendete seine Shows in Chicago auf WGN und dem Dumont-Network. Bereits ab der Saison 1951-52 erschien Verne, durch die Dumont-Ausstrahlungen, überregional im Fernsehen. Ein Push, den man anders hätte nicht besser erreichen können.
Ende August 1953 traf sich Kohler mit dem NWA Präsidenten Sam Muchnick, um über die Einführung eines "US-Title" zu verhandeln, der unabhängig vom NWA World Title sein sollte. Fiktion ist, dass dieser Titel bereits seit Anbeginn durch die NWA sanktioniert wurde. Als Favorit kam für Kohler nur sein Kassenschlager Verne Gagne in Frage. Muchnick gab zunächst die erhoffte Zustimmung und nach der NWA Konferenz, die vom 04. bis 06.09.1953 in Chicago stattfand, erschien Gagne als neuer US-Champion für das Dumont-Network. Das war nämlich die eigentliche Funktion des Titels. Kohler hatte ihn extra als Sondertrophäe für seine Fernsehshows auserkoren. Am 12.09.1953, nicht am 03.09., präsentierte Kohler den US-Title erstmals offiziell in den WGN Studios mit Verne Gagne als ersten Champion. Später hieß dieser Titel dann "NWA-United States Heavyweight Title (Chicago-Version)". Nach der Einführung kam es jedoch zu internen Problemen zwischen Kohler und Muchnick. Das NWA Board erkannte allmählich den durchschlagenden Erfolg von Gagne und sah Thesz' Image, als World Champion, gefährdet. Fred war es ziemlich egal, was andere Mitglieder in dieser Richtung dachten. Prompt bookte er Gagne trotzdem als US-Champion und ließ ihn im Dumont-Network zeitweise sogar als Anwärter auf den World Title ausrufen. Eine glatte Provokation für manche Promoter, die ihren lokalen Titel nicht einfach mal so stark pushen konnten. Aber Kohler war zu diesem Zeitpunkt nicht nur eines der einflussreichsten NWA Mitglieder, er war auch der stärkste Promoter überhaupt. Von daher ist es nicht besonders verwunderlich gewesen, dass er seine Vorhaben letztlich doch durchsetzte. Die internen Differenzen wischte Gagne für sich einfach von der Hand und verteidigte den Titel mal eben 31 Monate. Zwischen Oktober 1953 und März 1954 kämpfte er im Madison Square Garden in New York. Auch an der Ostküste zog er die Massen, was die Zuschauerzahlen doch deutlich sichtbar machten. Gagne entwickelte sich zum Publikumsliebling und Kassenschlager im gesamten Nordosten.
31 Monate als US-Champion bedeuteten einen riesigen Push, vor allem durch die Dumont-Ausstrahlungen. Verne hatte mit 30 bereits einen Status erreicht, den viele nicht mal in ihrer ganzen Karriere schafften. Am 07.04.1956 endete sein glorreicher Siegeszug vorerst, als ihn Wilbur Snyder in der Chicagoer Marigold Arena bezwang. Ein weiteres Highlight war dann auch das Tag Team Match im MSG am 04.02.1957. Vor einer Kulisse von 19.300 Fans besiegten Gagne und Antonino Rocca die ultimativen Heels Karl Von Hess und Hans Schmidt. Gut gegen Böse - nach diesem Konzept funktionierte Vieles im Wrestling und brachte speziell an dem Abend eine Rekordzuschauerzahl. So viel Interesse am Wrestling hatte der MSG seit der Jim Londos-Ära nicht mehr verzeichnet, wie ab der Saison 1956-57.
Während Gagne national durchstartete, machte sich in Minnesota ein Mann ans Werk, dem Verne viel zu verdanken hatte, Wally Karbo. Aber ihre lange Geschäftsbeziehung beruhte auf Gegenseitigkeit. 1952 verkaufte NWA Gründungsmitglied Tony Stecher 33% am "Minneapolis Boxing and Wrestling Club" an Karbo und seinen Sohn Dennis Stecher. Tony zog sich allmählich aus dem Wrestling zurück, das u.a. durch seine Präsenz im Mittleren Westen lange erfolgreich blieb. Karbo war bei der NWA Gründung im Juli 1948 als Repräsentant für Tony in Waterloo, Iowa dabei. Schon frühzeitig spielte dieser Mann eine wichtige Rolle als Matchmaker und Ringrichter. Was dann ferner ersichtlich wurde, war der steigende Einfluss von Karbo in Minnesota ab 1954. Vier Monate vor Tonys unerwarteten Tod kam es zur Umstrukturierung der Promotion: Karbo, Dennis und Leona Stecher teilten sich zunächst die geschäftlichen Anteile. Im Oktober 1954 starb Tony Stecher und das Business ging an Wally und Dennis über. Gerade Dennis Stecher war noch ein paar Jahre für die Promotion aktiv. Er fungierte sogar als NWA Board Director. Nun blieb Vernes Einfluss bis Ende der 50er Jahre im Minnesota-Zirkel eher gering, weil er schlichtweg mehr als Wrestler aktiv war. Dies sollte sich nach dem Title-Match Lou Thesz vs. Edouard Carpentier aber massiv ändern.
Im Juni 1957 kam der berüchtigte Kampf zwischen NWA World Heavyweight Champion Lou Thesz und Edouard Carpentier in Chicago. Was einige als die grandiose Begegnung bezeichneten, entpuppte sich danach schnell als Desaster für die gesamte Szene in Nordamerika. Thesz verlor durch DQ und einige NWA Promoter pochten darauf, dass nun Carpentier der neue Champion sei. Allerdings konnte nach den Regeln der NWA schon damals kein Titel durch DQ oder No-Contest wechseln. Die Spaltung der Allianz begann, als sich zuerst die Bowser-Quinn Gruppe in Boston vom regulären Champion Lou Thesz abkehrte und Carpentier zum World Heavyweight Champion erhob. Carpentier war die Schlüsselfigur nicht nur an der Ostküste, sondern auch für Karbo und Gagne in Minneapolis. Er wurde 71 Tage, bis August 1957, als offizieller NWA Champion gebookt. Und das selbst von Sam Muchnick, der seinen Status als Champion im Nachhinein aber leugnete. Man habe Carpentier nie wirklich anerkannt. Am 09.08.1958 besiegte Gagne im Omaha Municipal Stadium den als Gegenchampion für Thesz und Dick Hutton eingesetzten Edouard Carpentier. Dieser Sieg von Verne begünstigte den Aufbau der AWA maßgeblich, was dann auch zwei Jahre später deutlich wurde. Man nutzte die „Carpentier lineage" aus, um eigene Titel zu kreieren. Der Gagne-Karbo Gruppierung trat auch Promoter Joe Dusek aus Omaha, Nebraska bei, der sein Business gerade ein Jahr vor Vernes grandiosem Sieg gestartet hatte. Zwischen dem Minneapolis und Omaha Office entstand eine enge Zusammenarbeit, die sich auch darin zeigte, dass man gegenseitig Wrestler austauschte oder gemeinsam bookte.
1959 dann das Jahr in dem Verne vollends an Einfluss gewinnen konnte. Dennis Stecher, der bisherige Hauptteilhaber vom Minneapolis Boxing and Wrestling Club, trat als Promoter zurück und verkaufte seine Rechte an das Karbo-Gagne Duo. Soweit die geschäftliche Seite, aber viel wichtiger war eigentlich die Frage, warum Verne keine Chance auf den NWA World Heavyweight Title bekam. Ein Grund war, dass sich das NWA Board 1957 für Dick Hutton als potenziellen Herausforderer entschied. Hutton überzeugte einige einflussreiche Promoter aber nicht, erhielt aber trotzdem im November 1957 ein Title-Match gegen Thesz zugesprochen, das er dann gewann. Doch Hutton zog nicht in Chicago und auch nicht im Minnesota Revier. Hier gab es schon seit Jahren nur einen ultimativen Favoriten, Verne Gagne. Karbo kritisierte die Vorgehensweise der NWA bereits seit einigen Jahren. Schon 1952 bezeichnete die Chicago Tribune Verne als "Outstanding Professional Wrestler of 1952". Ein wichtiges Zeichen, wie viel Potenzial man in Gagne sah, war dann ein Votum für den Herausforderer auf den World Title im März 1953. 10 NWA Mitglieder entschieden, dass Verne der Nr. 1 Herausforderer sein sollte. Er kam sogar noch vor Killer Kowalski und Antonino Rocca, die sich ebenfalls starb etabliert hatten. Aber es blieb nur bei diesem Votum, welches sich danach auch wieder in Luft auflöste. Verne bekam nie wirklich eine Chance in jenen Jahren. Den erhofften Push erhielt stattdessen Pat O'Connor. Im Januar 1959 siegte O'Connor über Dick Hutton und konnte sich nun als neuer NWA World Heavyweight Champion feiern lassen.
Nach dem Ausstieg von Dennis Stecher 1959 war es immer ersichtlicher, dass sich eine neue Liga mit Hauptsitz in Minneapolis formieren würde. Gagne stand an der Spitze einer Gruppe, die ihre eigenen Titel und Richtlinien haben wollte. Lange Zeit ist der Gründungsprozess der American Wrestling Association (AWA) als generelle Abspaltung von der NWA dargestellt worden. Es war jedoch in Wirklichkeit keine Rivalität, aber durchaus eine ernstzunehmende Konkurrenz, die da unter Karbo und Gagne entstand. Im Mai 1960 proklamierten sie O'Connor zum ersten AWA World Heavyweight Champion. Den scheinbaren Split von der NWA packte man in eine Storyline, die so aussah, dass O'Connor innerhalb von 90 Tagen "seinen" Titel gegen Gagne verteidigen müsse. Natürlich verstrich diese Zeit ohne Title-Match, was dann zur Abspaltung führte und somit Gagne am 16.08.1960 schließlich der neue AWA World Heavyweight Champion wurde. Diese AWA Version war jedoch fälschlicherweise nicht die erste Auflage, wie sie manch einer betrachtete. Es gab mehrere Versionen und die erste gründete Boston-Promoter Paul Bowser Ende der 20er Jahre. In den 50er Jahren gab es dann noch die AWA Version der Leonard Schwartz-Ray Fabiani Gruppe in Chicago und die der Johnny Dolye-Jim Barnett-Roy Shire-Balk Estes Gruppe. Interessant zu sehen ist, dass es eine Zusammenarbeit zwischen den AWA und NWA Territorien gab. Die Offiziellen aus Minnesota waren häufiger bei NWA Meetings anwesend. Die Einführung eines eigenen Titels war also nicht mit einer gänzlichen Abschottung zum anderen Lager verknüpft, auch wenn das nicht so offensichtlich war.
Gagnes Titel galt noch nicht im Nebraska-Revier, weil Promoter Joe Dusek einen eigenen World Title sanktionierte. Nun begann eine ganze Reihe an Fehden, die sich vollends um Verne drehten. Ein Herausforderer nachdem anderen kam. Am 16.09.1961 bezwang er zunächst Don Leo Jonathan um den Nebraska World Title. Gagne war jetzt doppelter Champion (AWA und Nebraska). Das Verwirrspiel ging danach aber erst richtig los, als die Fehde mit Fritz Von Erich und Crusher Lisowski startete. Ein ständiges Hin und Her auf beiden Seiten, wodurch viele grandiose Titelkämpfe entstanden. Von Erich besiegte Gagne am 31.07.1962 in Omaha zunächst um die Nebraska Version, die sich Verne allerdings am 25.08.1962 wieder zurückholte. Letzteres war ein Cage-Match. Nun kam noch Crusher Lisowski dazu. Lisowski besiegte Gagne am 15.02.1963 um den Nebraska World Title. Die AWA Version verlor Verne dann auch noch an den Crusher am 09.07.1963 ausgerechnet in Minneapolis. Der Crusher hatte kurzzeitig beide Versionen. Doch während dieser heißen Fehde wusste jeder Insider, dass das nicht lange andauern konnte.
Der heiße Sommer 1963 - so könnte man die AWA Geschichte in dem Jahr knapp zusammenfassen. Fritz Von Erich meldete sich zurück und die nächste Matchserie gegen Gagne startete. Lisowski verlor beide Versionen am 20. Juli in Minneapolis an Verne. Von Erich holte sich jedoch am 27. Juli beide Titel, als er Gagne in Omaha bezwang. Danach ging Verne auf Titeljagd, die sogar bis Amarillo, Texas ging. Im West Texas-Zirkel von Karl Sarpolis und Dory Funk Sr. bestritt Gagne am 08. August 1963 den mit Spannung erwarteten Titelkampf gegen Fritz Von Erich. Der Texaner Von Erich unterlag und die AWA Version ging an Verne zurück. Die verwirrende Fehde fand ihr Ende mit dem Title Unification Match am 07.09.1963. AWA World Champion Verne Gagne besiegte in Omaha den Nebraska World Champion Fritz Von Erich. Eines der wichtigsten Matches für Verne, da er nun ein vereinigter Champion war. Joe Dusek, der verantwortliche Promoter von Nebraska, korrespondierte danach stärker mit der AWA und stellte seinen World Title ein. Die beiden Territorien arbeiteten insgesamt sehr gut zusammen. Karriere-Highlights im Leben von Verne Gagne gab es sehr viele und sie alle zu nennen, ist fast unmöglich. Zu seinen größten Erfolgen zählten: 5-facher AWA World Tag Team Champion, Gewinner von zwei Police Gazette Trophäen und natürlich seine unglaubliche Titelserie in der AWA bis 1981. Gagne war insgesamt 10-facher World Heavyweight Champion seiner eigenen Promotion. Den AWA Titel verteidigte er von 1968 bis 75 am Stück. Aber Verne war auch der erste Titelträger, der sein Gold innerhalb eines Jahres in Europa und Japan verteidigte. In Madrid bezwang er Hercules Cortez und in Japan führte eine Tournee 1970 dazu, dass die IWE Promotion fortan mit der AWA korrespondierte. Ab 1980 gab es dann auch eine Zusammenarbeit mit All-Japan Pro Wrestling (AJPW).
Am 18.07.1980 bestritt Verne Gagne im altehrwürdigen Comiskey Park in Chicago das bekannte AWA World Title Match gegen seinen Schützling Nick Bockwinkel. Nick unterlag vor 25.000 Zuschauern und Verne gewann zum letzten Mal "seinen" Titel. Der Abschied als aktiver Pro-Wrestler von der Ringbühne kam im Mai 1981. Verne übergab das Titelgold an Nick Bockwinkel. Das Ende einer Karriere - so war es, aber nur die im Ring. Für die nächsten 10 Jahre blieb Gagne noch vielseitig aktiv. Promoter, Matchmaker, Trainer - er war einfach alles in einer Person. Verne trainierte und förderte viele bekannte Wrestler in seiner ebenso bekannten Schule, dazu zählen: Rick Martel, Hulk Hogan, Vader, Stan Hansen, Bob Backlund, Bruiser Brody, Ric Flair, Mr. Perfect und natürlich sein Sohn Greg Gagne. Aber das ist nur eine kleine Auswahl gewesen.
Die Glanzzeit der AWA waren die 60er, 70er und frühen 80er Jahre. Ihr Hauptsitz befand sich jahrelang im Dyckman Hotel in Minneapolis, von wo aus Gagne und Karbo ihr grandioses Business steuerten. Ab 1963 hatte man dann im Amerikanischen Wrestling das Szenario der "Big Three", als sich die WWWF, nach der NWA und AWA, formierte. Während Vincent James McMahon den Nordosten kontrollierte, war Vernes AWA im Midwest-Zirkel sehr erfolgreich. Später erfolgte sogar noch eine Ausweitung des Geschäfts auf Teile in Kanada. Gagne war stets bemüht darum, auch außerhalb des Minnesota-Zirkels, seine AWA gut zu repräsentieren. Nach dem Rücktritt seines einstigen Förderers Fred Kohler, im November 1965, engagierte sich Verne auch in der alten Wrestling-Hochburg Chicago. Er, Dick the Bruiser und Wilbur Snyder übernahmen Kohlers Business und teilten sich den Chicago Wrestling Club geschäftlich auf. Die Kohler Enterprises machte am 12.11.1965 komplett dicht. 1976 kaufte Gagne auch Anteile am grandiosen St. Louis Wrestling Club. Das Business teilte er sich dort mit Pat O'Connor, Harley Race, Bob Geigel und Sam Muchnicks Schützling, Larry Matysik.
Anfang der 80er Jahre bekam die AWA ernsthafte Konkurrenz durch die Titan Sports, Inc. von Vincent Kennedy McMahon, die ab 1982 auch offiziell die Rechte der WWF besaß. Mehrere Promoter, einige davon noch aus der alten NWA Garde, schlossen sich zu einem Konsortium zusammen - Pro Wrestling USA. Diese "Anti WWF Gruppierung" war das Resultat einer Konferenz 1984 im O'Hare Hilton Hotel in Chicago. Verne Gagne und Jim Crockett Jr. standen so an der Spitze. Weitere Mitglieder waren: Eddie Graham, Jerry Jarrett, Bill Watts, Bob Geigel, Ole Anderson, Gary Juster und Eddie Einhorn. Für kurze Zeit gelang es Pro Wrestling USA ein paar gute Shows zu veranstalten, die teils sogar erstaunlichen Zulauf hatten. Möglich war dies vor allem auch durch die Fernsehausstrahlungen, die Eddie Einhorn etwa auf Kanal 11 WPIX in New York organisierte. Aber realistisch betrachtet konnte man die WWF bereits 1984/85 nicht mehr überbieten. Geschweige denn aus dem Business vertreiben. So scheiterte Pro Wrestling USA zwangsläufig und das auch an den Eigeninteressen der Mitglieder. Eine engere Zusammenarbeit, wie zu alten NWA Zeiten, war einfach nicht mehr spürbar.
1985 zog sich auch Wally Karbo aus der AWA zurück. Die letzten Jahre unter Gagne machten dann deutlich, dass die Tradition der Moderne weichen musste. Verne konnte seine Talente nicht mehr halten und viele, wie Hulk Hogan, wanderten ab. Letztlich war es auch die Fixierung auf seinen Sohn Greg Gagne, die zum Gewinneinbruch und Zuschauerrückgang führte. Greg sollte unbedingt ein würdiger Nachfolger werden. Aber die "Nachahmung" seines berühmten Vaters hat ja nie funktioniert, wie wir heute wissen. Gegen den stetigen Ausbau des WWF Formats kam Gagne nicht mehr an. Als dann der Sportchannel auch noch die Fernsehausstrahlungen aus Minneapolis einstellte, stand das Ende, nach über 30 Jahren, vor der Tür. 1991 schloss Verne Gagne die Pforten und trat als Promoter zurück. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits 43 Jahre im Business aktiv. 2002 starb Vernes Frau Mary Ardith Marxen-Gagne, die ihm vier Kinder schenkte. Ein schwerer Schlag für den einstigen großen Champion.
Aber noch einmal durfte er zurück auf die Ringbühne, die er über Jahrzehnte dominierte. 2006 wurde Verne Gagne in die [lexicon]WWE Hall of Fame[/lexicon] aufgenommen. Standing Ovations hieß es, als ihn sein Sohn Greg ankündigte. Verne erschien und erhob noch einmal die Hand in Richtung seiner Fans. Der feierliche Abgang einer großen Persönlichkeit im Wrestling. Bei ihm machte sich nach 2006 seine fortschreitende Demenz bemerkbar. Er lebt heute zurückgezogen in einem Pflegeheim. Verne Gagne hat über Jahrzehnte das Pro-Wrestling maßgeblich beeinflusst. Er war einer der ganz Großen im Ring und bleibt deshalb auch für immer eine Legende.
[Bild: http://www.wwf4ever.de/team/ronald/Verne Gagne.jpg]
Auf dem Höhepunkt seines Erfolgs, als Wrestler und Promoter, steuerte Verne Gagne eine der größten und bedeutendsten Ligen weltweit. Sein Name ist für immer verbunden mit der bekannten AWA in Minnesota, die er und Wally Karbo 1960 gründeten. Gagne hat sich darüber hinaus auch als Trainer bewährt. Viele bekannte Wrestler starteten bei der AWA ihre Karriere und sind heute noch weltweit unterwegs. In fast allen von ihnen hat Verne Gagne seine Spuren hinterlassen. 2006 betrat er zum letzten Mal die Bühne des Wrestlings, um in die [lexicon]WWE Hall of Fame[/lexicon] aufgenommen zu werden.
Karriere und Herkunft spiegeln sich im Leben von Verne Gagne sehr gut wieder. Am 26.02.1926 brachte Elsie Gagne ihren zweiten Sohn Laverne Clarence Gagne in Robbinsdale, Minnesota zur Welt. Der zweite Name entsprach dem des Vaters, der ebenfalls Clarence hieß. Schon 1938 starb die Mutter, was für den berühmten Sohn ein schwerer Schicksalsschlag war. Aus Laverne wurde schließlich die Kurzform "Verne" geprägt und es entstand der Name, dem das Wrestling doch so unendlich viel zu verdanken hatte. Noch vor seinem Pro-Wrestling Debüt war Verne bereits ein ausgezeichneter Footballspieler und Amateurwrestler. Sogar mit olympischen Qualifikationen. Die ersten Schritte im Amateurringkampf erlernte er an der Robbinsdale High School, wo er dann den Minnesota High School Wrestling Title gewann. Um den Ausgleich zum Ringen zu finden, spielte Gagne hier auch Football. Im Juni 1943 kam er zur University of Minnesota in Minneapolis und avancierte zu einem der besten Ringer, die man dort je zu Gesicht bekam. Sein sportliches Talent erkannten viele Leute, die mit ihm oder gegen ihn kämpften. Vor allem zwei College Trainer der Universität verhalfen ihm zum Durchbruch - David Bartelma und Bernie Bierman. Es gab noch einen weiteren Wrestling-Trainer von Verne, sein Name Joe Pazandak. Joe war schon etwas länger im Business aktiv und wurde von Wrestler und NWA Promoter Tony Stecher zeitweise trainiert. Er besuchte auch die University of Minnessota. Ein Jahr später zeigte sich bereits, wie gut Verne als Amateurwrestler wirklich war: 1944 gewann er das Big Ten Tournament und am 18.03.1944 stand er im Finale des National AAU Tournaments, wo ihn Dr. Northrup pinnte.
Gagne schrieb sich nach dem AAU Turnier bei der US-Marine in El Toro, Kalifornien ein und spielte hier Football im Team von Dick Hanley. Mit ihm gewannen sie die Meisterschaft, den "All Service Champion El Toro Marines". Nach gut zwei Jahren kehrte Verne nach Minnesota zurück, um seinen Universitätsabschluss zu erreichen. Dies gelang ihm im Juni 1948. Die Saison 1947-48, 48-49 war besonders erfolgreich für Verne, was den Amateurringkampf betraf. Er kämpfte mittlerweile in der Heavyweight Division und gewann am 08.03.1947 das Big Ten Heavyweight Tournament. Im März 1948 besiegte er im Endkampf des großen NCAA Tournaments Leroy Alitz und holte sich damit seinen ersten NCAA Title (191 Pfund - Gewichtsklasse). Noch im selben Jahr ging es zu den Olympischen Spielen nach London, wo sich Verne, als inaktives Teammitglied, jedoch nicht beweisen konnte. Die Amateurlaufbahn war für Gagne äußerst lehrreich. Seine Bilanz kann sich sehen lassen: 4x Big Ten Champion, 2x NCAA Champion und 1x AAU Champion.
Football oder Pro-Wrestling? - vor dieser Entscheidung stand Verne Gagne 1949. Ein kurzes Gastspiel gab es bei den Green Bay Packers, wo er jedoch nur einen Monat lang spielte. Die mögliche Karriere im Team der National Football League schlug er aus, als ihn NWA Promoter Tony Stecher doch dazu bewegen konnte, ins Pro-Wrestling einzusteigen. Stecher, Gründungsmitglied der NWA und prominenter Veranstalter in Minnesota, hatte jetzt einen Mann für seine Promotion verpflichtet, dessen Potenzial schon am Anfang riesig war, dann aber noch größer werden sollte. Am 03.05.1949 schließlich debütierte Verne im Minneapolis Auditorium mit einem DQ-Sieg über Abe Kashey. Als Ringrichter setzte Stecher seinen besten Mitarbeiter ein, der mit Gagne jahrzehntelang verbunden blieb, Wally Karbo. Zwischen Gagne und Karbo entstand eine Geschäftsbeziehung, die dem Wrestling in Minnesota noch ungeahnte Erfolge bescheren sollte.
Zunächst zog es Gagne in Richtung Südwesten, in die Central States und zur Wrestling-Hochburg Chicago, wo ihn Promoter Fred Kohler, ab der Saison 1951-52, schon fast mit offenen Armen empfing. In Texas lernte Verne so einiges von Veteran Paul Boesch, der im Team von Houston-Promoter Morris Sigel arbeitete. Ein erster durchschlagender Erfolg war das Turnier um den vakanten NWA World Junior Heavyweight Title in Tulsa, Oklahoma. Am 13.11.1950 besiegte Gagne im Endkampf einen Favoriten aus den Central States, Sonny Myers. Verne konnte sich jetzt NWA World Junior Heavyweight Champion nennen. Ist die Schwergewichtsklasse bereits undurchsichtig gewesen, was die Titel betraf, so waren die Junior-, Light Heavyweight- und Middleweight Divisions nicht weniger komplizierter. Die Vakanz, vor Gagnes Sieg in Tulsa, wurde durch den schweren Autounfall des Vorgängers Leroy McGuirk verursacht. McGuirk verunglückte am 07.02.1950 so schwer, dass er auch auf seinem gesunden Auge erblindete. Das war insgesamt ein herber Schlag für die Szene, galt McGuirk doch als das Zugpferd der unteren Gewichtsklassen schlechthin. Doch Verne Gagne stand ihm im Nichts nach und verteidigte das Titelgold bis zum 19.11.1951, als er gegen ein weiteres "Schwergewicht" der Light-Junior Heavyweight Division verlor, Danny McShain.
1951 hatte man zwar schon einige Regionen, um als Champion aufzusteigen, doch alle Wege führten, früher oder später, nach Chicago. Dies war bei vielen bekannten Wrestlern der Fall, die zu Beginn der TV-Wrestling Ära debütierten. In Chicago "regierte" der äußerst erfolgreiche NWA Promoter Fred Kohler. Fred hielt die Augen auf, vor allem nach talentierten Junior Heavyweights. Da kam Gagne sozusagen gerade zur rechten Zeit. Ihre Verbindung zueinander glorifizierte sich als das perfekte Promoter-Wrestler Duo, was Verne enorme Erfolge bescherte. 1952 kam dann eine wichtige Wandlung mit Gagnes Aufstieg in die Heavyweight Division. Die Promoter pushten ihn sofort mit einer Fehde gegen NWA World Heavyweight Champion Lou Thesz. Im Januar 1952 trennten sich beide im Chicagoer Amphitheater zwar nur im Unentschieden, aber Eindruck hinterließ der Kampf trotzdem bei den rund 11.000 Zuschauern. Thesz empfand großen Respekt für Gagne. Die Fehde setzte sich fort und erlebte ihren nächsten Höhepunkt am 07.04.1953 in Boston, wo beide vor 8.000 Zuschauern ebenfalls nur ein Unentschieden erreichten. Nach diesem Match ging Gagnes Karriere steil nach oben. Kohler sendete seine Shows in Chicago auf WGN und dem Dumont-Network. Bereits ab der Saison 1951-52 erschien Verne, durch die Dumont-Ausstrahlungen, überregional im Fernsehen. Ein Push, den man anders hätte nicht besser erreichen können.
Ende August 1953 traf sich Kohler mit dem NWA Präsidenten Sam Muchnick, um über die Einführung eines "US-Title" zu verhandeln, der unabhängig vom NWA World Title sein sollte. Fiktion ist, dass dieser Titel bereits seit Anbeginn durch die NWA sanktioniert wurde. Als Favorit kam für Kohler nur sein Kassenschlager Verne Gagne in Frage. Muchnick gab zunächst die erhoffte Zustimmung und nach der NWA Konferenz, die vom 04. bis 06.09.1953 in Chicago stattfand, erschien Gagne als neuer US-Champion für das Dumont-Network. Das war nämlich die eigentliche Funktion des Titels. Kohler hatte ihn extra als Sondertrophäe für seine Fernsehshows auserkoren. Am 12.09.1953, nicht am 03.09., präsentierte Kohler den US-Title erstmals offiziell in den WGN Studios mit Verne Gagne als ersten Champion. Später hieß dieser Titel dann "NWA-United States Heavyweight Title (Chicago-Version)". Nach der Einführung kam es jedoch zu internen Problemen zwischen Kohler und Muchnick. Das NWA Board erkannte allmählich den durchschlagenden Erfolg von Gagne und sah Thesz' Image, als World Champion, gefährdet. Fred war es ziemlich egal, was andere Mitglieder in dieser Richtung dachten. Prompt bookte er Gagne trotzdem als US-Champion und ließ ihn im Dumont-Network zeitweise sogar als Anwärter auf den World Title ausrufen. Eine glatte Provokation für manche Promoter, die ihren lokalen Titel nicht einfach mal so stark pushen konnten. Aber Kohler war zu diesem Zeitpunkt nicht nur eines der einflussreichsten NWA Mitglieder, er war auch der stärkste Promoter überhaupt. Von daher ist es nicht besonders verwunderlich gewesen, dass er seine Vorhaben letztlich doch durchsetzte. Die internen Differenzen wischte Gagne für sich einfach von der Hand und verteidigte den Titel mal eben 31 Monate. Zwischen Oktober 1953 und März 1954 kämpfte er im Madison Square Garden in New York. Auch an der Ostküste zog er die Massen, was die Zuschauerzahlen doch deutlich sichtbar machten. Gagne entwickelte sich zum Publikumsliebling und Kassenschlager im gesamten Nordosten.
31 Monate als US-Champion bedeuteten einen riesigen Push, vor allem durch die Dumont-Ausstrahlungen. Verne hatte mit 30 bereits einen Status erreicht, den viele nicht mal in ihrer ganzen Karriere schafften. Am 07.04.1956 endete sein glorreicher Siegeszug vorerst, als ihn Wilbur Snyder in der Chicagoer Marigold Arena bezwang. Ein weiteres Highlight war dann auch das Tag Team Match im MSG am 04.02.1957. Vor einer Kulisse von 19.300 Fans besiegten Gagne und Antonino Rocca die ultimativen Heels Karl Von Hess und Hans Schmidt. Gut gegen Böse - nach diesem Konzept funktionierte Vieles im Wrestling und brachte speziell an dem Abend eine Rekordzuschauerzahl. So viel Interesse am Wrestling hatte der MSG seit der Jim Londos-Ära nicht mehr verzeichnet, wie ab der Saison 1956-57.
Während Gagne national durchstartete, machte sich in Minnesota ein Mann ans Werk, dem Verne viel zu verdanken hatte, Wally Karbo. Aber ihre lange Geschäftsbeziehung beruhte auf Gegenseitigkeit. 1952 verkaufte NWA Gründungsmitglied Tony Stecher 33% am "Minneapolis Boxing and Wrestling Club" an Karbo und seinen Sohn Dennis Stecher. Tony zog sich allmählich aus dem Wrestling zurück, das u.a. durch seine Präsenz im Mittleren Westen lange erfolgreich blieb. Karbo war bei der NWA Gründung im Juli 1948 als Repräsentant für Tony in Waterloo, Iowa dabei. Schon frühzeitig spielte dieser Mann eine wichtige Rolle als Matchmaker und Ringrichter. Was dann ferner ersichtlich wurde, war der steigende Einfluss von Karbo in Minnesota ab 1954. Vier Monate vor Tonys unerwarteten Tod kam es zur Umstrukturierung der Promotion: Karbo, Dennis und Leona Stecher teilten sich zunächst die geschäftlichen Anteile. Im Oktober 1954 starb Tony Stecher und das Business ging an Wally und Dennis über. Gerade Dennis Stecher war noch ein paar Jahre für die Promotion aktiv. Er fungierte sogar als NWA Board Director. Nun blieb Vernes Einfluss bis Ende der 50er Jahre im Minnesota-Zirkel eher gering, weil er schlichtweg mehr als Wrestler aktiv war. Dies sollte sich nach dem Title-Match Lou Thesz vs. Edouard Carpentier aber massiv ändern.
Im Juni 1957 kam der berüchtigte Kampf zwischen NWA World Heavyweight Champion Lou Thesz und Edouard Carpentier in Chicago. Was einige als die grandiose Begegnung bezeichneten, entpuppte sich danach schnell als Desaster für die gesamte Szene in Nordamerika. Thesz verlor durch DQ und einige NWA Promoter pochten darauf, dass nun Carpentier der neue Champion sei. Allerdings konnte nach den Regeln der NWA schon damals kein Titel durch DQ oder No-Contest wechseln. Die Spaltung der Allianz begann, als sich zuerst die Bowser-Quinn Gruppe in Boston vom regulären Champion Lou Thesz abkehrte und Carpentier zum World Heavyweight Champion erhob. Carpentier war die Schlüsselfigur nicht nur an der Ostküste, sondern auch für Karbo und Gagne in Minneapolis. Er wurde 71 Tage, bis August 1957, als offizieller NWA Champion gebookt. Und das selbst von Sam Muchnick, der seinen Status als Champion im Nachhinein aber leugnete. Man habe Carpentier nie wirklich anerkannt. Am 09.08.1958 besiegte Gagne im Omaha Municipal Stadium den als Gegenchampion für Thesz und Dick Hutton eingesetzten Edouard Carpentier. Dieser Sieg von Verne begünstigte den Aufbau der AWA maßgeblich, was dann auch zwei Jahre später deutlich wurde. Man nutzte die „Carpentier lineage" aus, um eigene Titel zu kreieren. Der Gagne-Karbo Gruppierung trat auch Promoter Joe Dusek aus Omaha, Nebraska bei, der sein Business gerade ein Jahr vor Vernes grandiosem Sieg gestartet hatte. Zwischen dem Minneapolis und Omaha Office entstand eine enge Zusammenarbeit, die sich auch darin zeigte, dass man gegenseitig Wrestler austauschte oder gemeinsam bookte.
1959 dann das Jahr in dem Verne vollends an Einfluss gewinnen konnte. Dennis Stecher, der bisherige Hauptteilhaber vom Minneapolis Boxing and Wrestling Club, trat als Promoter zurück und verkaufte seine Rechte an das Karbo-Gagne Duo. Soweit die geschäftliche Seite, aber viel wichtiger war eigentlich die Frage, warum Verne keine Chance auf den NWA World Heavyweight Title bekam. Ein Grund war, dass sich das NWA Board 1957 für Dick Hutton als potenziellen Herausforderer entschied. Hutton überzeugte einige einflussreiche Promoter aber nicht, erhielt aber trotzdem im November 1957 ein Title-Match gegen Thesz zugesprochen, das er dann gewann. Doch Hutton zog nicht in Chicago und auch nicht im Minnesota Revier. Hier gab es schon seit Jahren nur einen ultimativen Favoriten, Verne Gagne. Karbo kritisierte die Vorgehensweise der NWA bereits seit einigen Jahren. Schon 1952 bezeichnete die Chicago Tribune Verne als "Outstanding Professional Wrestler of 1952". Ein wichtiges Zeichen, wie viel Potenzial man in Gagne sah, war dann ein Votum für den Herausforderer auf den World Title im März 1953. 10 NWA Mitglieder entschieden, dass Verne der Nr. 1 Herausforderer sein sollte. Er kam sogar noch vor Killer Kowalski und Antonino Rocca, die sich ebenfalls starb etabliert hatten. Aber es blieb nur bei diesem Votum, welches sich danach auch wieder in Luft auflöste. Verne bekam nie wirklich eine Chance in jenen Jahren. Den erhofften Push erhielt stattdessen Pat O'Connor. Im Januar 1959 siegte O'Connor über Dick Hutton und konnte sich nun als neuer NWA World Heavyweight Champion feiern lassen.
Nach dem Ausstieg von Dennis Stecher 1959 war es immer ersichtlicher, dass sich eine neue Liga mit Hauptsitz in Minneapolis formieren würde. Gagne stand an der Spitze einer Gruppe, die ihre eigenen Titel und Richtlinien haben wollte. Lange Zeit ist der Gründungsprozess der American Wrestling Association (AWA) als generelle Abspaltung von der NWA dargestellt worden. Es war jedoch in Wirklichkeit keine Rivalität, aber durchaus eine ernstzunehmende Konkurrenz, die da unter Karbo und Gagne entstand. Im Mai 1960 proklamierten sie O'Connor zum ersten AWA World Heavyweight Champion. Den scheinbaren Split von der NWA packte man in eine Storyline, die so aussah, dass O'Connor innerhalb von 90 Tagen "seinen" Titel gegen Gagne verteidigen müsse. Natürlich verstrich diese Zeit ohne Title-Match, was dann zur Abspaltung führte und somit Gagne am 16.08.1960 schließlich der neue AWA World Heavyweight Champion wurde. Diese AWA Version war jedoch fälschlicherweise nicht die erste Auflage, wie sie manch einer betrachtete. Es gab mehrere Versionen und die erste gründete Boston-Promoter Paul Bowser Ende der 20er Jahre. In den 50er Jahren gab es dann noch die AWA Version der Leonard Schwartz-Ray Fabiani Gruppe in Chicago und die der Johnny Dolye-Jim Barnett-Roy Shire-Balk Estes Gruppe. Interessant zu sehen ist, dass es eine Zusammenarbeit zwischen den AWA und NWA Territorien gab. Die Offiziellen aus Minnesota waren häufiger bei NWA Meetings anwesend. Die Einführung eines eigenen Titels war also nicht mit einer gänzlichen Abschottung zum anderen Lager verknüpft, auch wenn das nicht so offensichtlich war.
Gagnes Titel galt noch nicht im Nebraska-Revier, weil Promoter Joe Dusek einen eigenen World Title sanktionierte. Nun begann eine ganze Reihe an Fehden, die sich vollends um Verne drehten. Ein Herausforderer nachdem anderen kam. Am 16.09.1961 bezwang er zunächst Don Leo Jonathan um den Nebraska World Title. Gagne war jetzt doppelter Champion (AWA und Nebraska). Das Verwirrspiel ging danach aber erst richtig los, als die Fehde mit Fritz Von Erich und Crusher Lisowski startete. Ein ständiges Hin und Her auf beiden Seiten, wodurch viele grandiose Titelkämpfe entstanden. Von Erich besiegte Gagne am 31.07.1962 in Omaha zunächst um die Nebraska Version, die sich Verne allerdings am 25.08.1962 wieder zurückholte. Letzteres war ein Cage-Match. Nun kam noch Crusher Lisowski dazu. Lisowski besiegte Gagne am 15.02.1963 um den Nebraska World Title. Die AWA Version verlor Verne dann auch noch an den Crusher am 09.07.1963 ausgerechnet in Minneapolis. Der Crusher hatte kurzzeitig beide Versionen. Doch während dieser heißen Fehde wusste jeder Insider, dass das nicht lange andauern konnte.
Der heiße Sommer 1963 - so könnte man die AWA Geschichte in dem Jahr knapp zusammenfassen. Fritz Von Erich meldete sich zurück und die nächste Matchserie gegen Gagne startete. Lisowski verlor beide Versionen am 20. Juli in Minneapolis an Verne. Von Erich holte sich jedoch am 27. Juli beide Titel, als er Gagne in Omaha bezwang. Danach ging Verne auf Titeljagd, die sogar bis Amarillo, Texas ging. Im West Texas-Zirkel von Karl Sarpolis und Dory Funk Sr. bestritt Gagne am 08. August 1963 den mit Spannung erwarteten Titelkampf gegen Fritz Von Erich. Der Texaner Von Erich unterlag und die AWA Version ging an Verne zurück. Die verwirrende Fehde fand ihr Ende mit dem Title Unification Match am 07.09.1963. AWA World Champion Verne Gagne besiegte in Omaha den Nebraska World Champion Fritz Von Erich. Eines der wichtigsten Matches für Verne, da er nun ein vereinigter Champion war. Joe Dusek, der verantwortliche Promoter von Nebraska, korrespondierte danach stärker mit der AWA und stellte seinen World Title ein. Die beiden Territorien arbeiteten insgesamt sehr gut zusammen. Karriere-Highlights im Leben von Verne Gagne gab es sehr viele und sie alle zu nennen, ist fast unmöglich. Zu seinen größten Erfolgen zählten: 5-facher AWA World Tag Team Champion, Gewinner von zwei Police Gazette Trophäen und natürlich seine unglaubliche Titelserie in der AWA bis 1981. Gagne war insgesamt 10-facher World Heavyweight Champion seiner eigenen Promotion. Den AWA Titel verteidigte er von 1968 bis 75 am Stück. Aber Verne war auch der erste Titelträger, der sein Gold innerhalb eines Jahres in Europa und Japan verteidigte. In Madrid bezwang er Hercules Cortez und in Japan führte eine Tournee 1970 dazu, dass die IWE Promotion fortan mit der AWA korrespondierte. Ab 1980 gab es dann auch eine Zusammenarbeit mit All-Japan Pro Wrestling (AJPW).
Am 18.07.1980 bestritt Verne Gagne im altehrwürdigen Comiskey Park in Chicago das bekannte AWA World Title Match gegen seinen Schützling Nick Bockwinkel. Nick unterlag vor 25.000 Zuschauern und Verne gewann zum letzten Mal "seinen" Titel. Der Abschied als aktiver Pro-Wrestler von der Ringbühne kam im Mai 1981. Verne übergab das Titelgold an Nick Bockwinkel. Das Ende einer Karriere - so war es, aber nur die im Ring. Für die nächsten 10 Jahre blieb Gagne noch vielseitig aktiv. Promoter, Matchmaker, Trainer - er war einfach alles in einer Person. Verne trainierte und förderte viele bekannte Wrestler in seiner ebenso bekannten Schule, dazu zählen: Rick Martel, Hulk Hogan, Vader, Stan Hansen, Bob Backlund, Bruiser Brody, Ric Flair, Mr. Perfect und natürlich sein Sohn Greg Gagne. Aber das ist nur eine kleine Auswahl gewesen.
Die Glanzzeit der AWA waren die 60er, 70er und frühen 80er Jahre. Ihr Hauptsitz befand sich jahrelang im Dyckman Hotel in Minneapolis, von wo aus Gagne und Karbo ihr grandioses Business steuerten. Ab 1963 hatte man dann im Amerikanischen Wrestling das Szenario der "Big Three", als sich die WWWF, nach der NWA und AWA, formierte. Während Vincent James McMahon den Nordosten kontrollierte, war Vernes AWA im Midwest-Zirkel sehr erfolgreich. Später erfolgte sogar noch eine Ausweitung des Geschäfts auf Teile in Kanada. Gagne war stets bemüht darum, auch außerhalb des Minnesota-Zirkels, seine AWA gut zu repräsentieren. Nach dem Rücktritt seines einstigen Förderers Fred Kohler, im November 1965, engagierte sich Verne auch in der alten Wrestling-Hochburg Chicago. Er, Dick the Bruiser und Wilbur Snyder übernahmen Kohlers Business und teilten sich den Chicago Wrestling Club geschäftlich auf. Die Kohler Enterprises machte am 12.11.1965 komplett dicht. 1976 kaufte Gagne auch Anteile am grandiosen St. Louis Wrestling Club. Das Business teilte er sich dort mit Pat O'Connor, Harley Race, Bob Geigel und Sam Muchnicks Schützling, Larry Matysik.
Anfang der 80er Jahre bekam die AWA ernsthafte Konkurrenz durch die Titan Sports, Inc. von Vincent Kennedy McMahon, die ab 1982 auch offiziell die Rechte der WWF besaß. Mehrere Promoter, einige davon noch aus der alten NWA Garde, schlossen sich zu einem Konsortium zusammen - Pro Wrestling USA. Diese "Anti WWF Gruppierung" war das Resultat einer Konferenz 1984 im O'Hare Hilton Hotel in Chicago. Verne Gagne und Jim Crockett Jr. standen so an der Spitze. Weitere Mitglieder waren: Eddie Graham, Jerry Jarrett, Bill Watts, Bob Geigel, Ole Anderson, Gary Juster und Eddie Einhorn. Für kurze Zeit gelang es Pro Wrestling USA ein paar gute Shows zu veranstalten, die teils sogar erstaunlichen Zulauf hatten. Möglich war dies vor allem auch durch die Fernsehausstrahlungen, die Eddie Einhorn etwa auf Kanal 11 WPIX in New York organisierte. Aber realistisch betrachtet konnte man die WWF bereits 1984/85 nicht mehr überbieten. Geschweige denn aus dem Business vertreiben. So scheiterte Pro Wrestling USA zwangsläufig und das auch an den Eigeninteressen der Mitglieder. Eine engere Zusammenarbeit, wie zu alten NWA Zeiten, war einfach nicht mehr spürbar.
1985 zog sich auch Wally Karbo aus der AWA zurück. Die letzten Jahre unter Gagne machten dann deutlich, dass die Tradition der Moderne weichen musste. Verne konnte seine Talente nicht mehr halten und viele, wie Hulk Hogan, wanderten ab. Letztlich war es auch die Fixierung auf seinen Sohn Greg Gagne, die zum Gewinneinbruch und Zuschauerrückgang führte. Greg sollte unbedingt ein würdiger Nachfolger werden. Aber die "Nachahmung" seines berühmten Vaters hat ja nie funktioniert, wie wir heute wissen. Gegen den stetigen Ausbau des WWF Formats kam Gagne nicht mehr an. Als dann der Sportchannel auch noch die Fernsehausstrahlungen aus Minneapolis einstellte, stand das Ende, nach über 30 Jahren, vor der Tür. 1991 schloss Verne Gagne die Pforten und trat als Promoter zurück. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits 43 Jahre im Business aktiv. 2002 starb Vernes Frau Mary Ardith Marxen-Gagne, die ihm vier Kinder schenkte. Ein schwerer Schlag für den einstigen großen Champion.
Aber noch einmal durfte er zurück auf die Ringbühne, die er über Jahrzehnte dominierte. 2006 wurde Verne Gagne in die [lexicon]WWE Hall of Fame[/lexicon] aufgenommen. Standing Ovations hieß es, als ihn sein Sohn Greg ankündigte. Verne erschien und erhob noch einmal die Hand in Richtung seiner Fans. Der feierliche Abgang einer großen Persönlichkeit im Wrestling. Bei ihm machte sich nach 2006 seine fortschreitende Demenz bemerkbar. Er lebt heute zurückgezogen in einem Pflegeheim. Verne Gagne hat über Jahrzehnte das Pro-Wrestling maßgeblich beeinflusst. Er war einer der ganz Großen im Ring und bleibt deshalb auch für immer eine Legende.